Ashanti, Sohn des Kerat, aus Sparta in Nordafrika
An Inkret Bashi, Emir von Timbuktu, ebendort.
Gruß und Umarmung, Freund! Möge Dein Durst löschbar, Dein Appetit angeregt und deine Verdauung beförderlich sein. Über Beschwerlichkeiten der Reise für einen alten Mann mag ich nicht berichten. Das Klima jedoch ist mir angenehm, so hoch im Norden, das Essen reichhaltig und würzig, und die Frauen hübsch, wenn auch meist sehr angezogen.
Der Grund meiner Reise ist Dir bekannt und ich muss um es Dir zu erläutern nicht mit dem Schreibrohr kämpfen. Meine Ankunft traf unmittelbar mit der Erstürmung Spartas zusammen und so kann ich Dir als Erster und aus erster Hand von dem berichten, was man hier mit Fug und Recht als eine der Großtaten Askaiyas preist. Kaum dass wir die Stadt betreten und die wichtigsten strategischen Punkte besetzt hatten, begannen wir das große Saubermachen. Alle Toten, ob Songhai oder Griechen wurden aufs offene Feld vor die Stadt gebracht und gleichermaßen ehrenhaft auf zwei riesigen Scheiterhaufen verbrannt. Drei Tage danach - nach Ende der Trauerfrist - ließ Askaiya unmittelbar vor dem Feldlager einen großes hölzernes Podest errichten, obenauf mit einem elfenbeinernen Thron gekrönt, auf dem er mit allem Prunk und den Insignien seiner Macht Platz nahm. Sodann hieß er die überlebenden Kämpfer Spartas in ihrer Gesamtheit vor sich treten. Angeführt wurden sie von dem Jungen Aristophanes, Sohn des Agrippa von Sparta. Der Junge trug die Leiche seines Vaters, der bei der Verteidigung Spartas heldenhaft sein Leben gelassen hatte, und legte sie anklagend dem Herrn der Songhai vor die Füße. Die Leute in Sparta sagen, dies rührte das Herz des Kriegsherren. Ich sage, dies war einer der genialsten Schachzüge die sich Askaiya je hatte einfallen lassen. Askaiya fragte Aristophanes ob er, gleich seinem Vater, Alexander von Griechenland seinen Eid geschworen habe. Als dieser verneinte, bot er ihm an, so Aristophanes ihm, den Eroberer, als neuen Herren anerkenne und ihm, Askaiya dem Frommen, Herrn und Fürsten der Songhai, die Treue schwören würde, von nun an als Bey von Sparta gleich seinem Vater über die Stadt zu herrschen. Frei zu entscheiden in allen Dingen außer Krieg und Kriegsdienst, Bündnis oder Pakt. Allen, die Alexander jedoch die Treue halten wollten gewährte er freien Abzug, denn sie hätten tapfer gekämpft und er würde nie von ihnen verlangen ihren Eid zu brechen. Da brandete Jubel unter den Spartanern wie unter den Songhai auf, denn ihr Fürst war ein gerechter Mann, der Eid und Ehre hochhielt. Aristophanes musste nicht lange überlegen. Hier in Sparta der gefeierte Bey, angesehen und reich, dort in Athen ein armer Flüchtling, geduldet, womöglich verhöhnt. Er kniete nieder und leistete Askaiya den uralten Schwur der Treue. Sein Vater Agrippa bekam ein prunkvolles Begräbnis und Aristophanes bezog die Akropolis von Sparta, während Askaiya auch weiterhin in der Ebene verblieb und sein Zelt im Feldlager bewohnt. Soweit ich weiß werden wir noch einige Zeit hierbleiben und beim Wiederaufbau Spartas mithelfen, wohl aber auch um dem Jüngling ein wenig auf die Finger zu schauen. Auf mich machte er jedoch einen wirklich integeren und aufrichtigen Eindruck, so dass ich glaube, dass Askaiyas Wahl wohl getan war.
…
Inkret Bashi, Emir von Timbuktu, aus dem Feldlager vor Timbuktu
An Ashanti, Oberster Berater für Heeresangelegenheiten, im Heerlager zu Sparta
Gruß, Verehrung, Freundschaft und Dank, alter Haudegen! Zu förderst das Dringlichste. Ein griechischer Trupp bedroht das Hinterland! Ich musste tief in den Staatssäckel greifen und einen Krieger-Trupp praktisch aus dem Boden stampfen. Nicht, dass es an Freiwilligen mangelte. Zum Glück lagen in Gao noch Harnische und Schwerter auf Lager, so dass wir unsere frisch Rekrutierten schon bald mit den guten Waffen ausstatten konnten. Noch ist es uns nicht gelungen sie gänzlich aufzureiben, aber unser letzter Angriff hat sie in die Dschungel-überwucherten Hügeln südlich der Weinfelder getrieben und ich gehe davon aus, dass wir sie demnächst erwischen. Die Bevölkerung hat die Arbeit im flachen Land unter unserem Schutz wieder aufgenommen und Timbuktu selbst schenkt den Eindringlingen kaum noch Beachtung. Eine Teil der Aristokraten Timbuktus hat sich zusammengeschlossen und eine Fischereiflotte finanziert die der Stadt eine reichhaltige neue Nahrungsquelle erschlossen hat. Ich selbst habe den Bau einer neuen Triere in unseren eigenen Werften befohlen. Die „Der Traum des Emirs“ ist weit, weit in den unerforschten Osten vorgedrungen und mir deucht es könnte bald auch in unseren Gewässern eines Kriegsschiffes bedürfen.
Soweit das Dringlichste, nun das Wichtigste: mir wurde ein kleines Töchterchen geboren! Man mag gar nicht glauben, dass solch ein winziges Ding einmal ein erwachsener Mensch werden könnte. Ich hab sie nach ihrer Mutter Kiri benannt und …
Ein kurzer Blick auf die Statistik und unsere „Beziehungen zu Fremdländern“ versus denen der Griechen.
Die Dauer der eigenen Abwesenheit vom Zentrum des Reiches machte Askaiya zunehmend Sorge. Nicht die politischen Probleme beunruhigten ihn, denn diese wusste er in Thanits fähigen Händen. Was ihm Kopfzerbrechen bereitete war die spirituelle Betreuung des Reiches. Um die permanente Pflege der heiligen Stätten zu gewährleisten und dafür sorge zu tragen, dass die Riten zur höheren Ehre der Götter der Songhai lückenlos durchgeführt wurden Gründete Askaiya eine Priesterschaft, der künftig diese Aufgaben zufallen würden.