Angsterfüllt starrte er auf das gespannte Seil, jeden Moment erwartete er, die schreckliche Krallenhand zu sehen, wie sie krachend auf die Plattform treffen wird, und dann wird die zweite Hand die Höhle erreichen und dann wird er es sehen, was das Schicksal sich diesmal für ihn ausgedacht hat.
( " Tu was, tue irgendwas was " ), sein Gehirn versuchte dem Körper Befehle zu geben, doch gehorchte der Körper nicht, die Angst lähmte ihn komplett, er stand da wie das Kaninchen vor der Schlange.
( " Die Zeit wird knapp, tu was " )
Er sah wieder aufs Seil, es spannte sich schon bedenklich, was da hochkletterte musste sehr schwer sein, diese schrecklichen Geräusche die von unten hochdrangen, plötzlich kam ihm die Erkenntnis, dass es nicht nur eins war, sondern mehrere, bei ein wenig Konzentration konnte man verschiedene Stimmen erkennen, es müssen viele sein.
( " Ein Bein für ihn, das andere für den dahinten, dann die Arme und dann wird es anfangen wirklich wehtun " )
Nun war es soweit, eine Hand berührte die Plattform, es war natürlich eine Krallenhand, ein nun schon gewöhnter Anblick für ihn, trotz allem fuhr ein eiskalter Schauer seinen Rücken herunter, er fror erbärmlich, obwohl es eigentlich warm sein müsste, um diese Jahreszeit, aber war er überhaupt wirklich auf diese Insel und nicht ganz woanders?
( " Jetzt ist es soweit, jetzt fressen sie dich " )
" Dich aber dann auch " brüllte er wütend die kleine gemeine Stimme in seinem Kopf an, die Wut über sich selbst befreite ihn von seiner Starre, er konnte sich endlich wieder bewegen und sah sich um, er stand immer noch auf dieser Holzplattform, auf der ihn der Padre hochgezogen hatte.
( " Essensaufzug " lachte höhnisch die Stimme ), er stand vor einer Höhle, soviel war in dieser Dunkelheit zu erkennen, er konnte aber nicht die Größe des Gewölbes abschätzen, die zweite Krallenhand krallte sich an der Plattform fest, er konnte deutlich die Anspannung der Muskeln der dazugehörigen Arme sehen, nun zog es sich hoch ( " Jetzt holt der Teufel dich " ), noch ein paar Sekunden, und es würde direkt vor ihm stehen, das Grunzen wurde zu einem Kreischen, der Junge musste sich die Ohren zu halten, es war schrecklich, diese Geräusch kam direkt aus der Hölle.
( " Da kommst Du jetzt gleich auch hin, bist ja zu feige was dagegen zu tun " verspottete ihn sein eigenes Gehirn ), nun konnte er auch schon die Oberarme sehen, gleich musste der Kopf über der Plattform sein.
Weinend und mit zugehaltenen Ohren lief der Junge in die Höhle.
Finsternis empfing ihn, das wenige Licht der Nacht drang keine 2 Meter in die Höhle vor, auf eine bestimmte Art war er sogar dankbar dafür, so würde er es wenigstens nicht sehen können, trotzdem sah er zurück, die Plattform schwankte gewaltig, soviel war zu erkennen, es war oben, keine Frage mehr.
Es schien sich aber nicht zu nähern, dass Kreischen hatte aufgehört, nun hörten sich die Geräusche eher ein wenig wie eine unbekannte Sprache an, es schien sich zu unterhalten, Nein, nicht unterhalten, es ruft die anderen, sie wollen gemeinsam mit ihm Spaß haben.
( " Weiter in die Höhle, lauf " )
Der Gedanke nicht nur gefressen sondern vorher auch noch aus Spaß gejagt zu werden, trieb ihn tiefer in Höhle hinein, er rechnete jede Sekunde vor eine Wand zu laufen, dass das Gewölbe sich als Sackgasse erwies, doch er konnte immer weiter laufen, es müssen nun schon über 200 Meter sein, die Geräusche von den Dingern wurde immer leiser, sie schienen ihn nicht zu verfolgen, aber warum?
( " Sie wollten, dass Du in diese Höhle rennst, sie wollten Dich genau hier haben " )
Die Stimme trieb ihn noch in den Wahnsinn, was war wenn sie recht hatte, vielleicht laufe er nun gerade zu dem richtigen Monster.
Er stoppte, er wollte warten, was dann passieren würde ( " Ist ja richtig clever von Dir, sowas hatte ich Dir ja gar nicht zugetraut " lobte ihn die Stimme ), er musste aufgrund des völlig unerwarteten Lobes kurz auflachen.
Es kam natürlich so, wie der Junge es befürchtet hatte, kaum bewegte er sich nicht mehr, kamen die Geräusche von ihnen näher, schnell näher, so schnell näher, dass ihm klar wurde, dass sie ihn jederzeit fangen könnten, wenn sie nur wollten, aber spielten nur mit ihm ( " Solange sie mit dir spielen, lebst du noch " ), er stand wieder auf und fing an zu rennen ( " Die sind doch eh schneller " )
" Sei ruhig " brüllte er sich selber an, und lief weiter in die absolute Dunkelheit hinein, er konnte nichts sehen oder erkennen, aber trotz allem lief er mit hoher Geschwindigkeit weiter, es wunderte ihn schon ein wenig, warum er nie eine Wand berührte und warum die Höhle schnur geradeaus gebaut war.
Die Geräusche von ihnen wurden wieder leiser, sie haben anscheinend die Verfolgung gestoppt, sie wollen, dass er sich bewegt, und solange lassen sie ihn in Ruhe, der Junge verlangsamte seinen Lauf, er wurde so langsam, dass er seine Arme austrecken konnte, um den weiteren Verlauf des Ganges zu ertasten.
Was würde er für eine Fackel geben, obwohl, Nein, besser nicht, wer weiß, was er dann hier sehen würde.
Er schwenkt mal nach Links, dann mal nach Rechts, er möchte einfach mal eine Wand ertasten, noch nichts, was ist das denn für eine Höhle ohne Wände, fragte er sich.
Doch, plötzlich, nachdem er mal länger nach Rechts gegangen war, fühlte er eine Wand, doch war dies eine überhaupt eine Höhlenwand, er spürte Wärme, wenn das eine Felswand sein sollte, war sie viel zu weich dafür, etwas warmes lief über diese Wand, als er länger die Hand drauf liegen ließ, konnte er sogar eine weiche Auf- und Ab- Bewegung spüren, es war wie der Atem eines Schlafenden.
( " Ist das wirklich eine Höhle? " fragte spitz die Stimme ), nun war er erst recht froh, nichts erkennen zu können, in seiner Phantasie machte sich trotzdem eine Vorstellung breit, wie diese Wand die er gearde berührt hatte, wohl aussähe.
Diese Phantasie ließ ihn wiederum heftigst erschaudern, in seinen Gedanken pulsieren die Wände wild zuckend, während Blut an diesen herunterlief, zerfetzte und geschändete Leichen wären an diesen Mauern festgenagelt, ein ewiges Stöhnen würde von gefangenen Seelen zu hören sein.
Diese Vorstellung überlagert seinen Realitätssinn, plötzlich sah die Umgebung für ihn wirklich so aus, sein Herz raste
( " Jetzt bist Du in der Hölle, jetzt hats Du es wirklich geschafft " , kreischte die Stimme in schriller Tonlage ), alles drehte sich um ihn, er wollte weglaufen, doch sackten seine Beine weg, er fiel hin, nun machte sich auch seine totale körperliche Erschöpfung bemerkbar, er fiel hin, und rollte einen kleinen seitlichen Abhang entlang, bis er an einer Wand zum Stillstand kam, in seinem Gedanken grief diese Wand nun nach ihm, Krallen kamen aus der schleimigen, blutüberströmten Wand, griffen nach ihm, nach einen kurzen, panischen und hysterischem Lachen, übermannte ihn seine Müdigkeit, sein Gehirn schaltete einfach ab, und er fiel in einen tiefen Schlaf, einer Ohnmacht sehr ähnlich.
Nun näherten sich wieder die Geräusche von ihnen, sie hatten gemerkt, dass er nicht mehr weiterlief, sie näherten sich schnell und diesmal wollten sie nicht mehr spielen, ihn nicht mehr schonen, diesmal sollte es ein Ende finden.
Eine flackernde Fackel hellt den Bereich des Jungen plötzlich auf, nun konnte man erkennen, dass die Wände von Moosen bewachsen waren, und dazwischen kleine Bäche die Wänder herunterstürzten.
Die Fackel wurde kurz über das Gesicht des Jungen gehalten, Arme und Beine wurden auf Beiß- oder Kratzspuren untersucht, sein Puls wurde gefühlt, dann wurde er hochgehoben, die Flamme wurde gelöscht, nun herrschte wieder absolute Dunkelheit in der Höhle und sie waren nun schon sehr nah.