Bei Wahlen finde ich eine taktische Abstimmung ehrlich gesagt sehr vernünftig. Wenn sich zeigt, dass ein Kandidat keine Chance hat, man aber unter den möglichen Siegern eine klare Präferenz findet, dann sollte man auch wechseln dürfen. Der Sinn einer Abstimmung liegt ja eigentlich darin, die konsensfähigste Person auszusuchen, nicht die, deren Unterstützer am längsten gewartet haben.
Beim im Bund angewandten Wahlrecht ist sonst die Möglichkeit zum Missbrauch auch zu groß. Eine geschickt agierende Minderheit kann dann einfach durch späte und konzentrierte Stimmabgabe das Ergebnis in ihrem Sinne lenken. Im Grunde stellen wir durch unsere Abstimmung ja die Situation in einer Plenumssitzung der Gesandten des Bundestages nach. Dort wäre es doch etwas eigenartig, wenn sich sieben Fürsten erstmal bis zum Ende der Abstimmung auf der Toilette verstecken würden, um dann hereinzustürzen und den Ausschlag zu geben.