Fragen zur Geschichte

[BruderJakob]

Das Problem wird hier tatsächlich eher sein, eine Person zu finden, die so etwas halbwegs interessant gestalten kann und auch etwas zu erzählen hat und gleichzeitig die Zeit zu finden, um die nötigen Vorbereitungen und Nachbesprechungen zu ermöglichen.

Tja, dafür kommst du etwas zu spät mein Großvater mütterlicherseits hatte einige sehr interessante Geschichten zu erzählen. Und dazu hat er es auch sehr anschaulich gemacht.
Väterlicherseits wären auch genug Geschichten da gewesen aber er hat nur selten und sehr ungern darüber geredet. Glaube zum Teil lag das auch an dem Trauma das er hatte.

Aber es wäre schon eine tolle Sache gewesen im Geschichtsunterricht da mal jemanden da zu haben der es erlebt hat.

[SvenBvBFan]

Ich sehe da ehrlich gesagt keinen so großen Gewinn. Krieg kann man sich heute nicht mehr richtig vorstellen, ein Opa hilft da auch nicht. Ein Holocaustüberlebender ist da vllt interessanter, zuvor kann man aber auch mal die Seite nutzen:
https://www.ushmm.org/
Dazu sind die meisten Geschichten einfach nur schrecklich, wem hilft das, da über Einzelschicksale zu reden. Die anderen Geschichten wiederum vermitteln dann eben ein verzerrtes Bild.

[Lao- Tse]

Dass man sich den Holocaust besser als Krieg vorstellen kann bezweifle ich aber.

[Argonir]

Ich fände es übrigens nicht einmal so verkehrt, einen "Zeitzeugen" besonderer Ereignisse in den Unterricht einzuladen, wenn es sich anbietet. Natürlich denke ich da nicht gerade an ein Mitglied der Totenkopfverbände, aber in höheren Klassen könnte man durchaus einen Menschen einladen, der beispielsweise als Jugendlicher zum Flakhelfer gemacht wurde, als Heimatvertriebener über die Integration in ein schwäbisches Dorf berichtet oder über seine Flucht aus der DDR erzählt. Natürlich müsste man diesen Besuch gut vorbereiten und intensiv nachbesprechen, aber ganz so kritisch wie du sehe ich das nicht. Auch unsere historischen Gewissheiten und Plausibilitäten beruhen häufig aus einer Kombination aus Akten, Augenzeugenberichten und Erinnerungen mit all der Unsicherheit, die damit natürlich verbunden ist.

Das Problem wird hier tatsächlich eher sein, eine Person zu finden, die so etwas halbwegs interessant gestalten kann und auch etwas zu erzählen hat und gleichzeitig die Zeit zu finden, um die nötigen Vorbereitungen und Nachbesprechungen zu ermöglichen.

Natürlich ist es nicht verkehrt Zeitzeugen zu laden. Das können interessante Menschen sein, die die Schüler emotional ansprechen und für ihr Thema einnehmen. Was sie sagen ist ja auch nicht per se falsch, nur als Quelle sind sie problematisch, da man keine objektiven oder neuen Informationen erwarten kann.

[Jon Snow]

Argonir: Ja, da sind wird uns einig. Die (möglichst) objektive Einordung und Vorbereitung müsste dann natürlich im normalen Unterricht durch den Lehrer erfolgen und gegebenenfalls könnte auch eine intensivere Nachbereitung im Sinne einer Relativierung des Gesagten erforderlich sein. DPK hat natürlich zu Recht angemerkt, dass man das nicht in der "Erzählstunde" selbst machen würde, schon aus Respekt vor der eingeladenen Person und der inneren Gewissheit, mit der dieser Mensch von seinen Erfahrungen und Erinnerungen erzählt.

BJ: Wir können ja mal bei Goethe nachfragen, ob er Lust hat, aus dem 19. Jh. zu erzählen.

[Jon Snow]

Übrigens muss man das wie gesagt gar nicht auf den 2. Weltkrieg verengen, zumal BJ ja zu Recht angemerkt hat, dass viele der damals Beteiligten nicht mehr befragt werden können. Ich habe mal einen älteren Kollegen in eine Jahrgangsstufe eingeladen, der aus der DDR stammte. Er hat davon erzählt, wie er das Regime im Alltag erlebte, welche Einschränkungen er empfand und wie er dennoch ein relativ "normales" Leben führte. Als Lehrer war er es gewohnt, Dinge einzuordnen und zu gewichten und auch auf Fragen einzugehen, und ich empfand die Stunde als sehr positiv und hilfreich für die Schüler, die auch sehr gute Rückmeldungen gaben.

Natürlich ersetzt so etwas nicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Funktionsweise der DDR, den Einschränkungen des Warschauer Paktes und der Krise, die schließlich zum Mauerfall führte. Als anschauliches Beispiel eines "Normalbürgers" ist es aber eine sinnvolle "Zugabe" zu diesen Themen.

[NEF600]

Ich glaube, dass man durch Zeitzeugen oder allgemein durch einen tieferen Blick auf das Leben der "einfachen Leute" in ihrer Zeit der Geschichte einfach mehr Leben einhaucht und damit auch Emotionen vermitteln kann. Beides hilft, um zumindest bei Schülern ein gewises Interesse zu steigern oder überhaupt erst einmal hervorzurufen.
Die Geschichtsschreibung/Forschung geht da ja in den letzten Jahren auch deutlich andere Wege, wenn man z.B. daran denkt, dass z.B. Schlachten und Kriege heute oft auch aus der Sicht der beteiligten Soldaten und zunehmend auch Zivilisten geschildert wird.

Persönlich habe ich auch hier und da schon die Erfahrung gemacht, dass man Geschehnissen oder bestimmten Orten viel leichter in ihrer historischen Bedeutung verdeutlichen kann, wenn man die Bedeutung des Geschehens/des Ortes für die Zeit und für die "einfachen Leute" hervorhebt.
Beispiel: Ich stehe vor dem alten Lübecker Rathaus auf dem Marktplatz. Zu Zeiten der Hanse war eben dieser Platz die ökonomische Bauchnabel Mittel und Nordeuropas. Auf dem Markt konnte man seinerzeit Güter aus "aller Welt" bekommen.

[SvenBvBFan]

Schlachten und Kriege im Speziellen sind völlig irrelevant für den Geschichtsunterricht.

[Tiramisu]

Sie machen aber die Geschichte interessanter. Überhaupt könnte man den Geschichtsunterricht besser im Kopf behalten, wenn man sich an die historischen Ereignisse emotional binden könnte, statt nur Fakten für die nächste Klausur zu lernen und danach wieder zu vergessen. Eine lieblose Bildung ist fürn Ar***!

[Brynhild]

Schlachten und Kriege im Speziellen sind völlig irrelevant für den Geschichtsunterricht.

Was bleibt denn dann noch davon übrig? Die Attische Demokratie und gut ist?
Wie möchte man Kolonialgeschichte adäquat beschreiben, Imperialismus, Napoleon, Rom, Alexander? Weltkriege? Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte von Konflikten und Kämpfe, zieht man das ab bleibt vielleicht noch das ein oder andere Regierungssystem zum durchsprechen und sozialer, kultureller oder gesellschaftlicher Wandel im Kleinen, aber sicherlich nicht im Ganzen ohne die halbe Wahrheit zu verschweigen. Wie möchte man Luther und die Verbreitung des Protestantismus sowie seinen Einfluss auf die Gesellschaft ohne den Dreißigjährigen Krieg beschreiben?

[Tiramisu]

Kann es sein, dass du mich stalkst?

[Brynhild]

Nein, wir haben anscheinend nur ähnliche Interessensgebiete.

Ich beobachte dich gerade durch dein Zimmerfenster ヽ(๏‿๏)ﾉ

[Des Pudels Kern]

Kann es sein, dass du mich stalkst?

Eventuell war (ist?) Brynhyld ja ein Flohmarkt-Mann, dessen Gefühle du durch dein Verhalten damals verletzt hast.

[Großadmiral Thrawn]

Schlachten und Kriege im Speziellen sind völlig irrelevant für den Geschichtsunterricht.

Also Napoleon und seine Koalitionskriege sind nicht gerade irrelevant für die Entwicklung des europäischen Kontinents, insbesondere im Hinblick auf die deutschen Staaten.

[Flunky]

Wer gegen wen warum gekämpft hat ist wichtig, aber die Details der Schlachten kaum. Das hat mit der historischen Entwicklung ja nichts zu tun, welches Regiment von welcher Seite angegriffen hat. Außer mal im Einzelfall, in dem sich dadurch/deswegen jemand hervorgetan hat, der erst anschließend wichtig wurde.