Ernte: Mies, Konjunktur: Aufschwung
Sachsen
Die Gewerkschafts-Reform ist insofern erfolgreich, dass sie die schwelende Unzufriedenheit der Fabrikarbeiter vorerst reduziert. In den meisten Manufakturen sind die Eigentümer gezwungen erst mal Kompromisse mit den Arbeitern zu finden, meist in der Form von höheren Löhnen. Das auch weil der FGB die Möglichkeit hat im Zweifelsfall nicht nur die betreffende Fabrik sondern auch die Zulieferbetriebe lahmzulegen und sich so in einer weitaus besseren Verhandlungsposition befindet. Das Wirtschaftsministerium warnt aber auch vor den möglichen negativen Auswirkungen der Reform. Die Lohnkosten machten einen erheblichen Teil der Ausgaben der Fabriken aus. Man müsse sich der Tatsache bewusst sein, dass das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte auch dadurch erreicht wurde, dass gelernte Facharbeiter durch billige Arbeiter ersetzt werden konnten.
Das Auswanderungs- und Kolonialbüro nimmt in an seinen vier Standorten Dresden, Chemnitz, Bremen und Algier planmäßig den Betrieb auf. Rund 5'000 Auswanderer werden im ersten Jahr des Programms auf den Weg gebracht, eine Zahl, die man auch in Zukunft pro Jahr sicher wird halten können. Man rechnet aber damit, dass der Fonds 1842, allerspätestens 1843 leer sein wird. Es wäre zu überlegen, den Fonds mit einer jährlichen Zuwendung stabiler aufzustellen.
Österreich
Die für den Bau kultureller Bauten gesprochenen Gelder lösen in einigen Städten richtiggehende Baubooms aus, insbesondere in denjenigen Ungarns. Denn gerade das städtische Ungarn hatte im Gegensatz zu Böhmen und Lombardo-Venetien nur wenig Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung im Land, weshalb die Auswirkungen dort deutlicher sichtbar sind. In den folgenden Jahren werden die neuen Baustellen zahlreiche Arbeiter beschäftigen, die auch in der Lage sein werden ihre Familien zu versorgen.
Der einzige Misston zu dem ansonsten erfolgreichen Programm kommt allerdings auch aus Ungarn. Die Städte Kroatiens und Dalmatiens erweisen sich als ganz besonders eifrig beim Beantragen von Mitteln aus den Kulturfonds. Das alles vor dem Hintergrund, dass die Landtage von Dalmatien und Kroatien versuchen sich auch kulturell stärker gegenüber Ungarn abzugrenzen. Der ungarische Adel, der seinen bislang erheblichen Einfluss in diesem Gebiet in Gefahr sieht, wendet sich daher gleich bei mehreren beantragten Projekten an die kaiserliche Regierung und verlangt ihre Ablehnung.
Der Terminplan für den Wettbewerb an den Wiener Häusern erweist sich als zu optimistisch. Als man im Frühling beginnt die ersten namhafte Künstler zu kontaktieren, bekunden zwar die meisten großes Interesse, sind aber oftmals nicht in der Lage bereits auf diesen Herbst eine Reise nach Wien zu organisieren. Man verschiebt die Veranstaltung daher auf den Herbst 1840, an welchem die Veranstaltung dann auch im vorgesehenen großen Rahmen wird stattfinden können.
Hessen-Darmstadt
Mit einem Budget von 12'000 G ist das großherzoglich-hessische Gewerbebücher-Projekt angesichts der doch recht überschaubaren Größe der Wirtschaft im Land gut finanziert. Auf Ende 1840 wird man daher bereits die ersten Zahlen präsentieren können.
Die vom Parlament lange geforderte Privatisierung des staatlichen Stahlwerks geht ohne Probleme über die Bühne. Da das Projekt schon eine Weile in Vorbereitung war, hatten sich viele Interessenten auch schon entsprechend positioniert und kamen rasch mit Offerten auf den Staat zu.
Nachdem sich der Großherzog gegen Ende des Jahres infolge Krankheit etwas aus der Öffentlichkeit zurückziehen muss, werden der Regierung mehr Kompetenzen übertragen. In dieser für die Politik des Großherzogtums recht turbulenten Phase übersteht die Regierung in ihrer bisherigen Zusammensetzung allerdings gerade mal einen Monat, bis das Parlament dem Ministerpräsidenten die Unterstützung entzieht. In der Folge formiert sich unter dem Freiherrn von Gagern eine ungewöhnliche neue Koalition aus Konservativen und Nationalliberalen, welche die neue Regierung bildet.
Frankfurt
Mit erheblichem Aufwand wird im gesamten deutschsprachigen Raum die groß angelegte Wiederbelebung der Frankfurter Messe beworben. Die erstmals seit fast 200 Jahren wieder durchgeführte Buchmesse versteht die Regierung dabei als Aushängeschild, welche dann wiederum andere Branchen mit größerer Wertschöpfung auf die Messe aufmerksam machen und nach Frankfurt locken soll. Natürlich sei Frankfurts Lage an der Grenze der beiden deutschen Zollunionen für einen Handelsplatz nicht unbedingt vorteilhaft, was man aber durch die zollfreien Verbindungen flussaufwärts über den Main und den Rhein kompensieren könne.
Mecklenburg
Die erste Produktionsstätte für die Serienproduktion der Kühlkammern entsteht in Ratzeburg. Die Stadt liegt in Mecklenburg zwar nicht sehr zentral, aber durch ihren Anschluss an die Eisenbahntrasse nach Lübeck sieht man sie als den geeignetsten Standort für den internationalen Vertrieb an. Die hergestellten Maschinen sind ziemlich sperrig und man will sie für den Transport möglichst nicht in zu viele Stücke unterteilen. Die Grundstoffe für den Äther bezieht man aus den übrigen Landesteilen, den Alkohol überall aus Schwerin und das Vitriol in einer eigens errichteten Fabrik nahe Neubrandenburg. Wobei der Vorstand darüber nachdenkt diesen getrennt von den Maschinen grundsätzlich nur über den Landweg zu transportieren. Der Brand bei der ersten Versuchsanlage ist allen Beteiligten noch gut in Erinnerung und man hält es für keine gute Idee den Äther auf Schiffe zu verladen.
Den Forschungsschwerpunkt legt man angesichts der bekannten Probleme mit dem Kältemittel zunächst vor allem darauf, dessen Einsatz ganz vermeiden oder zumindest die Menge erheblich reduzieren zu können. Die Adaptierung für den Einsatz auf Schiffen hält man zwar für technisch vergleichsweise einfach zu lösen, letztlich sei es nur eine Frage des Gewichtes, aber für noch nicht ratsam, so lange man den notwendigen Äther nicht reduziert habe.
Bayern
Das bayrische Wirtschaftsministerium beginnt damit geeignete Standorte für Konservenfabriken zu definieren und den Regionen entsprechend Anschubsubventionen aus dem Topf des sogenannten 'Konservenbudgets' zuzuweisen. Als das wichtigste Kriterium erweist sich die Verfügbarkeit von Rohstoffen, denn landwirtschaftliche Güter sind in Bayern zwar im Überfluss vorhanden, doch an den Dosen fehlt es. Der technische Aufwand die herzustellen ist in der Tat gering und binnen kurzer Zeit entstehen nahe der mit Fördermitteln bedachten Konservenfabriken unzählige kleine Manufakturen als Zulieferer. Doch die Dosen bestehen nun mal aus Metall und die Bergbauproduktion im Königreich Bayern ist bescheiden. Und da es absehbar ist, dass die Produktion an Konserven den Bedarf in Bayern bei weitem übersteigen wird, sind die Möglichkeiten zum effizienten Export ebenso entscheidend. Daher werden vier Standorte gefördert:
Hof, mit seiner geografischen Nähe zu Sachsen und Thüringen, sowie der Saalebahn.
Aschaffenburg, verkehrstechnisch günstig am Main gelegen, wenngleich die Versandung der Mündung in den Rhein gegenwärtig noch ein Hindernis darstellt.
Kaiserslautern mit den zollfrei zugänglichen Abbaugebieten im französischen Lothringen direkt vor der Haustür.
München mit dem vorhandenen LIG, wo die Ansiedlung aufgrund weiterer Vergünstigungen besonders interessant ist, das verkehrstechnisch aber denkbar ungünstig liegt und in Zukunft wohl alleine den einheimischen Markt bedienen wird.
Hinsichtlich des Verkaufs der Revolver an 'alle Armeen Europas' fragen die Nürnberger Fabrikanten noch mal nach, ob dies wirklich ausnahmslos gelte. Erst kürzlich sei ein Waffengeschäft nach einem Veto des Königs ja noch zurückgezogen worden.
Luxemburg
Die Schaffung der Industriekasse, in ihrer Form vergleichbar mit den anderen in jüngster Zeit entstandenen halb-staatlichen Banken im Deutschen Bund, wird gemeinhin begrüßt. Sie erhält auch schon im Jahr ihrer Gründung mehr Anfragen für Kredite, als sie effektiv gewähren kann. Die Eröffnung mehrerer Eisenhütten südlich der Stadt Luxemburg ist das sichtbare Zeichen dieser positiven Entwicklung.
Die Übersiedlungs-Kommission ermöglicht mit den ihr zugesprochenen Mitteln weiterhin die Auswanderung und vermeldet vielversprechende Zahlen in die Residenz des Statthalters. Im Herbst wird das Vertrauen in die Kommission jedoch von einem Korruptionsskandal erschüttert, den die Oldenburger Presse aufdeckt. Offenbar wurde mit dem Wissen einiger Kommissionsmitglieder Gelder an Saisonarbeiter bezahlt, die in Norddeutschland eine Beschäftigung suchten und entweder gar nicht auswanderten oder zumindest ganz sicher nicht bis in die niederländischen Kolonien emigrierten. Die niederländische Regierung fordert in einer ersten Reaktion vom Statthalter die Untersuchung dieser Verschwendung von Staatsgeldern und die Verurteilung der Verantwortlichen.
Baden
Der Investitionsausschuss der Staatseisenbahn beurteilt die Finanzierung für vom König geforderte Strecke als ausreichend an. Man geht von Kosten gegen 45'000 G aus, um die im Gesetz definierten Teilabschnitte Mannheim-Heidelberg und Heidelberg-Karlsruhe fertigstellen zu können. Das Wettrennen darum, wer als erstes die Residenzstadt anschließen wird, dürfte man jedoch freilich gegen die private Westbahn verlieren. Mit dieser laufen gegenwärtig auch noch Verhandlungen darüber, den gleichen Bahnhof oder zumindest zwei nahe bei einander laufende Bahnhöfe zu verwenden, um insbesondere Passagieren den Umstieg zu erleichtern.
Hessen-Homburg
Der Straßenbaufonds wird überwiegend positiv aufgenommen. Anfänglich überlegt man sich im Kabinett dessen Gelder hauptsächlich im Landesteil Homburg zu verwenden, um für den erfolgreich laufenden Kur- und Kasinobetrieb beste Voraussetzungen schaffen zu können. Dies wird allerdings im Parlament von den Abgeordneten Meisenheims heftig bekämpft, so dass man den Plan letztendlich aufgibt und eine ausgeglichene Verteilung über beide Landesteile beschließt.
Aus dem Lotteriefonds wird keine nennenswerte Unterstützung des Projekts möglich sein, da andere und bereits laufende Projekte dessen Gelder weitgehend beanspruchen. Bei der Kontaktstelle für die kooperative Projekten gehen vor allem kleine Vorhaben für Waldstraßen ein, meist von Dorfgemeinschaften für die bessere wirtschaftliche Erschließung der Wälder zu erschließen.
Alles in allem kommt man also gut voran, ohne zusätzliche staatliche Mittel werden aber nicht alle angedachten Projekte zu stemmen sein. Die Regierung schlägt dem Landgrafen vor, in den folgenden Jahren total noch einmal das 2-fache der jetzigen Summe zur Verfügung zu stellen.
Etwas überrascht ist man Ende des Jahres, als von einigen Zulieferbetrieben des Kurbetriebs geklagt wird, dass der Social-, Ausbildungs- und Auswanderungsfonds vielleicht etwas zu gut funktioniere. Erstmals seit langem kann man auf kein scheinbar unerschöpfliches Reservoir an Arbeitskräften mehr zurückgreifen. Die Folge: Die Löhne der unteren Einkommensklassen beginnen merklich zu steigen, was für diese selbstverständlich toll ist, aber die Kosten in den Betrieben erhöht.
Hannover
Das neu geschaffene Patentamt wird allgemein begrüßt, Vertreter der Wirtschaft bezeichnen den rechtlichen Schutz von Erfindungen als wichtigen Beitrag zur Investitionssicherheit. Gerade angesichts der Tatsache, dass das Land in einigen technischen Gebieten (etwa dem Schienenbau) noch immer einige Jahre Vorsprung auf andere Konkurrenten in Kontinentaleuropa hat.
Man gibt aber auch zu bedenken, dass der Patentschutz in Hannover zwar eine gute Sache sei, aber er bei einem größeren Einzugsgebiet noch wesentlich wirksamer wäre. Denn so hindere niemanden einen Konkurrenten daran, ein hannoveranisches Produkt einfach jenseits der Grenze zu plagiieren. Man beklagt in dem Zusammenhang die Kurzsichtigkeit mancher Leute in Wirtschaft und Politik. Kurzfristig sei es so zwar möglich rasch an Technologien anderer Firmen heran zu kommen. Langfristig bedeute es aber den Rückgang an Investitionen in die Forschung allgemein. Denn kein Geschäftsmann finanziere die Weiterentwicklung eines Produktes, wenn er davon ausgehen müsste, dass er das investierte Geld infolge von Plagiaten abschreiben müsse.
Preußen
Wie geplant wird in Preußen mit dem Bau des Befestigungsgürtels an der Westgrenze begonnen. Die verantwortlichen Festungsingenieure sind zuversichtlich den Zeitplan einhalten zu können und den bislang so bedenklich weit offenen Westen des Königreiches sichern zu können. Der Vereinigte Landtag hat in diesem Zusammenhang eine Anfrage an die Regierung formuliert, ob sie nun (da die übrigen deutschen Staaten nach Meinung der Parlamentarier keine Ausrede mehr vorbringen können) den Bundestag erneut wegen der Finanzierung anderer Festungsprojekte anfragen wird.
Nach dem Ende des Manövers in Thüringen kommt man zu dem Ergebnis, dass die preußischen Verbände für sich allein hervorragend zusammenarbeiten. Die Kommunikation mit denjenigen anderer Staaten klappte dagegen nur mangelhaft. Im Schnitt benötigte das Ausführen eines Manövers, sei es nur ein Angriffsbefehl oder eine Umgruppierung, im Schnitt mindestens 50% länger, wenn die verbündeten Verbände dabei beteiligt waren. Was nicht nur an den Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den unterschiedlichen Einheiten lag, nach Ansicht der preußischen Offiziere war die Mehrzahl der fremden Truppen auch ganz generell schlechter gedrillt.
Württemberg
Der Ausbau der großen Hauptstraßen im Südosten des Königreichs kommt gut voran, in dem Gebiet war nach Ansicht des zuständigen Ministeriums der Bedarf für solche Bauten auch am größten. Man regt aber auch an, ob man es sich nicht überlegen könnte den Regionen mehr Kompetenzen und vor allem Gelder zuzugestehen. So könnte die Zentralregierung sich auf die wichtigen, überregionalen Infrastrukturprojekte konzentrieren, sofern die überhaupt noch notwendig wären, und die Regionen würden den Rest übernehmen. Das würde freilich bedingen, dass man den Regionen einen regelmäßigen Etat überantworten würde, damit diese die Aufgabe übernehmen könnten.
Braunschweig
In Braunschweig mit seiner vergleichsweise großen metallverarbeitenden Industrie werden die Arbeiten an den Gewerbebücher voraussichtlich etwas länger dauern, vor 1841 rechnet man nicht mit Ergebnissen. Eine erste Tendenz zeigt sich aber bereits. Trotz der voran gegangenen Privatisierungsbemühungen sind noch immer erhebliche Teile der Braunschweiger Metallindustrie in teilweise staatlicher Hand oder in irgendeiner Form von staatlichen Zuschüssen abhängig, die meist von den Gewinnen der rentablen Staatsbetriebe finanziert werden. Eine kritische Überprüfung der wirtschaftlichen Lage mancher Bergwerke und Eisenhütten, verbunden auch mit Werksschließungen wo notwendig, wäre zu prüfen.
Die Verantwortlichen der Gewerbebücher stellen dem Herzog außerdem noch die Frage, ob er die Arbeitslosenzahlen auch mit erfasst haben möchte, oder man sich den Zusatzaufwand dafür sparen soll.
Oldenburg
Der Ausbau der Hunte wird, dessen ist man sich im Wirtschaftsministerium sicher, den Anschluss der Residenzstadt Oldenburg wesentlich verbessern. Zusammen mit den in der Stadt zusammenlaufenden Eisenbahnlinien werde dies dazu beitragen Oldenburgs Funktion als Umschlagplatz für Güter aus dem boomenden Rüstringens zu stärken. Wie vereinbart werden die Kommunen ihren Teil des Projekts übernehmen.
Bremen
Der Bau des Telegrafen erweist sich für Bremen als gutes Geschäft. Einen Telegrafenmasten aufzustellen und einen Draht zu ziehen ist simpel, doch mit entsprechenden Vorbereitungen sehr viel schneller zu bewerkstelligen. So schließen sich einige Geschäftsleute aus Bremen, Waldeck und Kurhessen zusammen und gründen ein auf den Telegrafenbau spezialisiertes Unternehmen.
Der Beitritt zum Hannoveraner Patentrecht wird von der Wirtschaft begrüßt, wobei man auch hier darauf hinweist, dass ein größeres Einzugsgebiet von Vorteil wäre.
Lübeck
Da der Regierungschef keine anderslautenden Anweisungen gab, führt der Senat das Programm der letzten Jahre fort und investiert das zur Verfügung stehende Geld der Stadt hauptsächlich in die Bildung und den Ausbau der Infrastruktur. Gerade letzteres scheint sinnvoll, um die von der Eisenbahn transportierten Güter auch zum Hafen schaffen zu können.
Liechtenstein
Durch die bekannten, wenn auch ungewöhnlichen Probleme der liechtensteinischen Landwirtschaft (mehr Land als Leute), stellt es kein Problem dar die Leute von der Modernisierung ihrer Betriebe zu überzeugen. Jede Möglichkeit mit weniger Arbeitsaufwand mehr Fläche zu bewirtschaften, ist daher willkommen. Großes Interesse herrscht im Fürstentum vor allem an neuen Züchtungen von Vieh, da die Weidewirtschaft den überwiegenden Teil der Landwirtschaft in Liechtenstein ausmacht. Das Modernisierungsprogramm wird noch einige Jahre laufen, gewisses Saatgut, Vieh oder Werkzeug konnte noch nicht in diesem Jahr beschafft werden. So wäre es kein Problem zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Gelder zuzuschießen.
Hamburg
Der Hamburger Hafen und auch die Anlagen in Cuxhaven gelten schon seit einiger Zeit als deutlich überbeansprucht und an der Grenze ihrer Kapazität. Die Handelshäuser der Metropole befürworten die Investition in die Hafenanlagen und fordern sogar, dass in den folgenden Jahren noch mehr Gelder bereitgestellt werden sollen. Immerhin hätten andere Handelsplätze an der Nordsee, namentlich in Oldenburg und Hannover, ebenfalls massiv in ihre Häfen investiert und der Handelsverkehr in der Region sei stark im Wachstum begriffen. Hamburg müsse bei dieser Entwicklung Schritt halten können.
Der Abstimmungskampf zu der ersten stadtweiten Volksabstimmung verläuft in den ersten Monaten noch eher ruhig, nur wenige Regierungspolitiker exponieren sich in der Frage der neuen Hanse aktiv. Das lässt einige Fraktionen im Großen Rat nun nervös werden, sie befürchten ein unvorhersehbares Resultat bei der Abstimmung, wenn der Sache nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde.
Kurhessen
Für die vergleichsweise kleine Grafschaft Schaumburg ist das anstehende Bauprojekt ein ungewöhnlich umfangreiches Unternehmen, das wohl viele Einwohner und selbst vielleicht einige Wanderarbeiter aus dem angrenzenden Vereinigten Lippe einige Jahre lang beschäftigen wird. Denn vor allem die Wallanlagen werden in vielen Stunden Arbeit von Hand errichtet werden müssen. Die Logistik-Abteilung der kurhessischen Armee legt dabei vor allem großen Wert auf Munitionslager und einen Geschützpark, welcher es der eher kleinen Friedensbesatzung ermöglichen soll im Falle eines Konfliktes erste Angriffe mit großer Feuerkraft zurücktreiben zu können, bis die vorgesehene Vollbesatzung des Kastells eintrifft. Dennoch gibt man zu bedenken, dass die Anlage durch ihren überschaubaren Umfang und Besatzung noch immer in Gefahr läuft bei einer Großoffensive schlicht überrollt zu werden. Die Wirksamkeit des Kastells werde also letztlich von der Stärke eines feindlichen Angriffes abhängen.
Thüringen
Das Großherzogtum Thüringen ist bei der Bauernbefreiung im Deutschen Bund gewissermaßen einer der Nachzügler. Und obwohl aus dem lokalen Adel trotz allem kritische Stimmen gegen das Vorhaben zu hören sind, ist man sich doch überwiegend darin einig, dass man sich in Thüringer dieser Entwicklung nicht verschließen dürfe. Schon allein, damit das Land im Wettbewerb mit dem nahen Ausland nicht ins Hintertreffen gerate. Das Programm wird auch stark nachgefragt, bereits im ersten Jahr kann man einen Anstieg von 5% feststellen und nimmt an, dass dieser sich auch in den Folgejahren fortsetzen wird.
Anders als die Messe in Frankfurt, die bewusst als Veranstaltung für möglichst viele Teilnehmer angelegt wurde, findet die Eisenbahnmesse in Thüringen eher im kleinen Rahmen statt. Was nicht unbedingt ein Nachteil sein müsse, wie die Organisatoren erklären. Mit Vorstandsmitgliedern und führenden Ingenieuren fast aller deutschen Eisenbahnunternehmen, und auch einiger aus Frankreich und Flandern, sei sie dafür hochkarätig besetzt gewesen. Beim privaten Treffen der Monarchen aus Thüringen, Bayern und Österreich wird auch die industrielle Entwicklung der Staaten besprochen, man gelangt aber recht schnell zu der Erkenntnis, dass das Potential aufgrund der hohen Zollhürde eher begrenzt sei. Der Warenaustausch werde sich zwangsläufig auf Güter mit eher geringem Wert beschränken, also mehrheitlich Rohstoffe und landwirtschaftliche Güter.
Waldeck und Pyrmont
Mit dem finanziellen Anreiz gelingt es rasch das widerstandsfähige Saatgut bei den Bauern des Fürstentums an den Mann zu bringen. Die effektive Nachfrage wäre sogar noch sehr viel größer gewesen, die zur Verfügung gestellten Gelder reichen jedoch nicht aus, um so viel Saatgut zu besorgen, wie nachgefragt wurde. Im Herbst erweist sich dies als nicht unerheblicher Vorteil, denn ein nasskalter Frühling und Sommer sorgen im ganzen Bund für schlechte Ernten und häufigen Befall mit Mutterkorn. So sieht zwar auch Waldeck keine gute Ernte, doch die hiesige Landwirtschaft kommt noch vergleichsweise glimpflich davon.
Etwas weniger erfolgreich verläuft die Suche nach noch ungenutztem Land in der fürstlichen Domäne. Man kann zwar gewisse Flächen identifizieren, in den meisten Fällen zeigt sich aber bald, dass sie aus gutem Grund ungenutzt waren, etwas aufgrund schlechter Böden.
Nassau
Die Rundreise des Herzogs wird in der Bevölkerung allgemein positiv aufgenommen. Die anfangs immer etwas nervösen Soldaten, die ihn begleiteten, stellten fest, dass der Schutz des Herzogs kaum jemals notwendig war. Schließlich weist niemand einen Herrscher ab, der unter seinen Untertanen Geld verteilt. Entsprechend etabliert der Herzog so zumindest vorübergehend ein positives Bild von sich in der Öffentlichkeit. Die häufigsten Sorgen der Bürger in diesem Jahr betrafen die dabei die Themen Ernte und Arbeitslosigkeit. Ein im ganzen Bund schlechtes Erntejahr sorgte für massive Einnahmeausfälle bei den Bauern, die zwar nicht gerade hungern mussten, aber Ende des Jahres auch meist mit leeren Taschen da standen. Die Arbeitslosigkeit ist ein offensichtlich seit längerer Zeit erhebliches Problem in Nassau, von dem die Bürger dem Herzog immer wieder berichten.
Dänemark
Der dänische Reichssischerheitsdienst wird gut finanziert, wie es vom König angeordnet worden war. Sehr gut klappt die Arbeit vor allem bei der Propagandaabteilung, die geschickt etwas im dänischen Kernland die weit verbreitete Frustration über die unruhigen Herzogtümer im Süden nutzt, um den König als den starken Mann zu präsentieren, welcher der dänischen Gesamtstaat zusammenhalte. Der größte Erfolg ist dabei, dass man besagte Parolen im deutschen Süden kaum zur Kenntnis nimmt, da entsprechende Berichte rasch mit lautstarker Propaganda zu anderen Themen übertönt werden.
Anhalt
Der Aufbau der Geheimpolizei Anhalts kommt rasch voran, man konzentriert die vorhandenen Mittel wie verlangt vor allem auf die Bereiche Überwachung und Repression. Letzteres ist mit einem begrenzten Budget nicht immer ganz einfach, so dass man bei Bedarf auch die preußischen Truppen im Land verpflichtet, soweit dies möglich ist. Das trägt nicht gerade dazu bei den ohnehin schlechten Ruf besagter Truppen im Land zu verbessern, ein ganzes Jahr ohne nennenswerte Vorfälle in Form von Demonstrationen und Anschlägen sprechen aber für den Erfolg der Maßnahme.