@ ente90: Da ich in zwei Foren poste, ist imageshack guter Kompromiss. So schön ist die Grafik ja nicht.
12. Feindfahrt (02.03.41 - 18.03.41 )
Neuer Bootstyp IX B http://de.wikipedia.org/wiki/U-Boot-Klasse_IX
2. März 1941
Nach den langen und zähen Wochen an der AGRU-Front werden wir mit U-104 wieder den Frontbooten zugeteilt. Die Mannschaft und ich können es kaum erwarten dem Dienstbetrieb der Ausbildung zu entkommen.
Trotzdem kann ich nicht übersehen, dass es im Atlantik gefährlich geworden ist. Unsere Erfolge sind noch immer gut, aber zurückkehrende Kameraden berichten von verstärkter Luftüberwachung. Wir werden sehen, was unser neues Boot uns an Erfolgen beschert.
0623
Auslaufen aus unserem neuen Einsatzhafen Lorient. Wir werden in einen Quadranten westlich Gibraltars befohlen. Dort dürften wir auf verstärkte Abwehr treffen. Ich nehme an, dass wir mit unserem Langstreckenboot in weiter entfernteren Gebieten operieren werden. Dafür haben wir nun 22 Torpedos an Bord. Ich hoffe, wir werden sie brauchen.
5. März 1941
Erreichen Einsatzgebiet ohne Feindkontakt.
7. März 1941
1239
Krakau meldet eine einzelne Rauchwolke in 353 Grad mit Ostkurs in ca. 18 km Entfernung. Versuche mich zum Unterwasserangriff vorzusetzen
1555
Schieße den ersten Torpedo aus Rohr I auf eine Entfernung von 550 Metern. Tanker hat circa 4000 BRT und zackt nicht. 30 Sekunden später hören wir den Aufschlag, aber keine Detonation. Rohr II wird abgefeuert und der Torpedo trifft den kleinen Tanker tödlich.
Aufgrund der Fliegergefahr so nah vor Gibraltar setze ich mich unter Wasser ab.
1800
Wir bekommen ein neues Einsatzgebiet. CF 4667, westlich der Azoren.
8. März 1941
0814
Sahle sichtet einen Einzelfrachter direkt voraus. Wir setzen uns weit ab um ihn zu überholen, da wir auf gleichem Kurs liegen.
Um 1100 Uhr ist es dann soweit. Wir stehen unter Wasser an backbord des 10-11000 BRT großen Tankers und feuern einen Doppelfächer aus Rohr I und II. Nach dreißig Sekunden Laufzeit blowt der Tanker auf.
Wir tauchen auf und versuchen die wenigen Rettungsboote, die besetzt sind zu erreichen. Die Seeleute sind in einem erbärmlichen Zustand. Ich lasse Decken, Wasser und Zigaretten an Bord geben und zeige ihnen den Kurs zur afrikanischen Küste.
Mehr können und dürfen wir nicht tun.
Setzen unseren Marsch fort.
11. März 1941
Erreichen Patrouillengebiet und beginnen mit Suchkursen. Nördlich von uns wurde ein Geleit gemeldet, allerdings zu früh wieder verloren, sodass wir sehr viel Glück haben müssten, es zu finden.
12. März 1941
1600
Haben ein anderes Geleit auf Gegenkurs gesichtet. Es scheint leicht gesichert zu sein, aber ich will trotzdem kein Risiko eingehen und auf die Nacht warten, bevor wir angreifen.
1930
Es ist stockdunkel und wir haben uns direkt von vorne ins Geleit sacken lassen. Den beiden Eskorten konnten wir recht mühelos ausweichen.
Ich suche die großen Schiffe in den inneren Kolonnen. Die Sicht ist gering, aber Krakau macht zwei große Tanker aus, zwischen die ich mich setzen kann um aus Bug und Heckrohren zum Schuss zu kommen. Wir schieben uns langsam zwischen die beiden Schiffe. Als wir von beiden ca. 800 Meter ab stehen, gebe ich die Feuererlaubnis für Rohr I, II und V und VI. Alle Aale Treffen und Explosionen erhellen die Nacht. Wir drehen schnell ins Dunkle ab um nicht gesehen zu werden und suchen unser nächstes Ziel. Fast am Ende des Geleits sichten Sahle, der nun auch mit auf der Brücke steht, damit wir die Übersicht behalten können, einen 11.000 BRT Tanker, der in genau vor die Rohre läuft. Da heißt es nicht lange überlegen, sondern raus die Aale. Die Schüsse aus Rohr III und IV treffen mittschiffs uns plötzlich ist es so hell, dass wir auf der Brücke eine Zeitung lesen könnten.
Wir sind vorerst verschossen und nur die Hecktorpedos werden in absehbarer Zeit wieder nachgeladen sein.
Ich entscheide mich, am Ende des Geleits mitzulaufen um die Torpedos nachzuladen.
Während wir auf der Brücke nervös warten und die Heckraumbesatzung so schnell sie können die Rohre nachlädt, kommen die Eskorten uns oft verdächtig nahe. Sie scheinen gemerkt zu haben, wo wir sind, aber finden uns nicht in dieser Dunkelheit.
20 Minuten später sind beide Heckrohre nachgeladen und wir schließen von achtern wieder an das Geleit heran. Dies ist zwar unüblich, aber für ein umrunden des Geleits stehen die Eskorten zu ungünstig.
Wie stehen nun am letzen Schiff des Konvois. Ich will einen Zack nach Norden machen um besser an die großen Schiffe zu kommen. Krakau peilt mit der U-Bootzieloptik (UZO) auf das soeben passierte Schiff an achtern als ein greller Schrei ertönt. „Zerstörer direkt voraus. Circa 2000. Läuft auf uns zu. Bugwelle gut sichtbar!“
Mein Glas schwenkt vom Konvoi weg und ich sehe die wütende Bugwelle eines großen Zerstörers auf und zukommen. Es bleibt keine Wahl. „Krakau, Feuererlaubnis auf Heckziel aus Rohr V. Nach Schussabgabe Alarmtauchen. Brückenwache unter Deck!“
Nachdem I.WO Krakau den Schuss „aus dem Handgelenk geschüttelt hat“, gehen wir mit voller Fahrt in den Keller. Der Zerstörer schießt noch nicht und kommt nicht genau auf uns zu, aber wenn sie uns sichten, wäre es aufgetaucht aus mit uns.
Aus dem Horchraum kommt sofort die Meldung „Peilung. Zerstörer draht auf uns zu. Läuft an.“
Wir haben grade mal 100 Meter über uns als die Hölle losbricht. Die Welt versinkt in Lärm und Bewegung. Ich höre dumpfe Schreie und plötzlich ist es dunkel. „Notbeleuchtung an, verdammt!“, höre ich unseren LI Kramer zischeln.
Die rote Notbeleuchtung springt an und ich verlange Meldungen. „Bugraum klar, Zentrale klar, Heckraum klar.“ Keine Schäden im Boot. Wir drehen unserem Gegner das Heck zu und schon wird das zum Problem, was ich an der AGRU-Front schon erlebt habe. Der Typ IX dreht zu langsam. Wir navigieren wie mit einem Bus, statt eines Porsches, wie es unser Typ VII war.
„Zerstörer läuft an, Herr Kaleun. 180°.“
Wir hören die Schrauben mit dem bloßen Ohr. Ich versuche mit Hacken und äußerster Kraft aus dem Gefahrenbereich zu kommen, aber der Zerstörer scheint mitzudrehen.
„Wasserbomben abgeworfen!“
Das wars, das kann das Boot nicht aushalten. Die Schläge sind unmenschlich.
„Funkgerät ausgefallen!“; „Bugtiefenruder ausgefallen“; „Bugausstiegslug macht stark Wasser“.
Ich weise die Männer an ruhig zu bleiben, aber das war unnötig. Wer hier mitfährt gehört zur Elite. Ich kann mich auf jeden von ihnen verlassen. Hier dreht keiner durch und sie reparieren schon die Schäden.
Der dritte Anlauf hinterlässt keine Schäden, aber die Druckwelle drückt uns auf 220 Meter. Tiefer als es mir lieb ist.
Der vierte Anlauf wird von beiden Zerstörern zeitversetzt gefahren. Wieviele es genau sind, kann ich nicht sagen, aber es fallen so viele Bomben, dass es uns die Trommelfelle zerreißen möchte.
„Hecklenzpumpe ausgefallen!“; „Wassereinbruch in der Zentrale: Turmluk macht Wasser!“
Ich befehle, den Turm räumen zu lassen. Wir brauchen ihn jetzt nicht.
Das Boot sackt auf 260 Meter durch. Unsere Skala endet dort, danach kommt nur der Tod.
„LI anblasen, bringen sie das Boot hoch in drei Teufels Namen!“
„Anblasen!“
Der Funker meldet den nächsten Anlauf. Lärm, Dröhnen und Untergang, aber plötzlich ist es ruhig. Mein Zentralemaat Merten schaut mich übertrieben forsch an. Er hat Todesangst, seine augen verraten ihn, aber er ist äußerlich die Ruhe selbst und beißt sogar in einen Apfel.
Gute Männer brauch man, gute Männer.
„Wer viel schmeißt, hat bald nichts mehr!“ immer ruhig Männer. „Zerstörer läuft wieder an!“, ich tue dies mit einer Handbewegung ab, schaue in die Runde. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Wenn man uns jetzt sehen könnte, junge Männer, grade mal 18 bis 20 Jahre alt und ihr „Alter“, den sie anschauen wie einen Vater, der es schon richten wird. Dabei bin ich selbst grade 27 Jahre alt.
„Herr Kaleun, sollen wir den Kurs ändern?“
„Wir behalten des Kurs bei. Bei Überlauf alle drei Wahnsinnig und 90° backbord. Wir schlagen jetzt einen Haken, oder besser, ein Häkchen.“
Zerstörer läuft an und alles verläuft wie geplant. Unser angeschlagenes Boot übersteht diesen Reigen nochmals und auch der nächste Anlauf geht ins Leere.
Danach herrscht eine unglaublich Stille. Die Ortung der Zerstörer wandert plötzlich aus… Es ist unglaublich. Wir warten noch eine halbe Stunde und gehen dann auf Sehrohrtiefe.
Als dort nichts zu sehen ist, tauchen wir auf. Wir leben. Der Tod hat uns eine Gnadenfrist gewährt.
Melde an den BdU:
Nach dreistündiger Waboverfolgung nur eingeschränkt Gefechtsklar.
Bugtorpedorohre und Tiefenruder nicht mit Bordmitteln zu reparieren.
Erbitte Rückmarscherlaubnis.
Torpedos 10 (8 nicht einsatzfähig)
45.000 BRT versenkt
U-104
Unsere Schäden:
(Die Torpedos am Bug kann ich nicht mehr nach hinten umladen, deshalb habe ich nur effektiv noch zwei Torpedos. Die Bugrohre sind unbrauchbar.)
18. März 1941
Einlaufen in Lorient. Wir sind froh wieder zuhause zu sein. Zwar war auch diese Unternehmung sehr kurz, aber dafür mehr als intensiv. Die Schäden am Boot dürften unsere Werftzeit verlängern.
Der Empfang ist wie immer festlich und ein echtes Heimkommen.
Bei der Berichterstattung bei Dönitz merke ich meine Unzufriedenheit mit dem neuen Bootstyp an, aber der Löwe meint, es sei eine Frage der Umstellung, denn der Erfolg der Unternehmung spreche doch für sich.
Mein I.WO Krakau, sowie mein LI Kramer werden mit dem EK II, für ihre hervorragenden Leistungen während der Wasserbombenverfolgung ausgezeichnet.
Es spricht für sich selbst, dass die Feier unseres Bootes legendär ist.