1984 die elfundelfzigste - Öffentliche Lautsprecher gegen asoziales Verhalten

[grandnagus]

Mal ganz flach und grundsätzlich: Was ist daran falsch, wenn Versicherungsunternehmen beispielsweise auf diese Dateien zugreifen können?

Es ist wirklich schlimm mit dir Ghandi.

Man könnte zum Beispiel feststellen, daß du eine bestimmte Krankheit hast, und deshalb wird dir eine Mitgliedschaft in einer Versicherung oder Krankenkasse verweigert.

[fozzie_bear]

Es geht nicht nur um die Gen-Daten der Bevoelkerung (wie man das auch immer definieren mag), sondern auch um allgemein die Krankendateien und die Familienverhaeltnisse. Das ist also noch wesentlich weitreichender. Individuen koennen sich aber aus der Datenbank streichen lassen, bzw. die automatische Herausgabe von bestimmten Informationen verweigern. Ist dennoch kritikwuerdig, dass sich die Bevoelkerung aktiv darum bemuehen muss. In England ist ein aehnlich gross angelegtes Forschungsprojekt vor ein paar Jahren gestartet worden, aber mit Freiwilligen. Man sollte aber auch nicht den Gewinn fuer die Forschung herunterspielen. Krankheitsverlaeufe und allgemein genetische Einfluesse im Vergleich zu Umwelteinfluessen lassen sich so sehr gut untersuchen. Die islaendiche Forschungsgelder alleine sind garantiert nicht ueppig genug so etwas alleine zu stemmen. Aber trotzdem eine private Firma mit so umfangreichen Daten, deren Sicherheit nicht garantiert werden kann, finde ich schon bedenklich.

Obwohl eine Datei nur aus Freiwilligen ja weniger repräsentativ ist, weniger aussagekräftig.

[fozzie_bear]

Man könnte zum Beispiel feststellen, daß du eine bestimmte Krankheit hast, und deshalb wird dir eine Mitgliedschaft in einer Versicherung oder Krankenkasse verweigert.

Ich muss doch jetzt ebenfalls meine Krankheiten vorher angeben. Oder sehe ich das falsch?

[grandnagus]

Ich muss doch jetzt ebenfalls meine Krankheiten vorher angeben. Oder sehe ich das falsch?

Das meine ich nicht. Ich rede von Krankheiten, die du vielleicht selbst noch nicht kennst, die du vielleicht erst in 5 oder 10 Jahren bekommst, die sich aber mit Gentests schon vorher feststellen lassen.

Oder der Arbeitgeber erfährt so von Krankheiten, die ihn definitiv nichts angehen, und stellt dich deshalb nicht ein.

[fozzie_bear]

Das meine ich nicht. Ich rede von Krankheiten, die du vielleicht selbst noch nicht kennst, die du vielleicht erst in 5 oder 10 Jahren bekommst, die sich aber mit Gentests schon vorher feststellen lassen.

Darf eine Versicherung mit denn jetzt wegen einer Krankheit ablehnen? Ich dachte, das diene nur der Begründung eventuell höherer Beiträge.

Oder der Arbeitgeber erfährt so von Krankheiten, die ihn definitiv nichts angehen, und stellt dich deshalb nicht ein.

Wieso sollte mich mein Arbeitgeber wegen einer Krankheit nicht einstellen und was hat mein Arbeitgeber mit Datenbanken von Versicherungen zu tun?

[goethe]

Wieso sollte mich mein Arbeitgeber wegen einer Krankheit nicht einstellen und was hat mein Arbeitgeber mit Datenbanken von Versicherungen zu tun?

Nun, er könnte dich vielleicht nicht einstellen, weil du im 3. Monat schwanger bist, oder weil du schwul bist, oder eine 5%-Chance hast, Alkoholiker zu werden, oder weil du Bluter bist ........

[fozzie_bear]

Nun, er könnte dich vielleicht nicht einstellen, weil du im 3. Monat schwanger bist, oder weil du schwul bist, oder eine 5%-Chance hast, Alkoholiker zu werden, oder weil du Bluter bist ........

Macht es aus einem der Gründe einen besonderen ökonomischen Sinn, dann auf eine Einstellung zu verzichten? Dann sollte das wohl so sein.

Aber wo der besondere Unterschied in der Produktivität zwischen einem Homo- und einem Heterosexuellen liegt, erkenne ich leider nicht. Wenn man dann nur aus persönlicher Abneigung einen Homosexuellen nicht einstellt, handelt man grob unvernünftig und unwirtschaftlich. Der Markt wird es bestrafen.

edit: Wie er an die Daten der Versicherungen kommt, weiß ich aber immernoch nicht.

[Judicator]

Die Vorstellung ist ja erst dadurch schrecklich, weil wir alle wissen, wie sicher solche Datenbanken sind. Jedem könnten also Daten zugeordnet werden, die eigentlich nicht zu ihm gehören. Darin liegt die Gefahr. In der reinen Datenhaltung noch nicht.

Na, Du hast ein Vertrauen zu unserer Datenhaltung beim Staat. Jeder Depp, der beim Staat arbeitet/zur Ausbildung ist -und das sind hierzulande nicht wenige- sieht alle möglichen Sachen ein.
Und wenn selbst Akten der höchsten Geheimhaltungsstufe verschwinden, weil sich irgendso ein Typ schmieren lässt, gehen da noch ganz andere Sache über die Ladentheke.
Ich wollte `98 mal Namen, Anschrift und Lebensdaten eines Mädels, von dem ich nur Vorname und die Schule wusste. Einen Tag später hatte ich für 300 DM alles inkl. ihr KFZ-Kennzeichen und Verdienst der Eltern.
Wenn das mit Gentests so weitergeht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das ganze Forum weiß, ob Gandolf wirklich einen kurzen Fleischpenis hat.

[fozzie_bear]

Ich wollte `98 mal Namen, Anschrift und Lebensdaten eines Mädels, von dem ich nur Vorname und die Schule wusste. Einen Tag später hatte ich für 300 DM alles inkl. ihr KFZ-Kennzeichen und Verdienst der Eltern.

Das ist krank.

Wenn das mit Gentests so weitergeht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das ganze Forum weiß, ob Gandolf wirklich einen kurzen Fleischpenis hat.

Für 300 DM überlege ich es mir.

[Judicator]

Das ist krank.

Krank hin oder her. Bestimmte Dinge muss man halt wissen.
Der Typ hatte einen privaten Draht zum Einwohnermeldeamt. Aus diesem und anderen GRünden solltest Du bei solchen Sachen nicht ganz so naiv sein.

Für 300 DM überlege ich es mir.

Wir wissen es doch eh schon.

[fozzie_bear]

Krank hin oder her. Bestimmte Dinge muss man halt wissen.
Der Typ hatte einen privaten Draht zum Einwohnermeldeamt. Aus diesem und anderen GRünden solltest Du bei solchen Sachen nicht ganz so naiv sein.

Ich meinte so eine Neugier zu haben, dass man 300 DM dafür hinblättert.

edit: Auch hier würde ich ein schlechtes Gewissen haben.

[goethe]

Na, Du hast ein Vertrauen zu unserer Datenhaltung beim Staat. Jeder Depp, der beim Staat arbeitet/zur Ausbildung ist -und das sind hierzulande nicht wenige- sieht alle möglichen Sachen ein.

Das ist mir klar. Ich habe auch eine Bekannte, die beim Einwohnermeldeamt arbeitet. Und mein Ex-Schulkollege ist Bürgermeister meiner Heimatstadt.

Dramatisch wird es doch erst, wenn Daten miteinander in Verbindung gebracht werden und dann aus den gewonnen Erkenntnissen ein Geschäft gemacht wird.

Beispiel: Die Banken lassen über jeden ihrer Kunden ein Gutachten über die Kreditwürdigkeit erstellen. Da wird nicht nur kontrolliert, ob man seine alten Kredite immer schön fleißig und pünktlich zurückgezahlt hat und solche nachvollziehbaren Sachen. Nein, da wird auch geprüft, wo du wohnst. Wohne ich in einer Gegend mit durchschnittlich hohem Einkommen oder nicht. Mein eigenes Einkommen ist dabei absolut irrelevant. Solche Daten werden bereits jetzt von gewerblichen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Woher haben die die?

Anderes Thema sind die tollen Kundenkarten bei den Kaufhäusern. Für die Kaufhäuser selber sind die dadurch gesammelten Daten interessant um ihre Produktpalette zu optimieren. Ein Käufer von Daten kann aber nun einzelne für sich gesehen uninteressante Daten in Verbindung bringen. Der "goethe" kauft immer Hundefutter zahlt aber keine Hundesteuer. Den sollten wir einmal besuchen gehen.

Also das Verknüpfen von Daten und die daraus gezogenen Schlüsse sind das Thema, nicht die Datenhaltung selber.

[Fenris]

Wir machen aber jetzt nicht Sachen zum Gegenstand dieser Diskussionen, wo es um zeitreisende Roboter, um Benutzung der Menschheit als Batterien, um das Aussterben des Klopapiers geht, und Verkaufen dies dann als Zukunftsvision, weil ein paar Kameras aufgestellt werden sollen, oder?

[fozzie_bear]

Also das Verknüpfen von Daten und die daraus gezogenen Schlüsse sind das Thema, nicht die Datenhaltung selber.

Das, was du beschreibst, ist aber doch gerade die große Chance, dieser Masse an Daten. Das ist das, was ich unter nahezu perfekter Marktforschung verstanden habe.

Wenn die Banken alle relevanten Daten zur Einschätzung der Kreditwürdigkeit erhalten, wenn die Daten auf ihre Relevanz hin immer weiter und besser erforscht werden, dann werden die Banken die Ressourcen auch immer besser einsetzen. Es würden diejenigen günstigere Kredite erhalten, die anscheinend besonders gut damit wirtschaften können, diejenigen schlechtere oder keine Kredite erhalten, die diese Fähigkeit nicht besitzen. Die Kaufhäuser würden sich auf die Kaufgewohnheiten, auf die Bedürfnisse der Kunden besser einstellen, somit durch ein besseres Angebot die Kunden zufriedener und sich selbst reicher machen. Die Versicherungen würden ihre Angebote ebenfalls auf die Kunden zuschneiden, so dass gesundes Leben durch niedrigere Beiträge als ungesundes Leben belohnt würde, einfach weil die Versicherungen ein Interesse daran haben, wenn die Versicherten gesund sind.

Das ist die große Chance, die sich aus einer intensiveren, allgemeinen Datenerhebung und -auswertung ergibt.

[goethe]

Dann sage mir, warum ICH keinen Kredit bekomme, nur weil MEIN NACHBAR seinen alten Kredit nicht zurückgezahlt hat?

Wie sinnvoll und korrekt die Rückschlüsse aus den vorhandenen Daten sind, kontrolliert derzeit keiner. Etwas anderes würde vorliegen, wenn alle Daten allen vorliegen würden. Darum geht es aber nicht.