Das moralische Problem kennt man in vielerlei Facetten. Denken wir allein an Teststudien zu Medikamenten. Eine Gruppe bekommt ein Mittel, die andere keines (bzw. z.B. eine Pille rein aus Cellulose ohne den Wirkstoff). Ist es moralisch verwerflich, Menschen zu Leid oder gar zum Tode zu verurteilen, weil sie nicht oder falsch behandelt werden (nicht oder falsch stellt sich ja erst hinterher raus. Vielleicht töte ich die Gruppe, die den Wirkstoff bekommt, vielleicht die, denen ich die durchbrechende Behandlungsmethode vorenthalte, vielleicht beide)? Und kommt jetzt nicht mit Freiwilligkeit - wenn ich todkrank bin, tue ich fast alles, um gesund zu werden, vielleicht sogar alles.
Es gibt da schöne Beispiele aus der Zeit, als weder Desinfektion noch Händewaschen vor OPs in Krankenhäusern üblich waren im 19. Jhd. Aus heutiger Sicht wissen wir natürlich, dass es das absolut Richtige ist, damals war man sich nicht so sicher und ist versucht zu fragen, warum man das nicht gleich allgemeinverbindlich eingeführt hat. Deshalb ist es immer schwierig, solche Probleme mit dem Wissen danach zu beantworten. "War ja klar" ist da eben leider nicht so klar bzw. nur mit heutigem Wissen.
Selbst beim Sklaventhema ist es nicht so eindeutig wie man meinen mag. Einigen Sklaven ging es durchaus besser als den sogenannten "Freien" der damaligen Zeit. Sklaven waren zum Teil sogar richtig wertvoll und wurden gut behandelt. Das kann man auch nicht verallgemeinern, das ist vollkommen richtig. Das Leid dürfte weit überwogen haben. Aber so einfach ist es eben auch nicht.