Das hohe Gericht
"Fahnen runter!" der Ruf der Bannerträger schallt durch den Gerichtsraum, eine große Pforte öffnet sich und Dimitros, ausgestattet mit einigem Blattwerk unter dem Arm und einem grünen Gewand schreitet durch die gigantische Tür, vorbei an den Bannern der Nation, in den vollbesetzten Gerichtsraum von Doraea-Stadt. Im Raum, geschützt durch die Para-Miles, den Verbänden des Rates die im Zweifel bekanntlich hart durchgreifen, herrscht Stille. Die ersten Reihen der Zuschauerriege sind gefüllt mit den obersten Staatsbeamten und wichtigsten Würdenträgern, die von der Ordnungstruppe auf Geheiß des Rates gerufen wurden. Dimitros ein mäßig bis kräftig gebauter, relativ großer Mann mit Gläsern auf der Nase, wie es derzeit in Mode ist in Kreisen der Intelligenz, grüßt in den Raum auf traditionelle Art. "Die Sitzung ist eröffnet." Der Raum erwidert die Geste und nimmt Platz. Die grünen Banner werden in die Höhe gereckt.
"Wir sind nunmehr hier um im Namen unseres großen Rates und zu Ehren Ehos zusammengekommen. Wir rufen Parangelia, die Wächterin der Ordnung und Schutzheilige Doraeas an um über den Urteilsspruch zu wachen." Unruhe breitetet sich in den Reihen der Beamten aus. Seit des Umschwungs hatte kein Richter es gewagt diese alte Formel anzubringen. Fragende Blicke werden ausgetauscht, als nun aus den hinteren Reihen, wo weniger bedeutsame Personen Platz nehmen und von den P-M (Para-Miles) die Antwort: "Parangelia, mit uns!" erschallt.
"Im Auftrag des durchlauchtigsten Dogen von Doraea, seine Exzellenz Pontus, nunmehr gewählt von den Mitgliedern des Rates nach dem Ableben des bisherigen Dogen, beginne ich die Verhandlung."
In den Raum werden bekannte Gesichter, Anhänger Sacriculs und des alten Dogen geführt. Ein Diener des Gerichts verliest die Anklage auf Hochverrat und Verschwörung gegen den Staat. Die sonst stattlichen Persönlichkeiten merken schnell wie die Stunde geschlagen hat und machen auch sonst keinen sehr lebendigen Eindruck mehr, auch wenn keine Spuren von Folter am Körper erkennbar sind. Sie senken reihum den Kopf und bekennen sich nacheinander aufgezählt für schuldig. Dimitros bleibt nichts anderes übrig, als die Schuld festzustellen und das übliche Urteil zu sprechen. Tod durch Feuer.
Die hohen Beamten und Priester im Publikum sind entsetzt. Niemand traut sich etwas zu sagen, schließlich hofft man darauf nach dem schaurigen Anblick höchster Vertreter gehen zu können. Einige die bereits gehen wollten wurden und werden allerdings bestimmt auf ihre Plätze verwiesen. Dimitros ruft einen Beamten namentlich nach vorn.
"Stimmt es oder stimmt es nicht, dass ihr dem hier verurteilten Staatsdiener, der sich durch Verbrechen gegen unseren Staat schuldig gemacht hat, gedient habt?"
"Stammelnd setzte der Beamte an.. ich.."
"JA oder NEIN. Eine einfache Antwort auf eine einfache Frage."
"Ja, aber.." Eine kurze Handbewegung und er wird abgeführt.
Der nächste Name wird aufgerufen. Ein örtlicher Priester, der bekannt ist für seinen sacriculschen Eifer.
"Glaubt ihr, oder glaubt ihr nicht an die Schutzheilige unseres Staates, Parangelia, Wächterin der Ordnung?"
Der Priester schweigt.
"Ich habe euch etwas gefragt." widerholt Dimitros kurz aber bestimmt.
"Die Wächter sind tot.."
Eine kurze Notiz im Buch, eine Handbewegung und der Priester wird abgeführt.
Das Prozedere widerholt sich. Ein Beamter, bricht noch ehe er vorn angelangt ist in Tränen aus und winselt um Gnade. Andere erheben sich im Publikum und rufen mit dem Dogengruß nach vorn die Wächterin an und stimmen ein Loblied auf den neuen Dogen an. Aus den Reihen werden nach und nach die Anhänger Sacriculs ausgedünnt. Sie alle werden dem Feuer zum Opfer fallen.
Zum Ende erhebt sich Dimitros.
"Für unseren Staat, unser Volk und unsere Göttin. Pontus, hoch!"
"HOCH!" ruft die Masse. |