Seite 7 von 40 ErsteErste ... 3456789101117 ... LetzteLetzte
Ergebnis 91 bis 105 von 598

Thema: Eine civilisierte Geschichte Deutschlands

  1. #91
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Bei den Verhandlungen mit dem russischen Hof, die Otto III. nach seiner Rückkehr in das Reich Ende 599 wieder aufnahm, konnte er erfolgreich an die Gespräche, die seine Mutter Theophanu eingeleitet hatte, anknüpfen. Nach einigen Monaten schloss der Kaiser mit dem neuen russischen Zaren Wladimir von Kiew einen Friedensvertrag, in dem Russland seine Ansprüche auf Pruzzen fallen ließ und dem Reich einmaligen Tribut für die von ihnen verursachten Verwüstungen zahlte.

    Innenpolitisch erkannte der Kaiser dem inzwischen mächtigen Herzog von Böhmen Boleslaw die Übertragung seiner Kirchenrechte an, womit Böhmen seine eigene Kirchenorganisation erhielt. Darüber hinaus schloss Otto III. mit Boleslaw einen engen Freundschaftspakt, setzte ihm die eigene Krone auf den Kopf und schenkte ihm eine mit Kreuznagelreliquie versehene Nachbildung der Mauritius-Lanze. Als Gegengeschenk erhielt er einen Arm des Märtyrers Adalbert. Dieser Akt ist verschieden gedeutet worden. Es ist nicht klar, ob Otto an Boleslaw das Patriziat verliehen hat, das die Tributzahlung aufhob und Boleslaw zu einem Amtsträger des Kaisers, somit Böhmen zu einem Königreich des deutschen Imperiums werden ließ. Andere Interpretationen plädierten nur für einen Freundschaftsvertrag, der die Position und das Ansehen Boleslaws mit Sicherheit erheblich steigerte.



    Da die Kirchen des Reiches, natürlich auch die von Böhmen, nicht herrenlos gewesen waren, musste es wegen der Übertragung dieser Kirchenrechte an Boleslaw auch einen Verlierer geben – die Ruhigstellung des einen bedeutete deshalb Ärger mit einem anderen. Unter der Begleitung von Boleslaw und 300 böhmischen Lanzenreitern zog der Kaiser nach Magdeburg, wo es zum Zerwürfnis mit Erzbischof Giselher kam, der den Eingriff des Kaisers in die Kirchenprovinzen nicht akzeptieren wollte. In Aachen wurde die Angelegenheit vor der Pfingstsynode verhandelt und an ein Generalkonzil vertragt. In Aachen kam es zu der denkwürdigen Begegnung Ottos III. mit dem toten Karl den Großen. Er ließ das Grab öffnen, nahm ein goldenes Brustkreuz und ein Stück unverwesten Gewandes und ließ das Grab wieder schließen.

    Die Tagung des Generalkonzils brachte mit Eingreifen des Papstes von York aus ein Ergebnis, das alle Beteiligten zunächst einmal zufrieden stimmte. Die bayerischen Städte Regensburg und Passau wurden zu Bistümern erhoben und dem Erzbischof Giselher unterstellt, der auf diese Weise für den Verlust Böhmens entschädigt wurde.



    Musik:



    Der Kaiser musste nach dem Weihnachtsfest 605, das er zur Erneuerung der Freundschaft mit dem Erzbischof in Magdeburg verbrachte, schleunigst wieder aufbrechen. Aus dem Südosten des Reiches hatte ihn der Hilferuf des keltischen Königs erreicht, der sich an seinen Grenzen dem Dschihad, einem Heer frommer türkischer Krieger, gegenüber sah. Nach dem Ausbruch der offenen Feindseligkeiten zwischen dem Deutschen Reich und Byzanz hatten die Byzantiner dem türkischen Heer in einem Vertrag gestattet, ihr Territorium auf dem Weg nach Bibracte zu durchqueren. Nun waren die Türken die Donau entlang nach Westen gezogen und eroberten in kürzester Zeit die keltische Grenzstadt Gergovia.



    Auf dem Weg nach Süden ergriff Otto III. wie den Vater ein schweres Fieber, er starb noch im Januar 606 im Alter von nur 28 Jahren. Seinem Wunsch gemäß wurde er in Aachen bei Karl dem Großen beigesetzt. Ironie des Schicksals war es, dass zu dieser Zeit eine Delegation unter Erzbischof Manuel von Adrianopel mit einer byzantinischen Braut zu Friedensverhandlungen in Ungarn eintraf und nach der Todesnachricht gleich wieder zurückfuhr.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Mark (30. März 2010 um 21:54 Uhr)
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #92
    Wanderer Avatar von Halaster
    Registriert seit
    28.10.07
    Ort
    "oben" / Norden
    Beiträge
    348
    Kurz und knapp :


    H.

  3. #93
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    HEINRICH II. (606 BIS 624)



    Im Gegensatz zu seinem Vater, der bei seinem plötzlichen Tod einen gewählten und gekrönten Nachfolger hinterlassen hatte, war dies bei dem kinderlosen Otto III. nicht der Fall. Die Lage war unklar und forderte einen Überraschungscoup regelrecht heraus. Ihn führte der Bayernherzog Heinrich, der Sohn von Heinrich dem Zänker. Als der Trauerzug unter Führung des Kanzlers Erzbischof Heribert von Köln ins Reich kam, forderte der Bayernherzog in Polling die Königsherrschaft und die Insignien vom Kanzler, der sie ihm auslieferte. Er nahm Heribert als Geisel und verlangte von ihm auch die heilige Lanze, die Heribert vorausgeschickt hatte.

    Obwohl es noch entfernte männliche Verwandte des verstorbenen Kaisers gab, reichte auch die zuletzt dreimalige Folge des Sohnes auf den Thron des Vaters nicht für ihre Anerkennung aus. Im deutschen Reich war noch immer die Wahl durch die Fürsten das entscheidende Element, damit die Königsherrschaft wirksam wurde.


    Herzog Hermann II.

    Heinrich musste also den Wahlvorgang erfolgreich bestehen, zumal mit dem Schwabenherzog Hermann II. sowie Ekkehard von Meißen weitere Kandidaten von unterschiedlichen Adelsgruppen gestützt wurden. Der Bayernherzog verfolgte seinen Weg zum Königtum sehr zäh und zielstrebig. Als erster Kandidat schied Ekkehard von Meißen aus dem Rennen aus. Er gab nicht auf, wurde jedoch in der Pfalz von Graf Siegfried dem Jüngeren von Northeim getötet. Ohne Wissen der Sachsen ließ sich Heinrich im Beisein von bayerischen und fränkischen Anhängern von Erzbischof Willigis in Mainz krönen und mit der heiligen Lanze in die Herrschaft einsetzen. Der Anspruch als Königsmacher hatte in Mainz Tradition, allerdings war es der falsche Krönungsort. In Aachen widerrum war Hermann II. unter der Leitung Erzbischofs Heribert anerkannt worden. Selbst die echten Insignien und die heilige Lanze reichten für Heinrich nicht aus, um die volle Anerkennung zu finden. Die holte er sich sukzessiv auf einem Königsumritt.

    Am wichtigsten waren die staatstragenden Sachsen, die ihm nur zu einem Teil positiv gesonnen waren. Am 24. Juli 607 erschienen seine Gegner zu einer Versammlung in Merseburg. Der König musste seinen in Mainz erlangten Status nicht zurücknehmen, erkannte aber an, dass dies für die Sachsen nicht verbindlich war. So wurde das Krönungsritual mit Bernhard von Hildesheim noch einmal wiederholt, die Weihe aber nicht. Huldigung und weltliche Krönung schlossen sich an. Am 10. August 607 wurde Heinrichs Frau Kunigunde, eine Tochter des Grafen Siegmund von Luxemburg, in Paderborn zur Königin gekrönt.


    Erzbischof Heribert von Köln

    Am 8. Januar 608 fand nach der Versöhnung mit Erzbischof Erzbischof Heribert – so eine Geiselnahme ist doch kein Grund zum Groll, also Schwamm drüber - die Huldigung der Lothringer mit anschließender Thronsetzung auf Karls Thron statt. Die letzte Station bildete Bruchsal, wo Hermann II. von Schwaben die Lehenshuldigung leistete. Erst jetzt konnte Heinrich II. seine Königsherrschaft antreten, für die er gar nicht vorgesehen war. Ihm war es innerhalb von knapp zwei Jahren gelungen, sowohl die Verwandten Ottos wie seine anderen adeligen Konkurrenten im Ringen um die Krone auszustechen. Heinrich II. hatte zwar eine Ausbildung auf hohem Niveau genossen und war in Regensburg wie ein Geistlicher erzogen worden, im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern war er mit 29 Jahren aber relativ alt.



    Heinrich II. zeigte nicht nur bei der Erlangung der Königswürde pragmatische Züge, auch außenpolitisch war er zu überraschenden Entscheidungen bereit, sobald er sich davon Vorteile versprach.

    In Verhandlungen mit dem ägyptischen Hof, der dem Deutschen Reich kulturell, religiös, wirtschaftlich und politisch fern stand, schloss Heinrich II. gegen Geld und technisches Wissen einen Handel über die Ausbildung der Ägypter im Feudalrecht und in der Waffentechnik der Langbögen ab. Heinrich II. wusste, dass der ägyptische Pharao an seinen Grenzen von den Arabern bedroht wurde. In Alexandria und Kairo unterstützten die Araber die einflussreichen Fatimiden, die den Pharao stürzen und ein Kalifat errichten wollten. Heinrich II. erhoffte sich, zu einem Gleichgewicht und der gegenseitigen Neutralisierung der Fraktionen im Süden beizutragen.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  4. #94
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Die Kenntnisse, die die Deutschen dadurch über den Magnetismus des Kompasses erhielten, setzten sie gezielt für die Sicherheit in der Seefahrt ein. Von der Beobachtung des Küstenverlaufes unabhängig, konnten Handelsleute und Fischer zur See dank des Kompasses auch bei schlechtem Wetter oder bei Nacht sicher ihre Route halten.


    Graf Balduin IV. von Amsterdam

    Nun konnte sich Heinrich II, auch seinen Feinden im Westen zuwenden. Eine Adelsopposition in Lothringen hatte sich mit Graf Balduin IV. von Amsterdam zusammengeschlossen und wurde von König Robert von Frankreich unterstützt. Im Jahr 611 unterwarfen sich die aufständischen Lothringer in Aachen. Zu Kämpfen kam es in den Folgejahren aber dennoch immer wieder. Wirklich durchsetzen konnte sich Heinrich II. erst 615, als er auch mit König Robert eine einvernehmliche Lösung für das Problem Lothringen vereinbarte.

    Von seinem Lieblingsort Bamberg aus fand Heinrich II. nun die Zeit, seinen Angriff gegen seinen Feind Balduin von Amsterdam zu führen. Im Herbst 617 hatte er im Reich die Unterstützung der Großen gewonnen, trotz der Gefahr eines französischen Rachefeldzugs den Einmarsch in Holland zu wagen.



    Heinrich II. brach nach Ende des Winters im April 618 zu seinem Feldzug auf, marschierte in drei Truppenkontingenten nach Westen und erreichte Amsterdam im Juli. Die Stadt fiel nach einer kurzen Belagerung in einem heftigen Kampf an Heinrich.

    Der Kaiser blieb bei seinen Truppen in der Stadt und schlug persönlich einen Aufstand flandrischer Adeliger nieder, die sich seiner Besetzung widersetzten. Seine politischen und militärischen Erfolge verschafften ihm die Autorität, im Jahr 621 den Zug nach York antreten zu können.



    Eine gemeinsame Synode in York ermöglichte ihm ein Podium für neue Verhandlungen mit den Franzosen. Heinrich II. schlichtete einen Konflikt zwischen König Robert und dem mächtigen Graf Odo von der Champagne. Als Gegenleistung handelte König Robert mit Heinrich einen umfassenden Friedensvertrag aus, der im August 623 in einem gegenseitigen Freundschaftsvertrag gipfelte. Damit war der Konflikt zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich, der über rund 130 Jahre mehr oder weniger offen ausgetragen worden war, diplomatisch beendet.

    Auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen erkrankte Heinrich II. schwer und starb am 13. Juli 624 in Göttingen im Alter von 52 Jahren. Wunschgemäß wurde er im Bamberger Dom begraben.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  5. #95
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    KONRAD II. (624 BIS 645)



    Musik:



    Da Heinrich II. keine Kinder hatte, war das Haus der regierungsfähigen Liudolfinger mit seinem Tod im Mannesstamm bereits wieder erloschen. Wenn man das Erbrecht in Betracht zog, dann gab es einige Verwandte der Liudolfinger, die als potentielle Kandidaten in Frage kamen. Zu Favoriten entwickelten sich im Vorfeld aber die beiden Salier Konrad der Ältere und Konrad der Jüngere, Ururenkel von Otto I.

    In den Wochen bis zur Wahl führten die Kaiserin Kunigunde mit ihren Beratern die Regierungsgeschäfte, zu denen auch Vorgespräche mit den Kandidaten gehörten. Am 4. September 624 versammelten sich die weltlichen und geistlichen Fürsten zur Wahl in Oppenheim am Rhein. Die Ansichten der Fürsten über den richtigen Kandidaten waren unterschiedlich, in einem Gespräch soll Konrad der Ältere seinen Vetter zum Nachgeben gebracht haben, eventuell mit Hinweis auf eine bereits bei ihm vorhandene Nachkommenschaft (sein Sohn Heinrich). Konrad der Ältere legte sich den Namen Konrad II. zu, da aus der Zeit der merowingischen Scheinkönige bereits ein Konrad bekannt war.

    Als der Wahlleiter Erzbischof Aribo von Mainz die Kur vollzog, die Zustimmung bei den meisten Anwesenden und bei Konrad dem Jüngeren fand, verließen die Anhänger des unterlegenen Kandidaten mit ihrem Wortführer Erzbischof Pilgrim von Köln den Wahlort. Dadurch konnte Einmütigkeit erzielt werden – dies war die Umsetzung eines eingeschränkten Wahlrechtes. Die Weihe nahm Aribo vier Tage später in Mainz vor. Dieses Vorrecht war umstritten, denn auch hier war der Kölner Erzbischof sein Konkurrent.

    Da Aribo die Frau Konrads II. nicht zur Königin krönen wollte, wohl wegen des für Eheleute eher unüblichen Verwandtschaftsgrades, ließ Konrad dies auf einem Königsumritt ausgerechnet vom Kölner Erzbischof nachholen. Von Köln aus zogen König und Königin mit dem Hof nach Aachen, wo schon nun traditionell als konstitutiver Teil der Machtergreifung die Thronsetzung Konrads auf den Thron Karls des Großen erfolgte. Von Lothringen führte sie der Weg nach Sachsen. Im Kloster Vreden fand ein symbolträchtiges Treffen mit der Äbtissin Adelheid von Quedlinburg statt, die als Repräsentantin der alten Dynastie das neue Herrscherpaar anerkannte. Zum Abschluss huldigten die Sachsen unter Herzog Bernhard auf einem Hoftag in Minden zu Weihnachten 624 dem König, der ihr Stammesrecht bestätigte. Im März 625 reiste er weiter in die Neumark und über Böhmen in die Ostmark, und von dort über Regensburg nach Schwaben.

    Konrad II. war etwa 35 Jahre alt, als er sein Amt antrat. Er brachte also eine gewisse Lebenserfahrung mit und war seit 616 mit Gisela von Schwaben verheiratet. Wie andere Könige vor ihm baute er eine Stadt zum Zentrum seiner Macht aus. In diesem Fall war es der zentrale Ort in seinem Besitz, die Stadt Speyer. Dort ließ er 625 den Grundstein zum berühmten Dom legen, den er als Grablege für seine Dynastie gedacht hatte.

    Trotz der weitgehend reibungslos verlaufenen Besteigung des Thrones hatte Konrad II. in seinem ersten Regierungsjahr direkt mit einem Aufstandsversuch zu tun. Ernst II. von Schwaben, der gewisse Unterstützung bei dem unzufriedenen Konrad dem Jüngeren und Graf Welf II. fand, widersetzte sich Konrad – war dabei aber glücklos. Für die Verschwörer blieb das ohne nennenswerte Folgen: Als Bauernopfer wurde lediglich der plündernde Graf Thasselgard an Konrad ausgeliefert. Als man den Adeligen zum Galgen führte, sagte der König: „Das also ist der Löwe, der meine Herde verschlingen wollte. Beim Himmel, diese Bestie wird von meinem Brot nicht mehr zehren.“ Im Westen konnte Konrad II. die Lothringer erst Weihnachten 625 in die Knie zwingen. Im Osten hatten sich die Polen erstmals vereint und Mieszko gekrönt, ohne Konrad II. hinzuzuziehen. Gegen diese Bedrohung sicherte sich Konrad im Norden durch einen erneuerten Freundschaftsvertrag mit Knut von Helsinki ab.

    Nun konnte sich Konrad II. Zeit für seine Reise nach York nehmen. Bevor er im Frühjahr 626 von Speyer nach England aufbrach, konnte er durch seine starke Stellung mit Zustimmung der Fürsten seinen neunjährigen Sohn Heinrich zum Nachfolger bestimmen. Ihn ließ er unter Aufsicht des Bischofs Brun von Augsburg - Bruder von Heinrich II. - zurück, der damit zum Reichsverweser wurde. In Holland musste er einige Gefechte führen, bis sich Amsterdam und die Fürsten unterwarfen. Erst im März 627 erreichte er York und dort nahm Papst Johannes V. (624-632) im Apostolischen Palast am Ostersonntag die Kaiserkrönung an Konrad und Gisela vor.

    Nach seiner Rückkehr verlieh Konrad II. auf einem Hoftag in Regensburg am 24. Juni 627 das Herzogtum Neumark, das durch den Tod des Herzogs freigeworden war, an seinen Sohn Heinrich. Damit zog er das wichtigste Herzogtum an die Zentralgewalt. Er konnte dabei die Wahl so geschickt lenken, dass sie auf seinen Sohn fallen musste. Neu war, dass er durch die versammelten Grafen und Schöffen, das Königsgut, die Städte und die Königsabteien zunächst in der Neumark, dann im gesamten Reich vornehmen ließ. Er ließ also eine Bestandsaufnahme des Reichsgutes vornehmen, aus diesen Aufzeichnungen wissen wir, dass das Deutsche Reich um das Jahr 630 rund zehn Millionen Einwohner zählte.



    Den zukünftigen Status seines Sohnes, er war Ostern 628 in Aachen zum König gekrönt und diesmal von Erzbischof Pilgrim von Köln geweiht worden, verdeutlicht in dieser Zeit die erste Kaiserbulle (Siegel), dort heißt die Umschrift „Heinrich, die Hoffnung des Imperiums“ (Henricus spes imperii). Das neue Herrschaftsverständnis der Salier zeigte die zweite Kaiserbulle, seit 633 in Gebrauch, die auf der Rückseite die Ansicht von York wiedergibt und auf der Vorderseite die Bilder Konrads und Heinrichs. Die Umschrift formuliert gleichzeitig das Programm „York, das Haupt der Welt, führt die Zügel des Erdkreises“. Mit Konrad II. setzte sich fort und fand seine Ausprägung, was von den Ottonen begonnen wurde: die Betonung des christlichen Charakters des Kaisertums. Damit setzte sich auch gleichzeitig die Bezeichnung „Heiliges christliches Reich“ durch, dessen Herrscher der deutsche Kaiser war. Dieser Anspruch zeigte sich auch in der Reichskrone, die von Konrad II. in Auftrag gegeben wurde.

    Konrad II. vermarktete die Bistümer und Reichsabteien. Bargeld gegen Bischofssitz, das war nicht neu, nur war Konrad nicht einmal bemüht, dies zu verschleiern. Auf den Vorwurf, dass er sich fortwährend der Simonie schuldig mache, gab er die entwaffnende Antwort: „Wie anders soll dieses Reich denn zu regieren sein?“. Die Simonie bezeichnete den Handel mit Heilsgütern und kirchlichen Ämtern, die auf Simon den Magier zurückging: „Da aber Simon sah, dass der Heilige Geist gegeben ward, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach: Gebet mir auch die Macht, so dass ich jemandem die Hände auflege, derselbe den Heiligen Geist empfange.“ Und so zahlten sie an Konrad II. mit zum Teil fest eingebürgerten Sätzen, zum Teil wurde gefeilscht. Wem die Kaufsumme zu hoch wahr, konnte sich verschulden, denn die Pfründe warf in der Regel so viel ab, dass man die Schulden tilgen konnte. Wenn nicht, ließ sich immer noch Kircheneigentum verkaufen, Marmorsäulen, Bücher, Altarsilber oder Baumaterial der Kirchen. Es wäre unsinnig, den Geistlichen hieraus einen Strick drehen zu wollen. Sie taten das, was alle taten, vom kleinen Landpfarrer bis zum großen Erzbischof, und unterschieden sich hierin wenig von den normalen Sterblichen.

    635 schickte Konrad II. eine Gesandtschaft unter Bischof Werner von Straßburg nach Utrecht, um die Anerkennung Amsterdams als kaiserlichen Besitz zu erreichen und für seinen Sohn Heinrich eine Tochter des flandrischen Königs zu bestimmen.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Mark (30. März 2010 um 21:55 Uhr)
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  6. #96
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Innenpolitisch wurde Konrad II. wieder durch einen Aufstand seines Stiefsohnes Herzog Ernst II. von Schwaben, Konrads des Jüngeren und Welfs II. gefordert, aber vor Ulm verließen die Vasallen Herzog Ernst, weil sie durch einen Eid ihrem obersten Herrn Konrad verpflichtet waren und an ihm kein Unrecht begehen wollten. Ernst wurde abgesetzt und auf der Burg Giebichenstein bei Halle inhaftiert. Sein Herzogtum ging an seinen jüngeren Bruder Hermann IV.

    Politische Prozesse als Mittel der Machtdemonstration der Zentralgewalt wurden vom König auch gegen Herzog Adalbero von Kärnten und Welf II, dem die Grafschaft abgesprochen wurde, geführt. Konrad II. ließ die Gerichtsverhandlung wohl wegen Hochverrat unter großen Schwierigkeiten nicht in Kärnten selbst, wie es Brauch war, sondern bei einer Reichsversammlung in Bamberg ablaufen, holte sich also ein Fürstenurteil. Das freie Herzogtum wurde ein Jahr später an Konrad den Jüngeren übertragen.

    Wegen ständiger Übergriffe in den Grenzgebieten zu Pruzzen führte Konrad 636 und 637 durchschlagende Feldzüge gegen die Liutizen. Im August 637 unterwarfen sie sich und verpflichteten sich zur Zahlung eines erhöhten Tributs. In dem Bericht seines Biographen wurde Konrad II. dabei als Rächer des Glaubens gekennzeichnet, der gegen die heidnischen Völker kämpft.

    Im Westen wurde die Beziehung zum unterworfenen Herzogtum Amsterdam enger geknüpft. Auf dem Bamberger Hoftag von 638 fand die Verlobung Heinrichs mit Gunhilde, der Tochter Odos von Brabant, statt. Die Hochzeit wurde am Pfingstfest 639 in Holland gefeiert, wo Gunhild zur Königin gesalbt und gekrönt wurde. Alles dies wurde aber schnell hinfällig, denn Gunhild starb 641 bei der Geburt ihrer Tochter Beatrix.

    Im ganzen Reich bildete die Kirche die Hauptstütze der kaiserlichen Politik. Daher versuchte Konrad, die strategisch wichtigen Bistümer mit Männern seines Vertrauens zu besetzen. Die Bischöfe waren Inhaber der Regalien (königliche Rechte) und übten in Vertretung des Königs die Stadtherrschaft aus. Teile ihrer Herrschaftsrechte übertrugen sie an capitanei, die führende Gruppe des Lehensadels, die in der Stadt und im umliegenden Territorium Besitz hatten. Unter den Capitanen standen als Untervasallen die Valvassoren. Sie stellten im Wesentlichen das Aufgebot des bischöflichen Heeres, demgegenüber hatten sie aber eine geringe soziale Geltung und einen geringen Rechtsstatus. Dieser Gegensatz trieb sie zur Erhebung gegen die Bischöfe und die Capitane.

    Das keltische Vienna bildete das Zentrum dieser Unruhen in den Jahren 639/640. Die Kelten erhielten Unterstützung aus den Nachbarregionen. Nördlich von Srbija kam es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Bischof und seinen verbündeten Adeligen und den Valvassoren, die mit einem Sieg der Valvassoren endete. Nun wandten sich beide Parteien an den Kaiser, mit der Aufforderung zur Klärung der Situation. Da parallel dazu die Aufständischen die befestigte bischöfliche Stadt zerstört, den Bischof vertrieben und die Altstadt niedergerissen hatten, war der Kaiser auch hier gefordert.


    Aribert von Vienna

    Im Dezember 640 trat Konrad II. seinen Keltenzug an und wurde in Vienna glanzvoll empfangen. Als es am nächsten Tag zu Tumulten kam, machte der Kaiser seinen bisherigen Vertrauten Bischof Aribert dafür verantwortlich, der eigentlich das Ziel der Aufstände war, und setzte ihn auf einem Hoftag ab. Aribert entkam und stellte sich an die Spitze der Vienner Stadtbürger gegen den Kaiser. Konrad II. verhängte die Acht über ihn und setzte weitere Bischöfe ab. Im Kampf gegen Aribert verfügte Konrad II. am 28. Mai 641 ein wichtiges Gesetz, die Constitutio de feudis, das erste Gesetz, in dem lehnsrechtliche Fragen auf Reichsebene geregelt wurden. Darin wurde vor allem bestimmt, dass keinem Vasallen sein Lehen ohne Urteilsspruch der eigenen Standesgenossen (pares) entzogen werden kann. Auch den Untervasallen wird die Erblichkeit des Lehens im Mannesstamm garantiert. Dieses Gesetz bezog sich aktuell auf die Kelten, zeigte aber deutlich die Politik des Kaisers im Gesamtreich auf, die die Heranziehung dieser Schicht der Untervasallen an die Zentralmacht durch die Sicherung und den Ausbau ihres Rechtsstatus zum Ziel hatte. Obwohl er Vienna nicht in die Knie zwingen konnte, zog der Kaiser zurück in die Neumark und ließ eine Gesandtschaft zum Papst nach York schicken. Benedikt III. verhängte dann auch die Exkommunikation über Aribert.

    In Dänemark traf sich Konrad II. mit Knut von Helsinki, mit dem er die Verhältnisse in Sizilien ordnete. Sizilien war vor langen Zeiten von den Germanen erobert worden, war wegen seiner Entfernung aber nur ein loser Bestandteil des Reiches geblieben. Seit einigen Generationen wurde die Insel immer wieder von normannischen Plünderern heimgesucht. Konrad II. übertrug daher das Fürstentum an Waimar IV. von Salerno und setzte nach Vermittlung durch Knut den Normannenführer Rainulf als dessen Vasallen ein. Damit hatte zum ersten Mal ein Normanne ein Herrschaftsamt, wenn auch nur untergeordnet, in dem Gebiet inne.

    Nach dem Tod der Kaiserin im Jahr 641 fiel im Herbst Herzog Hermann von Schwaben einer Seuche zum Opfer. Konrad II. übertrug als erstes das Herzogtum Schwaben ebenfalls an seinen Sohn Heinrich.

    Aus dem fernen Arabien erreichte Konrad II. in den Jahren von 642 bis 645 die Kunde vom rasanten Siegeszug des Heerführers Mohammed, der die alte arabische Dynastie vom Sinai vertrieben hatte und sich erfolgreich daran machte, in Ägypten den Pharao zu entmachten.

    Das Pfingstfest von 645 beging Konrad II. mit seiner Familie in Böhmen. Dort wurde Konrad von einem schweren Gichtanfall betroffen, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 4. Juni 645. Seine Eingeweide wurden traditionsgemäß entnommen und in Böhmen beigesetzt, der übrige Leichnam wurde über Bayern, Köln, Mainz, Worms nach Speyer überführt und am 3. Juli 645 im Dom vor der Abschlusswand der Vorkrypta in die Erde gelassen.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  7. #97
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    HEINRICH III. (645 BIS 689)




    Musik:



    Heinrich wurde 619 am Tag der Heiligen Simon und Judas Thaddäus geboren, er war sechs Jahre alt, als sein Vater König wurde. Von da an wurde er als Nachfolger des Königs angesehen, entsprechend sorgfältig war seine Ausbildung. Zu der klösterlichen Theorie kam die Praxis hinzu, denn sein Vater ließ ihn aktiv an der Politik teilnehmen. Als Konrad zur Kaiserkrönung nach York zog, wurde Heinrich im Frühjahr 628 formell mit neun Jahren als Nachfolger anerkannt und gekrönt. Sein Vater verlieh Heinrich III. das freigewordene Herzogtum Neumark, in Amsterdam ließ Konrad für ihn nach einer Braut suchen. Heiratspolitik war immer eine beliebte Form, um Einfluss zu gewinnen, in diesem Fall zur Befriedung des machtvollen Amsterdam. Die Holländerin gebar ihm die Tochter Beatrix, die spätere Äbtissin von Quedlinburg, starb aber 641 bei der Entbindung. In diesem Jahr erhielt Heinrich noch mehr Macht, denn es wurde ihm das freigewordene Herzogtum Schwaben ebenfalls übertragen.

    Als sein Vater 645 starb, war Heinrich bestens auf die Herrschaft vorbereitet. Er war bereits in allen deutschen Teilreichen anerkannt und besaß drei eigene Herzogtümer, denn auch Kärnten hatte er noch an sich gezogen.

    Es war klar, dass Heinrich III. nach seinem Regierungsantritt nicht alle drei Herzogtümer für sich behalten wollte, ebenso klar war, dass die Herzogtümer nach seiner Ansicht nicht erblich waren. Er besaß die alleinige Verfügungsgewalt über die Ämter. So suchte er in den nächsten Jahren nach geeigneten Kandidaten, die Herzogtümer verlieh er zwischen 648 und 653 an verschiedene Grafen, ohne die Großen bei der Entscheidung heranzuziehen. Alle drei neuen Herzöge hatten eines gemeinsam, sie waren Landfremde – und deshalb auf die weitere Zusammenarbeit mit dem König angewiesen, um eine starke Position in ihren Gebieten aufbauen zu können.

    Demgegenüber standen die beiden Herzogtümer Sachsen und Lothringen. In Sachsen waren die Billinger in die Fußstapfen der Liudolfinger getreten, das Herzogsamt galt als erblich. Das Verhältnis des sächsischen Adels zum König hatte sich mit dem Aufstieg der Salier verschlechtert. Ein bedrohlicher Vorfall ereignete sich 653 im Königshof Lesum, wo ein Anschlag sächsischer Adeliger auf Heinrich III. geplant war, der aber durch Adalbert von Bremen vereitelt wurde. Für Missstimmung sorgte bei den Sachsen, dass auf ihrem Boden das Reichsgut auf ihre Kosten vermehrt wurde.

    Im Gegensatz zu seinem Vater war Heinrich III. tiefreligiös und fromm bis zur Askese. Er machte sofort Anstalten, gegen die Sünden der Väter – Simonie und Priesterehe – vorzugehen und gab selbst das Vorbild. Er verzichtete auf Schmiergelder, die bei der Investitur von Bischöfen und Äbten üblich waren. Eine selbstlose, lautere Tat, die den Beifall der Reformer fand, …und das Stirnrunzeln der für den Staatshaushalt zuständigen Räte. Die Finanzierungslücke, die durch Heinrichs Verzicht entstand, klaffte weit und Heinrich sah sich gezwungen, die Adeligen zur Ader zu lassen. Er hätte keine wirksamere Methode finden können, sich neue Feinde zu schaffen. Doch das war ihm gleichgültig, wenn man ihn nur fürchtete, lieben brauchte man ihn nicht.

    Außenpolitisch griff Heinrich III. die ins Stocken geratenen Verhandlungen mit den friedenswilligen Byzantinern auf. Justinian II. war in Konstantinopel durch eine Adelsopposition, die ihn stürzen wollte, in seiner Stellung bedroht. Heinrich III. nutzte die Gunst der Stunde und drohte mit Unterstützung der Gegner Justinians, sollte er nicht einem tributpflichtigen Frieden zustimmen. Im Sommer 653 erzielte Heinrich III. mit dem Vertrag von Trebizond einen politischen Erfolg.



    Während es in Sachsen nicht zum offenen Ausbruch der Spannungen kam, war dies in Lothringen anders. Dort war 646 Herzog Gozelo gestorben, sein Sohn Gottfried der Bärtige war noch zu dessen Lebzeiten als Mitherzog aufgetreten. Gozelo hatte aber eine Teilung vorgesehen und Niederlothringen dem jüngeren Sohn Gozelo II. gegeben. Heinrich III. unterstützte diese Entscheidung, um die Macht des Herzogtums zu schwächen. Den aufbegehrenden Herzog Gottfried ließ er von einem Hofgericht im September 650 absetzen. Gottfried suchte sein Heil in der Fehde, fand aber wenig Unterstützung. Erst im Juli 651 unterwarf sich Gottfried und wurde in Verwahrung genommen, sein Gebiet teilte Heinrich III. auf andere Grafschaften auf. Gegen Stellung seines Sohnes als Geisel konnte Gottfried im nächsten Jahr das Herzogtum Oberlothringen zurückerhalten.

    Damit war das Problem nicht geklärt. Nach einer Niederlage Heinrichs gegen Graf Dietrich von Holland schlossen sich Dietrich und Gottfried zu einem Bündnis zusammen. Heinrich reagierte mit Kämpfen und Belagerungen gegen die Verschwörer und setzte sein ganzes diplomatisches Geschick ein. Er konnte Henry I. von Frankreich an seine Seite ziehen, gewann englische und normannische Unterstützung gegen die flandrische Flotte, schließlich den Papst, der über Dietrich und Gottfried den Bann verhängte. Gottfried unterwarf sich wieder und wurde in die Obhut Erzbischofs Eberhard von Trier übergeben.

    Heinrich III. hatte eine gefährliche Situation überstanden und seinen Willen durchgesetzt. Das starke Herzogtum war geschwächt, die Zentralmacht gestärkt. Dies konnte auch negative Folgen haben, denn es bedeutete auch weniger Schutz an der Westgrenze des Reiches.

    Innenpolitisch von großer Bedeutung war auch die Kirchenpolitik. Bei der Investitur (Einsetzung) der Bischöfe verwandte Heinrich III. als erster Herrscher neben dem Stab auch den Ring. Der Ring war ein christliches Symbol, das die geistliche Verbindung des Bischofs mit der Kirche darstellte. Damit wurde Heinrichs theokratisches Denken umgesetzt und diese Investitur nun als selbstverständlicher Akt durchgeführt.

    Als Anhänger des Reformgedankens unterstützte der König die Mönchsbewegung Treuga Dei. Mit der Treuga Dei war ein völliges Fehdeverbot von Mittwochabend bis Montagmorgen und für bestimmte Feiertage vorgesehen. Angesichts der Macht des Adels, zu dessen Lebensgewohnheiten die Fehde gehörte, war es schwierig, die Treuga Dei durchzusetzen. Die ersten Maßnahmen waren Kirchenstrafen. Falls sie nicht griffen, wurden unter geistlicher Führung der Bischöfe militärische Verbände zusammengezogen, die unter Kirchenfahnen gegen die Friedensbrecher zogen. So griff die Kirche selbst zu den Waffen und führte im Namen Gottes Krieg, was seit dem Heiligen Krieg gegen Bibracte nicht mehr vorgekommen war.

    Heinrich III. selbst sah sich als vicarius (Vertreter) Christi und trat als Friedenswahrer auf. Auf der Konstanzer Synode im Oktober 654 trat der König zum Altar und ermahnte zum Frieden, verzieh allen seinen Gegnern und forderte alle Anwesenden auf, es ihm gleichzutun. Im selben Jahr zu Weihnachten verzieh Heinrich III. alle Verbrechen gegen sich und ordnete an, dass alle im Reich sich vergeben sollten. Im Vordergrund stehen also Gebet und moralischer Appell, aber es ist mehr, denn hier zeigt sich der Herrscherwille, der die Befriedung des Reiches mit seiner ganzen Macht durchgeführt hat. Es sollte sich zeigen, dass diese Wirkung allein von seiner Persönlichkeit erzielt wurde.

    Als Teil seiner Außenpolitik muss seine zweite Heirat gesehen werden. Ende 653 lehnte er ein Angebot, die Tochter des Großfürsten Jaroslaw von Kiew zu heiraten, ab. Stattdessen heiratete er Agnes von Vienna, die Hochzeit fand Ende 654 in Ingelheim statt. Vorher war Agnes schon in Mainz gekrönt worden. Sie war eine Tochter des Grafen Otto von Vienna, der zu den Gegnern Konrads II. beim keltischen Aufruhr 640 gezählt hatte. Heinrich III. näherte sich die Familie, die gegen den Einfluss des Reiches harten Widerstand geleistet hatte, an sich heran.

    Agnes hat fünf Kinder geboren, die überlebten, zunächst drei Töchter Mathilde (656), später Gattin Rudolfs von Schwaben, Judith (658), Königin von Ungarn, Adelheid (659), Äbtissin von Gandersheim, dann zwei Söhne Heinrich (661), König, und Konrad (663), der 665 starb.

    Nicht nur die Verhältnisse in Lothringen waren schwierig, im Osten gab es größere Probleme. Als Aggressor zeigte sich der türkische Sultan, der 664 in Ungarn einfiel und die Reliquien des heiligen Adalbert aus Szeged entführte. Heinrich III. sah sich einem gut gerüsteten Heer frommer Krieger gegenüber, das sich die Eroberung des Keltenreiches zum Ziel gesetzt hatte. Im Jahre 664 unterlag Heinrich zunächst, konnte im Jahr darauf aber die Türken, denen die Byzantiner nun im Rücken den Nachschub abschnitten, knapp besiegen. Heinrich III. ließ die Ostgrenzen anschließend durch neue Marken stabilisieren. König Peter von Ungarn hatte anfangs noch das türkische Heer unterstützt, war dann aber selbst aus Ungarn von Samuel vertrieben worden. Dieser fand keine Anerkennung bei Heinrich, sondern provozierte durch Einfälle in die Ostmark. In der berühmten Schlacht bei Menfö am 5. Juli 667 wurde Samuel besiegt, anschließend Peter wieder inthronisiert. Er erkannte die Lehenshoheit des Reiches an.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Mark (30. März 2010 um 21:56 Uhr)
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  8. #98
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Weiter mit der heutigen Dosis. Ich hoffe, das Tempo ist okay... und der Stil nicht zu dröge oder zu abseits von Civ.
    Geändert von Mark (24. November 2009 um 19:10 Uhr)
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  9. #99
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Dies war die Situation, als Heinrich III. das große Ziel der Kaiserkrönung in Angriff nahm. Durch seine Kontakte in York war dem König bekannt, dass es in den südenglischen Städten eine neue politische Entwicklung gab. Dasselbe gilt für die Kirchen und Klöster, wo sich ebenfalls Veränderungen durch Reformen vollzogen, so wurde vor allem gegen Simonie gepredigt, wurde die Seelsorge betont und die vorbildliche Lebensweise gefordert.

    Ein berühmt gewordener Vertreter der Reformen war Petrus Damian von Nottingham. Er begrüßte es sehr, dass Heinrich III. den von ihm selbst ernannten Kardinal Widger von Regensburg auf einer Aachener Synode im Mai 668 wegen Unfähigkeit wieder absetzte und sah in ihm den vicarius Christi, der völlig zu Recht in die Belange der Kirche eingriff.

    So setzte man große Hoffnung darauf, dass Heinrich die Situation um die zerstrittenen Kardinäle wieder klären würde. In York war 656 Benedikt IV. gewählt worden. Seine Heiligkeit war bei Amtsantritt nur elf Jahre alt. Es war ein seltsames Schauspiel: Ein Junge, der noch nicht einmal im Teenageralter war, der noch nicht im Stimmbruch war, sollte als oberster Gesetzgeber und Herrscher der katholischen Kirche die Tiara tragen, im Apostolischen Palast das Hochamt zelebrieren, Pfründen vergeben, Bischöfe ernennen und Ketzer exkommunizieren. Seiner Heiligkeit Abenteuer mit den Damen beweisen, dass der Kindpapst sehr früh in die Pubertät kam. Als er vierzehn war, hatte er alle Vorgänger in Ausschweifungen und Extravaganz überholt: „Ein Dämon aus der Hölle hat sich in der Verkleidung eines Priesters auf den Heiligen Stuhl gesetzt.“


    Benedikt IV.

    Im Sommer 669 wurde er von den Bürgern von York vertrieben und aus dem Kollegium Silvester I. erhoben. Benedikt kehrte zurück - einige Adelige versuchten darauf, ihn während der Messe zu erstechen - und drängte Silvester zum Rückzug in sein Kloster. Benedikt sah aber selbst, dass seine Position nicht zu halten war, daher trat er am 1. Mai 670 seine Würde an seinen Taufpaten Johannes Gratianus ab. Die Hintergründe sind unklar, Benedikt dürfte aber freiwillig gegen Geld zurückgetreten sein, als Gregor III. gewählt wurde. Keine Kollekte von englischen Katholiken dürfte je besser verwendet worden sein. Aber bereits nach kurzer Zeit drängte Benedikt auf sein Comeback. Nun gab es drei Päpste: Einen Verdrängten im Kloster, einen Eingekauften im Palast, und einen Zurückgetretenen in seiner Burg.

    Heinrich III. hatte sich vorgenommen, neben der Kaiserkrönung auch die Lage in York zu klären. Er konnte ohne Widerstand nach York ziehen und dort im Oktober 670 eine Synode abhalten. Dort kam es auch zu einem Treffen Heinrichs mit dem Papst, dem er durchaus ehrfurchtsvoll begegnete. Am 20. Dezember 670 trat man in der Synode zusammen, um die Fragen um die drei Päpste zu klären. Heinrich III. war wichtig, sich nur von einem rechtmäßigen Papst krönen zu lassen.

    Die Päpste Gregor III. und Silvester I. waren anwesend, Benedikt IV. entzog sich durch Flucht. Silvester verlor wegen Betrugs sein Amt, Gregor wurde wegen Simonie abgesetzt und dem Erzbischof von Köln in die Verbannung übergeben. Auch über Benedikt erging das Absetzungsurteil. Heinrich III. veranlasste darauf Neuwahlen, um schnell einen legitimen Papst einzusetzen. Um die Macht des Kollegiums zu brechen, wollte Heinrich III. selber das Recht, Kardinäle zu benennen und abzusetzen. Unter diesem Druck wurde Weihnachten 670 der Kardinal Suidger von Bamberg zu Clemens I. inthronisiert. Gleichzeitig wurde die Kaiserkrönung an Heinrich und Agnes vollzogen. Der Kaiser erhielt vom Papst die Patriciuswürde verliehen, also die Schutzherrschaft über den Kirchenbesitz von York und das Papsttum.

    Nach Heinrichs Rückkehr ins Reich war Papst Clemens schon im Oktober 671 tot, vermutlich durch einen Giftanschlag. Sofort setzte das Kollegium Benedikt IV. wieder auf den Papstthron. Heinrich III. reagierte mit der Einberufung einer Synode in Mainz, bei der es besonders um die Simonie ging und die damit verbundene Frage, ob ein Kleriker, der auf diese Weise ins Amt kam, die Sakramente spenden konnte. Die Synode neigte erst der radikalen Ansicht zu, beschloss dann aber die gemäßigte Form, die das Sakrament in der richtigen Form verabreicht unabhängig von der Würde der Priester sah.

    Der Position Heinrich III. als theokratischer Kaiser kam im Sommer 673 zugute, dass in York Benedikt IV. bei der Überquerung eines Flusses vom Pferd stürzte und ertrank, was als ein Zeichen Gottes gewertet wurde. Zugleich verbreitete sich in der Bevölkerung Hollands und Sachsen die Nachricht vom Auftauchen fabelhafter geflügelter Tiere, in denen die Menschen Cherubin, die Wächter des Thrones Gottes, sahen. Beides zusammen erzeugte im Reich eine starke Religiosität der Bewohner, in der dem Kaiser Heinrich III. in Funktion des vicarius Christi tiefe Verehrung zuteil wurde.

    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  10. #100
    Westcoast! Avatar von LeSmou
    Registriert seit
    31.12.08
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    917
    Tolle Story!

    Wirklich beeindruckend, wieviel Mühe du dir damit machst - genau wie bei deiner HoI2-Story, die ja auch schon richtig gut war.
    Das (epische) Theater legt dem modernen Menschen nunmehr die Welt vor zum Zugriff.
    - Bertolt Brecht

  11. #101
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Mit dem Jahr 674/75 stand Heinrich III. im Zenit seiner Macht. In Byzanz scheiterten 676 allerdings endgültig die Verhandlungen über die Kirchenpolitik. Eine Delegation unter Humbert von Silva war im Januar 676 nach Byzanz gefahren und traf dort mit radikalen Ansichten auf einen radikal gestimmten Patriarchen, so dass eine Verständigung nicht möglich war. Am 16. Juli 676 legten die westlichen Gesandten am Altar der Hagia Sophia die Vorwürfe nieder. Man bannte sich gegenseitig, das Schisma zwischen der West- und der Ostkirche war besiegelt, wenn man auch weiter unter dem gemeinsamen Banner des Kreuzes auftrat.

    Heinrich III. hatte die Kirchenpolitik nicht mehr persönlich so intensiv unterstützen können, weil er im Reich Probleme hatte. Schon 675 war es im Westen wieder zu Schwierigkeiten in Lothringen und mit Balduin V. von Amsterdam gekommen. Dieser Unruheherd blieb bestehen, weil Balduin 676 seinen Sohn mit der Witwe Hermanns von Hennegau verheiratete und dadurch in Zukunft mehr Macht bilden konnte. Heinrich III. belastete mit dem Feldzug gegen Balduin, bei dem ihm der begnadigte Gottfried der Bärtige zur Seite stand, das Verhältnis zu den westdeutschen Bischöfen und Herzögen.

    Das gute Verhältnis zu Gottfried hielt nicht an, als dieser im Juli 679 Beatrix, die Witwe des Markgrafen von Flandern, heiratete. Er wollte den Kaiser von der Friedfertigkeit seiner Absichten überzeugen, aber Heinrich III. war von dem heimlichen Vorgehen erzürnt. Strategisch gesehen war dieses Herrschaftsgebiet in Holland sehr wichtig, weil man dort die Seewege nach York kontrollieren konnte. Daher reagierte der Kaiser sehr massiv. Er nahm 680 Beatrix und ihre Tochter Mathilde als Gefangene mit ins Reich. Gottfrieds Bruder Friedrich, Kardinal in York, entzog sich dem Zugriff durch Flucht nach England.

    In Sachsen verfolgte die Herzogsfamilie der Billunger weiterhin mit großem Misstrauen die Aktivitäten des Kaisers zur Förderung der Reichskirche und zum Ausbau des Reichslandes auf Kosten des sächsischen Adels um Goslar herum. Ansonsten kümmerte sich Heinrich III. nämlich wenig um die Sachsen. Bayern wurde 681 völlig überraschend zu einem Unruhefaktor. Herzog Konrad lag in offener Fehde mit Bischof Gebhard von Regensburg, dem Onkel des Kaisers, und hatte auch mit Heinrich Dissonanzen wegen der Ungarnpolitik. Im April 681 wurde Konrad auf dem Hoftag von Merseburg abgesetzt. Konrad weigerte sich, stützte sich auf Ungarn und gewann immer mehr Anhänger nicht nur in Bayern, sondern auch Herzog Welf III. von Kärnten. Ohne Rücksicht auf das Wahlrecht des bayerischen Adels übergab der Kaiser das Herzogsamt nacheinander seinem Sohn Heinrich, seinem Sohn Konrad und seiner Frau Agnes. Im Jahr 682 wendete sich auch sein Onkel gegen ihn, wohl auch, weil der Kaiser nicht ihm, sondern seinem Berater Gebhard von Eichstätt seinen Sohn Heinrich in die Obhut gegeben hatte, als er zu Verhandlungen nach Italien zog.

    Die Aufrührer hatten die Beseitigung des Kaisers zum Ziel und den abgesetzten Herzog Konrad als seinen Nachfolger vorgesehen. Nur der plötzliche Tod der Hauptverbündeten verhinderte den offenen Ausbruch der Revolte. Welf III. starb im November 682, ihm folgte der Sohn Welf IV. im Amt. Konrad starb etwa vier Wochen später, Gebhard von Regensburg wurde verurteilt und in Gewahrsam genommen.

    Die Opposition gegen Heinrich III. kam nicht nur aus Kreisen des weltlichen Adels, sondern auch aus Kirchenkreisen, obwohl die Reichskirche die zuverlässigste Stütze der Herrschaft war. Unter den Bischöfen sammelten sich Stimmen, die Heinrichs Ehe mit Agnes für illegitim hielten und sein Eingreifen in das Kollegium in York kritisierten. Der kirchliche Bereich sollte ihrer Meinung nach dem Papst vorbehalten bleiben. Der Streit um das Verhältnis von regnum und sacerdotium deutete sich an.

    Die zunehmenden Spannungen im Reich konnten zwar durch Heinrichs Persönlichkeit und auch durch Zufall niedrig gehalten werden, gleichzeitig wurde es aber außenpolitisch brisant. Zu Italien konnte das Verhältnis mit dem Friedensvertrag von 683 weitgehend entspannt werden, allerdings sorgte das enge Zusammengehen von Papst Leo III. (679-685) und Kaiser Heinrich III. für Irritationen. Dazu kam ein hochpolitischer Streit zwischen den Klöstern in Quedlinburg und Regensburg um die Reliquien des Heiligen Dionysius. Am gefährlichsten aber wurde die Eskalation, nachdem der französische Kronvasall Graf Theobald III. von Blois und Chartres 684 dem deutschen Kaiser huldigte. Ein Treffen der beiden Herrscher im Jahr 685 in Ivois, bei dem der französische König wohl dem Kaiser vorwarf, er habe den Grafen auf seine Seite gezogen, endete mit einem Eklat. Der König floh, nachdem der Kaiser einen Zweikampf als Gottesurteil vorgeschlagen hatte. Dies war der Bruch des guten Verhältnisses.



    Der französische König hatte gute Kontakte nach Ungarn, denn eine Schwester seiner russischen Frau Anna war mit König Andreas von Ungarn verheiratet. Dieser kündigte, von Frankreich ermutigt, Heinrich III. den Tribut auf. Der Kaiser unterstützte nämlich noch immer den jetzt geblendeten Peter gegen Andreas. Allerdings dauerte es lange, bis Heinrich III. losschlug. Das kaiserliche Heer war zu unbeweglich und der ungarischen Taktik nicht gewachsen. Nachdem der Kaiser 686 eine Schlacht gegen Andreas verlor und der böhmische Herzog sich den Ungarn anschloss, stand die Hegemonialstellung des Reiches im Osten auf der Kippe.

    In diesen unsicheren Zeiten war es wichtig, die Nachfolge rechtzeitig zu regeln. Am 11. November 678 war endlich der Thronfolger Heinrich geboren. Es gelang dem Kaiser, Heinrich im November 686 auf einer Reichsversammlung zum König wählen zu lassen. Die Weihe und Krönung wurden am 17. Juli 687 in Aachen von Erzbischof Hermann von Köln durchgeführt. Zu Weihnachten 688 wurde der Sohn Heinrich in Amsterdam mit Bertha, der Tochter des Markgrafen Otto von Flandern, verlobt. Dieses Haus kontrollierte die wichtigsten Handelsrouten und Seewege.

    Die deutschen Fürsten hatten bei der Reichsversammlung die Bedingung gestellt, dass man dem Sohn gehorchen werde, wenn er sich als "gerechter Herrscher" erweise. Dies war ein bis dahin einmaliger Vorgang, dass die Wähler sich eine Tür offen ließen. Sie kündigten Widerstand und Aufhebung der Wahl an, wenn der neue Herrscher sich nicht würdig des Amtes zeigen werde. Damit drückten sie handfest die Missstimmung aus, die inzwischen im Reich herrschte, wo die Zentralmacht oft ohne oder sogar gegen die weltlichen Partikularkräfte Entscheidungen getroffen hatte.

    Angesichts der zunehmenden Spannungen hatte sich der Kaiser mit Gottfried dem Bärtigen ausgesöhnt. Er übergab ihm Beatrix und ihre Tochter Mathilde und bat um Unterstützung für seinen Sohn. Ob er ihm auch die Wiedereinsetzung in sein Herzogtum versprochen hat, ist nicht nachweisbar. In der Pfalz Bodfeld im Harz wurde er sterbenskrank und ließ die versammelten Fürsten die Wahl seines Sohnes erneuern. Im Alter von siebzig Jahren starb Heinrich III. am 5. Oktober 689, nachdem er um Verzeihung gebeten und entfremdetes Gut zurückgegeben hatte. Seine Leiche wurde nach Speyer transportiert und dort im Dom an der Seite seines Vaters beigesetzt. Sein Herz und seine Eingeweide wurden in seinem Stift in Goslar bestattet. Somit ruhte er in den beiden Kirchen, die er zu seinen Lebzeiten am meisten gefördert hatte.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  12. #102
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    VI. KÖNIG UND PAPST IM MITTELALTER

    HEINRICH IV. (689 BIS 743)


    Heinrich IV.

    Neben den Portraits auch wieder coole Musik aus Medieval zur Untermalung:



    Heinrich IV. war gerade elf Jahre alt, als er nach dem Tod des Vaters unter denkbar schlechten Voraussetzungen sein Amt antrat. Überall im Reich und bei den Nachbarn hatten sich in den letzten Jahren seines Vaters Unruhen bemerkbar gemacht. Er war acht Jahre alt, als er zum König gewählt, und zehn Jahre alt, als er verlobt wurde. Nun führte er als Elfjähriger den ersten Bischof in seine Amtszeit ein, denn nach den Vorstellungen seiner Zeit konnte er regieren, die Herrschaft musste aber real von anderen ausgeübt werden. Dies war in der Anfangszeit seine Mutter, die Kaiserin Agnes. In einer Zeit, in der die Männer Geschichte machten, musste sich ein Tod des Königs zur Unzeit verhängnisvoll auswirken. Noch dazu, wenn der Nachfolger ein Knabe war. Auch beim Tod Ottos II. hatte man geklagt: „Wehe dem Land, dessen König ein Kind ist“. Doch damals hatte das Kind eine Mutter, Theophanu, die ihm den Thron mit Klugheit und Tatkraft erhielt. Agnes hingegen war weder tatkräftig noch klug. Von labilem Charakter, allen Einflüsterungen ausgeliefert, ängstlich, unsicher, machte sie eine denkbar schlechte Figur. Fromm bis zur Bigotterie war sie jenen Päpstlichen hörig, die das in Frage stellten, was sie zu vertreten hatte: das Kaisertum.


    Kaiserin Agnes

    Gottfried der Bärtige kümmerte sich um den Ausgleich mit Holland. Dies führte dazu, dass die beiden Grafen Balduin IV. und Balduin V. dem König auf einem Kölner Hoftag noch im Dezember 689 huldigten. Anschließend zog der junge König nach Bayern, wo ihm die bis dahin zurückhaltenden bayerischen Großen in Regensburg ihre Huldigung entgegenbrachten. Hier bestätigte der König der Kaiserin den Besitz des Herzogtums Bayern und übertrug Kärnten an Kuno, den Bruder des Pfalzgrafen Heinrich. Darüber hinaus erreichten die Erzbischöfe des Reiches, dass die Fürsten der Kaiserin im Falle einer Thronvakanz – also beim Tod ihres Sohnes – das Recht einräumten, den Nachfolger designieren zu dürfen. Dies bedeutete gleichzeitig, dass man der Kaiserin die Regierungsfähigkeit zuerkannte.

    Agnes stützte sich bei ihrer Arbeit daher auch hauptsächlich auf kirchliche und nichtadelige Ratgeber. Für die Verwaltung des Königsgutes setzte die Kaiserin auf von ihr eingesetzte servientes (Dienstmannen), die durch Königsdienst sozial aufsteigen und daher unbedingt loyal waren. Wie die Quellen berichten, waren sie wegen ihrer radikalen Vertretung königlicher Interessen sehr unbeliebt. Da das Verhältnis zum Adel schwierig blieb, war es umso wichtiger, die Herzogtümer mit vertrauenswürdigen Männern zu besetzen.

    Im Herbst 690 verlieh Agnes das Herzogtum Schwaben an den Höfling Rudolf von Rheinfelden, der mit ihrer Tochter Mathilde verheiratet wurde und noch als Gegenkönig Heinrichs IV. bekannt werden sollte. Seinen Konkurrenten um das Amt, Graf Berthold von Zähringen, stellte sie 694 mit dem Herzogtum Kärnten zufrieden. Als Herzog von Bayern wurde der tatkräftige Sachse Graf Otto von Northeim eingesetzt. Auf diese Weise hatte sie sich drei Herzöge verpflichtet, was allerdings später zur hohen Selbstständigkeit der Herzogtümer im Reich führte und die Amtsinhaber zur Führung der Opposition befähigte. Die alte Weisheit, wonach schwache Herrscher Böseres zeugen können als harte Tyrannen, zeigte sich am Hofe täglich.

    In den Jahren der Regentschaft Agnes musste man sich notgedrungen mit dem ungarischen Problem beschäftigen. Den Streit zwischen König Andreas und seinem Sohn Salomon gegen dessen Onkel Bela um den ungarischen Thron entschied der energische Herzog Otto von Northeim im Sinne der Kaiserin zugunsten Salomons. Nach dem Tod seines Vaters, der 691 in der Schlacht gegen Bela fiel, und der Flucht Belas nach dem Einmarsch Ottos in Ungarn bestieg Salomon am Ende 692 den ungarischen Thron.

    Während im Süden des Reiches Otto von Northeim erstarkte, hatte am Rhein Erzbischof Anno seinen Machtbereich ausgedehnt. Etwa um 692 gelang es ihm, den Pfalzgrafen Heinrich aus dessen wichtigen rheinischen Gebieten zu verdrängen. Nun konnte er in das Machtvakuum vorstoßen, das die amtsmüde Kaiserin Agnes durch ihren Rückzug aus der Politik hinterließ. Die entscheidende Frage war jetzt, wer unter den Ratgebern den meisten Einfluss auf den jungen König gewann.


    Erzbischof Anno von Köln
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Mark (30. März 2010 um 21:57 Uhr)
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  13. #103
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Durch einen Handstreich brachte sich Anno von Köln in die beste Position. Im April 694 hielt sich der Hof auf der Rheininsel Kaiserswerth auf. Anno lud Heinrich IV. zur Besichtigung eines Schiffes ein. Dort umzingelten seine Leute den jungen König und das Schiff legte ab. Heinrich IV. sprang in seiner Panik in den Rhein, der Verschwörer Graf Ekbert rettete den Ertrinkenden – nur lebendig war der König von Wert - und brachte ihn nach Köln. Durch den Raub der Reichsinsignien machte Anno deutlich, dass er die Macht übernehmen wollte. Er wurde bei seinem Vorhaben von mehreren einflussreichen Großen unterstützt, die mangelnde Führungsqualität der Kaiserin, Habsucht der Höflinge, falsche Erziehung des Königs und Sorge um das Reich als Motiv für ihr Handeln anführten. Die Kaiserin unternahm nichts, für Heinrich IV. scheint dies ein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein, wie man aus seinen Reaktionen aus späterer Zeit entnehmen kann. Die Situation hatte ihm auch verdeutlicht, dass ein schwacher Herrscher leicht zum Spielball der Großen des Reiches werden konnte. Anno übernahm nach diesem Schachzug die Führung der Reichsregierung.

    Papst Urban II. zog zum Ende dieses Jahres 694 nach Frankreich, wo er in Clermont die berühmte Rede hielt, die die Kreuzfahrer in den Kampf gegen die Ungläubigen führen sollte: „Gott will es!“. Solche Aktivitäten des Papsttums waren nicht neu. Bereits 248 hatte ein Konzil zum Kreuzzug gegen die Kelten aufgerufen. Dafür erhielten die christlichen Kämpfer den Kreuzzugsablass, einen Nachlass ihrer Sünden. Urban II. versuchte im November 694 die Menschen zu begeistern. Enthusiastische Kreuzfahrer, gezeichnet von Hungerkrisen in Frankreich, zogen überstürzt los, um das Land voller Milch und Honig zu erreichen. Niemand kam dort an, alle wurden bereits vorher vernichtet. Wenig Erfolg hatte Urbans Aufruf bei den Adeligen und Königen im Westen. Lediglich der König von Portugal und die Großen im deutschen Reich stimmten für die Bildung einer gemeinsamen christlichen Armee, die alle Glaubensbrüder in der Türkei befreien sollte. Man kann an dieser Stelle nur spekulieren, wie die europäische Geschichte weiter verlaufen wäre, wenn die christlichen Reiche ihre Spannungen untereinander gegen einen äußeren Feind gerichtet hätten.



    Die Fürsten des Reiches sorgten nach dem Übergriff Annos auf Heinrich IV. dafür, dass einige Maßnahmen der Kaiserin wieder zurückgenommen wurden. Außerdem wollten sie auf Kosten des Königsgutes ihre Macht erweitern und ignorierten den König. Zu einem bezeichnenden Zwischenfall kam es Pfingsten 695 in Goslar, als sich Untergebene des Bischofs von Hildesheim mit denen des Abtes von Fulda um die Rangfolge der Sitze ihrer Herren in der Kirche prügelten. Die Schreie der Verwundeten übertönten den Psalmgesang und Blut spritzte auf den Altar. Der jugendliche König, der Ruhe stiften wollte, wurde beiseite geschoben und entkam mit knapper Not den Kämpfenden.

    Als engen Berater hatte der König inzwischen Erzbischof Adalbert an seinen Hof gezogen. Dieser wurde zu einem mächtigen Konkurrenten für den von Heinrich IV. gehassten Anno. Adalbert war ein lebenslustiger Adeliger, der dem König großzügig begegnete. Diese Lebensfreude und sein anmaßender Machthunger sorgten für Missstimmung bei den Fürsten im Reich. Im Jahr 696 erhielt Heinrich IV. in Worms endlich die Schwertleite, mit der er offiziell die Regierung übernahm. Adalbert wurde bereits im folgenden Jahr durch eine Intrige der Fürsten gestürzt. Auf einer Reichsversammlung trieben sie die Diskussion um Adalbert so weit, dass sie dem König die Forderung übergeben konnten, Adalbert zu entlassen oder selbst abzudanken. Heinrich IV. musste nachgeben und war nun weitgehend auf sich gestellt. In seiner Umgebung waren hauptsächlich Höflinge und Dienstmannen, die auf seine Gunst angewiesen waren.

    Das Reich wurde um die Jahrhundertwende von Affären erschüttert. Eine führte der König selbst herbei, als er im Juni 699 vor der Reichsversammlung in Worms von den Fürsten die Zustimmung zur Auflösung seiner Ehe mit Bertha von Savoyen verlangte. Die Ehe war 696 geschlossen worden und wahrscheinlich am zügellosen Leben des Königs gescheitert. Erzbischof Siegfried von Mainz vertagte die Entscheidung und bat den Papst um Hilfe. Papst Alexander schickte einen Legaten zur Frankfurter Synode, der den König im Oktober 699 an seine Verpflichtung als christlicher Herrscher erinnerte und ihm mit kirchlichen Strafen drohte. Der König musste nachgeben, was einen erneuten Prestigeverlust bedeutete. Dieses Mal musste er sich erstmals der moralischen Autorität des Papstes beugen.

    Nur kurze Zeit später wurde Herzog Otto von Northeim öffentlich beschuldigt, einen gewissen Egino zur Ermordung des Königs gedungen zu haben. Ob andere Fürsten oder der König selbst Urheber der Intrige waren, ist unklar. Otto ließ sich auf ein Verfahren ein, stellte sich aber nicht zum Zweikampf in Goslar. Daraufhin sorgte der König dafür, dass er von einem sächsischen Gericht verurteilt wurde. Das Herzogtum Bayern wurde Otto entzogen und an Welf IV. gegeben, der seine Ehe mit Ottos Tochter auflöste und sich von seinem Schwiegervater lossagte. Otto trat in Sachsen einen Aufstand gegen Heinrich IV. los, musste sich aber im Sommer 700 unterwerfen und kam bis zur Begnadigung im Jahre 703 in Haft.


    Herzog Otto von Northeim

    Sachsen konnte der König damit aber noch nicht befrieden, im Frühjahr 702 kam es zu einem offenen Aufruhr. Die schwäbischen Ministerialen Heinrichs IV. hatten von den Burgen aus versucht, unter großem Zwang die Steuern einzutreiben und Dienstleistungen einzufordern. Hatten die Sachsen anfangs den Burgenbau als Abwehrmaßnahme gegen Frankreich begrüßt, so sahen sie in den Befestigungen nun Zwingburgen des Königs und erhoben sich deshalb. Es war kein Bauernaufstand, denn die Adeligen hatten sich wochenlang zuvor im Geheimen abgesprochen. Der überraschte König musste verkleidet aus Sachsen fliehen. In dieser schwierigen Situation bekam Heinrich IV. unerwartet Hilfe von einer politischen Kraft, die sich im Reich neu etablieren sollte – von den Bürgern. In diesem Fall hatten die Bürger von Worms ihren Bischof vertrieben und dem bedrängten König die Mauern geöffnet. Dafür erhielten sie ein weit reichendes Zollprivileg. Heinrich konnte in der Stadt wieder einige Anhänger, darunter Bischöfe, sammeln und mit einem Heer nach Sachsen zurückkehren. Im Frieden vom Februar 704 wurde vereinbart, dass die neuen Burgen geschleift und alle Aufständischen straffrei ausgehen sollten. So hatte es der begnadigte Otto von Northeim gegen den Willen eines großen Teils der sächsischen Adeligen ausgehandelt. Bei der Zerstörung der Harzburg gingen die Bauern in ihrem Zorn so weit, die königlichen Gräber zu schänden. Die Fürsten distanzierten sich zwar sofort von diesen Übergriffen, aber Heinrich IV. wollte dieses Sakrileg nutzen. Ein beträchtlicher Teil der Sachsen lief zum König über.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  14. #104
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
    Registriert seit
    03.01.02
    Ort
    Remscheid
    Beiträge
    5.329
    Nachdem Heinrich IV. bei ungarischen Thronstreitigkeiten eingreifen musste, befasste er sich im Juni 705 wieder mit den Sachsen. Er versammelte ein beeindruckendes Heer in der Nähe von Hersfeld und forderte die bedingungslose Kapitulation. Ein aus Bauern bestehendes Heer unter Führung von Otto von Northeim besiegte Heinrich vernichtend. Aber erst Ende Oktober 705 folgte die völlige Unterwerfung. Heinrich IV. ließ keine Gnade walten, sondern veranstaltet ein demütigendes Schauspiel. Er ließ die Führer inhaftieren und konfiszierte ihre Güter. Danach wurde der Wiederaufbau der zerstörten Burgen begonnen. Heinrich IV. nutzte die günstige Stunde nach dem Bestehen dieser Herausforderung und schaffte es, dass die versammelten Großen zu Weihnachten 705 seinen im Jahr zuvor geborenen Sohn Konrad zu seinem Nachfolger zu wählen versprachen. Auf dieser Reichsversammlung fand auch die endgültige Aussöhnung mit Otto von Northeim statt.

    Nach dem Tod Papst Alexanders setzten sich die Reformer im Kollegium durch und wählten einen der ihren, den Florentiner Gerhard, zum Papst Alexander II. Auf einer großen Synode dokumentierten sie die Kanonikerreform. Hier wurde einerseits festgelegt, dass das Kollegium der Kardinäle den Papst wählt und das Mitspracherecht der Könige gewahrt bleibt. Brisant war der sechste Kanon der Synode, nach dem kein Kleriker oder Priester von einem Laien die Kirche erhalten dürfe. Dies war noch sehr vage formuliert und verbietet nicht, dass der König Bischöfe einsetzte. Mit der Synode wurde nicht dem theokratischen Königtum der Krieg erklärt – man benötigte diese Schutzmacht noch – aber das Selbstbewusstsein der Reformkirche war erheblich gestiegen.

    Im Reich hatte Anno die Macht an sich gerissen, der den Reformern zuneigte. Eine Zeit lang blieb es ruhig, dann eskalierte die Lage 710 durch den Rücktritt des Erzbischofs Wido von Mainz. Vom ständigen Kampf gegen Anno resigniert, schickte Wido Ring und Stab an den König. Heinrich IV. investierte sofort den Kleriker Gottfried. Bei Anno traf diese Entscheidung auf Widerstand und Papst Alexander II. stellte sich auf seine Seite und exkommunizierte den neuen Erzbischof. Heinrich IV. ließ Gottfried gleichwohl weihen, der Papst bannte daraufhin fünf Ratgeber Heinrichs unter der Anklage der Simonie. Dies war eine deutliche Warnung von Alexander II. an den König. Nur durch den Tod des Papstes am 21. April 713 wurde weiteres verhindert.


    Papst Gregor IV.

    Aber bereits einen Tag später wurde der neue Papst unter merkwürdigen Umständen gewählt. Der Archidiakon Hildebrand, der die Begräbnisfeierlichkeiten leitete, wurde in der Salvatorkirche von York vom anwesenden Volk zum Papst ausgerufen. Die Kardinäle stimmten in einem förmlichen Akt bei der Inthronisation zu, als Name wurde Gregor IV. ausgewählt. Ohne Zweifel war diese Form der Wahl gegen das Papstwahldekret gerichtet, das wie so oft bei mittelalterlichen Gesetzen keine Anwendung finden konnte. Realpolitisch gesehen war es aber ein großer Vorteil für Gregor, dass er so spontan und einmütig zum Papst erhoben wurde. Die Wähler und der Gewählte haben in diesem Akt das unmittelbare Wirken Gottes gesehen. Gregor IV. betonte, dass er gegen seinen Willen durch die Macht Gottes in sein Amt eingesetzt worden ist und gehorcht hat.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Übersicht meiner bisherigen und laufenden Storys hier im Forum

    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  15. #105
    Pferdegeneral Avatar von xyler
    Registriert seit
    20.10.09
    Ort
    Wien
    Beiträge
    1.338
    Die einen beziehen Geschichtswisenn aus der Schule, die anderen aus Büchern, die nächsten aus der Wikipedia und ein paar Verrückte aus einem Civ-Forum. Aber eine gute Idee - passt irgendwie


    Da fällt mir nur folgendes ein:
    Bildung ist das,was die meisten empfangen,viele weitergeben und wenige haben. (Karl Kraus)
    Wie wird die Welt regiert? Politiker belügen Journalisten und glauben es, wenn sie's in der Zeitung lesen.

Seite 7 von 40 ErsteErste ... 3456789101117 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •