kann man Stalin allein aus seiner Zeit heraus verstehen oder is da nicht auch ganz viel Analyse der Person für das Verständnis wichtig?
kann man Stalin allein aus seiner Zeit heraus verstehen oder is da nicht auch ganz viel Analyse der Person für das Verständnis wichtig?
Entscheidend ist sein Einfluss auf damalige Zeitgenossen und es ist bemerkenswert, wie wenig ihm seine Mitmenschen bzw bestimmte Bevölkerungsschichten bedeuteten. Und das, obwohl er ein Mann Gottes war und eigentlich (zumindest indirekt) mittels der von ihm eingeleiteten Reformationsprozesse für sie eintrat und, wichtiger, sie auf ne gewisse Art auch sein Schutzschild und Garantie waren.
Insgesamt ist sein Verhalten sehr befremdlich, ja widersprüchlich und seine Äußerungen (und Verbalinjurien) muten zT wahnhaft an, wenn er etwa dazu aufruft, hungerleidende Bauern zu lynchen.
Close your eyes ladies! I'm comin' in!
"Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast ;)" (LazyJay)
Luthers Antipathie gegen die Bauern ist doch m.W. aus den Bauernkriegen/-aufständen entsprungen. Was ist daran wahnhaft, wenn man Anarchisten und Mörder verabscheut (ich plakatiere jetzt ebenso wie du die "hungerleidenden Bauern")? Reformation /(der Kirche) statt Revolution (der ganzen Welt), klingt für mich gerade nach dem Gegenteil von wahnhaft und ist nebenbei ein wesentlicher Startpunkt für die evangelisch-lutherische Geisteshaltung der folgenden Jahrhunderte. Und wieso immer wieder Luther? Melanchthon müsstet ihr dann ja auch als borniert bezeichnen, wie eigentlich jeden, der sich nicht uneingeschränkt auf Müntzers Seite stellte Ach, ich muss mal wieder Kleists Kohlhaas lesen, was schon früher eins meiner Lieblinge
Luther war ohne jeden Zweifel von einem gewissen Fanatismus geprägt, wie übrigens auch die meisten andere Reformatoren. Calvin oder Zwingli waren ja eher noch strenger und unduldsamer, was die praktische Lebensführung der "wahren Gläubigen" anging. Viele Protestanten der ersten Stunde lebten auch in einer mehr oder minder starken Naherwartung und waren überzeugt, dass ohnehin nur ein kleiner Teil der Menschen gerettet würde. Insofern ist fraglich, ob die Reformatoren wirklich für "das Volk" oder nicht vielmehr für den "auserwählten Rest" eintraten. In Bezug auf die Altgläubigen nahmen die meisten von ihnen jedenfalls nur sehr wenig Rücksicht, egal ob es sich nun um Kleriker oder Laien handelte. Zudem strebten die meisten von ihnen ein enges Bündnis mit der jeweiligen "Obrigkeit" (also den Fürsten oder Stadträten) an, was für die protestantischen Territorien für Jahrhunderte prägend sein sollte - zum Teil sogar bis ins 20. Jh. hinein.
Das führt aber vielleicht zu weit.
Borniertheit aka intellektueller Betonstumpfsinn ... als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet oder anders ausgedrückt: wenn nicht die Revolution ihre Kinder frisst, dann bestimmt die Reaktion ... Hallo Martin Da reizt nun wirklich gar nix zum Denken ... jetz hab ich Reizdarm
*snip*/justanick
Deinem Darm jedenfalls gute Besserung! *snip*/justanick
Geändert von justanick (28. April 2019 um 10:21 Uhr)
Justanick, wie er leibt und lebt. Vielen Dank für die unbegründete Zensierung - ich hätte das ohnehin nicht lesen wollen.
Nana, du verwechselst hier weltliche und geistliche Dimension. Bei Luther bspw. ist es definitiv so, dass er eine eigene Mündigkeit aller Menschen in Bezug zu ihrem Glauben wollte, also dass die Menschen selbst die Bibel lesen (weshalb er sie auch übersetzt hat) und eben nicht einer Institution und deren Glaubenssätzen hörig sind (wie bei der katholischen Kirche), weshalb er auch das Buch von der "Freiheit eines Christenmenschen" geschrieben hat.
Bei den Bauernkriegen war dann das Problem, dass die Bauern (und ein paar extremere Reformatoren wie Thomas Müntzer) das auf die Leibeigenschaft bezogen haben, was Luther aber damit gar nicht gemeint hatte. Man muss bedenken, dass zur damaligen Zeit das Gottesgnadentum vorherrschend war und Luther das auch nie in Zweifel gezogen hat, sondern sogar ausdrücklich die weltliche Ordnung für Gottgegeben hielt und dementsprechend verteidigt hat.
Luther wollte übrigens auch nie die Kirche spalten und sah sich auch nicht als Revolutionär. Er kam zu einer bestimmten rein theologischen Auffassung, und wollte mit den 95 Thesen auch eine Reform der Kirche erreichen, aber als die das nicht wollte, konnte und wollte er seine Überzeugungen nicht fallen lassen.
Viel eher kritikwürdig finde ich daher bei Luther seinen Antisemitismus. Aber auch Luther war halt nur ein Mensch und anders als der Papst das für sich in Anspruch nimmt nicht unfehlbar. Er lag bei vielem richtig, aber war keineswegs eine unanzweifelbare Lehrautorität. Der einzige Mensch, der jemals unfehlbar und in allem richtig war, war Jesus.
Nicht vergessen: 1118 Tage lang war die freiheitlich-demokratischen Grundordnung durch Regierung und Parlament in Bund und Ländern aufgehoben! Die Verantwortlichen müssen vor Gericht gestellt werden!
Die Meldepflicht muss zudem noch immer aufgehoben werden.
"Es ist die Schicksalsfrage Deutschlands: Wir stehen vor der Wahl zwischen Sklaverei und Freiheit. Wir wählen die Freiheit!" - Konrad Adenauer
"The only thing we have to fear is fear itself." - Franklin D. Roosevelt
Die Päpste sind aber auch erst seit Ende des 19. Jhds unfehlbar, iirc.
Das war schon eine Beleidigung, man kann sie also durchaus löschen. Interessanter finde ich eigentlich, dass Mauz' direkt davorstehende Beschimpfung (auf die ich mich ja bezog) nicht zensiert wurde. Aber gut, vielleicht ist man mittlerweile bereit, Pöbeleien als bei ihm üblichen Diskussionsstil zu werten. Schließlich reagiert Mauz immer so, wenn man die Mitteilungen seines Reizdarms nicht sofort als Ausdruck höherer Weisheit bejubelt.