Zitat von
mauz
Tragen wir's doch einfach mal zusammen:
a) der Verein als "Verein" (also e.V.) is eine jursitische Krücke für ein Unternehmen, um in Deutschland im Geschäftsbereich Fussball (Jahresumsatz der BuLi > 2 Mrd €) aktiv tätig werden zu können. Die DfB-Statuten lassen halt nix anderes zu; deswegen hat RB-Leipzig ja auch genau die Mindestanzahl an Vereinsmitgliedern, nämlich 7. Die Grundidee folgt einem rein ökonomischen Interesse, nämlich möglichst effizient eine breitenwirksame Produktpromotion zu betreiben. Verglichen mit den Millionen an Kosten einer klassischen Werbekampgane verpuffen die hier investierten Gelder nicht einfach, sondern werden durch die Investition in Strukturen nachhaltig verwendet. Würde man ganz simpel den Werbewert der Presseberichterstattung ermitteln, welcher durch die hier eingesetzten Gelder "erwirtschaftet" wird, so Läge der Hebel (und das is mehr als konservativ geschätzt) wahrscheinlich bei einem Faktor größer 10.
b) würde man eine qualitative Medienresonanzanalyse durchführen, würde sich ergeben, dass zwar national gesehen der "durchschnittliche Fußballfan" durchaus kritisch zum Projekt RB-Leipzig eingestellt ist, jedoch andererseits die investierten Gelder in einer strukturschwachsen Region mit einem enormen Potential an überregional nicht bedienter Anhängerschaft von diesen sehr positiv bewertet wird. In Anbetracht der wirtschaftlichen Malaise die andere Vereine in Ostdeutschland (und vor allem Leipzig) ereilte - ganz unabhängig ob die Misswirtschaft durch Inkompetenz, Wichtigtuerei, Vereinsmeierei oder was auch immer ausgelöst wurde - wird das Projekt RB aufgrund der nachhaltig angelegten Strategie (Jugendarbeit, Trainingsgelände, etc...) sehr wahrscheinlich nicht scheitern. Während also der Vereinsfußball in Ostdeutschland meist negativ konnotiert ist, werden sich die Vorbehalte gegenüber RB (Marionette, Retorte,...) die durchaus auch vor Ort existieren, sukzessive auflösen und mehr und mehr durch ein benevolentes öffentliches Wirken Anhängerschaft gewinnen.
c) RB bietet von vorne herein als hippe Marke einen höhere Identifikationswert als Hopp'sches Milliardärsgebahren. Trotz aller Vorbehalte gegenüber Hoppenheim strömen dort trotzdem Woche für Woche Tausende ins Stadion, obwohl die Region auch mit erstklassigem Fußball gut bedient ist. Dieser Effekt wird verstärkt in Leipzig eintreten, weil RB schon fast als Leuchtturm in einer Region gelten kann, die sowohl ökonomisch als auch fußballerisch schwere See erlebt. Und wohin fliegen die Motten? Genau: zum Licht.
Quintessenz: der Streit geht darum, ob es sein darf/möglich ist/"gut" ist, dass strategisches Kalkül eine Sportmarke emotional so aufladen kann, dass aus der Plastikretorte ein süßes Leibgetränk wird. Dem einen schlägt's auf den Magen, dem anderen verleiht's Flügel ...