Diese Diskussion wollte ich eigentlich schon nach dem Pokalfinale anzetteln - und ärgere mich jetzt natürlich schwarz, es nicht getan zu haben. Mein Aufhänger war der Elfer von Hummels gegen Bayern, den ich unmittelbar als sehr guten Elfer angesehen habe, deutlich stärker als den von Robben. Nur um dann hinterher im Forum was von "Luschenelfer" und ähnlichem zu lesen.
Meine Meinung dazu: Ein Elfer ist dann gut, wenn der Torwart ihn auch dann nicht halten kann, wenn er in der richtigen Ecke ist . Oder, wenn er nicht in der richtigen Ecke sein kann, weil der Schütze ihn ausgeguckt hat. Ob der Torwart hingegen dran am Ball war, spielt eher keine Rolle (Ausnahme natürlich so Dinger, wo er ihm durch die Hände gleitet, unter den Beinen durchrutscht, oder ähnliches). Wenn ein Neuer, Cech oder Casillas mit der Hand dran ist, und ihn dann nicht mehr an oder um den Pfosten lenken kann, dann kann man davon ausgehen, dass es auch nicht ging.
Im Grunde gibt es ja nur zwei Arten, wie man einen Elfer schießt.
Variante A: Der Spieler guckt, was der Torwart macht. Im Optimalfall bewegt der Keeper sich früh in eine der Ecken, dann schiebt man ihn lässig in die andere, das sollte ein Profi auch ohne vorherigen Plan hinbekommen. Bewegt sich der Torwart aber nicht (wie Neuer gegen Hummels), hat man zumindest den Vorteil, dass der Torwart weniger Reaktionszeit hat. Dann muss der Ball in erster Linie scharf geschossen sein, dafür aber nicht perfekt placiert werden, da der Torwart nicht mehr bis in die Ecke kommt. Genau das traf auf den Elfer von Hummels zu. Häufig habe ich bei dieser Variante aber das Gefühl, dass die Spieler keinen Plan B im Kopf haben, und dann "irgendwie aus dem Gefühl" heraus versuchen, eine Mischung zwischen placiert und Torwart verladen (was aber nicht mehr geht) produzieren. Wie Lahm gegen Real, Schweinsteiger gegen Chelsea.
Variante B: Der Torwart interessiert den Spieler nicht die Bohne. Er konzentriert sich voll darauf, den Ball so zu placieren, dass der Torwart auf keinen Fall herankommen kann, egal, wie früh er sich bewegt. Flach, direkt neben den Pfosten, oder unter die Latte, etwas weg von der Mitte des Tores (der Königselfer, wenn er gelingt.) Zielt der Spieler richtig es, ist der Elfer drin, fertig. (Robben gegen Casillas). Das Problem besteht aber darin, dass der Ball erstens gerne mal an den Pfosten (bei der flachen Variante, eher selten) oder rüber geht (bei den Dingern unter die Latte, hier etwas häufiger). Und eben darin, dass der der Torwart den Ball fast sicher hält, wenn er in der richtigen Ecke liegt, und der Elfer zu weit weg vom Pfosten oder zu flach am Ziel ankommt.
Auch Robbens Elfer im Pokalfinale war daher eher schlecht geschossen, wenn Weidenfeller da die richtige Ecke ahnt, hat er den genauso wie Cech den vor 2 Tagen. Hummels hingegen hat Neuer, als der sich vor dem Schuss nicht bewegte, mit einem ziemlich scharfen Flachschuss keine Chance gelassen, den Ball wirklich abwehren zu können.
Lahms Elfer gegen Chelsea hingegen fand ich - ausreichend - gut geschossen. Bißchen höher wäre noch besser gewesen, aber letzten Endes war Cech früh in der richtigen Ecke, und hatte doch nicht so recht eine Chance, den abzuwehren. Generell bin ich der Meinung, dass viel zu häufig die Frage, ob der Torwart den Ball berührt, als Kriterium für einen schlechten Elfer herangezogen wird, während andererseits ganz blinde Elfer als "sicher verwandelt" bezeichnet werden, weil der Torwart sich zufällig in die andere Ecke geworfen hat, ohne dass der Schütze aber davon Notiz genommen hätte.