Lyzan Flammenhorn stand auf dem Balkon seiner Gemächer und betrachtete die Gemeinde Drakopolis. Der kalte Abendwind machte ihn träge und schläfrig, doch seine Gedanken liesen ihn nicht zu Bett gehen.
Vor drei Jahren führte sein Meister, Sulak Dunkelschuppe, die Drakonierflüchtlinge in die Unterwelt. Hier lies er eine Siedlung errichten und nannte sie Drakopolis in Erinnerung an alte Zeiten, als die Drakonier noch ein großes und mächtiges Volk waren. Doch der fünfzigjährige Krieg, der das Land verwüstete, zwang sein Volk dazu in der Unterwelt Zuflucht zu suchen.
Lyzan ballte vor Zorn die Fäuste, als er daran dachte, wie zuerst der Krieg und zum Schluß Seuchen und Hunger sein Volk immer weiter dezimierten, bis nur noch ein kläglicher Haufen übrig blieb. Doch die Drakonier waren nicht die einzigen die litten. Es erging allen Völkern so.
Die Drakonier erholten sich, Drakopolis wuchs, sie erstarkten und das erfreute Lyzan. Aber sein Meister erkannte das alles nicht! Er schließt sich in seinen Gemächern ein und studiert die Magie. Und noch schlimmer, er ließ ihn außen vor. Wo Lyzan doch so wissbegierig war und selber gerne die Magie studieren würde.
Daher war nun die Zeit gekommen die Dinge zu ändern. Lyzan wusste, dass er nicht der einzige war, der so dachte. Auch die Krieger waren seiner Meinung und es gelang ihm unter den Offizieren Verbündete zu finden. Sie sicherten ihm zu, bei einer Machtübernahme hinter ihm zu stehen. Er lächelte bei dem Gedanken daran, wie heiß das Blut der Krieger kochte. Sie wollten Kämpfen und ihr Volk zu neuer Größe aufsteigen lassen. Außerdem war es Lyzan gelungen, ohne das Wissen seines Meisters, einen Söldner anzuheuern. Ein menschlicher Zauberer. Er verachtete die Menschen. Eigentlich verachtete er alle Weichhäutigen. Doch immerhin war der Mensch ein Zauberer und noch brauchte er seine Dienste. Und morgen endlich würde es soweit sein! Lyzan hatte Sulak zum Mittagessen eingeladen und natürlich war das Essen vergiftet. Lyzan hätte seinen zukünftigen, ehemaligen Meister lieber im Kampf getötet. Doch er musste Zugeben, dass er noch weit davon entfernt war, die Macht seines Meisters zu erreichen. Flammenhorn gähnte und verließ den Balkon um sich zur wohlverdienten Nachtruhe zu begeben. Morgen war ein wichtiger Tag für ihn.
"Eine gute Idee Flammenhorn, dass wir wieder einmal gemeinsam Speisen. Das Essen schmeckt ausgezeichnet." Sulak war sichtlich begeistern.
Lyzan stocherte lustlos in seinem Essen herum. "Wie Ihr meint, Meister" antwortete er gelangweilt. In Wirklichkeit war er kurz davor zu Explodieren und er musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen um sich nicht sofort auf Sulak zu stürzen.
"Was ist los mit Euch? Es war doch Euer Einfall und nun schaut Ihr gelangweilt drein."
"Ach nichts. Verzeiht Meister. Ich warte nur auf ein Zeichen."
"Ein Zeichen?" In diesem Augenblick entfuhr Dunkelschuppe ein unglaublich lauter Rülpser. Und mit einem male wurde Dunkelschuppe ganz blass und seine Augen verloren jeglichen Glanz. Sulaks Muskeln erschlafften und es war ihm unmöglich zu sprechen. Mit letzter Kraft richte er sich auf, dabei warf er den Stuhl um, auf dem er saß. Die wenigen Emotionen, die noch in Sulaks Augen zu sehen waren, bestanden nur aus Unverständnis und Angst. Seine Blicke suchten Lyzan. Dieser ging langsam auf seinen Meister zu. Eine alte, drakonsiche Klinge in der Hand. "Dieses Zeichen, Eure Schwäche, meinte ich, Meister." Das letzte Wort sprach Lyzan voller Verachtung aus und dann stieß er die Klinge in Sulaks Herz.
Es ist vollbracht! Lyzan stand vor dem toten Körper seines ehemaligen Meisters, die blutige Klinge in seiner Hand. Die Tür wurde aufgestoßen und der Hauptmann der Garde un ein paar Männer kamen in den Raum. Der Hauptmann blickte kurz auf die Leiche, dann fragte er: "Eure Befehle, Herr?"
"Sammelt Eure Truppen. Die Reiter sollen sich bei dem Menschen melden. Der Rest wird vorerst mir unterstellt. Wir werden zu erst die umliegenden Länder sichern. In zwei Stunden treffen wir uns."
"Ja Herr." der drakonische Hauptmann verneigte sich und verließ mit seinen Männern den Raum.
Lyzan war schon ganz begierig darauf in den Kampf zu ziehen. Doch eine Kleinigkeit musste er noch vorher in die Wege leiten. Er musste die Dienerschaft aufsuchen, damit diese die Gemächer Sulaks für ihn vorbereiten. Lyzan war gespannt auf das Wissen, welches er vorfinden würde. Es wird bestimmt auch eine lange Zeit brauchen, bis alle Dokumente und Zauber entschlüsselt sind. Auch die Arbeiter musste er noch aufsuchen. Er hatte schon Ideen für eine Vergrößerung der Stadt. Das alles musste besprochen werden.