Loqman und die Kaufleute
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Eine Karawane, die nach Griechenland gezogen war, wurde dort von Wegelagerern überfallen. Wohl noch nie zuvor hatten die Bösewichte so reiche Beute gemacht! Schätze ohne Zahl und Waren für jeden zur Wahl häuften sich vor dem staunenden Blick zu Bergen.
Und deren unglückselige Besitzer, die Kaufleute? Nun, sie rangen in Verzweiflung die Hände, sie jammerten Bände, dass das Herz ihnen breche; sie weinten wie Bäche; und um Hilfe sie flehten zu Gott und dem Propheten. Aber das alles, es half ihnen nichts:
Aus den Klauen des Räubers, des bösen,
kann die Träne dein Gut nicht erlösen.
Nun reiste zufällig mit derselben Karawane auch Loqman, der große Weise, Er besaß freilich keine Schätze, und so kümmerten sich auch die Diebe nicht um ihn, so wenig wie dies vorher die reichen Handelsherren getan hatten. Diese erinnerten sich aber jetzt plötzlich des Philosophen. Sie scharten sich alle um ihn, und ihr Wortführer flehte: "Ermahne doch du diese Räuber und predige ihnen deine Weisheit, damit sie ihre Hände von unserem Hab und Gut lassen! Denn sieh, ein Jammer wäre es doch, solche Schätze an solche Lumpen zu vergeuden!"
"Richtig," gab ihnen Loqman da zur Antwort, "und so werdet ihr auch verstehen, dass es ebenfalls ein Jammer wäre, solche Weisheit an solche Lumpen zu vergeuden …"
Hat der Rost schon ganz zernagt ein Eisen,
kann der Polierer seine Kunst nicht mehr beweisen.
Was hilft es schon, ein schwarzes Herz zu mahnen?
Durch Stein kann keinen Weg der Nagel bahnen.