Ist Civ zu Casual geworden?

[Tiramisu]

Sollte ich mir EU4 auch mal zulegen? Bisher hat mich die trockene Grafik eher abgeschreckt, was aber nicht heißt, dass keine nicht-casual Spiele mag.

[Kornholio]

Civ5 ist imho kein Civilization Game. Wenn man den Zweck dieser Art Spiel inetwa im Auf- und Ausbau eines Reiches durch Expansion, Forschung und Eroberung sieht. Wenn man Civ 5 so spielt, wird man durch das Game fortwährend sanktioniert.

Zwar ist es möglich, schnell beliebig viele Städte zu gründen - und man kann sein Reich über Social Policies (SPs) sogar dahin gehend spezialisieren - aber man möchte es eigentlich gar nicht. Jede Stadt erhöht die Kosten neuer SPs und macht es unmöglich, National Wonders zu bauen, da die alle irgendeine Vorbedingung in allen (!) Städten benötigen. Also gründet man die Stadt später.
Hat man die neue Stadt dann irgendwann doch gegründet, wird man deren Wachstum schnell bei irgendeiner niedrigen Einwohnerzahl kappen. Alle Städte hängen an derselben globalen Ressource (Happiness). Nimmt eine Stadt mehr davon, als sie einzahlt, leidet der Rest. Nimmt sie mehr als vorhanden ist, ist das ganze Reich unglücklich und unproduktiv. Da hat man also die Wahl zwischen 2, 3 ausgebauten Städten, was nicht civ-like ist oder ganz vielen 4-Pop Käffern, die man nicht ausbauen kann, was langweilig ist.

Es gibt zwar haufenweise Gebäude, die man in seine Städte bauen kann - die kosten aber alle und bringen fast nichts. Also lässt man es. Man kann die Städte mit Straßen verbinden - die bringen aber auch wenig Mehrwert und kosten. Pro Tile! Also lässt man das.

Wenn man nun also schon nicht auf- und ausbauen kann, ohne sich selbst zu kasteien, könnte man zumindest Krieg führen. Und das ist in Civ 5 auch lachhaft einfach. Es bedarf nur einer Handvoll Archer, die soweit befördert sind, dass sie über 3 Tiles hinweg schießen können. Schon ist es - unabhängig des Schwierigkeitsgrades - möglich, jeden seiner Nachbarn zu schlucken. Gegen die KI in Civ 5 ist die aus 4 ein Genie. Nur stellt sich dann die Frage, was tun mit den Eroberungen. Behält man die Städte, sinkt die Global Happiness unter Null und das eigene Reich ist im Arsch. Man hat die Wahl, sie abzureissen (was den Krieg selbst ad absurdum führt) oder einem KI-Goofernator zu übergeben (womit man dann faktisch der KI eine Stadt abgenommen hat, um sie der KI wieder zu übergeben). Also kann man den Krieg auch sein lassen.

Usw.tldr. Civ 5 besteht aus einer Aneinanderreihung von Handlungen, die man nicht tut, obwohl sie im Rahmen des Genres richtig sind, weil das Game es bestraft. Ob das "casual" ist? Keine Ahnung - es ist nicht Civ.

[Patrick12755]

Sollte ich mir EU4 auch mal zulegen? Bisher hat mich die trockene Grafik eher abgeschreckt, was aber nicht heißt, dass keine nicht-casual Spiele mag.

Man könnte mich schon fast als Paradox-Konvertit ansehen, wie man an meinen Kommentaren sieht. Ich dachte auch zuerst, dass ich solche Spiele nicht mögen würde, aber nach einer gewissen Zeit spiele ich es nur noch, weil es einfach unter dem Aspekt der Historie einfach mehr bietet als Civ und dennoch einem Freiheiten im Spiel gewährt. Bald überholt EUIV Civ-V von den Stunden her.
Was ich am besten mag, ist, dass wenn der Host DLCs besitzt, die anderen für diese Session auch DLCs besitzen. Macht Werbung für DLCs und finde ich fair. War immer ziemlich dumm in Multiplayerpartien bei Civ wenn dann einer von 6 kein BNW hatte.

Wenn du mehr lesen willst, dann lies dir meine Steam-Review durch: http://steamcommunity.com/id/pat10-2/recommended/236850

[Tiramisu]

Sehr schönes Review!

[alpha civ]

...

Besser kann man es nicht formulieren.

[Ausgetreten]

Besser kann man es nicht formulieren.

Naja, wenn du eine Blutmühle genial/intellligent findest....

[Piruparka]

Die Zahlen auf Steam geben Firaxis Recht, mit Civ 5 ein gutes Spiel geschaffen zu haben, dass dieser Beschreibung nicht entspricht. Casual oder nicht - ich spiele es gern. Es ist eine moderne Fortsetzung des Klassikers mit Ecken und Kanten. Die braucht ein Spiel aber auch, um Charakter zu haben.

[Tratty]

Ich bin mir Civ 4 eingestiegen und nachdem ich das ziemlich im Detail durchstiegen habe mir Civ 5 zugelegt (kurze Zeit nur mit God and Kings, dann noch Brave New World dazu). Unterschiede in der Komplextität sehe ich nicht, die KI hatte es mit Civ 5 aber definitiv schwieriger, was wohl an der Umstellung auf Hexfelder und der eine Einheit = ein Feld lag durch die alles neuprogrammiert werden musste. Inzwischen kann sie das aber schon deutlich besser. Trotzdem spiel ich Civ 5 einen Schwierigkeitsgrad höher als Civ 4 (Unsterblicher vs. Kaiser) auf etwa gleichem Niveau. Für mich bleibt aber immer noch eine Steigerung möglich, wenn ichs mal richtig knackig will, insofern stört mich das nicht. Letztendlich kann man jedes Spiel vom Balancing unverändert lassen und knackiger machen, in dem man Manpower in die KI steckt, aber das verändert irgendwann meine Bewertung gar nicht mehr.

Im Multiplayer ist aber Civ 5 mindestens ebensbürtig, in meinen Augen sogar besser. Die Spielmechanik ist eindeutisch strategischer. Denn wenn wir mal ehrlich sind, Sklaverei in Civ 4 einzuführen ist keine strategische Entscheidung, sondern in 99,9% der Fälle notwendig. Es gibt einfach fast keine Fälle, in dem nicht eine andere Entscheidung sinnvoller ist. Solche krassen Fälle kenne ich in Civ 5 nicht. Selbst die viel beschworenen Traditionsstrategie, die jetzt mit dem neusten Patch eh nicht mehr so funktioniert, war vielleicht in 70-80% der Fälle die beste Entscheidung, aber eben nicht zwingend immer. Man muss also nochmal nachdenken! Grade das macht es eben auch nicht casual, wenn man gegen die richtigen Gegner spielt.


Wie war das, Straßen kosten Geld. Und? Das machts grade nicht casual! Trotzdem bau ich die natürlich, nur überlege ich zweimal ob sich eine Straße rechnet. Bringt ja immer auch Gold über Städteverbindungen. Nur pflastere ich nicht mehr das ganze Reich damit voll - macht ja in der Realität auch keiner.


BE beurteile ich, wenns ichs kenne, und Firaxis Zeit für ein paar Balancing-Patchs hatte.

[Kornholio]

Road Maintenance in Civ 5 ist beispielhaft für das spaßtötende strafenbasierte Design, das sich durch das ganze Spiel zieht. Einerseits wird der Spieler ermuntert, alle Städte mit der Hauptstadt zu verbinden, langfristig aber bestraft, wenn dies nicht auf dem kürzest möglichen Weg passiert. Und den kann man zu Spielbeginn auch nicht wissen.

Es ist in Spielen wie Civ eigentlich eine wertvolle Entscheidung, Städte aus mehreren Richtungen zu verbinden oder eine Straße für den Nachschub zu einem Gegner zu bauen. Der Preis, den man dagegen abwägt ist, dass die beteiligten Bautrupps nicht anderswo Verbesserungen bauen. Diese Entscheidungen finden in Civ 5 aber nicht statt. Können sie gar nicht, da Straßen Gold kosten. Dabei wäre es gerade wegen 1 Unit per Tile (1UpT) eine sehr gute spielerische Entscheidung, wenn man zusätzliche Straßen baut, um dem nervigen Umstand begegnen zu können, dass sich Einheiten permanent gegenseitig blockieren. Aber der Spieler wird für gutes Spiel bestraft. 1UpT ist nebenbei bemerkt so schlecht umgesetzt, dass es eigentlich spielerisch das beste Vorgehen wäre, wenn man auf jedes Teil eine Straße baut.

Straßenbau in Civ 5 ist aus spielerischer Sicht so unbedeutend, dass es auch hätte gestrichen werden können und Städte einfach einen Pauschalbetrag entsprechend ihrer Entfernung zueinander kosten. Da man eh jede Stadt für den Handel an die eine lange Straße klemmt und nie eine Straße für den Bewegungsbonus baut.
Die Kosten führen für mich dazu, dass im Endeffekt nur ein einziges Volk spielbar ist. Die Inka haben keine (!) Kosten für Straßen über Hügel. Das führt dazu, dass man Städte, die nur ein paar Tiles voneinander entfernt liegen, nicht auch direkt verbindet - sondern über einen gewaltigen Bogenschlag über alle Hügel im Umland, nur um die Zahl flacher Tiles zu minimieren. Das ist ein Riesenfortschritt gegenüber den Spaghetti-Straßen von früher

[Der Falke]

Sollte ich mir EU4 auch mal zulegen? Bisher hat mich die trockene Grafik eher abgeschreckt, was aber nicht heißt, dass keine nicht-casual Spiele mag.

Solltest du . Wobei ich ja Ricky und Twicky (Victoria Revolutions/Victoria 2) am Besten finde. Aber das Tolle an Paradox-Spielen ist ja eigentlich auch, dass wenn man eins kann, bei den anderen auch sehr schnell drin ist. Es gibt natürlich gewisse Unterschiede (Victoria bspw. hat nen größeren Wirtschaftspart, Hearts of Iron mehr Krieg und Events), dabei kommt einem aber das eine Spiel nie wie ein Abklatsch des anderen vor. Man muss halt schon das nötige historische Interesse mitbringen, ich finde es bspw. immer extrem spannend mit irgendeinem kleineren Land den Lauf der Geschichte zu ändern und ein Großes Reich zu errichten.

Aber das wichtigste ist imo bei Paradox-Spielen, dass man auch wenn man nicht alles weiß, problemlos spielen kann und viel Spaß hat, und dabei immer neues entdeckt. Und "Gewinnen" im eigentlichen Sinn gibt es auch nicht wirklich (theoretisch gibt es das, aber die Punkte etc. ignoriere ich immer), sondern man sich eigene Ziele steckt. Wenn sich das eigene Land über ein großes Gebiet erstreckt und ne große Armee hat, dann ist das doch viel zufriedenstellener als irgendein Siegbildschirm .

[Patrick12755]

Solltest du . Wobei ich ja Ricky und Twicky (Victoria Revolutions/Victoria 2) am Besten finde. Aber das Tolle an Paradox-Spielen ist ja eigentlich auch, dass wenn man eins kann, bei den anderen auch sehr schnell drin ist. Es gibt natürlich gewisse Unterschiede (Victoria bspw. hat nen größeren Wirtschaftspart, Hearts of Iron mehr Krieg und Events), dabei kommt einem aber das eine Spiel nie wie ein Abklatsch des anderen vor. Man muss halt schon das nötige historische Interesse mitbringen, ich finde es bspw. immer extrem spannend mit irgendeinem kleineren Land den Lauf der Geschichte zu ändern und ein Großes Reich zu errichten.

Aber das wichtigste ist imo bei Paradox-Spielen, dass man auch wenn man nicht alles weiß, problemlos spielen kann und viel Spaß hat, und dabei immer neues entdeckt. Und "Gewinnen" im eigentlichen Sinn gibt es auch nicht wirklich (theoretisch gibt es das, aber die Punkte etc. ignoriere ich immer), sondern man sich eigene Ziele steckt. Wenn sich das eigene Land über ein großes Gebiet erstreckt und ne große Armee hat, dann ist das doch viel zufriedenstellener als irgendein Siegbildschirm .

Joa, man braucht schon so seinen Stunden, um auch dann andere Titel von Paradox ebenfalls spielen zu können. Abklatsch ist es wirklich nicht, das kann ich bestätigen - und historisches Interesse sollte auch vorhanden sein, ja.
Paradox-Spiele schaffen schon eine ganz neue Art von Motivation und man entdeckt fast immer neues, z. B. habe ich nach 200 Std. bemerkt, dass Passatwinde simuliert werden (ich hab nie mit Kolonialmächten gespielt).

[Shakka]

Um den Einstieg in Civ1 zu kriegen, musste ich das Handbuch studieren. Damals war ich aber noch Grundschüler. Wenn ich mir das Spiel heute angucke, ist Civ1 primitiver als ein Browserspiel.

Civ4 brachte so viele Neuigkeiten, dass ich in den ersten Runden trotz Handbuchstudiums nicht genau wusste, was ich da tat und warum etwas funktionierte oder nicht. Sicher ist Civ4 komplexer als Civ1.

Aber jetzt ist für mich die Frage, ob Civ5 weniger komplex ist als Civ4 oder ob man da schnell durchblickt weil man das meiste schon aus Civ4 kennt?

[noxx-0]

Solltest du . Wobei ich ja Ricky und Twicky (Victoria Revolutions/Victoria 2) am Besten finde. Aber das Tolle an Paradox-Spielen ist ja eigentlich auch, dass wenn man eins kann, bei den anderen auch sehr schnell drin ist.

Zu Einfach fürs Hardcore: Ich nix verstehen und noch dazu Civ "nur noch eine Runde" nimmt man Pride of Nations

Aber das Tolle an Paradox-Spielen ist ja eigentlich auch, dass wenn man eins kann, bei den anderen auch sehr schnell drin ist.

Mit Ausnahme von HoI 3


Mehr Casual ist immer relativ, auch pdox hat einiges ja entschlackt, das ist nicht immer schlecht, mies ists nur wenn dann so ein Interface wie bei CivBE rauskommt, würde mich wundern wenn das nicht noch durch patches/erweiterungen verändert wird

[mgv]

...

Traurig aber wahr. Macht das BE besser?

[Tratty]

Es ist in Spielen wie Civ eigentlich eine wertvolle Entscheidung, Städte aus mehreren Richtungen zu verbinden oder eine Straße für den Nachschub zu einem Gegner zu bauen. Der Preis, den man dagegen abwägt ist, dass die beteiligten Bautrupps nicht anderswo Verbesserungen bauen. Diese Entscheidungen finden in Civ 5 aber nicht statt. Können sie gar nicht, da Straßen Gold kosten. Dabei wäre es gerade wegen 1 Unit per Tile (1UpT) eine sehr gute spielerische Entscheidung, wenn man zusätzliche Straßen baut, um dem nervigen Umstand begegnen zu können, dass sich Einheiten permanent gegenseitig blockieren. Aber der Spieler wird für gutes Spiel bestraft. 1UpT ist nebenbei bemerkt so schlecht umgesetzt, dass es eigentlich spielerisch das beste Vorgehen wäre, wenn man auf jedes Teil eine Straße baut.

Du widersprichst dir doch grade selbst. Einerseits wäre es super nützlich, wenn auf jeden Feld eine Straße ist, andererseits wägt man gar nicht ab, ob man eine baut? Ja wieso das denn dann nicht?

Hier muss man durchaus knoblen, wo man in einem früheren Spiel einfach eine Straße baute. Dazu muss man aber auch mal rauskommen aus seinem alten Spieltrott, immer und überall eine Straße hinzubauen oder es als Gängelung empfinden, wenn es Spielmechanismen gibt, die einen abwegen lassen - statt immer nur größer und mehr zu spielen. Geht ja alles, man muss nur was für tun.

Übrigens: Grade strategische Straßen müssen auch nicht teuer sein, die kann man nämlich später einfach wieder abreißen. Ist dann eine gar nicht so teure Kriegsfinanzierung.