Ernte: Rekordernte, Konjunktur: Aufschwung
Baden
Man beginnt mit dem Bau der Häuser, wobei der Block Freiburg einige Monate vorgezogen wird. Er dient sozusagen als Versuchsanlage und die Erkenntnisse daraus werden dann auf die anderen übertragen. Man rechnet mit der Fertigstellung im nächsten Jahr, einige Probleme vor allem bei den Brunnen haben zu Verzögerungen geführt. Wie sich zeigt, lässt sich dieser Teil der Anlage möglicherweise nicht an allen Standorten wie gewünscht aufbauen. Die Zisterzienser nehmen das Angebot für den Bau eines kleinen Klosters bei Freiburg gerne an und können dies, dank einiger weiterer Spenden, zügig angehen.
Die Verantwortlichen der Rheinbegradigung können stolz vermelden, dass man Rund die Hälfte der Arbeiten abgeschlossen hat. Die Strecke von Kehl bis Rastatt ist jetzt für den Handelsverkehr ständig und ohne grössere Hindernisse befahrbar, wovon die beiden Städte profitieren.
Die besser gestalteten Uniformen kommen zunächst bei den Jägern zum Einsatz und werden bei diesen positiv aufgenommen. Ob sich die Verbesserungen im Einsatz bewähren, wird sich freilich erst noch zeigen.
Auf Anfrage gibt der Milizenverein von Karlsruhe bekannt, dass man dem König gerne als Ehrenmitglied aufnehmen werde, wenn er dies wünsche.
Waldeck
Die angestrebte Militärreform, die der Fürst persönlich angeordnet hat, wird umgesetzt, dabei liegt der Fokus auf eine dezentrale Verteidigung. Zur Fertigstellung diverser Arbeiten, sei es die Verstärkung der Jagdhütten oder Aushebungen mehrerer Feldschanzen, werden 1-2 Jahre prognostiziert. Für eine breite Waffenausbildung aller wehrfähigen Männer werden mehr Gewehre benötigt. Trotz aller requirierten Reservewaffen des Militärs, kann aufgrund der geringen Anzahl, keine nachhaltige Ausbildung erfolgen. Die kalkulierten 100 G werden für die Munition im Rahmen der Feldübungen reichen, nach Schätzungen der hohen Offiziere werden die Wehrvereine jedoch spätestens in 20 Jahren stehen die Wehrvereine vor dem Problem stehen, dass sie nur noch veraltetes Material zu besitzen, da die 100 G nur für den Unterhalt und nicht für eine regelmässige Erneuerung ausreichen.
Schwerin
Man richtet eine neue Behörde in der Residenzstadt ein, die sich schwerpunktmässig mit den Landwirtschaftssubventionen befasst. Man verfolgt entsprechend den Vorgaben des Grossherzogs einen sehr vorsichtigen Kurs bei der Bewilligung von Geldern und fordert von den Antragsstellern Nachweise für die zukünftige Rentabilität.
Die Arbeitsanstalt weist darauf hin, dass 'schwer vermittelbare Arbeitslose/Obdachlose' gesamthaft eher eine untergeordnete Schwierigkeit sind. Es gibt schlicht mehr Menschen als Arbeitsplätze, womit das Ganze ein strukturelles Problem ist. Die Manufakturen im benachbarten Strelitz und auch die wenigen Betriebe an der Schweriner Küste nutzen dies um die Löhne zu drücken, weil ja genügend Ersatz bereit steht, wenn die Arbeiter nicht zum angebotenen Lohn arbeiten wollen. Dass man seinerzeit auf die Idee verfiel viele der Arbeitslosen deshalb zur Arbeit auf Bauernhöfen abzukommandieren, sei daher auch eher eine Verlegenheitslösung gewesen.
Das Haus Orléans bedankt sich beim Grossherzog für das Hochzeitsgeschenk und lädt ihn auch zu einer Fahrt auf der Bahnstrecke Paris – Saint-Germain-en-Laye ein.
Württemberg
Das vom König gesprochene Geld wird unter den genannten Branchen zur Unterstützung neu eröffnender Betriebe verteilt. Die staatliche Metallfabrik wird im nächsten Jahr den Betrieb aufnehmen, zu dem Zeitpunkt ist eine kleine Eröffnungsfeier vorgesehen, zu welcher der König selbstverständlich auch herzlich eingeladen ist.
Die Vor- und Nachteile zwischen der noch jungen Technologie der Eisenbahn und den Wasserstrassen sind in der Regierung umstritten und es kristallisiert sich in den Beratungen kein klarer Favorit heraus. Eine private Gesellschaft hat bekanntlich in diesem Jahr bereits eine Konzession erhalten und die Minister schlagen vor diese Entwicklung mit weiterhin günstigen Investitionsbedingungen zu fördern.
Bei den Wasserbauwerken schlägt man vor allem punktuelle Verbesserungen am Neckar, der wichtigsten Wasserstrassen des Landes vor. Konkret den 1821 vorgeschlagenen Kanal bei Heilbronn, um den Neckar über die Stadt hinaus schiffbar zu machen, und eine Reihe kleinerer Seitenkanäle. Kostenpunkt gegen 50'000 G, die man sinnvollerweise ähnlich wie beim Rheinausbau über mehrere Jahre verteilen würde. Die Rheinkommission hat mitgeteilt, dass sie bei Bedarf einen Bau- und Finanzierungsplan ausarbeiten würde. Die Donau wird bei den Planungen ausser vor gelassen, weil der Strom erst ab Ulm als bedingt schiffbar gilt. Weitere Ideen für Projekte wäre die Anbindung der Donau an die Flüsse Neckar oder Kinzig über Kanäle, was aber noch deutlich teuer wäre, nach ersten Schätzungen um die 200'000 G. Auch hier bietet die Rheinkommission wenn gewünscht ihre Hilfe an.
Mecklenburg-Strelitz
Man macht bei der Entwicklung der Kühlgeräte einige in der Fachwelt durchaus Aufsehen erregende Fortschritte. Die von Perkins bisher nur in sehr kleinem Massstab gebauten Anlagen können in wesentlich vergrössert werden. Man ist anfangs sehr enthusiastisch und stellt sich vor, bereits in zwei Jahren eine erste Serienproduktion starten zu können. Bei der ersten Versuchsanlage tritt aber im Herbst aus einer der Maschinen Äther aus, der sich entzündet. Der darauf folgende Grossbrand legt die Versuchsanlage fast vollkommen in Schutt und Asche, es entsteht ein Totalschaden. Für den Wiederaufbau würden an die 1'000 G benötigt.
Sachsen
Die Beamten des Königreichs können vermelden, dass die Arbeiten an den Gewerbebüchern sogar noch schneller voran gingen als geplant. Entsprechend kann man bereits auf Anfang 1838 die ersten Zahlen zur Wirtschaftskraft des Landes und den Arbeitslosenzahlen präsentieren.
Ähnlich wie in anderen Ländern wird die Neuordnung der Gesetzgebung im Bergbau und der Einzug aller Regalien vom Bürgertum begrüsst. Binnen eines Jahres werden etliche neue Vorkommen erschlossen, deren Abbau bisher kaum möglich war, es herrscht gewissermassen Goldgräberstimmung. Von Seiten des Adels sind dagegen auch Proteste zu hören, denn die abgeschafften Regalien waren eine äusserst lukrative Einnahmequelle für manche von ihnen. Die Entschädigungen des Königreichs für deren Aufhebung ist schliesslich nur eine einmalige Zahlung, die manchen angesichts der entgangenen Einnahmen als zu gering erscheint.
Die Städtebau-Kommission hat Ende des Jahres zwar noch keinen Abschlussbericht vorzuweisen, aber die Beratungen zeigen deutlich in eine Richtung: Vom Einsatz der Eisenbahn in der Stadt halten die Kommissionsmitglieder nicht viel, sie betrachten die Bahn als zu ineffektiv, um grössere Menschenmassen auf kurze Distanzen zu transportieren. Stattdessen gehen die diskutierten Vorschläge eher dahin, massiv in die Stadtgebiete einzugreifen und nötigenfalls ganze Häuserreihen zu entfernen. Neue, breite Strassen sollen es den in den Städten wohnenden Arbeitern ermöglichen schneller zu den Fabrik-Vorstädten zu gelangen.
Bayern
Die neue Bautätigkeit in München zieht eine Vielzahl von Arbeitern an, die sich auf den Baustellen der neuen Stadtviertel verdingen. Der Bürgermeister der Hauptstadt vermeldet stolz, dass es wohl seit 20 Jahren nicht mehr so wenige Arbeitslose in München gegeben habe. Natürlich wird der Erfolg dieses massiven Ausbaus erst in einigen Jahren richtig abgeschätzt werden können, wenn klar ist, wie viele Firmen sich entlang der Isar ansiedeln. Wer als Manufaktur-Besitzer in Augsburg oder Neu-Ulm bereits erfolgreich produziert, wird sich kaum einfach zu einem Umzug überreden lassen, egal wie billig das Bauland ist, daher konzentrieren sich die Werber vor allem auf neue Firmengründungen.
Auch der neue Isarhafen wird angegangen und Platz für eine allfällige Eisenbahn-Erschliessung freigelassen. Wobei die Projektverantwortlichen darauf hinweisen, dass gegenwärtig in München schlicht das Know-how für dieses Projekt fehlen würde. Ausserdem hat man aus Sachsen gehört, dass selbst dort eine vergleichbare Idee von den Experten als ineffektiv verworfen wurde.
Der Versuch für die Bauern, denen die Pacht gekündigt wurde, Ersatz zu beschaffen, wird erfolglos abgebrochen. So kurzfristig liessen sich in Franken keine Höfe als Ersatz organisieren, zumal es gerade um das Gebiet ging, wo ohnehin am wenigsten Königsdomäne vorhanden ist. Ausserdem wollten viele der Bauern schlichtweg nicht ins fremde Franken ziehen. Stattdessen bringt man wie angeregt so viele von ihnen wie möglich in den Baukolonnen unter.
Das Militär reagiert auf die Kürzungen des Etats, indem es bei den teureren Truppengattungen spart. Man löst einige der zahlenmässig grossen Kavallerie-Verbände der bayrischen Armee auf und verkauft die Pferde, um sich so deren Unterhalt sparen zu können.
Österreich
Die Niederlassungen des MTI haben sich in den letzten Jahren, aufgrund des Schwerpunktes auf den vom Kaiser propagierten Freihandel, eher zu einem lokalen Wirtschaftsforum entwickelt. Die eingehenden Vorschläge bestehen fast durchgehend aus den bekannten Anliegen des Bürgertums, mehr Gewerbefreiheit, niedrigere Steuern. Von daher ist die Organisation möglicherweise der falsche Ansprechpartner für das, was der Kaiser sich von den Sprechstunden erhofft hat. Falls beispielsweise wie etwa in Baden oder Kurhessen konkrete Anliegen zur Optimierung der Verwaltung oder der Abschaffung unnötiger Gesetze gewünscht würde, wäre dafür eine eigener Sonderetat sinnvoller.
Die Genossenschaftsbanken stossen vor allem in den österreichischen und ungarischen Provinzen auf grosses Interesse, da dort auch der Anteil der Landwirtschaft an der gesamten Wirtschaft am grössten ist. Man fördert vor allem die Erschliessung noch nicht landwirtschaftlich genutzter Flächen oder den Ausbau von Strassen und Bewässerungssystemen durch kleine Dorfgemeinschaften. Auch die Sonderkredite für Saatgut werden in diesem Jahr mit eher schlechten Ernten rege genutzt.
Liechtenstein
Hinsichtlich der Arbeitslosen kann man den Fürsten beruhigen. Seinerzeit nach dem Sturz des Parlamentes in Vaduz und der darauffolgenden Niederschlagung des Aufstandes kam es eine Zeit lang zu einer erheblichen Auswanderungswelle ins Tirol und die Schweiz, viele Bauernhöfe wurden aufgeben und seither nicht mehr bewirtschaftet. Man wird daher entlassene Knechte oder Kleinbauern nach Einschätzung der Geheimpolizei problemlos mit neuem Land versorgen können, denn Land gibt es gegenwärtig in Liechtenstein genug.
Wie vom Fürsten angeordnet arbeitet das Bauernbefreiungsbüro mit einem System zur Versteigerung, dessen Einnahmen allerdings unterhalb der Erwartungen bleiben. Wie erwähnt gibt es in Liechtenstein ironischerweise gegenwärtig mehr Land als Bauern und diejenigen unter ihnen, die es sich leisten können mitzubieten, wissen das auch und sprechen sich ab, so dass die Preise niedrig bleiben. So werden die verlangen 20% nach einem Jahr zwar problemlos erreicht, es kommen aber nur etwa 400 G zusammen. Wenn man dieses Geld so einsetzen möchte, das es einen merkbaren Effekt erzielt, müsste der Fürst noch zusätzlich Geld für den Fonds nachschiessen.
Die Buchhalter des fürstlichen Privatvermögens geben ihrem Herren zum Schluss noch zu bedenken, dass die unfreien Bauern eine wichtige Einnahmequelle des Hauses Liechtenstein sind. Wenn der Fürst also diese Einnahmen verliert und in letzter Konsequenz nur noch von seinem persönlichen Kammergut leben würde, müsste man konsequenterweise über eine Reduktion des umfangreichen Immobilienbesitzes nachdenken, da man diesen nicht mehr unterhalten könnte.
Thüringen
Mit der Umsetzung des neuen Bergbaugesetzes verstummt die Kritik am Grossherzog. Diejenigen Bergbauunternehmer, deren Vertreter sich im Thüringer Parlament wegen der sogenannten Verzögerung des Bergbaugesetzes beklagt hatten, entschuldigen sich in der Frühjahresdebatte für ihre etwas gar scharfe Kritik. Angesichts der Tatsache, dass im gleichen Jahr in mehreren anderen Ländern zügig ein vergleichbares Gesetz verabschiedet worden sei, habe da etwas zu Torschlusspanik geführt. Auch wenn dies, wie im benachbarten Sachsen, im Gegenzug zu einiger Kritik aus dem Adel führt, für den mit dem Entzug der Regalien eine Einnahmequelle verloren geht.
Dänemark
Das für die Einführung der Gewerbebücher gesprochenen Budget wird nach Auskunft der Beamten ausreichen. Da die Erfassung aller Unternehmen im Königreich Dänemark aber auch das weit entfernte Island und Dänisch-Westindien umfasst, dazu kommt noch die bisweilen sehr undurchsichtige Unternehmensstruktur der Kolonialgesellschaften, rechnet man erst auf 1840 mit der Fertigstellung.
Das Kabinett wird mit der Umsetzung des Sozialgesetzes beauftragt und bemüht sich diesem möglichst rasch in allen Provinzen des Landes Geltung zu verschaffen. Man empfiehlt dem König Mittel für eine kleine Behörde von Kontrolleuren oder zusätzliche Gendarmen zu sprechen, welche die Einhaltung dieses Gesetzes auch kontrollieren können.
Hannover
Mit dem zusätzlichen Etat kann der Ausbau des Hafens Emden zügig voran schreiten. Um die Abwicklung des für Emden so bedeutsamen zollfreien Handels mit Brasilien zu erleichtern, errichtet man gezielt abgetrennte Piers und Lagerhäuser, die ausschliesslich brasilianischen Kolonialwaren vorbehalten sind.
Die Bauernbefreiung wird wie mit dem Parlament vereinbart vorerst gestoppt.
Eine Kommission legt dem König von Hannover Ende Jahr Vorschläge für ein neues Infrastrukturprojekt vor. Nach ihrer Ansicht gibt es in Hannover gegenwärtig zwei grosse Schwachstellen, die Anbindung von Emden und der Gebiete am Harz an das Strassen- und Schienennetz im Landesinneren. Sie schlagen daher eine Reihe von Chausseen vor, welche diese Verbindung herstellen würden. Kombiniert mit einigen gezielten Landkäufen entlang dieser Strecken, um diese später kostengünstig allfälligen Bahngesellschaften übereignen zu können. Ein Minimalausbau wäre mit etwa 15'000 G zu machen, um alle Vorschläge umzusetzen, wären gesamthaft ca. 40'000 G notwendig.
Luxemburg
Nach preußischem Vorbild wird auch in Luxemburg ein neues Bergbaugesetz ausgearbeitet, das der König in Amsterdam auch ohne weitere Einwände abzeichnet.
Die Chamber, die dem Statthalter Seiner Majestät beratend zur Seite steht, drängt darauf die Reformen jetzt aber nicht schon mit der Förderung der Bodenschätze abzuschliessen. Das geförderte Erz wird aktuell zum grössten Teil nach Preußen exportiert, der Rest ins angrenzende Frankreich. Innerhalb des Grosssherzogtums seien die Strassen vergleichsweise gut ausgebaut, jedoch gebe es noch Schwächen in den Fernverbindungen, die man in Zusammenarbeit mit den beiden grossen Nachbarn beheben könnte.
Eine andere Fraktion wendet dagegen ein, der Transport sei weniger vordringlich. Man sollte eher dafür sorgen, dass Luxemburg nicht einfach nur Eisenerz und Kohle exportiere, sondern dass sich im Land selber eine Verarbeitungsindustrie entwickle.
Hessen-Homburg
Die Lotterie erfreut sich bereits im ersten Jahr ihres Bestehens grosser Beliebtheit, auch unter den Besuchern der Kurbetriebe. Da auch Frankfurt und Nassau als Partner gewonnen werden konnten, hat die Lotteriegesellschaft von Beginn an ein grösseres Gebiet, in dem sie ihre Lose verkaufen kann. Bei der Berechnung von Ernas Topf unterläuft den Verantwortlichen allerdings ein Fehler, so dass sich in diesem beim ersten grossen Gewinn tatsächlich zu viel Geld befindet. Das schmälert natürlich die Einnahmen der Gesellschaft etwas und entsprechend weniger kann an die Regierungen Homburgs, Nassaus und Frankfurt ausgezahlt werden. Man verspricht aber, dass so ein Fehler nicht noch einmal vorkommen werde. Zumindest sei mit dem übergrossen Topf jetzt mal allgemeines Interesse an der Sache geweckt worden.
1837 kann mit einigen interessierten Banken ein Überweisungsabkommen geschlossen werden, das die Anliegen des Casinos zumindest in den grösseren Städten in relativer Nähe erfüllt. In Köln, Amsterdam, Antwerpen, Brüssel und Mainz können die vermögenden Kunden so einfacher ihren Besuch in Homburg vorbereiten.
Braunschweig
Um die Anhebung der Gewerbefreiheit um 10% zu erreichen, wird eine Reihe von Gilden endgültig aufgelöst. Die Massnahme wird vor allem von den Braunschweiger Eisenhütten ausdrücklich begrüsst, die sich in den letzten Jahren eines zunehmenden Konkurrenzdruckes aus den benachbarten Staaten ausgesetzt sehen und deshalb vehement dafür kämpfen, die Gewerbefreiheit im Herzogtum durchzusetzen.
Das Eisenbahn-Ministerium nimmt Mitte Jahr seine Arbeit auf, um die Gründung neuer Gesellschaften zu fördern. Das Interesse an der Eisenbahn ist in Braunschweig gross, man ist sich daher sicher, dass der Braunschweig-Hannover Eisenbahn-Gesellschaft weitere folgen werden.
Das Kabinett kann dem Herzog ausserdem berichten, dass man vom Ausbau des hannoveranischen Hafens Emden profitiert. Dass die Kapazität des Hafens, über den auch die Braunschweiger Kolonialwaren-Importe abgewickelt werden, ausgebaut wurde, kommt auch Braunschweig entgegen.
Anhalt
Auf Geheiss des Herzogs werden die wenigen Zünfte, die in der Branche der Metallverarbeitung noch existieren, per 1. Februar für aufgelöst erklärt. Dies vollzieht sich bis auf einige leise Proteste der Zünfte ohne weitere Schwierigkeiten, die Gewerbefreiheit steigt um 10%.
Die Durchsetzung des Arbeitslosengesetzes gestaltet sich von Anfang an schwierig, da die Verwaltung letztlich keine Möglichkeit hat die Einhaltung des Gesetzes flächendeckend zu kontrollieren. Auch die Gendarmerie lässt sich schliesslich nicht geschlossen zur Jagd nach Erwerbslosen einsetzen, zumal der Arbeitseifer der Gendarmen in den Landesteilen Köthen und Bernburg von der herzoglichen Verwaltung noch immer als zweifelhaft beurteilt wird. Daher wendet man in den Städten Dessau und Zerbst die altbewährte Strategie des Pressens an: Es werden kleine Gruppen von Werbern ausgesandt, welche mutmassliche Arbeitslose aufgreifen und sie, wenn sie keinen Nachweis für einen Arbeitsplatz erbringen können, in die Armee dienstverpflichten. So gelingt es, abzüglich der unvermeidlichen Fahnenflüchtigen, die Armee des Herzogtums zu Ende des Jahres auf eine Mannstärke von immerhin wieder 2'000 Soldaten zu bringen, was nur noch 700 Mann unter der Anforderung des Herzogs im Vorjahr liegt. Die generell schwache Konjunktur hat wohl auch dazu beigetragen, dass die gepressten Soldaten ihr Los bereitwilliger akzeptierten.
Nassau
Das Kabinett ist mit den zusätzlich gesprochenen Mitteln soweit zufrieden, die an einigen Orten noch dringend notwendigen Investitionen in die Erschliessung der Bergbaureviere können getätigt werden.
Unter Anleitung des Roten Kreuzes, das einige willkommene Optimierungen beim zukünftigen Aufbau des Krankenhauses vorschlägt, kann mit dem Bau begonnen werden. Unter diesen Voraussetzungen ist man zuversichtlich das Krankenhaus bereits Ende 1838 eröffnen zu können.
Das Homburger Lotto wird auch in Nassau mehrheitlich positiv aufgenommen, es gibt aber auch Gegenstimmen. Eine durchaus nennenswerte Zahl von Bürgern steht dem Lotto als Glücksspiel aus moralischen Gründen kritisch gegenüber und beklagt ausserdem den weit verbreiteten Aberglauben unter den Lottospielern. Die Losverkäufe erreichen noch nicht die Höhe derjenigen in Homburg oder Frankfurt, Ende Jahr stellt man aber einen gewissen Anstieg fest. Ausserdem schmälern die Schwierigkeiten mit Ernas Topf die Einnahmen, was aber im nächsten Jahr korrigiert sein sollte.
Kurhessen
Die nach den Nachwahlen in der Grafschaft einberufene Versammlung tagt mittlerweile zwar schon fast ein halbes Jahr, doch wird erzählt, dass man wohl kurz vor einer Einigung stehe.
Die Kürzungen im Wehretat rufen, trotz der Versicherungen des Kurfürsten, sowohl unter den Offizieren und den Mannschaften äusserst negative Reaktionen hervor. Man spart, wo man kann. Man setzt etwa eine Reihe der jährlichen Übungen aus, um Munition zu sparen, und kürzt die Mittel für die Verpflegung in den Kasernen. Trotzdem, viele Soldaten können es sich schlichtweg nicht leisten ein Jahr lang auf 10% ihres Einkommens zu verzichten, auch wenn ihnen für irgendwann in der Zukunft eine Nachzahlung in Aussicht gestellt wird. Das häufen sich Vorfälle von unentschuldigter Abwesenheiten von der Truppe (man geht währenddessen sonst einer Arbeit nach), einige kehren der Armee sogar ganz den Rücken. Die Offiziere weigern sich hartnäckig diesen Fällen von Fahnenflucht nachzugehen, sondern zeigen Verständnis für die Situation der Soldaten. Am Ende des Jahres hat die Armee jedenfalls 300 Soldaten weniger.
Oldenburg
Es zeigt sich, dass die Situation in den Mooren besser ist, als man in dem schlechten Erntejahr erwarten konnte. Die Ernten sind zwar auch in den Moorkolonien zurückgegangen und zwar in so einem Ausmasse, dass die Bewohner Nahrungsmittel von ausserhalb zukaufen mussten, um es jetzt über den Winter zu schaffen. Dies konnten sich die Dorfgemeinschaften jedoch überwiegend auch leisten, weil sie in den letzten Jahren mit Torf eine neue Einnahmequelle erschlossen haben. Ursprünglich eine Methode um im Moor an Brennstoff zu kommen, zeigte sich bald, dass die nahe gelegenen Fabriken in Oldenburg und Hannover den Torf als billigen Ersatz für Steinkohle zu schätzen wissen. Die Regierung beschliesst daher die 1'500 G in diese neue Entwicklung zu investieren.
Preußen
Der Finanzminister wird die Mittel für den Auswanderungsfonds fortan automatisch abziehen, um dem Kabinett die Arbeit zu ersparen. Ganz allgemein hält er die regelmässigen Zahlungen ohnehin für eine sehr gute Idee, habe sich in anderen Staaten doch jeweils gezeigt, dass die Auswanderungsfonds jeweils sehr schnell ihr Geld aufgebraucht hatten und dann nach zusätzlichen Mitteln verlangten. Das Abkommen mit den USA kann sehr zügig abgeschlossen werden, gemäss den Amerikanern stehe ihr Land schliesslich jedem offen, der den alten Kontinent verlassen wolle.
Lippe
Die Zeitung erfreut sich vor allem im Kleinadel einiger Beliebtheit, bei dem der 'fremde' Fürst bis heute das Problem hat, relativ unpopulär zu sein. Das ist auch darin zu spüren, dass im alljährlich in Lippstadt tagenden Adelskonvent erstmals das Bielefelder Abkommen nicht mehr aus die Tagesordnung gesetzt wird.
Der Versuch beim liberalen Bürgertum mit der Zeitung grösseren Anklang zu finden, scheitert jedoch. Seit der erneuten Durchsetzung der Zensur in Lippe dominiert ein kleines Blatt aus der Grafschaft Schaumburg die (Untergrund-)Presse und dieses legt recht schonungslos den Kurs der fürstlichen Zeitung als Feigenblatt offen.