Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer (31.03.15)
"Hallo erstmal, mein Name ist Patrick und ich bin Lehramtsstudent…" - die Reaktion auf diese Aussage ist oftmals sehr ähnlich, von totaler Verwunderung bis zur sofortigen Fluchtergreifung habe ich alles schon erlebt, nichtsdestotrotz habe ich mein Studium bis jetzt zielstrebig und mit größter Motivation betrieben und nähere mich im Moment (in Mindeststudienzeit sogar) meinem Abschluss, an dem ich euch hier teilhaben lassen möchte. Dem einen oder anderen ist sicherlich aufgefallen, dass meine Story zu Europa Universalis 4 im Moment etwas eingeschlafen ist, der Grund dafür ist eben mein "Reallife", das sich im Moment in erster Linie um die Themen Universität, Privatleben und Umzug dreht, die Zeit für eine Spielestory fällt deshalb etwas flach. Dennoch möchte ich genau hier eine neue Story starten, das Thema hat dabei sogar mit meinen bisherigen Interessen zu tun, dazu aber später mehr, es gilt nun zuerst einmal die Rahmenbedingungen darzulegen:
Ich studiere seit nun bald 4 Jahren (oder 8 Semestern) an der Universität Wien, die größte (knapp 92.000 Studierende) und heutzutage älteste (1365 - wir feiern dieses Jubiläum sehr stark) Universität im deutschsprachigen Raum. Mein Studium, Lehramt in den Fächern "Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung", sowie "Informatik und Informatikmanagement" fällt noch nicht in den 2002 gestarteten "Bolognaprozess", somit habe ich doch noch einiges an Freiheiten, die im Zuge der Verschulung und der Einführung des Bachelor-Mastersystems (im Lehramt übrigens bei uns erst seit letztem Semester) weggefallen ist. Durch das Diplomstudium (9 Semester in Mindeststudienzeit + 2 Toleranzsemester/aufgeteilt in 2 Abschnitten: 4 + 5 Semester) habe ich auch noch die Möglichkeit den ehrenvollen Titel eines "Mag. rer. nat." (Magister der Naturwissenschaft - wenn ich meine Diplomarbeit in Informatik schreibe) bzw. eines "Mag. phil." (Magister der Philosophie - wenn ich meine Diplomarbeit in Geschichte schreibe) zu erhalten, finde ich auch weitaus schöner, als BA/BSc/BE bzw. MA/MSc/ME. Im Laufe meines Studiums hatte ich einige Hoch- und Tiefphasen, die mich auch schon fast zum Abbruch des Studiums gebracht haben, durch Kollegen/innen und meine Familie habe ich aber immer wieder Mut zugesprochen bekommen und weitergemacht, auch aufgrund fehlender Alternativen.
Heute stehe ich also kurz vor meinem Abschluss, in Geschichte besuche ich bereits die letzten Pflichtlehrveranstaltungen, in Informatik wird es mich wohl auch noch im nächsten Semester aufs Institut verschlagen, aber das sollte sich trotzdem alles ausgehen. Somit stand ich vor der Frage "In welchem Fach schreibst du deine Diplomarbeit?" bzw. "Worüber schreibst du deine Diplomarbeit?", die erste Frage war schnell beantwortet, die Geschichte bietet (sowohl thematisch, als auch personell) mehr Möglichkeiten, das Institut ist groß, hat viele habilitierte Professoren und ich habe bislang nur Gutes über das Betreuungsverhältnis gehört. Die zweite Frage gestaltete sich schwieriger, in meinem Studium hatte ich einen (wenn auch nicht beabsichtigten) Schwerpunkt auf mittelalterliche Geschichte, insbesondere zu mittelalterlicher Stadt- und Bildungsgeschichte, aber eine Diplomarbeit zu diesem Thema war für mich selbst schon nicht besonders spannend. Der sozusagen "letzte Schrei" in der Geschichtswissenschaft sind derzeit die "Digital Humanities" (d. digitale Geschichtswissenschaften), also die Verknüpfung von Geschichte und Informatik, ich sah hier die perfekte Arbeitswelt, genau meine beiden Fächer würden hier wichtig sein. Leider spielte mir die Realität bei einem solchen Glücksgreif nicht in die Hände, das Forschungsfeld ist noch relativ jung, somit fehlt es an versierten Lehrenden, die sich dazu befähigt fühlen eine Diplomarbeit in diesem Gegenstand zu schreiben, eine Professur für Digital Humanities ist zwar derzeit offen, aus Insiderkreisen weiß ich jedoch, dass die Stelle wohl nicht vor dem Sommer besetzt sein wird.
Ich musste also ein neues Thema finden und wir befinden uns nun zeitlich ziemlich genau 2 Wochen in der Vergangenheit, als mir der Geistesblitz während einer Diskussion mit einem Kollegen gekommen ist. Dieser Kollege beschäftigt sich derzeit ebenfalls mit seiner Diplomarbeit und schreibt über "Die Darstellung des Zweiten Weltkriegs in digitalen Spielen", ein spannendes Thema, das er kritisch beleuchtet. Auf alle Fälle kamen wir nach dem einen oder anderen Bier auch auf das Thema digitale Spiele (der Begriff Computerspiele ist hier zu genau) im Unterricht, ist es denn möglich bzw. entsteht ein Mehrwert durch das digitale Spielen im Unterricht? Diese Idee hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe ein wenig zu dem Thema recherchiert, dabei bin ich auf eine Reihe von Publikationen gestoßen, die sich mit digitalen Spielen auseinandersetzen, deren Einsatz im Unterricht wird jedoch oftmals nicht behandelt, ich habe somit meine Forschungslücke gefunden, in die ich vorstoßen möchte. Offen ist also nun nur noch die Frage nach dem/der Betreuer/in für meine Arbeit, ich stehe derzeit im Kontakt mit mehreren Professoren/innen, die das Thema spannend finden und mich unterstützen wollen würden, ein erstes Gespräch vor Ostern ist leider aufgrund einer Erkrankung eines Professors ausgefallen, somit wird das erst nach Ostern entschieden.
Was hat das ganze nun mit dem Forum hier zu tun bzw. warum schreibe ich eine Story darüber? In meiner Diplomarbeit möchte ich mit in erster Linie mit historischen Spielen auseinandersetzen und hier gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, von Civilization bis Europa Universalis ist alles möglich, ich würde mich aber auch über Anregungen von euch freuen, eben diese Fülle von Spielen macht nämlich die Auswahl schwierig. Thematisch besteht die Arbeit aus mehreren Teilen:
- Einführung und Begriffsdefinitionen
- Implementierung von digitalen Spielen in den prozessorientieren Geschichteunterricht
- Beispiele von historischen Narrativen in digitalen Spielen und ihre Problematik
Geschichtsschreibung in digitalen Spielen ist immer eine bestimmte Wahrnehmung von Ereignissen und Prozessen, ich möchte mir hier eben anschauen, wie verschiedene Spiele diese aufnehmen und verarbeiten, sowohl aus graphischer, als auch aus technischer Sicht. Der zweite Punkt, also wieso ich diese Story schreibe, ist, dass ich sie für meine eigene Motivation brauche und euch auch an meiner Diplomarbeit teilhaben lassen möchte. Der Austausch untereinander hilft mir auch andere Blickwinkel einzunehmen und bestimmte Aspekte anders zu betrachten, insbesondere bei der Beschäftigung mit visuellen Medien kommt es rasch zu einer "Überinterpretation". Außerdem möchte ich mich hier ein wenig organisieren und auf eure Erfahrung und Tipps für das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten freuen, vor allem zu Beginn einer Arbeit habe ich immer starke Schreibhemmnisse und brauche ewig zum Einstieg in ein Thema.
Ich hoffe, dass ich euch mit dieser großen Menge Text nicht verschreckt habe und den einen oder anderen für diese Story begeistern kann, in weiterer Folge werde ich mich auf das Gespräch mit dem Professor vorbereiten, um von ihm die fixe Zusage zu bekommen, dann folgt der bürokratische Hürdenlauf zur Genehmigung des Themas, ehe ich mich wirklich in die Materie stürzen kann. Updates werden also je nach Situation und Zeit unterschiedlich lange und auch in unregelmäßigen Abständen erfolgen, ich werde aber versuchen euch immer am aktuellsten Stand zu halten.