Ernte: Weit unter den Erwartungen, Konjunktur: Sehr gut
Sachsen
Die Kaufmannschaft, bzw. deren Vertretungen freuen sich über das Interesse des Hofes an der Förderung des Handels. Sie weisen aber darauf hin, dass die Börsen meist Eigentum der Kaufmannsvertretungen vor Ort sind und nicht Eigentum der Krone. Wenn sich die Krone an einem Kommunikationssystem der Börsen untereinander beteiligen würde, wäre man sicher daran interessiert. Aber man ist im Lichte jüngster Ereignisse und der Politik der Hofierung des einfachen Mannes auf Kosten der Männer, die Sachsens Wirtschaft zu der gemacht haben was sie ist, doch etwas kritisch. Außerdem meinen die Vertreter von Handel und Industrie, dass es beim derzeitigen Stand der Kommunikations- und Transportsysteme noch gar keinen Sinn macht die Börsen zentral zu verwalten. Man würde vorschlagen, dass sich die Krone in einigen Jahren noch mal mit dem Vorschlag unter Einbezug der Besitzer mit der Thematik auseinandersetzt, wenn das Telegrafen- und Eisenbahnnetz dies auch zulässt. Durch die Initiative des Hofes konnte man schon die entsprechenden Kontakte herstellen, damit dies dann auch reibungslos funktionieren wird.
Die Gelder des Auswanderungsfonds werden gemäss Rückmeldung der Verwaltung erst im Folgejahr erschöpft sein. Das regelmässige Budget, das der König vorgeschlagen hat, würde etwas über den Aufwendungen liegen, die der Fonds aktuell hat. Die Behörde wäre aber in der Lage die zusätzlichen Mittel unterzubringen.
Hessen-Darmstadt
In den Zeitungen des Grossherzogtums, die oftmals den Fabrikbesitzern nahestehen, wird kritisiert, dass die Regierung die Wirksamkeit der Wirtschaftsreformen als auch der Staalwerks-Privatisierung mit einer etwas gar hohen Überegulierung ausbremse. Auch die Verwaltung hält das System für leicht kompliziert, wird die Anweisungen aber soweit sinnvoll umsetzen.
Man lässt anfragen, welcher Art Ingenieur der Studiengang denn ausbilden soll. Klassischer Festungsbau und Belagerungs/Militäringenieur, Baumeister, Vermesser oder so etwas modernes wie Eisenbahningenieur, wobei bei letzteren noch etwas Konfusion über einen möglichen Lehrplan besteht, weil es brandneu ist.
Baden
Mit dem Bau der Strecke von Heilbronn nach Heidelberg kann im Sommer zügig begonnen werden. Auf Wunsch der Esslinger Maschinenfabrik, mit der man zusammenarbeitet, startet man von der Württemberger Seite aus, um den Lokomotiven-Protoypen rasch testen zu können. Der Direktion schweben auch schon weitergehende Pläne vor, das Streckennetz anschliessend den Rhein entlang bis nach Basel und anschliessend dem Hochrhein entlang bis nach Friedrichshafen zu erweitern. Man ist sich freilich bewusst, dass dies möglicherweise für die Kasse des Königreichs nicht so ohne weiteres zu stemmen sein dürfte, weshalb man sich mögliche Finanzierungspläne überlegt hat. Die bereits bestehende Strecke von Karlsruhe nach Mannheim ist in diesem Jahr aussergewöhnlich gut gelaufen, sollte die Strecke nach Heilbronn ähnlich gut ausgelastet sein, könnte man einen Teil der Investition wohl aus dem Betriebsgewinn der Staatseisenbahn finanzieren. Für den Rest könnte man sich entweder Kredite (belastet auf die Bahngesellschaft und nicht das Königreich) oder eine Teil-Privatisierung der geplanten Trasse vorstellen.
Bayern
Das Kabinett bittet Seine Majestät freundlich, den Bierhumor vielleicht etwas zu reduzieren. Nicht nur weil mancherorts Verlautbarungen des Königs inzwischen bisweilen nicht mehr ernst genommen werden, es wirkt sich doch etwas auf die Ernsthaftigkeit der Behörde aus. Man musste einige Bewerber und Neugierige abwimmeln, die ernsthaft dachten, dass es was umsonst zu trinken gäbe. Außerdem wurde vom Training berichtet, dass es der Ernsthaftigkeit des Dienstes nicht zuträglich sei, wenn sich man bei einer Verhaftung vorstellt mit "Wir sind von der Bier." Johann Baptist von Verger, der als Polizeipräsident von München mit dem Aufbau der Behörde beauftragt wurde, wird sich für den Inlandsgeheimdienst zeitnah einen besser geeignete Bezeichung überlegen.
Zu den Ritterkreuzlern würde man vorschlagen, das bisherige Aufgabengebiet neu zu strukturieren und die Ausbilung in dem Bereich auf rein militärische Belange umzustellen, da die Ergebnisse doch recht durchwachsen waren. Die Ritterkreuzler sind bei Ermittlungen unerbittlich und unbestechlich, gehen aber nicht immer sehr subtil vor. Mehr als einen mutmasslichen Treffpunkt von radikalen Sezessionisten oder Republikanern fand man verlassen vor, weil das Vorgehen der Ritterkreuzler sie frühzeitig aufgescheucht hatte.
Hamburg
Das Kanalisationsprojekt wird mit großer Zustimmung aufgenommen. Durch die rapide zunehmende Bevölkerung musste man feststellen, dass die Strassen zunehmend versifften und in diesem Miasma kommt es immer wieder zu Choleraausbrüchen. Es gab sogar einige kritische Stimmen aus den Medien, welche den langen Zeitrahmen des Projektes kritisierten und vorschlugen, die Grosse Rat solle dem Projekt mehr Ressourcen zuteilen, anstatt konservative Haushaltspolitik zu betreiben.
Einzig die Bauvorschriften könnten sich allenfalls als etwas schwer durchzusetzen erweisen, abhängig davon wie das entsprechende Gesetz in der Praxis ausgelegt werden soll. In den Arbeitervierteln sei eine eigene Toilette für jede Wohnung schlicht unrealistisch, man schlägt vor die Vorschrift mit dem Einbau einer Nasszelle pro Haus oder Stockwerk als erfüllt zu betrachten.
Bremen
Die Verwaltung ist zuversichtlich eine jährliche Gewerbebefreiungsrate von 5% erreichen zu können. Man vermutet allerdings, dass einige Betriebe versuchen werden, aus den neuen Sturkturen mit Handwerkskammern und ähnlichen fernzubleiben. Dies um Kosten zu sparen und so in einem Preiskampf die Konkurrenz zu unterbieten. Es mag sein, dass in der Zukunft dort Handlungsbedarf angebracht sein wird, falls sich die freiwillige Mitgliedschaft nicht durchsetzt.
Österreich
Der österreichische Lloyd ist froh, dass der Kaiser sich nicht in die Geschäfte einer privaten Gesellschaft einzumischen wünscht. Natürlich möchte man nicht suggerieren, dass die Krone keinerlei Einfluß darauf nehmen kann, was mit Geldern, die sie einem Unternehmen zur Unterstützung überweist, geschehen soll. Nur war der Bauauftrag etwas überdimensioniert und man hatte das Gefühl, der Kaiser verwechsele den Lloyd mit der Hofkanzlei.
Das Telegrafenprojekt wird natürlich einige Jahre dauern, aber man begrüsst es als Schritt, Österreich auf die neuen Zeiten vorzubereiten. In Italien kommt der Ausbau besonders gut voran und bis zum Ende des Jahres hat der singende Draht bereits die Grenzen zu Tirol erreicht.
Euer Zensuramt wird sehen, dass sie den Wiener Walzer, den seine Majestät da tanzen will mit "ja net z'viel aber doch irgendwas", umsetzen kann.
Die hessische Patagonien-Expedition beginnt mit der Auflösung ihres provisorischen Ausweichquartiers in Montevideo, wohin sie nach der Blockade von Buenos Aires umgezogen war. Eine mehrjährige Vorbereitung sei für eine Expedition ins Innere Afrikas auf jeden Fall sinnvoll, denn man werde zunächst mal in mühseliger Kleinarbeit das wenige Quellenmaterial zusammentragen, das insbesondere bei den geografischen Gesellschaften in London und Paris zu finden sei.
Von den Fabrikbesitzern erhält der Kaiser für das neue Bergbaugesetz viel Zuspruch, diese Kreise beklagen sich schon seit Jahren über die teils schlechte Qualität und hohen Preise der Rohstoffe, welche sich oftmals infolge der Regalien ergaben. Man ist daher zuversichtlich, dass die Reform für die Industrie von grossem Nutzen sein wird. Die Verwaltung beantragt jedoch die Verteilung der Mittel etwas anzupassen und 10-20'000 G von den Modernisierungsgeldern zu den Entschädigungszahlungen zu verschieben. Nach ersten Prognosen dürften sonst die Entschädigungen so tief ausfallen, dass von den Leuten, die ihre Privilegien verlieren, erheblicher Widerstand zu erwarten ist. Da es sich hierbei oftmals um den lokalen Adel handelt, könnte Widerstand von deren Seite die Reform um Jahre verzögern.
Waldeck
Die Prämien für Gütesiegel werden von den Grossbauern des Fürstentums begrüsst, die sich von den Qualitätsauszeichnungen bessere Preise versprechen. Man konzentriert sich zunächst darauf die Produkte aus Waldeck in den umliegenden hessischen Staaten zu bewerben, in die bereits heute der überwiegende Teil der Exporte geht. Die bundesweite Bekanntmachung Waldecker Produkte wird dagegen wohl eher ein langfristiges Projekt, da das Fürstentum nicht wirklich groß über Hessen hinaus exportiert und somit kaum deutschlandweit bekannt ist.
Außer natürlich wegen des Attentats bei der Denkmalfeier, welches wochenlang das grosse Thema in allen deutschsprachigen Zeitungen war. In dem Zusammenhang äußern sich Eure Offiziere besorgt über die Wehrgruppen, da sie zunehmend eigenständiger agieren und die Kontrolle der Gruppen schwieriger wird. Ihre Motivation und Moral steht ausser Zweifel, doch fragt man sich wie zielgerichtet die sich im Ernstfall einsetzen lassen und ob sie insbesondere die Waffen im Kampf gegen einen hypothetischen Feind dann wieder niederlegen, wenn der Fürst es anordnet.
Luxemburg
Die Prämien befeuern im ersten Jahr vor allem in der Metallbranche einen gewissen Boom im Ausbau von Arbeitsplätzen, aber es ist abzuwarten, ob dieser nachhaltig ist. Es ist wahrscheinlich, dass der eine oder andere Betrieb trotz erfolgter Aussiebung durch die Behörden sich bei seinen Plänen dann doch übernommen hat und dann gezwungen sein könnte, mittelfristig wieder Arbeitsplätze abzubauen.
Liechtenstein
Das Eisenbahnministerium erkennt rasch, dass im kleinen Fürstentum schlicht das private Kapital für die vom Fürsten erdachte Eisenbahn fehlt, weshalb man sich rasch darauf verlegt Kontakte nach Österreich und in die Schweiz zu pflegen. Mit dem für private Investoren aussergewöhnlich vorteilhaften Bahngesetz hat man hierbei ein gewichtiges Argument in der Hand. Noch sind keine definitiven Verträge verfasst, aber aufgrund der Rückmeldungen ist man zuversichtlich im nächsten Jahr auf jeden Fall genügend Investoren für die Strecke Sargans-Balzers, möglicherweise sogar bis Vaduz zusammen zu bekommen.
Bei den Thüringer Werken gelingt es einen kleinen, wenn auch nicht sensationell grossen Rabatt auszuhandeln. Auch aus Preußen erhält man die noch unverbindliche Antwort, dass man eine gewisse Preisreduktion erhalten könnte, sogar merklich höher als diejenige der Thüringer Werke. Allerdings mit der Einschränkung, dass man die Strecke dann in einer grösseren Spurbreite anlegen müsste oder die Lokomotive in einer nicht so optimalen Konfiguration fahren würde.
Mecklenburg
Eure Steuerbehörde ist sich sicher, dass man die kleinen Steuersünder fangen kann und einige demonstrative Strafen auch beim Bürgertum die Steuermoral verbessern wird. Beim Adel ist aber zu vermuten, dass man mit den erweiterten Kompetenzen für die Ritterschaften den Bock zum Gärtner gemacht hat. Die in den Landständen organisierte Ritterschaft verwaltet ihre Steuerkasse selbst und überweist die Summe erst anschliessend der Zentralregierung in Schwerin. Ohne grundlegende Umstrukturierung, für die aber in beiden Landesteilen der politische Rückhalt fehlen dürfte und die zu einem größeren politischen Konflikt führen würde, ist da nur wenig zu holen. Es ist auch anzunehmen, dass beim Schuldenerlass einige gewitzte Leute versuchen werden Steuern zu sparen, indem sie später mit Selbstanzeige kommen, um so die Steuerschulden zumindest zu halbieren. Es wäre vielleicht sinnvoll, hier eine gewisse Frist anzusetzen.
Lippe
Man hat einige passende Kornkammern gefunden, hie und da müsste man wohl einige neu errichten. In Anbetracht der Tatsache, dass man die letzten schlechten Erntejahre ohne größere Probeme überstanden hat, stellen einige konservative Minister aber die Frage, ob ein Kornkammersystem überhaupt notwendig ist. Eventuell könne man ein Abkommen mit einem der Nachbarn schliessen, die ihre Kornkammern ebenso nicht gebraucht haben, falls Importe doch mal notwendig sein sollten. Der Preis für 50% Kornkammern läge bei etwa 250 G beim derzeitigen Bevölkerungsstand.
Hessen-Homburg
Man hälts wie der Fürst kurz und knapp, wird erledigt. Aufgrund der geringen Größe des Landes rechnet man mit einem Jahr, bis man das Kataster fertig hat.
Die Beamten verstehen endlich was ihr meint und lassen ihre vorherigen Bedenken soweit fallen, das Lehrerseminar sah man eher als das große Problem an.
Die Reaktion auf die Umstrukturierung des Fonds war vorwiegend positiv. Durch das starke Wirtschaftswachstum war eine Förderung der Auswanderung eh so langsam fraglich geworden. Die Gelder wurden für besonders einkommensschwache Familien verwendet. Auch wenn es nur einen Bruchteil ausmacht, wurde die Handlung an sich positiv bewertet, da in den letzten Jahren die Einkommen über den Bundesdurchschnitt hinaus auseinandergingen, was sich über die sinkende Arbeitslosigkeit bisher nur teilweise korrigiert hat.
Württemberg
In Zusammenarbeit mit der badischen Staatseisenbahn gelingt es der Maschinenfabrik Esslingen die Arbeiten am Lokomotiv-Prototypen sogar noch vor der Frist, die man sich selber gesetzt hatte, abzuschliessen. Die ersten Fahrversuche zeigen, dass die Esslinger-Konstruktion mit zwei vorlaufenden Achsen, die einige Eisenbahnexperten zunächst als etwas eigenwillig beschrieben hatten, besonders mit Steigungen erstaunlich gut zurecht kommt. Dies kommt den Anforderungen sehr entgegen, welche die badische Gesellschaft gestellt hatten. Und da man mit dem Bau von Heilbronn aus begonnen hat, wird man den Prototypen schon demnächst auf der vorgesehenen Strecke unter Realbedingungen testen können.
Kurhessen
Der neue Auswanderungsfonds wird von der Verwaltung als finanziell sehr gut aufgestellt beurteilt. Ausgehend von den Leuten, die sich im ersten Jahr zur Auswanderung entschlossen haben, dürfte die Finanzierung für die nächsten 8 Jahre sichergestellt sein, wenn sich die Zahlen der Auswanderungswilligen in den folgenden Jahren im gleichen Rahmen bewegen. Da man aber langfristig sogar eher mit einem Rückgang der Auswanderer rechnet, könnte das Geld sogar noch bis zu 2 Jahre länger ausreichen. Man wir den Kurfürsten zeitnah kontaktieren, sobald der Fonds wieder frische Mittel benötigt.
Mit den Geldern, die für die Abmilderung der Agrarreform gesprochen wurden, kann in den betroffenen Bauerndörfern vor allem die Aufhebung der Allmenden abgefedert werden. Die in die Städte strömenden Menschen zu versorgen, wäre hingegen angesichts ihrer Zahl eine wohl kaum machbare Aufgabe. Hier hat sich die Verwaltung dazu entschlossen, das Problem soweit möglich über den Auswanderungsfonds zu lösen.
Preußen
Die ersten Spiele wurden abgehalten, die Volksbeteiligung war eher mau, die Soldaten waren soweit zufrieden, auch wenn es einige Probleme mit der Organisation und der Anreise gab. Weiter entfernte Regionen hatten ihre Teilnehmer schon im Winter entsandt, was zu einigen Reiseverzögerungen führte.
Die hohen Offiziere möchten anmerken, dass es mit dem Datum im Frühling eventuell Probleme geben könnte. Diese Jahreszeit hat mit Ostern, eventueller Fastenzeit, der Aussaat und diversen Maifesten schon einiges an Feiertagen und es könnte ein wenig problematisch werden da überhaupt noch einen weiteren Termin zu finden, der sich wohl bei dem angedachten Rahmen noch über mehrere Tage zieht. Man schlägt daher eine Verlegung in einen Monat vor, wo man insbesondere der Landwirtschaft nicht in die Quere kommt. Das würde auch das Problem mit der Anreise zur kalten Jahreszeit beheben.
Insgesamt gesehen bewerten die Verantwortlichen die Spiele trotz der Probleme als positiv, da man bisher ja keine Erfahrung mit solchen Veranstaltungen hatte.
In der Zollangelegenheit streiten sich Finanzbehörde und einige Firmen derzeit um die Auszahlung, da es ja faktisch durch das Urteil keine Zollgrenze für das Jahr gab. An Firmen, die vorwiegend im thüringischen Raum Geschäfte machen und durch die neue Zollgrenze in Probleme geraten, hat man relativ unbürokratisch Hilfen geleistet. Andere Firmen mit weiteren Betätigungsfeld machen allerdings ebenso Ansprüche geltend, ebenso Firmen, denen es ansonsten relativ gut geht, aber Einbussen erlitten haben. Es wurden einige Klagen eingereicht, man ist aber zuversichtlich, dass die große Mehrheit davon abgewiesen wird. Es könnte den ein oder anderen Fall geben, in dem die Behörden ein Unternehmen schlicht übersehen haben oder man sich über die Höhe nicht einig wird. Man ist aber zuversichtlich, die Zahlungen noch im Rahmen der zugewiesenen Gelder zu halten.
Oldenburg
Die Behörden sind zwar leicht verwundert wofür man denn einen Geheimdienst brauche, da Oldenburg doch relativ klein ist, die MZUK bisher ausreichte und sich auch keine weitergehenden Bedrohungen abzeichneten. Trotz dieser Bedenken und einiger Misstöne aus dem Parlament wird wird man sich aber ans Werk machen. Allerdings ist im Gegensatz zu Hannover, welches auf die Expertise des Empire, bzw. auf heimische Experten, welche für England arbeiteten, zurückgreifen konnte, doch mit erheblich längerer Aufbauzeit zu rechnen.
Das Direktorium möchte darauf hinweisen, dass sich das Großherzogtum Oldenburg an der Ersparniscasse mit einer stillen Einlage beteiligt hatte, dass Seine Hoheit nicht der einzige Besitzer sei und die Geschäftsstrategie bislang eigentlich vorwiegend sozialen Zwecken diente. Ebenso ist die Exportversicherungsgesellschaft zwar prinzipiell auf Erwerb ausgelgt, allerdings ist zu bedenken, dass sie sich stark nach wirtschaftspolitischen Erfordernissen des Großherzogtums orientiert. Man rechnet nicht mit einem gewaltigen Ansturm an Investoren, wenn die Aufgaben der beiden Unternehmen dann doch irgendwie weiter gelten sollen. Denn schliesslich könne das Bürgertum ebenso gut rechnen wie die Regierung des Großherzogs und werde sein Geld eher in die Jadebahn investieren, wenn es dort mehr zu verdienen gibt.
Thüringen
Die Offiziere sind beruhigt, dass es sich beim Sanitätstross nur um ein Mißverständnis handelte. Natürlich werde man das Möglichste tun, um Ärzte und Sanitäter zu schützen, so weit es eben möglich sei.
Die Polizeidragoner haben mit der erweiterten Ausbildung begonnen, es wird aber wohl noch einige Zeit dauern bis man soweit ist, verlässliche Informationen zu liefern. Dies liegt nicht nur an der Ausbildung der Männer vor Ort, es werden ja auch Strukturen zur Erfassung und Verwertung der Erkenntnisse benötigt. Hier ist natürlich auch problematisch, dass die Polizeigewalt bisher lokal geordnet war und auch seit der Vereinigung ungeordnete Strukturen gewachsen sind. Ganz abgesehen von der traditionell liberalen Weltanschauung weiter Kreise in Thüringen, die dazu führt, dass die Gendarmerie vieles durchgehen lässt, was in den reaktionären Staaten des Bundes wohl schon als aufrührerisch gelten würde. Daher wird es einfach noch etwas Zeit und Erfahrung benötigen, man ist aber zuversichtlich die Probleme zu bewältigen.
Hannover
In Zusammenarbeit mit der Admiralität des Herzogtums Flandern wird der Ausbau der bestehenden Marineakademie in Antwerpen und die Errichtung einer Niederlassung in Emden voran getrieben. Da infolge des Engagements in Brasilien eine zwar kleine aber dennoch nennenswerte Handelsmarine unter der Flagge Hannovers fährt, ist auch ein gewisses Potential für die Rekrutierung in Hannover vorhanden. Dennoch sind sich die Regierungen der beiden Staaten Ende des Jahres darin einig, dass die Flotte auf die bereits bestehende Organisation der Marine Flanderns aufbauen muss und die Kommandosprache auf den gemeinsam finanzierten Kriegsschiffen auf absehbare Zeit Flämisch bleiben wird.
Für das im ersten Jahr bewilligte Budget zum Bau neuer Schiffe werden in den Werften vor allem kleine Kriegsschiffe und Fregatten geordert. Die von der Marineakademie erarbeitete Strategie geht davon aus, dass ein Krieg gegen eine andere Seestreitkraft von vergleichbarer oder grösserer Stärke in jedem Fall zu vermeiden ist, und die Marine allein die Handelsinteressen der beiden Länder durchsetzen soll. Deshalb sieht man grosse Linienschiffe als weitgehend unnötig an, mit Fregatten können die vorgesehenen Aufgaben wesentlich besser erfüllt werden. Es wird voraussichtlich 2-3 Jahre dauern, bis die bestellten Kriegsschiffe alle einsatzbereit sind, man wird den König/Herzog weiterhin über den Stand der Arbeiten informieren.
Dänemark
Im Königreich Dänemark mit seinen zahlreichen Hafenstädten erweist es sich als vergleichsweise einfach Auswanderungswilligen eine Möglichkeit zur Überfahrt zu verschaffen. Insbesondere in die Karibik sind immer wieder mal Handelsschiffe unterwegs, die erst bei der Rückfahrt mit Zuckerrohr beladen werden und deren Reeder deshalb nur zu gerne einen gut bezahlten Zwischenstopp an der Ostküste der Vereinigten Staaten einlegen. Die königliche Verwaltung schätzt, dass die Mittel, die dem Fonds zur Verfügung stehen, etwa fünf Jahre ausreichen werden. Wie von Seiner Majestät gewünscht, wird man sich melden, sobald weitere Gelder benötigt werden.
Nassau
Das Herzogtum Nassau ist wesentlich kleiner als das Vorbild Bayern, daher lässt sich die Reform in vergleichsweise kurzer Zeit umsetzen. Bis zum Ende des Jahres hat man in den neuen Landkreisen die Kreisbüros eingerichtet und in einigen, die schon früher ihre Arbeit aufnahmen, wurde auch schon mit der Bearbeitung der Beschwerden begonnen. Durch so gewonnene Hinweise deckt man besonders in der Residenzstadt Wiesbaden eine Reihe von Korruptionsfällen auf, für die sich schon bald auch die Justizbehörden brennend interessieren. Mehrere unsaubere Geschäfte in der Verwaltung waren in den letzten Jahren offenbar erfolgreich dadurch gedeckt worden, dass man Leuten, die in der Sache aktiv werden wollten, mit fingierten Beweisen kalt stellte. Dutzende Fälle von angeblichen Zugehörigkeiten zu republikanischen Clubs werden jetzt neu aufgerollt und es kann gut sein, dass eine Vielzahl der Leute, die im vergangenen Jahrzehnt deswegen verurteilt worden waren, wieder freikommen werden.
Lübeck
In Spanien sah die Handelsdelegation im Vorjahr am meisten Potential, um für den Import günstigere Bedingungen auszuhandeln. Das Land erholt sich noch immer vom Carlistenkrieg, während dem die ansässigen Produzenten viele Abnehmer verloren hatten, und entsprechend interessiert ist man an garantierten Mengen. Daher konzentriert man sich auf die Iberische Halbinsel und kann im Herbst einen Erfolg nach Lübeck vermelden. Über die spanische Regierung hat man sich mit mehreren grossen Mandel-Produzenten auf langfristige Verträge verständigt und konnte in Madrid sogar noch den Rabatt auf 10% drücken.