Möchtest du jetzt die offizielle politisch-korrekte Unwahrheit hören oder die vielleicht etwas unbefriedigende Wahrheit bzw. "Etwas" was dieser zumindest näher kommt?
Rassismus gab es so auch in den "Nordstaaten" bzw. den verbliebenen Unionsstaaten.
In einigen von diesen gab es auch noch während des Bürgerkrieges die Sklaverei (Delaware, Kentucky, Maryland und Missouri. West-Virginia, Washington, D.C. wären nochmals als Sonderfälle zu nennen. )
Der Begriff "wirtschaftliche Notwendigkeit" wäre aus meiner Sicht vielleicht zu hart bzw. nicht hinreichend bewiesen. Die meisten Südstaatler hatten keine Sklaven. (Über 90% der Südstaaten-Soldaten bspw.) Ich möchte nicht vom "Fetisch Sklaverei" sprechen, aber hier müsste man die Sache mit der "Notwendigkeit" genauer analysieren.
Von dir nicht genannte, aber sehr wichtige Gründe aus Sicht der "Südstaaten" waren Demokratie, Freiheit, Staatsverständnis, Wirtschaftspolitiken (bspw. Schutzzölle) usw.. Es gab da schon einige politische Differenzen, die weit über die "Sklaverei" hinaus gingen.
Allerdings war eben die "Sklaverei-Frage" das Mittel, um im Süden zu mobilisieren.
(Nicht immer uneigennützig. Politik war damals wie heute oftmals ein schmutziges Geschäft.)
Radyserb hat es schon sehr gut angedeutet. Die "Nordstaaten-Gutmenschen" waren damals genauso wie die "Gutmenschen" hier und heute. Die meisten waren so bereit für die Sklavenbefreiung in den Krieg zu zu ziehen wie Flüchtlingsbürgen für ihre eingegangenen Verpflichtungen einzutreten. (Das ändert sich anscheinend nie. Die übliche Geschichte vom "Gratismut".)
Die meisten Nordstaatler wären wohl niemals für die "Sklavenbefreiung" in den Krieg gezogen. (Zumal man oftmals auch keine Ahnung von der Realität der Sklaverei hatte. Die Lebensbedingungen im Norden sollte man hier auch nicht romantisieren."Fackeln im Sturm" hatte das Thema gut angesprochen.)
Das hat auch Lincoln gut erkannt. Sein berühmtes Zitat dazu:
"Mein oberstes Ziel in diesem Krieg ist es, die Union zu retten; es ist nicht, die Sklaverei zu retten oder zu zerstören. Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun; und könnte ich die Union retten, indem ich einige Sklaven befreite und andere nicht, so würde ich auch das tun. Alles, was ich in Bezug auf die Sklaverei und die Schwarzen tue, geschieht, weil ich glaube, dass es hilft, die Union zu retten."
Die Sezession selbst und vor allem der Angriff auf Fort Sumter wären daher wohl eher als Beweggründe für die Nordstaatler zu sehen.
Der Angriff der Südstaaten hat die Kriegsbereitschaft der Bevölkerung im Norden deutlich erhöht. Die Bereitschaft die Sklaverei abzuschaffen hat im Laufe des Krieges jedoch in der Bevölkerung zugenommen. Der Kontakt vieler Unions-Soldaten mit dem Elend der Sklaverei während der militärischen Operationen im Süden inklusive Informationsfluss in die Heimat ist ein wichtiger Punkt.
Gleichzeitig sollte man Ereignisse wie die "Draft Riots" nicht vergessen.
Ergo...
Während es für Lincoln um den Erhalt der Union und die Ausweitung seiner Macht ging, so waren die Beweggründe für die einzelnen Nordstaaten-Soldaten wohl wesentlich vielfältiger.
Fazit:
Mit der Universalantwort "Sklaverei" muss man aus meiner Sicht sehr vorsichtig sein.
Nice to know...
*Lincoln hat 1863 die Sklaverei nur in den Konföderierten Staaten verboten.
*Der letzte offizielle Sklavenmarkt fand lange nach dem Ende des Krieges und dem Tod von Lincoln statt.
https://www.tagesspiegel.de/gesellsc.../12739194.html
* Sklavenhalter
innen spielten eine wichtige Rolle bei der Sklaverei. Sklaven waren bspw. für viele Frauen was Goldschmuck in verschiedenen Kulturen heute noch ist...eine persönliche Sicherheit.
PS:
Sklaverei selbst ist eigentlich schon Grund genug dagegen zu kämpfen. Aber das war hier halt so nicht der Fall.