QUOD HOC INEUNTE
Enzyklika Papst Pius XII.
zur Bekanntmachung eines Allgemeinen Jubeljahres
24. Mai 1824
Grüße und Apostolischen Segen allen Christgläubigen, die diesen Brief lesen.
Das, was zu Beginn dieses (Quod hoc ineunte) Jahrhunderts so schmerzlicherweise auf Grund der bösen Voraussetzungen jener Zeit ausfallen musste, steht nun endlich dank des gnädigen Eingreifens Gottes bevor. Wir können euch nun mit Freude ankündigen, dass es sich gemäß der freudvollen Gebräuche unserer Vorfahren zutragen wird. Denn das überaus glückliche Jahr, in dem Pilger aus der ganzen Welt in Unsere Stadt, den Sitz des Hl. Petrus, kommen werden, steht bevor.
Alle Gläubigen werden nun zu frommen Pflichten gerufen, und vollkommene Hilfsmittel zur Versöhnung und zur Gnade bieten sich, zum Heil der Seelen. Wir sind glücklich darüber, ankündigen zu können, dass uns allen nun eine vortreffliche Gelegenheit gegeben worden ist, nach einer beklagenswerten Reihe von Übeln danach zu streben, alle Dinge in Christo durch eine heilsbringende Reinigung zu erneuern. Wir haben Uns daher entschlossen, den himmlischen Schatz der Verdienste, Leiden und Tugenden Christi, des Herren, seiner jungfräulichen Mutter und aller Heiligen zu öffnen, den Schatz, den der Urheber der Erlösung der Menschen Uns zur Verteilung anvertraut hat. In der Tat ist es in dieser Angelenheit angebracht, dass Wir die unbegrenzte Wirksamkeit der Verdienste, die Christus über seinen mystischen Leib [die Kirche] ausgegossen hat, hoch achten. Diese wiederum können durch gegenseitige Hilfe und durch die heilsbringenden Vorteile des Glaubens, der sich in der Barmherzigkeit manifestiert, unterstützt werden. Daher können die Gläubigen durch das unschätzbar wertvolle Blut des Herrn und die verdienstvollen Gebete der Heiligen den Erlass der zeitlichen Sündenstrafen erlangen, welche, wie die Konzilsväter von Trient lehrten, im Gegensatz zum Sakrament der Taufe nicht immer im Sakrament der Buße gänzlich aufgehoben werden.
2. Lasst daher die Erde Unsere Worte und den Schall der priesterlichen Posaune, die dem Volke Gottes das Heilige Jahr ankündigt, hören, und möge die gesamte Welt mit Freude lauschen. Wir kündigen an, dass das Jahr der Buße und Vergebung, der Erlösung und Gnade, des Sündenerlasses und des Ablasses gekommen ist, das Jahr der Erneuerung in Christo. Das alte Gesetz, Vorbote des kommenden, hatte bereits jedes fünfzigste Jahr unter den Juden besonders ausgezeichnet. So wie in der Tat verkaufte Felder und die Güter, die in die Hände anderer gefallen waren, zurückgegeben wurden, so erhalten wir jetzt durch die unendliche Großzügigkeit Gottes die Tugenden, Verdienste und Geschenke, die wir durch die Sünde verloren haben, zurück. So wie das menschliche Gesetz der Knechtschaft damals erlosch, so werden wir jetzt, da das Joch der teuflischen Herrschaft abgeworfen ist, zurückgerufen zur Freiheit der Söhne Gottes, namentlich zu der Freiheit, die Christus selbst uns gab. So wie, schließlich, damals durch das Gesetz die Schulden erlassen wurden, werden wir heute von den schwereren Schulden der Sünde und der Sündenstrafen losgesprochen.
3.
Begierig nach diesen hohen Segnungen, rufen Wir daher, in Übereinstimmung mit der Tradition Unserer Vorgänger und mit der Zustimmung unserer ehrwürdigen Brüder, der Kardinäle der Römischen Kirche, ein großes und universelles Jubeljahr in dieser heiligen Stadt aus. Es soll mit den ersten Vespern der kommenden Vigil von Weihnachten beginnen und das ganze Jahr 1825 über andauern, um den Ruhm Gottes, die Erhöhung der Katholischen Kirche und die Heiligung aller christlichen Völker voranzutreiben und zu fördern. Um nun während des Heiligen Jahres die Voraussetzungen für einen vollkommenen Ablass zu erfüllen, müssen die christlichen Gläubigen bereuen, ihre Sünden beichten, und die Hl. Kommunion empfangen. Dann müssen sie die Basiliken der heiligen Peter und Paul aufsuchen, und auch die von St. Johannes im Lateran und Groß St. Marien, und zwar mindestens einmal pro Tag, an dreißig aufeinanderfolgenden Tagen […] gezählt von den ersten Vespern eines Tages bis zur Abenddämmerung des folgenden Tages, wenn sie in Rom leben.
Wenn sie Pilger von außerhalb der Stadt sind, sind mindestens fünfzehn solche Tage erforderlich. Wenn sie fromme Gebete für die Erhöhung der Kirche und die Ausrottung der Häresien, für Eintracht zwischen den katholischen Fürsten und die Erlösung der christlichen Völker an Gott gerichtet haben, gewähren Wir ihnen einen vollständigen Ablass und die Vergebung all ihrer Sünden.
[...]
5. Diese Dinge künden Wir euch in väterlicher Zuneigung an, so dass ihr, die mühselig und beladen seid, dahin eilen könnt, wo ihr der Erfrischung sicher sein könnt. Es kann kaum als angemessen betrachtet werden, im Streben nach den heilsamen Reichtümern aus der ewigen Schatzkammer der göttliche Gnade, die nun offen steht, nachlässig zu sein, wenn zugleich so großer Eifer darauf verwendet wird, weltliche Reichtümer anzuhäufen, die die Würmer fressen und der Rost zerstört. Eine große und beständige Volksmenge jeder Klasse ist zu jeder Zeit aus der ganzen Welt nach Rom, dem Zentrum der Künste geströmt, trotz aller Gefahren auf der Reise. Es wäre eine Schande und dem Eifer nach ewiger Schönheit entgegengerichtet, wenn das unsichere Schicksal auf der Reise oder irgendein ähnlicher Grund als Ausrede vorgeschoben werden würden, um die Pilgerreise nach Rom nicht anzutreten. Die Pilgerreise wird euch überreich sogar für die schlimmsten Unannehmlichkeiten entschädigen. [...]
12.
Wir haben keinen Zweifel daran, dass die christlichen Fürsten Uns in dieser Angelegenheit mit all ihrer Amtsgewalt helfen werden, damit diese Pläne für das Heil der Seelen ihre erwünschte Wirkung zeigen können. Wir rufen sie daher dazu auf, die Anstrengungen ihrer Bischöfe zu unterstützen. Wir bitten sie auch, sichere Straßen und Herbergen in ihren gesamten Gebieten für die Pilger herzurichten, auf dass diesen bei ihrem frommen Unternehmen kein Unheil geschehe. Die Fürsten wissen, was für Verschwörungen überall aufgekommen sind, die sowohl das göttliche als auch das staatliche Gesetz in dieser heiligen Angelenheit schwächen wollen. Sie wissen auch, welche Wunder Gott gewirkt hat, der Gott, der den Hochmut der Mächtigen mit seinem rechten Arm gedemütigt hat. Mögen sie weiterhin dem siegreichen Herrn der Herren danken und im demütigen und häufigen Gebet seine Hilfe suchen. [...] Wir wissen genau, was für ein Opfer des Lobes Gott durch die Einmütigkeit dieses Strebens nach himmlischen Gaben dargebracht wird. Mögen die christlichen Fürsten daher auch nach diesem Ziel streben. Da sie von großzügigem und erhabenem Charakter sind, mögen sie diese heiligste Unternehmung eifrig zu schützen suchen. Weiterhin werden sie erkennen, dass sie das, was sie für die Sicherheit der heiligen Sache und die Förderung der Frömmigkeit tun, dadurch in gleicher Weise auch ihrer Autorität zu Gute kommen lassen haben, sodass, wenn jeder Samen des Lasters entfernt wurde, eine freudvolle Ernte von Tugenden stark wachsen kann. [...]
Gegeben zu Rom, bei St. Peter, im Jahr der Fleischwerdung 1824, am 24. Mai, im ersten Jahr Unseres Pontifikates.