Aus gegebenem Anlass wollen wir heute an dieser Stelle Detlev Dammeier gratulieren. Detlev Dammeier hat 22 Jahre lang für Geld Fußball gespielt, seit 14 Monaten ist er Manager des Bundesligisten Arminia Bielefeld. Das sind schon einmal zwei Gründe, die dafür sprechen, dass er sich auskennt in dem Geschäft.
Nun ist das Problem bei Arminia Bielefeld, dass die Mannschaft vielleicht in die Zweite Liga absteigt. Das wäre nicht das erste, sondern das siebte Mal. Die Situation ist also nicht neu. Aber nachdem die Arminia am Samstag mit 0:6 in Dortmund verloren hat, haben sie den Trainer
Michael Frontzeck entlassen. Einen Spieltag vor Ende der Saison. Das ist schon großartig. Noch großartiger aber ist die Begründung, warum sie das getan haben. "Wir sind zu der Auffassung gekommen, dass wir unter dem Strich zu wenig Punkte haben", sagte Detlev Dammeier am Sonntag. Herzlichen Glückwunsch.
Und plötzlich die Erkenntnis: Zu wenige Punkte!
Zur Erinnerung: Arminia Bielefeld hat von den 33 Spielen in dieser Saison vier gewonnen, das ergibt zusammen mit den 15 Unentschieden 27 Punkte und Platz 16. Man könnte also ohne Übertreibung behaupten, dass es sich im Verlauf dieser Spielzeit bereits angedeutet hat, dass Arminia Bielefeld nicht um die Champions-League-Plätze mitspielt.
Ob sie wissen, was sie tun? Bielfelds Führungstrio, von links: Präsident Hans-Hermann Schwick, Schatzmeister Roland Kentsch, und Detlev Dammeier, Geschäftsführer Sport.
Und nach dem 33. Spieltag übermannt die sportliche Leitung des Vereins plötzlich die Erkenntnis: Wir haben zu wenige Punkte! Unterm Strich. Das sagen dieselben Leute, die im Januar noch den Vertrag mit Michael Frontzeck vorzeitig verlängert haben.
Dabei spricht einiges dafür, dass Michael Frontzeck gar nicht so viel falsch gemacht. Denn auch nach dem Debakel beim BVB hat die Mannschaft mit dem niedrigsten Personaletat aller 18 Bundesligisten immer noch die Chance, auch in der kommenden Saison dabei zu sein. Das ist aller Ehren wert in einer Liga, in der mit dem VfL Bochum, dem Karlsruher SC, Energie Cottbus und eben Bielefeld die vier Vereine, die am wenigsten Geld ausgegeben haben, die Abstiegsfrage beinahe exklusiv unter sich ausmachen. Nur die Bochumer haben sich gerettet, dafür muss Borussia Mönchengladbach bangen.
Dass Arminia gegen den Abstieg spielt, hat Michael Frontzeck nicht überrascht. Sein Entlassung wohl.
Herzlichen Glückwunsch
Es ist also keine Überraschung, dass diese Mannschaften gegen den Abstieg spielen. In gewisser Weise ist es sogar so, dass Michael Frontzeck in Bielfeld erfolgreicher gearbeitet hat als die Kollegen beim FC Schalke 04 oder bei Werder Bremen. Die trainieren den zweit- und drittteuersten Kader der Liga, stehen aber mit ihren Mannschaften nur im Mittelfeld der Tabelle. Das Überraschende ist, dass lange Zeit keiner der Abstiegskandidaten seinen Trainer entlassen hat. Weil sie wussten, dass sie im schlimmsten Fall absteigen können, weil die Voraussetzungen nun mal sind, wie sie sind. Weil sie die Lage realistisch eingeschätzt haben.
Bis eben zum Tag nach dem vorletzten Spieltag. Als die scharsinnigen Arminen aus Bielefeld ihren Trainer entließ. Weil sie zu wenige Punkte haben. Herzlichen Glückwunsch.