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Thema: «Hooliganismus» als englisches Männerleiden

  1. #1
    ...dankt für den Fisch! Avatar von luxi68
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    «Hooliganismus» als englisches Männerleiden

    London (dpa) - Im Irak war der englische Pressefotograf Terry Richards in feindlichen Kugelhagel geraten und hatte um sein Leben gefürchtet. «Aber nichts konnte mich auf die zwei Stunden hirnlosen Hasses vorbereiten, mit denen ich auf den Straßen eines portugiesischen Ferienortes konfrontiert wurde», bekannte er.

    Wie «ein Rudel Tiere» seien die englischen Hooligans in Albufeira über ihn hergefallen, um zu verhindern, dass er ihre Verwüstungen fotografierte. Einer der Anführer wurde mittlerweile von einem portugiesischen Gericht zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Schnellgericht in der Kleinstadt hatte es als erwiesen angesehen, dass der Feuerwehrmann der Anführer der Randalierer war, die sich am Rande der Europameisterschaft Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert hatten. Der Engländer darf die Strafe in seinem Heimatland verbüßen. Zwölf weitere Engländer und ein Russe wurden aus Portugal ausgewiesen. Sieben der Briten wurden zudem zu Haftstrafen von bis zu neun Monaten verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurden.

    Die «englische Krankheit» ist auch bei dieser EM wieder ausgebrochen, und das, obwohl fast 2700 bereits auffällig gewordene Hooligans erst gar nicht nach Portugal ausreisen durften. «Die Schande Englands», titelte das Massenblatt «Daily Mirror», und die «Sun» bildete sechs verurteilte Randalierer mit Foto und Namen auf der Titelseite ab.

    Der konservative «Daily Telegraph» schrieb im Leitartikel: «Es ist ein deprimierender Gedanke, dass Engländer, denen wirklich etwas am Image ihres Landes liegt, auf eine Niederlage des eigenen Teams hoffen müssten, damit ihnen eine Fortsetzung dieser nationalen Demütigung an der Algarve erspart bleibt.» Der linksliberale «Guardian» titelte: «Es ist Zeit, das Team nach Hause zu schicken.»

    Warum immer England? Prof. Eric Dunning, Hooligan-Experte des Zentrums für Sportsoziologie an der Universität Leicester, nennt vor allem zwei Gründe: die britische Geschichte und die Wurzeln des Fußballsports in der Arbeiterklasse. «Es ist deshalb immer England, weil wir eine Insel sind, die einst ein Weltreich aufbaute - wir sind daran gewöhnt, ins Ausland zu gehen, um dort zu kämpfen», erläutert er. Schon 1147 legten englische Kreuzfahrer auf dem Weg nach Jerusalem in Lissabon einen Zwischenstopp zum Morden und Brandschatzen ein, später gefolgt von den Freibeutern des Sir Francis Drake und den Söldnern des Generals Wellington.

    Der typische englische Hooligan stammt nach Dunnings Erkenntnissen aus einfachen Verhältnissen, ist schlecht ausgebildet und arbeitslos. Doch diese Beschreibung hält einer Prüfung kaum stand: Die in Portugal festgenommenen Hooligans eint gerade ihr gehobener Hintergrund. Da finden sich der Spross eines Psychotherapeuten und der Enkel eines Polizeipräsidenten, der Sohn eines Firmenchefs und ein Archäologie-Student.

    Glenn Wilson, Psychologe an der University of London, interpretiert das Hooligan-Phänomen als Versuch zur Kompensierung «sexueller Erfolglosigkeit». Weniger umstritten ist der Alkoholaspekt: Trinken bis zur Besinnungslosigkeit ist in letzter Zeit auch unter gebildeten und beruflich erfolgreichen jungen Briten eine solche Selbstverständlichkeit geworden, dass Premierminister Tony Blair bereits von einer «neuen britischen Krankheit» spricht.

    «England hat auf jeder Ebene eine Kultur der Maßlosigkeit entwickelt, vor allem in Bezug auf Trinkgelage und Schlägereien», urteilt der «Guardian». Deshalb beschränke sich das Problem auch keineswegs mehr auf eine überschaubare Gruppe von harten Hooligans. Es sei irreführend, wenn Blair im Parlament darauf verweise, dass man es nur mit einer kleinen Minderheit zu tun habe: Vielmehr ist der «Hooliganismus» demnach drauf und dran, ein landestypisches Männerleiden zu werden.


    Von Christoph Driessen, dpa

    12:01 Uhr, 17.06.2004 (dpa"bdt")

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  2. #2
    ...dankt für den Fisch! Avatar von luxi68
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    die «Sun» bildete sechs verurteilte Randalierer mit Foto und Namen auf der Titelseite ab.


    Schon 1147 legten englische Kreuzfahrer auf dem Weg nach Jerusalem in Lissabon einen Zwischenstopp zum Morden und Brandschatzen ein, später gefolgt von den Freibeutern des Sir Francis Drake und den Söldnern des Generals Wellington.
    Das erklärt natürlich alles.
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  3. #3
    Nordlicht Avatar von Hadrian
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    Den Bogen finde ich etwas weit gespannt, zumal im Zusammenhang mit den Kreuzzügen auch andere Länder sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Bereits auf dem 1. Kreuzzug kam es zu Plünderungen und Morden in Ungarn und Byzanz, da waren noch keine Engländer dabei.

    Davon abgesehen nicht gerade schön das die Engländer dieses Problem nicht in den Griff bekommen, wobei es nun auch nicht ausschließlich englische Fans sind die derart in Erscheinung treten, es sei nur an die vorherige EM erinnert.
    "Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden.
    Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen.
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    Ludwig Wittgenstein

  4. #4
    w00t4n
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    Zitat Zitat von Hadrian
    Den Bogen finde ich etwas weit gespannt
    Ach nee...

    Ich finde diese Kreuzzugsthese derart dümmlich, dass ich zunächst an einen Scherz dachte.

    Die Engländer randalieren, weil sie ungehobelte Säufer sind. Fertig. Aus.
    Er ist wieder daaa, er war lange weheeeg. Jetzt isser wieder daaa, wie gefaellt Euch seine neue Frisuuur!

  5. #5
    blub Avatar von ThorMic
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    Naja, es sind (leider) nicht nur die Engländer, die so etwas machen, ich erinnere mich zum Beispiel noch ganz gut an diesen deutschen Hooligan, der einen französischen Polizisten zum Krüppel und beinahe tod geschlagen hat.

    Diese Leute gibt es traurigerweise überall, leider scheinen sie "sich prügeln" als Sport anzusehen. Niederlagen "ihrer" Mannschaften nehmen sie dann als Vorwand um in die Schlacht zu ziehen.



    Zitat Zitat von luxi68
    «Es ist deshalb immer England, weil wir eine Insel sind, die einst ein Weltreich aufbaute - wir sind daran gewöhnt, ins Ausland zu gehen, um dort zu kämpfen», erläutert er.
    So, wie man es auch von Deutschen, Franzosen und zig anderen Völkern behaupten kann. Ich denke, dass die Gründe einfach darin liegen, dass diese Hooligans
    a) aus sozial schwachen Verhältnissen kommen
    b) zuhause nichts zu sagen haben/hatten
    c) ihr Leben hassen und ihre angestauten Agressionen rauslassen wollen
    d) kein Hirn haben

    (Bei Punkt d bin ich mir nicht sicher, was Ursache und was Wirkung ist: ist das Hirn nach Schlägen auf den Kopf verschwunden oder schlagen sie, weil sie kein Hirn haben? )
    Eintracht ist mein Verein und er wird's ewig sein!



    Und hier kommt die Maus...

  6. #6
    ...dankt für den Fisch! Avatar von luxi68
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    Zitat Zitat von ThorMic
    Ich denke, dass die Gründe einfach darin liegen, dass diese Hooligans
    a) aus sozial schwachen Verhältnissen kommen
    Siehe hier:
    Zitat Zitat von dpa-Bericht
    Doch diese Beschreibung hält einer Prüfung kaum stand: Die in Portugal festgenommenen Hooligans eint gerade ihr gehobener Hintergrund. Da finden sich der Spross eines Psychotherapeuten und der Enkel eines Polizeipräsidenten, der Sohn eines Firmenchefs und ein Archäologie-Student.
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  7. #7
    *****s-Jupi Avatar von Elvis
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    Für mich ist das ein ganz natürliches Revierverhalten, der Mensch kann eine Millionen Jahre alte Evolutionsbedingte Prägung nicht immer erfolgreich mit dem recht jungen Vorteil des Verstandes ausblenden. Hooligans sind natürlich sozial wenig anerkannt. Gebt den Jungs ne Knarre in die Hand und ne Granate am Gürtel, schickt die irgendwo in die Wüste wo die das schwarze Fundament der westlichen kapitalistischen Gesellschaft verteidigen dürfen, und dann kommen die wieder in den Zeitungen auf der ersten Seite. Diesmal allerdings als Nationalhelden und mit Orden ....

    Die EG-Gesundheitsminister:
    Das Lesen dieses Beitrages
    kann zu erheblichen
    geistigen Verwirrungen
    führen


  8. #8
    *****s-Jupi Avatar von Elvis
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    Ach ja, das Thema Gewalt gehört eigentlich nicht ins Sportforum ...

    Die EG-Gesundheitsminister:
    Das Lesen dieses Beitrages
    kann zu erheblichen
    geistigen Verwirrungen
    führen


  9. #9
    blub Avatar von ThorMic
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    @luxi: Ok, dein Einwand ist korrekt, das hatte ich überlesen. Obwohl ich denke, dass das trotzdem für die meisten der Hooligans zutrifft. Für die anderen gilt halt b) bis d).
    Eintracht ist mein Verein und er wird's ewig sein!



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  10. #10
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    Zitat Zitat von luxi68
    Deshalb beschränke sich das Problem auch keineswegs mehr auf eine überschaubare Gruppe von harten Hooligans. Es sei irreführend, wenn Blair im Parlament darauf verweise, dass man es nur mit einer kleinen Minderheit zu tun habe.
    Die "Fans" unter uns sollte dieser Teil des Artikels aufmerksam machen.

  11. #11
    ...dankt für den Fisch! Avatar von luxi68
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    kronic, Du enttäuscht mich. Jetzt zitierst Du schon unvollständig um Stimmung zu machen. Der wichtigste Teil fehlt:
    Vielmehr ist der «Hooliganismus» demnach drauf und dran, ein landestypisches Männerleiden zu werden.
    "Drauf und dran" = Es ist auf dem Weg dahin nicht mehr das Problem einer Minderheit zu sein. Wenn von 20.000 Leuten 50 randalieren ist das für mich immer noch eine Minderheit, auch wenn es schon 50 zu viel sind.
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  12. #12
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    Nene, jetzt enttäuschst du mich aber, du unterstellst mir somit nämlich Sachen, die ich nirgends geschrieben habe. Dass die meisten Fans gewalttätig sind, habe ich noch nie geschrieben.

    Was ich nur vertreten habe, ist:

    1. Das Fanwesen ist suspekt.
    2. Es gibt nicht nur ein paar Spinner.

    Zumindest die Aussage 2 wird durch den Text gedeckt, egal, ob ich das Zitat verkürze, oder nicht.

  13. #13
    Sitzriese Avatar von Nille
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    und ich habe gesagt, das englische fans holzköpfe sind und fühle mich jetzt bestätigt.
    "Ach", spricht er, "die größte Freud' ist doch die Zufriedenheit." (Wilhelm Busch)

  14. #14
    elbow deep Avatar von JIG
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    Zitat Zitat von Jupiter
    Ach ja, das Thema Gewalt gehört eigentlich nicht ins Sportforum ...
    Das glaube ich ja gar nicht...Sport und Gewalt haben eine große Schnittmenge.

    Die Kinder sind im Bett, der Sack Flöhe gehütet, Opa endlich eingeschlafen?



    In der ersten Dimension existiere ich
    In der zweiten lebe ich
    In der dritten bin ich frei

  15. #15
    ...dankt für den Fisch! Avatar von luxi68
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    Zitat Zitat von kronic
    Dass die meisten Fans gewalttätig sind, habe ich noch nie geschrieben.
    Wenn es so ist -->

    Was ich nur vertreten habe, ist:

    1. Das Fanwesen ist suspekt.
    2. Es gibt nicht nur ein paar Spinner.
    1. Mir auch.
    2. Da kann ich Dir immer noch nicht zustimmen, aber das ist halt Auslegungssache.


    Edit:
    Zitat Zitat von Jupiter
    Ach ja, das Thema Gewalt gehört eigentlich nicht ins Sportforum ...
    Es geht hier nicht um Gewalt, sondern um Hooligans. Und die haben leider etwas mit Fußball zu tun, jedenfalls in den Medien.
    .
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