Vorstand und Geschäftsführung informieren
Liebe(r) ***,
am vergangenen Freitag, 31. August 2012, haben wir mit Kevin Pezzoni eine Vertragsauflösung vereinbart und dies auch kommuniziert. Holger Stanislawski hat auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Energie Cottbus auf die Hintergründe für diesen Schritt hingewiesen. Am Wochenende und heute hat dieses Thema für eine große Resonanz in der Fußball-Öffentlichkeit gesorgt. Wir möchten Euch mit diesem Brief transparent informieren und die Fakten darlegen.
Vertragsauflösung mit Kevin Pezzoni
Um es klar zu sagen: Kevin Pezzoni und der 1. FC Köln haben den Vertrag nicht wegen ein paar Chaoten aufgelöst, die den Spieler bedrängt haben. Es ist absurd anzunehmen, der 1. FC Köln kapituliere vor aggressivem Verhalten einzelner Störer, wie zunächst behauptet wurde. Diese Chaoten haben keinerlei Einfluss auf Vertragsentscheidungen von Vorstand und Geschäftsführung, weder in der einen, noch in der anderen Richtung. Wer etwas anderes behauptet, liefert die Vorlage für weitere Chaoten, andere Spieler ins Visier zu nehmen. Der FC ist seiner Fürsorgepflicht gegenüber Kevin Pezzoni jederzeit nachgekommen.
Am Mittwoch vergangener Woche ist Kevin Pezzoni auf Trainer und sportliche Führung zugekommen, um das Gespräch über seine persönliche Situation zu suchen. Öffentliche Kritik über die letzten Jahre sowie die Vorfälle der letzten Woche hatten sich aufgestaut. Wir haben mit dem Spieler und seinem Vater eine Lösung gesucht, damit umzugehen. Es wurden verschiedene Möglichkeiten besprochen, darunter selbstverständlich auch die Vertragserfüllung beim FC. Die einvernehmliche Vertragsauflösung war schließlich der auch von Kevin Pezzoni und seinem Berater gewünschte beste Weg, um dem Spieler die Möglichkeit zu geben, seine fußballerische Zukunft in einem unbelasteten Umfeld und frei zu gestalten. Seit dieser Saison gilt eine neue DFL-Regel, nach der vertragslose Spieler auch nach dem Ende der Transferperiode (31. August) jederzeit bei einem neuen Club in Deutschland beginnen können. Dadurch kam der Zeitdruck zustande. Wir haben dieser Vereinbarung zugestimmt, obwohl wir keine Alternative zu Kevin Pezzoni vorgesehen haben. Noch auf einer Vorstandssitzung in der letzten Woche sind wir fest von einer Vertragserfüllung des Spielers ausgegangen, wohl wissend, dass Kevin Pezzoni sich seit einigen Wochen mit dem Gedanken eines Wechsels beschäftigt hat. Trainer Holger Stanislawski hatte Kevin Pezzoni nicht nur bei den Spielen aufgestellt, sondern ihm auch öffentlich sichtbar den Rücken gestärkt. Dennoch hat der Verein nicht auf einer unbedingten Vertragserfüllung bestanden, da es dem Club in dieser Situation in erster Linie um die Zukunft des Spielers ging.
Aggressionen gegen Spieler und Mitarbeiter
Der 1. FC Köln positioniert sich klar gegen Gewalt und stellt sich vor seine Spieler und Mitarbeiter. Im Fall von Kevin Pezzoni haben wir immer dann schnell und konsequent reagiert, wenn wir konkrete Anhaltspunkte hatten. Als bei Facebook am Dienstag letzter Woche der Aufruf zum 'Aufmischen' gegen 'Pezzoni & Co' erschien, hat der FC zum Schutz seines Spielers sofort Strafanzeige gestellt und dafür gesorgt, dass der Aufruf aus dem Netz gelöscht wurde. Aufgrund unserer Anzeige hat die Polizei zudem angekündigt, bei ihren Streifenfahrten verstärkt den Wohnsitz von Kevin Pezzoni im Auge zu behalten. Wir haben Kevin Pezzoni zudem empfohlen, in anderen Fällen selbst Strafanzeige zu stellen, um die Täter identifizieren zu können.
Der Verein reagiert in solchen Fällen mit Stadionverboten, Entzug von Dauerkarten und Vereinsausschluss im Falle einer FC-Mitgliedschaft, sofern die Namen und Daten bekannt sind. Für alle weitergehenden Maßnahmen sind die Strafverfolgungsbehörden zuständig, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Heute, 3. September 2012, haben wir einen Strafantrag gestellt, als erneut eine Facebook-Seite mit aggressivem Tenor öffentlich wurde. Beide Facebook-Vorgänge wurden von der Polizei der Staatsanwaltschaft für weitere Ermittlungen zugeleitet. Der Gründer der neuen Seite ist vermutlich ein FC-Mitglied. Falls sich das bestätigt, wird er mit sofortiger Wirkung aus dem Verein ausgeschlossen.
Aggressives Verhalten von Chaoten gegen Spieler gibt es aber nicht nur in Köln. Wer also mit dem Finger auf den FC zeigt, der wird dem Phänomen des zunehmenden Drucks im Profifußball bis hin zu persönlichen Anfeindungen nicht gerecht. Mit diesem Thema muss sich demzufolge ganz Fußball-Deutschland auseinandersetzen.
Fandialog und Umgang mit Chaoten
Der neue Vorstand hat sich des Themas bereits konsequent angenommen. Wir wollen den Dialog mit den Fans fördern und zugleich konsequent gegen Straftäter vorgehen. Beides ist wichtig. Wir haben eine Arbeitsgruppe Fankultur gegründet und ein Projekt mit der Uni Hannover gestartet, um den Fandialog auch wissenschaftlich begleiten zu lassen. Damit gehen wir neue Wege. Und dieser Kurs trägt erste Früchte.
Die Kölner Fans haben sich bei den Heim- und Auswärtsspielen als große Unterstützung für die Mannschaft gezeigt, trotz des bislang ausbleibenden Erfolgs. Es gab keine uns bekannten negativen Vorfälle, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ligaspielen. Die Mannschaft ist auch nach Niederlagen abgeklatscht worden. Im Fall Kevin Pezzoni haben Fangruppen wie die Coloniacs und das Fanprojekt 1. FC Köln 1991 e.V. öffentlich erklärt, dass die aggressiven Aktionen gegen Kevin Pezzoni nicht zu akzeptieren sind. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Informationspolitik
Am 31. August ist die Transferperiode zu Ende gegangen. Am selben Tag hatten wir abends das wichtige Spiel gegen Energie Cottbus. Es war deshalb eine bewusste Entscheidung, den Abgang von Kevin Pezzoni und Alexandru Ionita am Nachmittag sachlich per Pressemitteilung zu kommunizieren und erst nach dem Spiel einige Hintergründe der Vertragsauflösung zu benennen. Holger Stanislawski hat diese Aufgabe übernommen, nachdem er sich bereits am Dienstag vergangener Woche im Rahmen einer Pressekonferenz sehr deutlich hinter unseren Spieler Kevin Pezzoni gestellt hatte. Damit haben wir selbst in aller Transparenz auf ein Problem aufmerksam gemacht, das aber nicht auf den 1. FC Köln begrenzt ist. Wir denken, dass das ein mutiger und richtiger Schritt war. Die Mannschaft hat sich tags darauf mit Kevin Pezzoni in einem öffentlichen Brief solidarisch erklärt und zum respektvollen und fairen Umgang im Fußball aufgerufen. Wir denken, dass dies ein wichtiges Signal der Geschlossenheit dieser neuen Mannschaft und des Vereins war.
Liebe Mitglieder, wenn Spieler persönlich bedrängt werden, wird eine Linie überschritten. Wir haben das öffentlich gemacht. Die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Diese wurden allerdings auch stark getrieben von Personen, die die Details des Vorgangs und der Gespräche mit dem Spieler nicht kannten. Wir sind überzeugt, in der Sache und für Kevin Pezzoni die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute und fußballerischen Erfolg!
Mit freundlichem Gruß