Agence Havas - Nachrichten aus aller Welt

[Azrael]

+++

Aus Nordfrankreich und dem Westen des Bundes werden mancherorts auffällige Blattverfärbungen von Kartoffelpflanzen gemeldet. Nach Ansicht einiger landwirtschaftlicher Schulen im Bund passen diese Verfärbungen zu einer Erkrankung der Kartoffeln, von der vor einigen Jahren erstmals aus den Vereinigten Staaten berichtet wurde. Bei feuchter Witterung breitet sich in den Pflanzen eine Fäulnis aus, die dann die ganze Kartoffel ungeniessbar macht und sich äusserst rasch ausbreiten kann. In einigen Zeitungen wurde in der Folge der sofortige Stopp des Imports von Kartoffeln aus Übersee gefordert, da angeblich schon eine einzige infizierte Pflanze ausreiche um einen ganzen Acker zu ruinieren.

+++

Eine Rebellion hat den Fürsten von Serbien, Mihailo Obrenović III., zur Flucht aus dem Land über die Grenze nach Österreich gezwungen. An seiner Stelle liess sich Aleksandar Karađorđević zum Fürsten ausrufen, ein Nachkomme des serbischen Freiheitskämpfers Đorđe Petrović, aus dessen Familie seit der Teil-Unabhängigkeit des Fürstentums Serbien stets die grössten Rivalen des Hauses Obrenović stammten.

+++

Der Bürgerkrieg in Uruguay droht wieder in eine heisse Phase einzutreten und sich auszuweiten. Seit Jahren herrscht ein Patt zwischen den in der Hauptstadt Montevideo eingeschlossenen liberalen Colorados und den auf dem Land dominierenden konservativen Blancos, letztere unterstützt vom argentinischen Diktator de Rosas. Nachdem eine britisch-französische Flottille vor dem Hafen von Buenos Aires Stellung bezogen und de Rosas ein Ultimatum zur Beendigung seiner Unterstützung gestellt hatte, eröffnete eine Küstenbatterie des Hafens das Feuer auf die Kriegsschiffe. Diese reagierten mit der Kaperung eines Teils der dort ankernden argentinischen Flotte. Kurz darauf wurde mit der Blockade des Río de la Plata begonnen und ausserdem wurden Truppen im belagerten Montevideo angelandet.

+++

[Azrael]

+++

Die Erntezeit für Kartoffeln hat begonnen und wie sich zeigt, scheint bisher lediglich eine bestimmte Sorte, die vor allem in Norddeutschland angebaut wird, von der Kartoffelfäule betroffen zu sein. Somit ist der Ernteausfall weitaus geringer als zunächst befürchtet. Von mehreren Stellen in den etwas stärker betroffenen Staaten wird lediglich empfohlen im kommenden Jahr die Aussaat der betroffenen Sorte zu reduzieren.

+++

In Köln ist Clemens August Droste zu Vischering, der Erzbischof von Köln, nach langer Krankheit verstorben. Da der schlechte Gesundheitszustand des Erzbischofs schon eine Weile bekannt war, hatte der Heilige Stuhl bereits seinen Koadjutor Johannes von Geissel als Nachfolger festgelegt. Der neue Erzbischof gilt als bekennender Ultramontaner und ist einer der Köpfe hinter der theologisch konservativen Monatszeitschrift 'Der Katholik'.

+++

[Azrael]

+++

Ein in Leipzig vom Autoren Otto von Corvin veröffentlichtes Pamphlet gegen die katholische Kirche avanciert gegenwärtig in Sachsen zu einem ebenso umstrittenen wie populären Buch. Bereits kurz nach seiner Veröffentlichung wurde es von Seiten der Kirche heftig kritisiert, was das Interesse in kirchenkritischen Kreisen aber nur noch weiter steigerte.

+++

Ein aus 11 kleinen Kriegsschiffen bestehender Verband der britischen und französischen Flotte hat bei Vuelta de Obligado die Sperre durchbrochen, welche die Argentinier zum Schutz des Flusses Paraná errichtet hatten. Obwohl das Gefecht gewonnen wurde, wird es strategisch als Niederlage angesehen, weil die alliierte Flottille so grosse Schäden erlitt, dass sie gezwungen war umzukehren.

+++

In einer Rede an den Kongress hat US-Präsident Polk seine Vision des 'Manifest Destiny' präsentiert, demnach es die gottgegebene Mission der Vereinigten Staaten sei ihre Zivilisation bis an den Pazifik auszudehnen. In Mexiko wird dies als Kampfansage gewertet, ist doch der Grossteil der Küste mexikanisches Territorium. Aber auch den europäischen Mächten gegenüber wurde in der Rede angedeutet, dass die USA die Monroe-Doktrin von nun an aktiver durchzusetzen gedenken.

+++

[Azrael]

+++

Nachdem sich die Beziehungen zwischen der Britischen Ostindienkompanie und dem Sikh-Reich von Punjab in den letzten Monaten, nach der Machtübernahme des Militärs in Punjab, fortlaufend verschlechtert hatten, ist es anfangs Dezember zu ersten Kampfhandlungen gekommen. An zwei Stellen überquerte die Armee der Sikh den Grenzfluss Satluj, woraufhin die Briten ihnen offiziell der Krieg erklärten. Die britischen Truppen blieben in den beiden Schlachten bei Mudki und Ferozeshah zwar siegreich, doch ist ihnen bislang kein entscheidender Sieg gelungen. In beiden Fällen zogen sich die Sikh geordnet zurück bevor sie zu grosse Verluste erlitten und insbesondere die zweitägige Schlacht von Ferozeshah hätte gemäss Beobachtern leicht in einer Niederlage enden können, hätten die Sikh einen weiteren Tag lang angegriffen.

+++

Knapp ein Jahr nach der Annexion durch die Vereinigten Staaten wurde Texas als Bundesstaat organisiert und vom Kongress als 28. Staat der USA aufgenommen.

+++

[Azrael]

+++

Zwischen Mexiko und den USA verschärft sich die diplomatische Krise, die seit der Wahl von Präsident Polk herrscht, immer weiter. Korrespondenten in Washington und Mexiko-Stadt gehen mittlerweile davon aus, dass ein bewaffneter Konflikt zwischen den Ländern nur noch eine Frage der Zeit sei. Eine von der Regierung Mexikos aufgestellte Armee, welche die Verteidigung der Grenzregionen verstärken sollte, hat sich allerdings kurzerhand gegen den Präsidenten gewandt und unter ihrem General José Mariano Paredes geputscht. Mit Paredes steht nun erstmals seit 1823 wieder ein den Monarchisten nahestehender Konservativer an der Spitze Mexikos.

+++

[Azrael]

+++

In Posen hat die preußische Gendarmerie binnen weniger Tage fast 200 Verhaftungen vorgenommen. Diese stehen im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Komplott, dessen Ziel es gewesen sei, einen Aufstand der polnischen Bevölkerung in den drei Teilungsgebieten auszulösen und eine polnische Regierung in Krakau zu bilden. In Kongresspolen wurden Gerüchten zufolge ebenfalls mehrere Verschwörer verhaftet, während aus dem österreichischen Galizien bislang nichts vermeldet wurde.

+++

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben eine Armee unter dem Kommando von General Zachary Taylor ins Grenzgebiet zu Mexiko entsandt. Diese ist offenbar im Begriff in Richtung des Rio Grande zu marschieren, der ursprünglich schon seitens Texas als Grenze zu Mexiko beansprucht wurde. Der Anspruch gilt aber auch unter US-amerikanischen Politikern als sehr zweifelhaft und mehrere prominente Kongressabgeordnete werfen dem Präsidenten vor, so eine mexikanische Reaktion provozieren und einen bewaffneten Konflikt lostreten zu wollen.

+++

[Azrael]

+++

Der Feldzug der Truppen der britischen Ostindienkompanie gegen das Reich der Sikh in Indien geht trotz gewissen Anfangsschwierigkeiten einem für die Briten siegreichen Ende entgegen. Nach einem langen und zähren Ringen konnten in den Schlachten von Aliwal und zwei Wochen später Sobraon die Hauptarmeen der Sikh gestellt und aufgerieben werden. Die britischen Truppen siegten auch deshalb, weil die Anführer der Sikh beide Schlachten rasch verloren gaben, tatsächlich so schnell, dass mancherorts sogar gemunkelt wird, diese hätten bewussten Verrat begangen. Die Regierung des Punjab hat ihre Kapitulation erklärt und um einen Waffenstillstand gebeten.

+++

[Azrael]

+++

In Schloss Fontainebleau ist der Bürgerkönig Louis-Philippe I. Ziel eines Attentatsversuchs geworden, dem mittlerweile sechsten seit seiner Thronbesteigung. Zwar wurde niemand verletzt und der Attentäter konnte nach den ersten Schüssen überwältigt werden, dennoch werden der Wache des Königs in der französischen Presse grosse Vorwürfe gemacht. Anders als bei den früheren Attentatsversuchen, die sich alle in Paris und auf offener Strasse ereigneten, war es dem Täter gelungen bewaffnet auf das bewachte Gelände des Schlossgartens vorzudringen, in der man den König absolut sicher gewähnt hatte.

+++

[Azrael]

+++

In der Schweiz ist aktuell der sogenannte Sonderbund das dominierende Thema in der Presse. Anfang Mai war bekannt geworden, dass mehrere Innerschweizer Kantone sich zu einem Separat-Bündnis zusammengeschlossen und bei den Monarchen Frankreichs und Österreichs um (auch militärische) Unterstützung gegen die liberalen Stände angefragt haben. Dass die Regierungen des Sonderbunds offenbar gewillt waren, ausländische Truppen ins Land zu holen, die andere Schweizer niederschiessen sollten, hat zu empörten Reaktionen der Öffentlichkeit geführt. Der Kanton Zürich hat angekündigt bei der nächsten Tagsatzung die sofortige Auflösung des Sonderbundes zu beantragen.

+++

Die US-amerikanischen Streitkräfte unter General Taylor sind, nachdem dieser seinen Vormasch in Richtung Rio Bravo monatelang verzögert und währenddessen erfolglos mit den Mexikanern verhandelt hatte, in mehreren Gefechten auf die mexikanische Nordarmee getroffen. Die Mexikaner hatten ihrerseits den Rio Bravo, den ihre Regierung nicht als legitime Grenze anerkennt, am 25. April überschritten und die amerikanischen Truppen zur Schlacht gestellt. Obwohl Taylors Truppen zahlenmässig zahlenmässig weit unterlegen waren, konnten sie die mexikanische Armee erfolgreich zurück drängen. Auch ein Teil der mexikanischen Artillerie fiel ihnen in die Hände, das Gros des Nordarmee entkam aber intakt.

+++

Der amerikanische Kongress hat auf Drängen von Präsident Polk Mexiko offiziell den Krieg erklärt. Die Vorlage wurde zwar anfangs von vielen prominenten Parteimitgliedern der Whigs bekämpft, in der amerikanischen Öffentlichkeit ist der Krieg dagegen binnen weniger Wochen überraschend populär geworden. Es wurde die Aufstellung mehrerer Freiwilligen-Regimenter beschlossen, die Taylors Truppen im Grenzgebiet zu Mexiko verstärken sollen.

+++

[Azrael]

+++

Im Norden Portugals ist es zu einem Aufstand gegen die autoritäre Regierung der Cartisten gekommen, der sich vor allem gegen den unpopulären Regierungschef Costa Cabral richtet. In den letzten Jahren war es im Königreich schon wiederholt zu Unruhen gekommen, doch haben sie diesmal ein weitaus grösseres Gebiet erfasst. Königin Maria II. sah sich daher gezwungen den verhassten Costa Cabral abzusetzen und den moderaten Cartisten Pedro de Sousa Holstein, welcher früher sogar den Setembristen nahe stand, mit der Bildung einer neuen Regierung zu beauftragen.

+++

Am 1. Juni ist in Rom Papst Gregor XVI. verstorben. Der Pontifex Maximus, in dessen 15 Jahre dauerndes Pontifikat die liberalen Aufstände in Italien und die Verabschiedung der Verfassung des Kirchenstaates fiel, verstarb eine Woche nachdem ihn schweres Fieber infolge von Wundrose ans Bett gefesselt hatte. In Rom wurde das Konklave zusammengerufen, um über einen Nachfolger zu befinden. Da der Termin sehr kurzfristig angesetzt wurde, ist es möglich, dass mehrere Kardinäle aus weiter entfernten Bistümern nicht rechtzeitig werden erscheinen können.

+++

[Azrael]

+++

Im britischen Parlament hat Premierminister Robert Peel nach langer Vorbereitung die von ihm angestrebte Aufhebung der Corn Laws erreicht, damit werden die letzten Einfuhrzölle für Getreide aufgehoben. Am Folgetag kam es dann jedoch zum Eklat. Bei einer anderen Abstimmung verweigerte rund die Hälfte der Tories, welche entschiedene Anhänger der Corn Laws gewesen waren, ihrem Premier die Gefolgschaft. Daraufhin hatte er die Wahl hatte eine Vertrauensabstimmung anzusetzen oder seine Entlassung einzureichen und entschied sich für letzteres. In der Folge hat Königin Victoria den Liberalen Lord Russell mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt.

+++

Im Schatten der Regierungskrise ging zunächst eine Ankündigung der Bank of England fast etwas unter. Diese hat Ende Juni eine Erhöhung der Zinsen beschlossen, wodurch für Investoren Obligationen und Staatsanleihen wieder interessanter werden. Zusammen mit der Gewinnwarnung mehrerer Bahngesellschaften hat das zu einem rasanten Fall der Kurse auf britische Bahnaktien geführt, was beinahe das erste mal seit den 20ern ist, dass diese Aktien allgemein an Wert verlieren.

+++

In Oberkalifornien, das durch den Konflikt zwischen den USA und Mexiko weitgehend von der mexikanischen Regierung abgeschnitten ist, haben sich in den Wirren des Krieges zwei konkurrierende Regionalregierungen gebildet. In Sonoma haben aus den USA stammende Siedler die Republik Kalifornien ausgerufen, während zeitgleich die von spanischen Siedlern dominierte Junta von Monterey entstand.

+++

[Azrael]

+++

Die sinkenden Kurse von Bahnaktien an der Londoner Börse haben sich binnen einer Woche zu einem veritablen Börsencrash ausgewachsen. Manche finanziell schwach aufgestellte Gesellschaften verloren innert weniger Tage fast die Hälfte ihres Börsenwerts, was diese Unternehmen nun zu möglichen Übernahmekandidaten beispielsweise der Great Western Railway macht. Darüber hinaus haben die Grand Junction Railway, die London and Birmingham Railway und die Manchester and Birmingham Railway eine Fusion angekündigt.

+++

Die Börsenpanik hat auch auf einige kontinentaleuropäische Handelsplätze übergegriffen. Insbesondere in Flandern und dem Deutschen Bund, wo in den letzten Jahren mehr Bahngleise verlegt wurden als irgendwo sonst auf dem Kontinent, geraten Aktien der Bahngesellschaften ebenfalls unter Druck.

+++

Von der Westküste des amerikanischen Kontinents wird berichtet, dass das Pazifikgeschwader der US-Navy Kalifornien erreicht hat und dort mit der Republik Kalifornien die Eroberung der von der Junta von Monterey oder mexikanischen Garnisonstruppen gehaltenen Gebiete koordiniert. Die Junta war gezwungen ihr Hauptquartier in Monterey zu räumen, ausserdem wurde die kleine Hafenstadt Yerba Buena von US-amerikanischen Marinesoldaten erobert.

+++

[Sarellion]

+++

27. Juli: Der Erfinder August Kramer präsentiert in Nordhausen und Berlin den von ihm konstruierten Zeigertelegrafen. Anders als beim sonst mehrheitlich verwendeten Schreibtelegrafen kann ihn auch ein im Morsecode ungeschulter Laie verwenden.

+++

29. Juli: Am heutigen Tage kam es in Paris zu einem weiteren Attentat auf den Bürgerkönig in den Jardin des Tuileries. Über den Gesundheitszustand seiner Majestät kann allerdings keine Aussage getätigt werden, da kurz nach dem Attentat ein Aufstand in der französischen Hauptstadt losbrach. Als Folge dessen ist die Berichterstattung aus der Hauptstadt Frankreichs derzeit nur äußerst eingeschränkt möglich. Gerüchten zufolge soll die königliche Familie nach Wallonien geflohen sein, aber auch Gerüchte vom Tod der gesamten königlichen Familie machen die Runde. Angeblich sollen auch die preußische und die österreichische Botschaft von Aufständischen erstürmt und in Brand gesteckt worden sein.

+++

[Sarellion]

+++

30.Juli: Antifranzösische Demonstrationen in Dresden, Leipzig, Frankfurt, Berlin und Wien.
In Frankfurt zerstreute die Wache einen Mob vor dem Palais Thurn und Taxis, wobei es glücklicherweise zu keinen gewaltsamen Vorfällen kam. In Berlin waren herbeigerufene Kürassiere gezwungen mehrere Personen zu verletzen. Mehrere Aufrührer wurden verhaftet.
In Dresden gerieten Demonstranten und Gegendemonstranten, welche ihre Sympathie für die Königin ausdrücken wollten aneinander, woraufhin die lokalen Sicherheitsbehörden die Gruppen voneinander trennen mussten. Ihre Majestät hatte in den letzten Jahren durch großes soziales Engagement einiges an Fürsprechern und Anhängern gewonnen.

+++

[Sarellion]

+++

Die Nachrichtenverbindungen nach Paris konnten wieder hergestellt werden. Seine Majestät lebt und zeigte sich loyalen Truppen in der von Unruhen erschütterten Stadt. Auch die Familie soll nach Worten des königs wohlauf sein. Die Botschafter der vermeintlich niedergebrannten Botschaften teilten ihren Regierungen und der Öffentlichkeit mit, das es ihnen und dem Personal gutgehe. Auch die Botschaften sind bis auf kleinere Schäden intakt. Die Schäden traten indirekt durch Vorkommnisse im Rahmen der Unruhen auf und es handele es sich wohl nicht um direkte Kampfschäden.

+++