Trotz Klimaanlage konnte man die dicke Luft im Ratssaal geradezu spüren. Die Kaiserin wollte noch immer nicht glauben, was Varis ihr soeben berichtet hat und das, obwohl er es gerade wiederholte.
„Ich fürchte es ist wahr, euer Hoheit. Sowohl Snaringen als auch Cuivinien intervenieren zu Gunsten Zulias. Die Angmaren haben eine Niederlage erlitten und befinden sich auf dem Rückzug. Nach ihren Verlusten wäre sogar eine Invasion des angmarischen Kernlandes im Bereich des Möglichen.“
„Sie haben uns versprochen das nicht zu tun.“ brachte sie noch immer etwas perplex hervor. Innerlich schalt sie sich dafür.
Ich bin die Kaiserin, kein dummes Mädchen. Ich muss mich zusammenreißen.
Ratsherr Baelisch räusperte sich.
„Es würde mich enttäuschen, wenn ihr ihnen tatsächlich Glauben schenkt, euer Majestät. Politik ist ist die Kunst der Lüge.“
Wie recht er doch hat. Innerlich seufzte sie auf.
„Wir müssen ihnen antworten. Die zulischen Häfen blockieren oder gleich Truppen nach Britannia schicken.“ Aeneas dachte, wie ein guter Soldat. Ja, auf diesen Akt der Aggression hätte Troja wohl jegliches Recht so zu reagieren. Gewalt gegen Gewalt, aber leider war das angmarische Drakonien derzeit nicht das einzige Krisengebiet. Im nördlichen Nachbarland des Imperiums mischte eine ganz andere Macht mit und die jüngsten Meldungen aus dem Königreich der Durchii waren alles andere als erquicklich.
„Sie könnten derzeit mehr Truppen ins Feld führen als wir. Auch Söldner. Troja ist wirtschaftlich nicht stark genug einen so langen großen Krieg zu führen.“ entgegnete der Finanzexperte des Rates kühl.
„Aber es gibt andere Möglichkeiten...“
Varis eunuchenhafte Stimme unterbrach ihn.
„Das will ich hoffen. Denn ich fürchte, ich muss ihre Majestät mit weiteren schlechten Nachrichten behelligen.“
Dany wollte am liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Sie fühlte sich in ihrer Haut derzeit richtig unwohl, dennoch wahrte sie ihre Contenance.
„Es hätte mich andernfalls auch gewundert, wenn ausnahmsweise ein Unglück alleine käme.“
„Mirtanische Söldnerheere griffen in den Thronfolgestreit der Durchii ein und das ist bei weitem nicht alles. Es fällt mir schwer euer ohnehin geplagtes Gemüt damit zu belasten.“
„Kommt endlich zur Sache, was kann schlimmer sein als das?“ Sie konnte sich wirklich nicht vieles vorstellen und würde in wenigen Augenblicken erfahren, dass eine Steigerung immer möglich ist.
„Im Süden des Königreiches erhoben sich Rebellen. Allem Anschein nach Sklaven, die in unterirdischen Verliesen hausten und in den Bergwerken arbeiteten. Vor unserer Nase und dennoch so weit unter unseren Füßen, dass wir sie nicht sehen konnten.“
Sie schaute ihn ungläubig an.
„Habe ich euch gerade richtig verstanden? Sklaven im Land der Durchii, all die Jahre direkt nebenan?“
Varis legte eine Miene des Bedauerns auf und versuchte möglichst entrüstet zu klingen. Wobei er es vielleicht wirklich war, denn diese Information hätte er ihr zwar auch bald so vorlegen können, aber die Ereignisse im Norden haben ihn in diesem Fall einfach überrumpelt.
„Ich befürchte ja.“
Dany erhob sich und kehrte ihren Ratgebern den Rücken zu. Sie sollten nicht sehen, wie sie mit sich rang.
Sklaven und ich habe all die Zeit nichts davon mitbekommen. Wie konnte das geschehen?
„Es bleiben im Raum Troilos, Aeneas, Memnon und Varis. Die anderen dürfen sich entfernen.“ Sie hörte das Zurechtrücken der Stühle und das Zufallen der Türe hinter dem letzten Ratsherren, dessen Anwesenheit sie nicht wünschte. Nun, da die Fünf jetzt alleine waren, konnte Dany offen sprechen.
„Am liebsten würde ich sowohl Cuivinen als auch den Durchii eine Lektion erteilen.“ Troilos musste gar nichts dazu sagen, sein Gesichtsausdruck alleine genügte völlig zur Verdeutlichung seiner Ablehnung einer solchen Vorgehensweise.
An seiner Stelle sprach Varis das ihnen allen Bekannte aus.
„Aber euer Gnaden. Troja kann nicht an zwei Fronten Krieg führen.“
„UnsereStreitkräfte sind stark und wir haben noch nie einen Krieg verloren. Die Männer glauben an euch und werden in jeden Krieg ziehen, den ihr befehlt.“ Für Aeneas waren das keine holen Phrasen, er klang dabei voller Überzeugung.
„Ich will keinen Krieg, aber Sklaverei werde und will ich nicht dulden.“
„Wir müssen uns entscheiden. Cuivinien Einhalt gebieten oder den Sklaven zu Hilfe eilen, die euch um jene ersuchen.“ Das erste Mal, dass Troilos sich heute zu irgendetwas äußerte.
„Was, sie ersuchen uns schon darum?“
„Ja, euer Gnaden. Eine Delegation ist bereits auf dem Weg und wird in den Abendstunden eintreffen. Wenn es euch beliebt, würden sie morgen gerne mit euch sprechen.“
„Mir beliebt es mehr sie gleich nach ihrer Ankunft anzuhören. Ich denke sie wollen auch nicht lange warten.“
„Aber es wird dann schon äußerst spät sein.“
„Dann bleibe ich eben etwas länger auf.“
Troilos stimmte ihr schließlich zu und hakte bezüglich Cuiviniens nach.
„Wie gedenkt ihr euch in diesem Konflikt zu verhalten? Wenn wir den Sklaven helfen, reicht unsere Macht nicht mehr für Cuivinien.“
„Das müsst ihr mir nicht sagen. Was würdet ihr mir raten zu tun?“ Sie wusste, dass er mit manch einer ihrer jüngsten Handlungen nicht einverstanden war und vielleicht ist es jetzt an der Zeit auf ihren Ratgeber zu hören.
Troilos räusperte sich.
„In dieser Situation rate ich euch, wie unser geschätzter Baelisch zu denken. Blufft und erklärt, dass ihr jegliche Ausweitung der Kampfhandlungen auf Angmar oder Britannia als das Überschreiten einer roten Linie ansehen werdet. Der Name Trojas flößt vielen Angst ein, eurer ebenso. Dieses Mal nutzt das aus.“
Trotz aller Ernsthaftigkeit der Situation musste Dany für einen Moment schmunzeln.
„Ihr habt mich gleich nach eurer Rückkehr ins Gebet genommen, weil ich dies mit den römischen Senatoren getan habe.“
„Es gibt keine Vorgehensweise die in jedem Fall richtig oder falsch ist. Was in jener Lage ein schwerer Fehler ist, kann in der nächsten sich als die richtige Vorgehensweise erweisen.“ Dany fiel es jetzt erst auf, dass Troilos schon eine ganze Karaffe geleert hat und sich soeben aus der nächsten nachschenkte. In der Vergangenheit äußerten Staatsgästen und anderen wichtige Personen des öfteren ihr Missfallen bezüglich Troilos Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit. Wodurch es ihr erst bewusst wurde, dass seine Trinkgewohnheiten auch auf sie schlecht zurückfielen, weil sie es ihm durchgehen ließ.
„Ich sage immer noch, dass es im Fall der Senatoren ein Fehler war. Sie haben euch die Treue geschworen und zumindest die meisten beabsichtigten sich daran zu halten, weil sie hoffen so ihren Status und ihre Privilegien zu behalten. Ihr habt ihnen gezeigt, dass sie euch nun völlig rechtlos ausgeliefert sind und damit das Feuer einer erneuten Rebellion geschürt. Ihr seid nicht dumm, nein sogar sehr intelligent. Umso mehr erstaunte mich dieses kurzsichtige Verhalten. Verzeiht mir, falls ich mir da zu viel herausnehme, aber nach euren Wünschen soll man sich nicht dafür fürchten in eurer Gegenwart die Wahrheit auszusprechen.“
Sie war ja damals selber nicht stolz auf ihr Verhalten, aber sah keine andere Möglichkeit.
„Mir blieb keine andere Wahl. Die Völker des Nordens wären andernfalls verhungert. Ich wollte ihnen helfen und das war die einzige Möglichkeit.“
„Meine süße Kaiserin, eure Absichten waren sicherlich von edler Natur. Aber wie oft sind aus den besten Absichten die schlimmsten Katastrophen erwachsen? Ich kann nur hoffen, dass dies kein Nachspiel haben wird.“
Er redet mit mir als wäre ich sein Kind. Statt aufgrund dieser Erkenntnis wütend zu werden, reagierte sie entgegenkommend.
„Vielleicht habt ihr ja recht und ich sollte künftig mehr auf euren Rat hören. Solange ihr in der Lage seid ihn mir in ganzen Sätzen vorzutragen.“ Damit nahm sie ihm mit einem gewissen Gefühl des Triumphes sein noch halbvolles Weinglas weg.
„Keinen übermäßigen Alkoholkonsum mehr, während der Arbeit. Ein Glas Wein okay, in eurem Fall vielleicht auch zwei. Aber ich brauche euren Verstand klar und nicht getrübt.“ Jetzt war es Troilos, der sie ganz mitleidserregend anschaute. So wie ein Kind, dem man gerade sein liebstes Spielzeug weggenommen hat.
„Wenn ihr meint dies ermöglicht es mir ein besserer Ratgeber für euch zu sein. Nun dann hört auf meinen Rat. Die Senatoren sind aufgebracht und eure Freunde im Senat dürften nun sehr stark in der Minderheit sein. Zugegeben, Antonius kann mit Sondervollmachten am Senat vorbei regieren, aber auf Dauer ist das keine Lösung, die dem inneren Frieden dienlich ist. Also müssen wir die Herren Senatoren wieder beschwichtigen.“
„An was denkt ihr dabei? Ich höre euch zu.“
„Bevor ihr in Rom eingezogen seid, wurden dort Spiele auf Leben und Tod ausgetragen. Gladiatorenkämpfe und von jenen profitierten vor allem die reichen Senatoren, denen die Arenen gehörten...“
Gute Vorsätze hin oder her, ließ sie ihn nicht ausreden.
„Niemals, weder Sklaverei noch Gladiatorenkämpfe werden nach Rom zurückkehren. Nicht solange ich lebe.“
„Es mag kaiserliches Vorrecht sein seine Ratgeber zu unterbrechen, dennoch würdet ihr es euch einfacher machen sie zumindest gelegentlich ausreden zu lassen. Die Reichen Roms haben schon des öfteren angefragt Gladiatorenkämpfe mit freien Männern auszutragen. Ich weiß, auch das behagt euch nicht und mir ebenso wenig. Deshalb sollten wir es ihnen nur in Aussicht stellen und das geschickt genug verpackt, damit sie uns nicht darauf festnageln können. Vielleicht in Form von Gerüchten und Geflüster. Nicht einmal etwas offizielles. Hauptsache wir halten ihnen einen Knochen hin, der dafür sorgt, dass sie ruhig sind. Solange wir im Norden Krieg führen müssen.“
Selbst gegen den Gedanken an eine Täuschung diesbezüglich zog sich in ihr alles zusammen. Sie wollte niemals wieder Menschen gegen Menschen auf Leben und Tod gegeneinander zur Unterhaltung kämpfen lassen.
Aber gut, es ist nur ein Trick. Ein Trick der mir Ruhe erkaufen wird, solange meine Legionen im Land der Durchii kämpfen.
„Was das angeht, so lass ich euch freie Hand. Aber es ist nur ein Trick, Gladiatorenkämpfe werden auch künftig illegal bleiben.“
Hier mal die Vorlage zu dieser Konversation. Als sie ihm das Weinglas wegnahm, habe ich mich nicht mehr gekriegt. Das war wirklich so genial (und überfällig). Tyrions Gesichtsausdruck, als sie es ihm wegnahm, einfach göttlich...
Mittlerweile wurde es schon ziemlich spät. Die Sonne war längst verschwunden und auch der Großteil Trojas schlief bereits. Die Straßen und Gassen der Metropole wurden nur noch vom Leuchten der Laternen und den Fackeln der Patrouillen erhellt, welche des Nachts für Ordnung in der Hauptstadt sorgten.
Doch im großen Palast, der hoch über der Stadt thront, wie der Olymp über der Welt, ist Kaiserin Daenerys noch immer wach und erwartet einen spät-nächtlichen Besuch. Die Gesandten aus dem im Bürgerkrieg versunkenen Nachbarland der Durchii machten auf den ersten Blick hin nicht gerade den Eindruck von wichtigen Persönlichkeiten. Ihre Kleidung war trist und ihre Gesichter von Entbehrungen gezeichnet. Mit offenstehenden Mündern und staunenden Blicken liefen sie an den mehr als 50 Metern hohen Mamorsäulen und den zwischen ihnen herabhängenden Drachenschädeln vorbei, deren leeren Augenhöhlen sie zu verfolgen schienen. Neben den Schädeln fielen ihnen die ebenfalls großartigen Wandgemälde kaum auf.
Am Fuße der Stufen zum kaiserlichen Podest erwartete Daenerys sie. An ihrer Seite standen Memnon und Troilos, letzterer machte in Anbetracht der Uhrzeit sogar einen ziemlich nüchternen Eindruck. Die Diskrepanz im äußerlichen Erscheinungsbild zwischen der in kostbarer und prachtvoller Seide gehüllten römischen Kaiserin einerseits und den wie vorhin beschriebenen eher einfach gekleideten Gesandten andererseits, die all ihre Hoffnungen auf sie richteten, war kaum zu übersehen. Obgleich Dany versuchte möglichst offen und einladend zu wirken, mussten das ganze Umfeld, ihr makelloses Äußeres und die schiere Größe des Palastes unweigerlich eine einschüchternde Wirkung haben. Den Ankömmlingen musste sie wie eine mächtige Göttin aus uralten Legenden erscheinen, ob sie das so nun wollte oder nicht.
Bei ihren Gästen handelte es sich um zwei Männer und einer Frau. Allesamt beugten sie das Knie, während Medeia ihnen noch einmal mit ihrer hohen Stimme verdeutliche, wer gerade vor ihnen stand.
„Ihr befindet euch in der Gegenwart von Daenerys Sturmtochter aus dem Hause Targaryen, der Unverbrannten, Brecherin der Ketten und Mutter der Drachen. Kaiserin von Rom und Herrin beider Reiche, Königin von Troja, Rhodos und Mykene, Herrin der Griechen, Latiner, Italer, Assyrer, Kelten und Babylonier und Beschützerin des Reiches.“ Unmittelbar nach Medeia ergriff Daenerys selber das Wort.
„Willkommen in Troja und unter meinem Dach. Ich bitte euch, erhebt euch und tretet näher.“ Medeia lief zu ihnen und überreichte eine Schale mit Brot und Salz. "Esst von meinem Brot und von meinem Salz." verkündete währenddessen die Kaiserin.
Sie standen wieder auf und nahmen von dem ihnen dargebotetenen, womit sie nach römischer und trojanischer Sitte fortan unter dem Schutz des Gastrechtes standen.
Der große und etwas hagere Mann übernahm für seine Gefährden das Sprechen.
„Habt dank für eure Gastfreundschaft und dafür, dass ihr uns so schnell empfangen habt. Mein Name lautet Hragan und meine Begleiter hier heißen Jonatan und Seenah. Wir sind von weit hergekommen, um eure Hilfe zu ersuchen und uns auch von eurer viel gerühmten Schönheit zu überzeugen. Alle Erzählungen darüber werden euch nicht gerecht. Ich könnte morgen mein Augenlicht verlieren und würde darüber nicht trauern, denn einen noch schöneren Anblick als den euren hat die ganze Welt nicht mehr zu bieten.“
Wenn hohe Adlige, reiche Händler und mächtige Vertreter anderer Nationen ihr solche Komplemente vortrugen, blieb sie davon meist unbeeindruckt, doch Hragan entlockte ihr ein Lächeln, welches wirklich so gemeint war.
„Ihr wisst mit einer Frau zu sprechen und scheint mir sehr wortgewandt zu sein. Wollt ihr euch vielleicht setzen? So lässt sich alles viel einfacher besprechen, als im Stehen.“ Sie deutete auf eine bisher von ihnen nicht beachtete Ecke, in der ein Tisch und Stühle aufgebaut waren.
„Nur zu gerne, euer Hoheit.“ Seine beiden Begleiter nickten und nachdem alle nun saßen und Dany Medeia Speisen und Getränke holen ließ, kamen sie auch zum eigentlichen Thema.
„Unsere Lage ist hoffnungslos. Wir konnten unsere Aufseher überwältigen und ganze menschliche Städte und Regionen erhoben sich. Auch die, welche nicht versklavt wurden.“ Erzählte ihr Hragan und biss dabei in eine der in Honig eingelegten Feigen. Sein weitaus stämmigerer und muskulöserer Begleiter Jonatan griff lieber nach den kleinen Ziegenfleischspießen, die auf einem reichhaltig gedeckten Salatteller lagen. Nur Seenah hielt sich stark zurück und schaute von allen dreien am verdrießlichsten aus.
„Mein Freund Jonatan hier führte einen Spähtrupp jenseits der Eng ins Feindesland und wenn man seinen Berichten glauben darf, was ich sehr wohl tue, haben wir es mit einer mehr als fünffach so großen und besser ausgerüsteten Armee zu tun. Die Dunkelelfen und ihre Verbündeten ziehen Truppen zusammen. Sie haben uns zwar ein Ultimatum gestellt, welches noch nicht abgelaufen ist. Dennoch eroberten sie bereits erste Gebiete und all jene, die es wagten Widerstand zu leisten, erwartete eine grausame Strafe. Dörfer werden geplündert, Gefangene hingerichtet oder wieder versklavt und sobald die Frist abgelaufen ist, wird der Sturm über uns hereinbrechen.“
„Wie viele Köpfe zählt euer Heer und wie steht es um eure Ausrüstung?“ fragte ihn Memnon, der mit verschränkten Armen hinter seiner Kaiserin stand.
„Schlecht, sehr schlecht. Wir haben vielleicht eine Millionen, aber viele ohne Waffen und der Rest hauptsächlich mit Messern, Mistgabeln und Spitzhaken bewaffnet. Nur gerade jeder zehnte kann überhaupt ernsthaft kämpfen und davon ist vielleicht die Hälfte mit halbwegs brauchbaren Material ausgestattet. Wenn sie angreifen werden wir massakriert.“ gab Hragan bedrückt preis.
Troilos beäugte ihre Gäste mit bedachten Blicken.
„Hmmm, manchmal ist es besser sich eine hoffnungslose Lage einzugestehen. Warum gebt ihr nicht auf und fügt euch ihren Bedingungen?“
Der bis dato stille Jonatan reagierte entrüstet.
„Eher sterben wir. Wisst ihr, wie sie uns behandelt haben? Jeden Tag von Sonnenaufgang bis Untergang mussten wir in ihren Bergwerken schuften, unter ihren Schlägen und Peitschen. Selbst, wenn man alles richtig machte, konnte es einem passieren einfach zur Unterhaltung gefoltert zu werden. Sie nahmen uns unsere Kinder und...“
Auch Seenah brach ihr Schweigen.
„Nicht alle waren Bergarbeiter. Mich haben sie zum Freudenmädchen ausgebildet. Vielleicht hört sich das im Vergleich weniger schlimm an für euch, aber nur, weil ihr nicht wisst auf was für Dinge sie stehen.“ Schon der pure Gedanke daran ließ in der ehemaligen Sklavin nicht nur Scham, sondern auch Panik hochkommen. Sie kauerte sich auf ihren Stuhl zusammen und von ihren Augen las Dany das blanke Entsetzen ab. Die junge Targaryen berührte Seenahs Hand.
„Was auch immer vorgefallen ist, es ist vorbei. Ihr befindet euch in Sicherheit und es wird sich nicht mehr wiederholen.“ Ihr Versuch Seenah zu beruhigen war nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Nach außen hin gab sie sich zwar wieder normal, aber dennoch wie sie Dany anschaute...
In ihren Blicken liegt nur wenig Hoffnung.
„Unsere Lage mag aussichtslos erscheinen und wir können euch für eure Hilfe nichts im Austausch anbieten, außer unserer Liebe und ewigen Dankbarkeit. Ihr müsst wissen, viele von uns haben schon lange auf euch gewartet. Es hieße ihr habt im Süden die Sklaverei abgeschafft. Ganze Städte und Länder befreit und ihren Einwohnern wieder ihre Würde und ihr Leben zurückgegeben. So hofften einige meiner Leidensgenossen ihr würdet eines Tages auch zu uns kommen, mit euren Drachen und eurem ganzen Heer. Aber ihr seid nicht gekommen.“ Weil ich gar nichts von eurem Schicksal wusste. Der Gedanke betrübte sie.
„Allmählich gaben wir die Hoffnung auf, bis die Elfen anfingen sich gegenseitig zu bekämpfen. Wir erhoben uns und haben uns unsere Freiheit selber geholt. Bitte helft uns jetzt sie zu verteidigen. Ich selber gehörte zu den wenigen, die Glück hatten. Als ein sehr gebildeter Mann, der zu körperlichen Arbeiten nur wenig taugte, hat mich Fürst Darkblade zu seinem Verwalter gemacht. Ich habe auch seine Kinder unterrichtet und ihnen vielleicht etwas über Güte beibringen können, wer weiß. Wahrscheinlich war mein Leben als Sklave angenehmer als das, welches mich nun in Freiheit erwartet. Aber ich wollte nicht zusehen, wie all die anderen geschunden wurden und ich wollte mir das zurückholen, was sie mir genommen hatten. Mein Recht auf meine freien Willen und darauf meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ihr seht, im kleineren Maße habe auch ich das getan, worum wir euch ersuchen.“
Daenerys erhob sich wortlos, sowohl Troilos und Memnon als auch die Sklaven schauten zu ihr hoch. Sie sah in ihren Gesichtern Anspannung und auch Neugier.
„Ich kann nicht zusehen, wie ihr erneut in Ketten gelegt werdet. Eure Freiheit musstet ihr euch selber erkämpfen, was mir sehr leid tut, dass ich euch dabei nicht helfen konnte. Aber ich werde euch beistehen sie zu verteidigen. Wir werden an eurer Seite kämpfen und dafür sorgen, dass ihr nie wieder ihre Peitschen spüren müsst. Ihr habt mein Wort als Kaiserin.
Memnon, die dritte Armee überquert noch heute Nacht die Grenze. Die 5. und die 7. werden mobilisiert und ebenfalls so schnell wie möglich nach Norden verlegt. Ebenfalls eine Legion der Garde, ich gedenke diesen Feldzug persönlich zu führen“
Jegliche Angst und Anspannung wichen aus Hragans und Jonatans Mienen und machten einer deutlich nach außen strahlenden Begeisterung Platz. Denn dazu hatten sie endlich allen Grund.
„Habt dank, habt vielen Dank, ihr seid unsere Retterin!“ Hragan küsste voller Bewunderung ihren Handrücken, Jonatan aus Dankbarkeit ihre Füße. Nur Seenah hielt sich etwas zurück. Auch sie bedankte sich, aber was auch immer sie erlebt hat, musste ihr jegliche Hoffnung geraubt haben. Dany jedenfalls wollte ihr und allen anderen das Gegenteil beweisen.
Hoffnung gibt es immer.
Sie blickte auf Jonatan hinunter und glaubte etwas unterhalb seines Nackens erkannt zu haben.
„Bleibt bitte für einen Moment so.“ Daenerys beugte sich hinunter und zog sein Hemd hoch. Was sie sah, ließ sie vor Entsetzen beinahe aufschreien. Sie hat schon gesehen, was Peitschen so anrichten können, aber beim Anblick dieses Rückens fuhr es ihr ins Mark. Noch nie zuvor hat sie jemanden so geschunden gesehen und sie wollte sich auch gar nicht ausmalen, wie seine alten Besitzer das hinbekommen haben.
„Diese Narben...“ Auch Troilos und Memnon schauten fassungslos auf den damit übersäten Rücken des Mannes.
„Wie ist so etwas möglich?“ wollte die rechte Hand der Kaiserin wissen.
„Sie haben Methoden zum Foltern entwickelt, die ihr euch nicht ausmalen könnt. Mein Freund hätte diese Bestrafung eigentlich nicht überleben sollen. Denn es war ein Todesurteil, aber er überstand es und dann schickten sie ihn zurück in die Bergwerke."
„Wie lange ist das her? Medeia, sei so gut und bring Jonatan zu meinem Leibarzt. Hippokrates soll sich das anschauen und ihn nachträglich behandeln, um Langzeitschäden vorzubeugen.“
„Ach, ist alles schon verheilt. Sieht halt nur besch...“ Jonatan biss sich auf die Zunge und bekam gerade so die Wende hin.
„...scheiden aus.“ Denn in der Gegenwart einer Kaiserin gehört es sich ganz und gar nicht zu fluchen, was auch dem ehemaligen Bergsklaven klar war.
Krieg und noch mehr Krieg. Erst als sie mit Memnon alleine war, der sie zu ihren Gemächern geleitete wurde ihr das bewusst. Das Imperium wird wieder in den Krieg ziehen und auf ihr Geheiß hin tausende und noch mehr sterben. Andersherum wäre dies jedoch auch der Fall, wenn sie sich dagegen entschieden hätte. Auch der Gedanke daran ihre Tochter wieder alleine lassen zu müssen, stimmte sie traurig und Prometheus musste sich wirklich alle Mühe geben sie diese Nacht überhaupt in Stimmung zu bekommen...