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http://focus.msn.de/finanzen/news/he...nid_29031.html
Hertha BSC Berlin
Mit Bilanztricks die Lizenz gerettet
Karlheinz Küting vom Institut für Wirtschaftsprüfung der Universität des Saarlands wirft dem Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin in der Bilanz der abgelaufenen Spielsaison 2004/05 „kreative Buchführung vor.“
Das berichtet FOCUS-Money. Hintergrund sind die „Anteile an verbundenen Unternehmen“ von 28,04 Millionen. Weil dem Verein zum 31.12.2004 durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) der Lizenzentzug drohte, gliederte Hertha BSC Ende 2004 die Vip-Sitze und Logen in die Hertha BSC Rechte GmbH & Co. KG aus und verbuchte die zukünftig erwarteten Einnahmen als Sacheinlage.
Pikant: Die Rechte wurden bereits 2003 im Sale-and-lease-back-Verfahren für 15 Millionen Euro an die AGV GmbH verkauft. Somit verbuchte Hertha künftige Einnahmen aus Rechten, die ihr frühestens ab dem Jahr 2009 wieder zufließen, bereits 2004/05 gewinnbringend als Umsatzerlös.
Finanzvorstand verteidigt die Maßnahme
Ingo Schiller, Finanzvorstand bei Hertha, sagte im Interview mit FOCUS-Money: „Bei dem Sondereffekt ging es auch nicht um Mittelzufluss. Wir haben Logen und Vip-Plätze in die Hertha BSC Rechte GmbH ausgegliedert und damit einen Teil der stillen Reserven in der Bilanz gehoben.“ Von einer Luftbuchung könne also keine Rede sein, so Schiller. Schließlich sei dies ein absolut zulässiges und rechtlich unbedenkliches Instrument, welches der Darstellung der tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse diene. Zwei Wirtschaftsprüfer hätten sonst nie den Sondereffekt testiert, so Schiller.
„Für mich ist das schier unglaublich. Als Umsatzerlöse dürfen nach deutschem Bilanzrecht nur Erlöse aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ausgewiesen werden“, sagte Küting. Er halte eine solche Bilanzierung nur dann für möglich, wenn eine Sacheinlage werthaltig ist – nicht aber, wenn Erträge antizipiert werden, die erst in fünf Jahren eventuell einmal entstehen.
Auflage der DFL gerade noch erfüllt
Hertha konnte jedoch nicht zuletzt dank dieses Bilanztricks den Kopf aus der Schlinge ziehen. Schließlich hatte der Verein die Auflage von der Deutschen Fußball-Liga DFL, dass „das Eigenkapital zum 31. Dezember 2004 nicht niedriger als minus Euro 6,665 Millionen sein darf“. In dem Verkaufsprospekt der Inhaber-Schuldverschreibung, den Hertha BSC Berlin ebenfalls 2004 ausgab, heißt es: „Die Geschäftsführung (...) geht jedoch davon aus, dass sie zum 31. Dezember 2004 die Auflage erfüllt hat, da das Eigenkapital (...) auch durch die Einbringung Logen und Business-Seats (...) erheblich gestärkt worden ist.“
„Würde Hertha einen Konzernabschluss erstellen, würde diese Bilanzakrobatik wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen“, so Küting weiter. „Aber auch im Einzelabschluss würde niemand auf die Idee kommen, diese zukünftigen, ab 2009 erwarteten Einnahmen heute bereits als einen Vermögensgegenstand zu erfassen, weil die Hertha-Leistung noch gar nicht erbracht worden ist“, sagte der Bilanzprofessor.