1834
Ernte und Konjunktur: Leicht verbessert gegenüber Vorjahr
Allgemein Norddeutscher Zollbund (und Dänemark)
Die Vereinheitlichung der Handelsgesetze in den Mitgliedsstaaten wird von Wirtschaftsfachleuten ausdrücklich begrüßt. Gerade für bislang wenig exportorientierte Wirtschaften, welche die erste Zeit der Zollunion vielleicht etwas verschlafen haben, sei das Ganze eine wunderbare Gelegenheit aufzuholen, nun da für gleich lange Spieße gesorgt werde.
Bundesmatrikelkasse
Die Militärkommission des Bundesheeres macht darauf aufmerksam, dass von Bayern und Liechtenstein für 1833 keine Zahlungen eingegangen sind. Das Fürstentum Liechtenstein ist in der Hinsicht ein Wiederholungstäter, die Kommission hat von dort schon das dritte Jahr in Folge keine Beiträge mehr erhalten. Aus Österreich sind 83 G zu viel geflossen. Man bittet die Fürsten ihre Zahlungsverpflichtungen nachzuholen, da die thüringischen Waffenproduzenten nicht lange auf Kredit liefern.
Hannover
Im Dezember 1833 werden in Hannover die Aktien der Hannoversche Nordostbahn gezeichnet, die mit einem Gründungskapital von 25'000 G den Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Lüneburg und Hamburg anstrebt. Da in Hamburg noch einige gesetzlichen Grundlagen für den Eisenbahnbau fehlen, wird die Strecke vorerst nur bis in das 10km von der Hansestadt entferne Harburg führen. Der Vorstand der Gesellschaft ist zuversichtlich während des anstehenden Baus von den in Flandern und Hannover gewonnenen Erkenntnissen profitieren zu können. Man hat aber auch die Feststellung gemacht, dass es im Deutschen Bund gegenwärtig schwierig ist an die benötigten Mengen an Stahl in der gewünschten Qualität heran zu kommen. Deshalb wird der größtenteils über Hamburg aus England importiert und im nahen Stade weiterverarbeitet, wo mit staatlicher Unterstützung eine kleine Fabrik zur Herstellung von Gleisen entstand. Die langfristige Rentabilität des Projekts ist freilich noch völlig offen.
Die Baubranche im Königreich Hannover befindet sich durch die Eisenbahnprojekte allgemein im Aufschwung. Dadurch, dass im benachbarten Oldenburg eine Reihe von grossen Infrastrukturprojekten abgeschlossen wurden, werden viele Facharbeiter frei und die Löhne bleiben trotz der steigenden Nachfrage gleichbleibend tief. Einige Berater des Generalstatthalters warnen allerdings davor, dass die dadurch vorübergehend sprudelnden Steuereinnahmen auch wieder zurückgehen werden, wenn die Eisenbahnarbeiten abgeschlossen sind.
Bayern
Mit Hilfe der thüringischen Beamten wird die Erfassung der Gewerbebetriebe in Bayern schnell und effizient begonnen. Langfristig wird es zwar nicht möglich sein die Unterhaltskosten der gesamten Behörde nennenswert zu senken, da auch die Beamten aus Thüringen letztlich ihren bayrischen Kollegen nicht beibringen können billiger zu arbeiten als sie selbst. Aber durch ihr Know-how wird die Fertigstellung der Gewerbebücher mindestens ein Jahr früher erfolgen als sonst üblich und man dem König schon Ende des Jahres 1834 Zahlen liefern können. Seine Majestät muss der neuen Behörde außerdem noch mitteilen,ob er die Arbeitslosenzahlen auch mit erfassen will. Das würde, wie andernorts auch, bedeuten Leute für diese zusätzliche Aufgabe abzustellen und dafür die Effizienz der Gewerbebücher an sich etwas zu reduzieren.
Dass für die entlassenen Soldaten nur 1 G vorgesehen wird, kommt selbst bei der latent anti-evangelischen Armeeführung in Bayern eher schlecht an. Denn die Summe bedeutet zwar, dass man den entlassenen Soldaten gerade noch so ihren Sold für ein Jahr auszahlen kann, aber sie faktisch am 1. Januar auf die Straße stellen muss, weil man weder ihre Verpflegung noch ihre Unterbringung in der kalten Jahreszeit noch zwei, drei Monate hätte fortführen können. Auf die Weise machen sich tausende fränkische Soldaten mitten im Winter in traurigen Grüppchen auf den Weg in ihre Heimat, ein der bayrischen Armee unwürdiges Spektakel, wie die Generäle meinen. Allgemein lässt sich sagen, dass sich die Arme Bayerns ab dem 1. Januar hin fast ausschließlich aus den Bürgern Altbayerns rekrutiert. Damit sei die stramm katholische Gesinnung der Truppe letztlich gewährleistet, aber man werde in Zukunft Probleme bekommen, wenn man im Kriegsfall schnell Reservisten auch aus Franken oder der Pfalz einziehen wolle. Denn es gibt schlicht keine mehr.
Der Widerstand gegen die scherzhaft 'Bienen-Gesetze' genannten Vorgaben zur Bienenzucht geht 1833 deutlich zurück. Die im ganzen Bund anhaltend schlechte Konjunktur hat dazu geführt, dass die Bauern vielerorts dann doch den Wert einer zusätzlichen Einnahmequelle erkannten und übernahmen.
Sachsen
Die Sozialistenkonferenz führt innerhalb der Bewegung in Sachsen zu einer gewissen Spaltung. Einige sind der Ansicht, eine Erbmonarchie sei mit ihrer Vision einer völlig gleichen Gesellschaft unvereinbar und wollen weiterhin auf einen radikalen Umbau der politischen Ordnung hinarbeiten. Andere, die sich als eher pragmatisch orientierte Frühsozialisten verstehen, wollen dagegen die Gelegenheit wahrnehmen die Lage der Arbeiter mit praktischen Maßnahmen anstatt philosophischer Debatten zu verbessern. Die Kommission schlägt eine Reihe von Gesetzen vor, die in diese Richtung abzielen. Einerseits die Übernahme und rasche Umsetzung der Fabrikgesetze aus England, nach Möglichkeit sogar noch mit einigen Verschärfungen was die Arbeitszeiten angeht. Die Gründung von Arbeitervereinen, mit deren Hilfe die Angestellten einzelner Branchen ihre Forderungen nach gerechteren Löhnen gemeinsam besser durchsetzen können, solle gefördert werden. Und zuletzt schlägt man vor die Wirtschaft müsse sich allgemein weniger an der Gewinnmaximierung sondern am Bedarf des Volkes orientieren, zu diesem Zweck solle die Verstaatlichung von Betrieben forciert werden.
An diesem Punkt klinken sich die Liberalen und die Konservativen empört aus der Kommission aus und verweigern die weitere Zusammenarbeit mit den nach ihrer Meinung hochgradig schädlichen Ideen der Frühsozialisten. So legen sie zum Beweis ihrer Haltung eine Studie aus England vor, in denen von führenden Wirtschaftsgrößen nachgewiesen wird, dass eine durchschnittliche Textilfabrik erst ab der 11. Arbeitsstunde einen Gewinn mit einem Arbeiter mache und die gegenwärtigen Arbeitszeiten daher ökonomisch notwendig sei. Die Verstaatlichung der Betriebe werde für Sachsen zu einem Millionengrab.
Gesinnungsgenossen aus Hessen schlagen den sächsischen Frühsozialisten außerdem vor sich nach dem Vorbild Kurhessens auf die nächste Wahl hin in Parteien zu organisieren, um so ihre Wahlchancen zu verbessern. Ein Hindernis sei dabei das im Königreich noch immer geltende Versammlungsverbot, da Nationalgardisten und Gendarmen aber erfahrungsgemäß bei politischen Veranstaltungen öfters mal beide Augen zudrücken, glaubt man damit umgehen zu können.
Ähnlich wie in Bayern wird dem König die, wie es heisst, knausrige Behandlung der entlassenen Soldaten negativ angekreidet. Es sei eine Sache, wenn der König aus finanziellen Überlegungen beschliesse die Armee etwas zu reduzieren. Aber beim einfachen Soldaten zu sparen und ihn per 1. Januar auf die Strasse zu setzen, sei einfach nur schäbig.
Die Sorben sind angenehm überrascht, dass ihrer kleinen katholischen Minderheit in Sachsen ein derart großzügiges Bauwerk zugesprochen wird. Die offizielle katholische Kirche äußert sich dagegen nur recht zurückhaltend zum Bauvorhaben.
Nassau
Die Verwaltung zeichnet nach einem Jahr ein vorsichtig optimistisches Bild hinsichtlich der sozialen Situation im Herzogtum. Die Förderung der Auswanderung habe gleich zwei Vorteile, nicht nur dass man damit unbeschäftigte und damit potentiell gefährliche Männer loswerde, auch entlaste es deren Heimatgemeinden, die oftmals gezwungen sind für die arbeitslosen Mitbürger finanziell mit aufzukommen. Der Auswanderungsfonds werde sich aber schon bald wieder geleert haben, womit neue Mittel notwendig würden. Mit einem Zwinkern weist einer der Berater den Herzog aber darauf hin, dass gerade überzeugte Deutschnationale kaum die Tendenz hätten bis nach Amerika auszuwandern. Deren bevorzugtes Reiseziel sei meist das nahe Ausland, manchmal ziehen sie nur bis in den nächsten deutschen Staat, von wo aus sie weiterhin Einfluss auf das Geschehen im Bund zu nehmen versuchen.
Die Steuersenkung stößt auf große Zustimmung sowohl im Adel als auch dem einfachen Volk. Der Steuerwettbewerb im Zollbund werde zwar nicht mehr so ruinös geführt wie auch schon, dennoch müsse man zusehen nicht über den Durchschnitt zu liegen.
Mecklenburg-Strelitz
Mit der Investition des Großherzogtums werden in Lübeck zwei kleine teilstaatliche Handelsgesellschaften gegründet, die sich je 50% im Besitz von Mecklenburg-Strelitz und zu 25% im Besitz von Lübeck befinden. Dieser Tage, wo die Wirtschaft im ganzen Bund eher geringe Wachstumszahlen aufweist und manche Länder schon das dritte Jahr Rezession durchmachen, sind Arbeitsstellen als Matrosen vergleichsweise beliebt. Viele arbeitslose Bürger von Mecklenburg-Strelitz nehmen daher die Chance wahr für einige Monate auf den kleinen Handelsschiffen in Lübeck zu arbeiten.
Die Kommission kommt bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung des Grossherzogtums zum Schluss, dass man weiterhin versuchen sollte die Stärken des Landes auszuspielen und nicht in Branchen einzusteigen, von denen man kaum was verstehe. Angesichts der Tatsache, dass der Seehandel an der Nord- und Ostsee in den letzten Jahren eine der wenigen stabilen Wachstumsbranchen war, schlägt man vor besonders die haltbaren Lebensmittel und Früchte im Auge zu behalten, denn die seien für Schiffsreisen unverzichtbar.
Waldeck und Pyrmont
Die Grundsteinlegung am Sockel des Hermannsdenkmals entwickelt sich zu einer gut besuchten Kundgebung der deutschnationalistischen Bewegung, auch wenn die Teilnehmerzahl selbstverständlich nicht an das große Treffen in Waldeck heran kommt. Erneut wird dabei von Rednern die Einheit und Stärke Deutschlands beschworen. Wie einst die alten Germanen sich nur vereint der Übermacht Roms hätten stellen können, so könne auch heute die deutsche Nation vereint Großes erreichen. Die angekündigten Spenden mehrerer deutscher Fürsten für das Unternehmen sehen sie als Indiz dafür, dass sich auch unter den Monarchen diese Erkenntnis langsam durchsetze. Die Parlamente von Waldeck und Pyrmont zeigen sich dagegen deutlich zurückhaltender. Zwar begrüsst die konservative Fraktion die anti-republikanische Stoßrichtung des AuK, doch wie den Liberalen werden ihnen die regelmässigen Volksaufmärsche der Deutschnationalen langsam unheimlich.
Thüringen
Auch in Thüringen finden sich Ende 1833 erstmals private Investoren zusammen, die das Stammkapital für eine Bahngesellschaft aufbringen, die Ilmenau mit Gotha verbinden und die im Thüringer Wald abgebauten Bodenschätze effizienter zu den verarbeitenden Betrieben ins Flachland befördern soll. Die thüringischen Lok-Protoypen erreichen leider noch nicht konkurrenzfähige Leistungsdaten, daher wendet man sich an die englischen Ingenieure um Robert Stephenson, die eine Lok für die vorgesehene Spurweite von 1'000mm konstruieren sollen.
Eine staatlich finanzierte Eisenbahnverbindung sehen die Experten eher kritisch. Die Teststrecke um Schwarzburg sei zwar eine gute Sache um Triebfahrzeuge unter unterschiedlichsten Bedingungen zu erproben, aber in einer kommerziell genutzten Strecke nach Jena sehen sie nur wenig Potential. Allein die Investitionskosten zum Aufbau der Strecke würden nach einer vorsichtigen Schätzung 20'000 bis 25'000 G betragen und das für ein dann vermutlich kaum genutztes Angebot. Denn wer, von den großherzoglichen Beamten und einer handvoll Eisenbahningenieure mal abgesehen, wolle schon von Jena nach Schwarzburg?
Die Arbeiten am Straßennetz des vereinigten Thüringen wurden dieses Jahr wie geplant beendet, man erhofft sich davon einen merkbaren Anstieg des Handelsverkehrs zwischen den einst durch zahlreiche Grenzen und schlecht ausgebaute Verbindungswege von einander isolierten thüringischen Staaten.
Kurhessen
Die Parteienbildung in Kurhessen ist zu der Wahl von 1833 weitgehend abgeschlossen. Insgesamt wurden vier Parteien gegründet, die landesweit von Bedeutung sind: Die Liberale Volkspartei, die Kurfürstliche Partei Hessen-Kassels, die Demokratische Freiheit und die Konservative Union. Infolge der neuen Pressefreiheit werden recht schnell auch erste freie kurhessische Zeitungen gegründet, sowie regelmässig erscheinende Informationsblätter der vier grossen Parteien. Justizminister Hassenpflug ist zwar nicht besonders glücklich über dieses neue Gesetz, andererseits könne er seine Beamten somit nun von der Sisyphusarbeit, gegen den Schmuggel von freien Zeitungen aus Thüringen und Frankfurt vorzugehen, abziehen und stattdessen die Überwachung republikanischer Clubs intensivieren.
Baden
Das Regionalparlament Schaumburgs bewilligt die Gelder für den Aufbau einer lokalen Miliz. Da die Grafschaft aber bei weitem nicht die Einwohnerzahl und somit die Finanzkraft der bayrischen Pfalz aufweist, sind die hohen Offiziere der badischen Armee sehr skeptisch, was die Kampfkraft dieser Truppe angeht. Ganz allgemein sei es nahezu aussichtslos die Exklave im Kriegsfall wirksam zu verteidigen, vielleicht sollten daher Gespräche mit dem verbündeten Hannover geführt werden, das sich ja schließlich in direkter Nachbarschaft befinde. [Für eine Sonderregelung in Sachen regionaler Selbstverwaltung ist das Gebiet zu klein und unbedeutend, das Beispiel Pfalz lässt sich hier nicht anwenden. Eine generelle Einführung regionaler Selbstverwaltung würde natürlich begrüßt werden!]
Das Polytechnikum Karlsruhe schafft mit den zusätzlichen Geldern einen vorläufig auf 5 Jahre befristeten Lehrstuhl für die praktische Anwendung der Dampfkraft. Man beabsichtigt auch mit entsprechenden Instituten in Bayern, Sachsen und Frankreich zusammen zu arbeiten, um so vielleicht neue Erkenntnisse zu gewinnen. Zur Verbilligung der Rheinarbeiten lässt sich, so das Ergebnis einer ersten Prüfung, jedoch vermutlich kaum was beitragen. Das einzige Potential sähe man allenfalls beim Abtransport von Aushubmaterial, das wären kleine provisorische Anlagen von nur einigen hundert Metern Länge und mit kleinen Loks, wie sie einige der Ingenieure aus der Forstwirtschaft der Vereinigten Staaten kennen.
Das Polytechnikum übergibt dem König außerdem noch eine Denkschrift, in der sie dringendst Maßnahmen hinsichtlich der Gewerbefreiheit anraten. In Baden befinden sich noch immer zu große Teile der jeweiligen Wirtschaftszweige jeweils unter der konkurrenzlosen Kontrolle einer einzigen Institution, was das Interesse an Innovationen deutlich mindere. Gespräche mit dem monopolartig organisierten 'Handelsverband Kehl und Rastatt' über den Einsatz der Eisenbahn zum Warentransport seien fast umgehend mit der Begründung abgebrochen worden, dass die Teufelsmaschine ja hunderte Gesellen arbeitslos machen würde.
Hessen-Homburg
Mit der Betriebsschule des Kurhauses entsteht in der Landgrafschaft ein angesichts der Größe des Landes eindrucksvoller Betrieb zur Ausbildung von Personal in diesem Bereich. Tatsächlich genießt der nach nicht mal einem Jahr bereits einen überregional guten Ruf und nimmt im begrenzten Umfang auch Interessenten aus benachbarten Staaten auf, sofern sie in der Lage sind für die Ausbildung auch entsprechend zu bezahlen.
Dementsprechend ist mit dem Kurhaus ein wichtiger Arbeitgeber in der Region entstanden. Die Entwicklung der Besucherzahlen ist grundsätzlich positiv, liegt aber noch unter den Prognosen, die man bei Baubeginn erstellt hatte. Begründet wird dies damit, dass in der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Situation im Deutschen Bund bei vielen das Geld für einen Aufenthalt in Homburg nicht so locker sitzt. Man hat bereits dadurch auf diesen Umstand reagiert, dass man sich zunehmen auch um Gäste nicht nur aus dem Adel sondern vor allem auch dem vermögenden Großbürgertum bemüht. Diese werden jedoch auch durch restriktive Presse- und Versammlungspolitik abgeschreckt. Der Direktor des Kurhauses meint, man sei das letztlich einfach realistisch, 'wir gehen dort hin, wo das Geld sitzt.
Oldenburg
Die Neujahrsrede des Großherzogs wird im ganzen Land verbreitet und mehrheitlich positiv aufgenommen. Die Rede wird daher nicht nur wie angeordnet im Großherzogtum öffentlich ausgehängt, sondern es wird auch bei den ersten Parlamentssitzungen im neuen Jahr oftmals auf einzelne Abschnitte der Neujahrsrede verwiesen. Wobei die führenden Politiker selbstverständlich alle die Tendenz haben vor allem die Teile der Rede zu verwenden, die ihnen am besten in ihre eigenen Pläne passen. Vor allem die Konservativen in den Regionalparlamenten versuchen die Rede im Gespräch zu halten, böse Stimmen behaupten, die hätten damit bereits die Wahlen in 2 Jahren im Visier, in denen sie sich Sitzgewinne von den Deutschnationalisten erhoffen.
Die Ersparniscasse wird zusehen die knapp 6'000 G möglichst gewinnbringend anzulegen, man meint aber, dass 2 Jahre dafür eine gar kurze Zeit ist. Langfristige Investments sind damit nicht machbar und von hochriskanten Geschäften, die schon in kurzer Zeit hohe Renditen versprechen, lassen die zurückhaltenden Oldenburger Bankiers erfahrungsgemäß die Finger.
Liechtenstein
Um die drohende Hungerkrise zumindest kurzfristig in den Griff zu bekommen, kaufen die Beamten des Fürstentums im Tirol und St. Gallen für 500 G Getreide ein, das in einer offenen Suppenküche in Vaduz an die Bedürftigen verteilt wird. Den Aufbau eines Kornspeichersystem sehen sie dagegen aus zwei Gründen als ungeeignet an: Erstens sind sie nicht sicher, ob das klamme Fürstentum sich die jährlichen Ausgaben hierfür überhaupt leisten kann. Und zweitens lösen Kornspeicher die strukturellen Ursachen der sinkenden Nahrungsproduktion nicht. Im Zuge der jahrelangen Grenzblockaden und verschiedenster Vergeltungsmaßnahmen ist es auch auf dem Land zu einem erheblichen Bevölkerungsschwund gekommen, man verzeichnet erst seit 3 Jahren wieder ein Wachstum auf tiefem Niveau. Dazu kommt, dass infolge der Flucht vieler vermögenden Bürger auch keine Investitionen in die liechtensteinische Landwirtschaft getätigt werden, um diese zu modernisieren, weshalb sie mittlerweile sehr viel arbeitsintensiver ist als etwa auf der anderen Rheinseite. Zahlreiche Höfe wurden deshalb aufgegeben und liegen seither brach oder werden nur noch mangelhaft bewirtschaftet. Ironischerweise herrscht unter der Landbevölkerung dennoch kein Mangel an Lebensmitteln, doch die Preise in Vaduz stiegen wegen des geringen Angebots zuletzt erheblich an.
Durch die Aktivitäten des Geheimdienstes kommen nach Abzug der Bezahlung für alle Mittelsmänner weitere 1200G auf das Konto des Fürstens, dafür empfehlen dir die Geheimdienstvertreter die nächsten 3 Jahre in dieser Aktivität ein wenig still zu halten. [Etat ab jetzt nurnoch in diesem Thread, keine Verlinkung auf deine Story!]
Hessen-Darmstadt
Im Jahr 1833 wird mit dem Bau der wichtigen Verkehrsachse Mainz-Darmstadt begonnen. Die Planer können dem Großherzog vermelden, dass sich die Kosten bisher im prognostizierten Bereich bewegen oder sogar etwas darunter liegen. Dadurch, dass in den letzten Jahren in mehreren anderen Ländern große Straßenbauprojekte beendet wurden, sind Arbeiter ohne Beschäftigung im Überfluss vorhanden und man konnte sie zu geringeren Löhnen als erwartet anwerben. Auch bei den Arbeiten am Rhein, die in diesem Jahr begonnen wurden, ist man aus den gleichen Gründen zuversichtlich. Ob die für die Beseitigung von allfälligen Hindernissen bewilligten 5'000 G tatsächlich benötigt werden oder man das Sonderbudget den Großstädten überweisen kann, wird aktuell noch abgeklärt.
Die Fakultäten im Großherzogtum reißen sich verständlicherweise um die versprochenen Gelder, besonders große Konkurrenten sind dabei Mainz und Darmstadt, während die Botanik-Institute ja ausdrücklich auf später vertröstet wurden.
Die 5000G für die Infrastruktur und die 15000G für die Bildung werden in den nächsten Etats bereits abgezogen.
Braunschweig
Man legt dem Herzog für das Straßenbauprojekt, wie inzwischen weitgehend üblich, eine Grundvariante vor, mit der vor allem die Städte des Landes verbunden und eine weitgehend winterfeste Ost-West-Verbindung geschaffen würde, und ein erweitertes Projekt, mit der man auch die abgelegeneren Ortschaften vor allem im Harz erreichen würde. Für die Grundvariante veranschlagen sie 12000G, für das erweiterte Projekt 30.000G.
Weitere Staatsbetriebe werden im Laufe des Jahres veräußert und bringen dem Herzogtum gegen 5000G ein. Sie stehen mit dem diesjährigen Etat zur Verfügung. Jedoch stehen zwei Zechen östlich von Seesen jetzt definitiv vor der Schliessung, weil eine gründliche Prüfung ergab, dass sie unrentabel sind. Einen Auswanderungsfonds hält die herzogliche Verwaltung grundsätzlich für eine erfolgversprechende Idee, jedoch sah man sich infolge der zahlreichen Projekte außerstande, dies 1833 auch noch vorzubereiten. (konkret -> für 'soziale' Aktionen einen eigenen Schwerpunkt, wenn sie gut funktionieren sollen)
Das Expertengremium sieht sich außerstande die 10'000 G bereits zu investieren, da man zuerst die Antwort des Herzogs bezüglich einiger Vorschläge hören möchte. Um genau zu sein, auf zwei mögliche Projekte hat das Gremium inzwischen die Auswahl eingeengt. Einerseits den Ausbau der herzoglich braunschweigischen Post, die gegenwärtig in ihrer Effektivität recht eingeschränkt ist, da ihr Zustellgebiet eingeklemmt zwischen den beiden größeren Postgebieten Preußens und Hannovers liegt. Mit zusätzlichen vom Staat finanzierten Meldereitern und einer gewissen Kooperation mit den Postdiensten der Nachbarländer könnte man die durchschnittliche Zustelldauer auf wenige Tage reduzieren. Hierzu würden die 10'000 G fest für die Post vorgesehen. Als Alternative schlägt man vor sich mit dem in Hamburg erfundenen Telegrafen eingehender zu beschäftigen. Noch sei die Technik offensichtlich nicht ganz ausgereift und die Reichweite auf wenige Kilometer beschränkt. Aber die Erfindung hat nach ihrer Meinung großes Potential. Außerdem wäre es eine Möglichkeit die bisher genutzten optischen Telegraphen zu ersetzen. Einstweilen wurden die 10'000 G auf einem separaten Konto zwischengelagert.
Württemberg
Langfristig einen kostendeckenden Betrieb anzupeilen, hält das Dekanat der Hochschule prinzipiell für möglich. Dadurch werden die Gebühren freilich eine Höhe erreichen, durch welche die Stipendien wohl heftig umkämpft sein werden. Vorerst rechnet man noch mit einem jährlichen Finanzierungsbedarf von 800G in den nächsten 5 bis 10 Jahren.
Mit den Arbeiten am Kataster wird planmässig im Frühjahr begonnen. Die Fertigstellung erwarten die zuständigen Beamten, sofern sie nicht mit unerwarteten Schwierigkeiten konfrontiert werden, bis 1836.
Preußen
Eine hochrangige Delegation aus Politik und Wirtschaft reist fast das volle Jahr lang durch die Vereinigten Staaten, sowohl in diplomatischer als auch handfester wirtschaftlicher Mission. Mit besonderem Interesse lässt sich die Delegation die Betriebsweise der Mohawk & Hudson Railroad erklären, die nun schon seit zwei Jahren erfolgreich in Betrieb ist und die Strecke von Albany nach Schenectady in weniger als einer Stunde schafft. Man kann dabei sogar einen Vorvertrag mit den Ingenieuren des West Point Foundry Association über die Lieferung einer Lokomotive mit 0-4-0 Konfiguration aushandeln.
Der Staatsbesuch und die mitgebrachten Präsente selbst werden in Washington sehr positiv aufgenommen, allerdings beklagen sich Zuhause nicht wenige Adlige beim König darüber, dass man im Bund (zu Recht) mit solcher Entschlossenheit gegen die republikanische Bewegung vorgehe, aber sich in Amerika mit der größten Republik der Welt zu verbrüdern versuche.
Der vorher spürbare Widerstand der Landtage gegen die Umsetzung der Fruchtwechselwirtschaft lässt merkbar nach, nachdem man sich mit dem Vereinigten Landtag geeinigt hat und ihm auf 1834 wieder die Kontrolle über den Etat überträgt.
Dänemark
Auch in Dänemark wird nach dem Vorbild vieler deutscher Länder mit der Erstellung eines Katasters begonnen. Im dänischen Kernland, sowie Schleswig und Holstein dürften die Arbeiten zügig voran kommen. Etwas Sorgen macht man sich jedoch hinsichtlich Island und Grönland mit ihren grossen unbewohnten und deshalb nicht kartografierten Flächen. Die Bevölkerung in diesen Ländern wird ohnehin nicht sehr groß sein. Man wird sich, so die Empfehlung der zuständigen Beamten, auf das dänische Kernland konzentrieren und die Gebiete in Übersee unter den Tisch fallen lassen. Unter diesen Voraussetzungen könnten die Arbeiten bis 1836 beendet sein.
Österreich
Der 'Reichsnationalfeiertag' wird von der liberalen Bewegung in den Städten begeistert gefeiert, die mit der B-Verfassung nun die lang ersehnte reichsweite politische Repräsentation verwirklicht sehen. Genau in einem Jahr, dem Nationalfeiertag des Jahres 1834, sollen daher die ersten Wahlen für den Reichstag in Wien stattfinden.
Von den regionalen Landtagen konnten, wie bereits angekündigt, leider nicht sehr viele zusätzliche Mittel für die Feiern zur Verfügung gestellt werden. Die Vorsitzenden der Volksvertretungen legen dem Kaiser großen Wert auf die Klarstellung, dass dies keineswegs aus Geringschätzung der Verfassung so geschehen sei, denn diese begrüßen sie ausdrücklich. Doch sei der Aufruf für die Mitfinanzierung für sie einfach zu kurzfristig erfolgt, nachdem man den Etat von 1833 bereits für langfristige Infrastrukturprojekte reserviert gehabt habe.