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Thema: Die Geschichte der mongolischen Großkhane zu unserer Zeit von Jean Mabillon

  1. #1
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    Die Geschichte der mongolischen Großkhane zu unserer Zeit von Jean Mabillon

    Hier soll es um noch lebende Persönlichkeiten gehen, die vielleicht eine Bedeutung für euch haben werden.

  2. #2
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    Putraq VI. wurde 1637 als viertes Kind und zweiter Sohn seines gleichnamigen Vaters (der in späteren Jahren der letzte Großkhan des geeinten Reiches sein sollte) und seiner noch recht jungen Mutter Vay geboren. Knapp acht Jahre vor seiner Geburt hatte Yunus V. das 1610 auseinandergebrochene Großkhanat auf diplomatischem Weg wiedervereinigt, auch wenn es ihm nicht in allen Fällen gelang, abgefallene Provinzen wieder zu unterwerfen. Der neu geborene Knabe schien aber kaum Aussichten auf den Thron zu haben, denn der Sohn des Herrschers (der später als Yunus VI. das Gesamtreich regieren sollte) hatte fünf Söhne. Der älteste von ihnen, der spätere Großkhan des Teilreiches Dagomys Kebek II. (1658-1664) hatte wiederum drei Kinder, nämlich den 1610 geborenen Yunus (der zwischen 1664 und 1691 als Yunus VII. den Thron innehaben sollte), die 1612 zur Welt gekommene Tochter Börte (auf die sich nach 1700 die Großkhane des Teilreiches Melaka zurückführten) und den jüngsten Sohn Putraq (*1614, reg. 1694-1700 als Putraq V.), den Vater des kleinen Putraq.

    Da sein älterer Bruder bereits 1644 in seinem elften Lebensjahr verstorben war, entwickelte der junge Khan ein sehr enges Verhältnis zu seinen Schwestern Eltiana (*1632), Ganchimeg (*1635), Shaya (*1640) und Zilana (*1644). Außer Ganchimeg, die kinderlos blieb, sollten die Schwestern später alle eine Linie von Großkhanen in einem der Teilreiche begründen. Die fünf Kinder wurden bald verlobt oder verheiratet, um politische Allianzen abzusichern. So musste Eltiana 1648 einen mächtigen Khan aus den Alten Landen und nach dessen frühem Tod den Spross einer sartaqidischen Seitenlinie aus Osteuropa ehelichen, und Ganchimeg wurde bereits als Kind mit ihrem Cousin Tohtu (dem ältesten Sohn ihres Onkels Yunus, als Großkhan später Tohtu IV.) verlobt. 1656 heiratete auch Putraq eine Cousine, die jüngste Tochter seiner Tante Börte. Die Braut war ein knappes Jahr jünger als der Bräutigam, hatte aber ein ganz anderes Temperament. Sie galt als lebenslustig, ambitioniert und in politischen Fragen versiert, er als zögerlich, kränklich und leicht zu ermüden. Die Ehe verlief daher recht unglücklich und blieb kinderlos. Die beiden lebten seit 1664 (nach dem Tod Kebeks II.) von offiziellen Anlässen abgesehen meist getrennt.

    1658 entschieden sich die Söhne Yunus‘ VI. nach dessen Tod, die von ihnen bereits regierten Großsatrapien in eigenständige Großkhanate umzuwandeln. Kebek II. erhielt das wichtigste Teilreich Dagomys, wo er bisher schon seinen Vater unterstützt hatte und wo seine Familie lebte. Der mittlerweile 21jährige Putraq übernahm in den nächsten Jahren einige kleinere Aufgaben im Reichsdienst. Großen Eindruck machte auf ihn die geschickt vorangetriebene Wiederherstellung der Reichseinheit auf diplomatischen Weg durch seinen Onkel Yunus VII., dem er stets treu zur Seite stand, auch wenn man dem zögerlichen jungen Mann in der Regel keine bedeutenden Aufgaben, sondern eher ehrenvolle Ämter übertrug. Nach Yunus‘ Tod im Jahr 1691 zog sich der kränkelnde Neffe schließlich ganz auf seine Güter zurück. Drei Jahre später änderte sich alles: Tohtu IV. wurde von unzufriedenen Adligen ermordet, ohne dass er bereits einen Nachfolger designiert hatte. Der hastig zusammengetretene Kuriltai der Alten Welt wählte daraufhin dessen Onkel als Putraq V. zum neuen Herrscher – den Vater des verhinderten Privatiers. Die Zusage des neuen Herrschers, das Großkhanat wieder zu teilen, stieß in der Familie und auch beim designierten Kronprinzen auf Zuspruch, denn dieser war von schlechter Gesundheit und strebte nicht nach der Verantwortung für das gesamte Reich, und man traute ihm im Adel auch nicht zu, diese Last zu schultern. 1700 erbte der 63jährige als Putraq VI. dann das mächtigste Teilreich Dagomys. Seine älteste Schwester Eltiana spielt dort gegenwärtig die wichtigste politische Rolle, wie es scheint.
    Geändert von Jon Snow (20. November 2023 um 22:03 Uhr)

  3. #3
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    Tohtu V. (*1661) ist ein Sohn des nordamerikanischen Khans Quasim und einer Tochter des letzten Großkhans aller Teilreiche, der 1640 geborenen Shaya. Im Zuge der von den Söhnen Yunus‘ VI. vereinbarten Reichsteilung heiratete die damals 18jährige 1658 einen Enkel des Großkhans von Shikawo, der zwei Jahre älter als sie war, aber schon wenige Wochen später sehr plötzlich verstarb. Tohtu III. und Kebek II. vereinbarten daraufhin, dass die junge Witwe dennoch in Nordamerika bleiben und die Beziehungen der beiden Großkhanate durch eine Ehe stärken sollte. Etwas überraschend gab ihr Tohtu III. sogar die Möglichkeit, dabei selbst mitzusprechen. Shaya wählte aus den in Frage kommenden Adligen schließlich Quasim Khan aus, einen 1637 geborenen Nachfahren Yunus‘ IV., der über beträchtliche Ländereien an der amerikanischen Westküste und im Gebiet der Großen Seen verfügte. Die Hochzeit fand 1660 statt, und schon im Jahr darauf kam ein Knabe zur Welt, der nach dem Großkhan vor Ort auf den Namen Tohtu getauft wurde.

    Unter der klugen Anleitung seiner Eltern wuchsen er und seine Schwester Saruul – andere Kinder, die das Säuglingsalter überlebten, wurden dem Paar nicht mehr geschenkt – in die Kultur des Teilreiches hinein. In Nordamerika hatte sich im Gefolge der zweiten und dritten Reichsteilung eine sehr traditionelle Kultur entwickelt, die auf altmongolische Tugenden und Verhaltensweisen Wert legte. Aus Sicht vieler nordamerikanischer Mongolen wurde von den Einheimischen vor der Ankunft der Eroberer eine ähnliche Lebensform gepflegt, obwohl es dort keine Pferde gab. Mit der Eingliederung in die mongolische Weltordnung seien die Neuankömmlinge und die Stämme des Landes dann zu einer Einheit verschmolzen, welche ein Vorbild an Beständigkeit für die Welt sein könne. Die wenigen Dokumente, die direkt auf die Pflege der alten Kultur der Steppe Bezug nehmen, scheinen diese These allerdings nicht zu bestätigen. So taucht etwa die Behauptung, Shikawo sei nach dem Vorbild Karakorums gestaltet worden, erstmals in einem Brief von Großkhan Dschingis II. aus dem Jahr 1613 auf. Dennoch scheinen viele Nordamerikaner fest an ihre enge Bindung zur Welt der ersten drei oder vier Großkhane zu glauben.

    Von Tohtu V. heißt es, dass er stets die alten Werte und Traditionen pflegte und sich bei den nordamerikanischen Adelsversammlungen dafür stark machte, ihnen auch gemeinsam zu folgen. Zugleich blieb er ein loyaler Gefolgsmann seines Hauses und half bei der dritten und letzten Reicheinigung 1684 nach dem Tod Tughluks II. dabei, die amerikanischen Khane zur Huldigung für Yunus VII. und zur Zusammenarbeit mit Dagomys zu bewegen. Während aber Südamerika mühelos unter das gemeinsame Dach zurückkehrte, kam es im Norden immer wieder zu Schwierigkeiten, bei denen Tohtus Vater Quasim Khan häufig als Vermittler und Streitschlichter agierte. Diese Rolle ging nach seinem Tod 1690 auf Tohtu über, und auch er füllte sie offenbar zur Zufriedenheit beider Seiten aus.

    Mit der Thronfolge von 1694 rückte die Nachfolgefrage ins Zentrum der Aufmerksamkeit des Reichsadels, denn Großkhan Putraq V. war bereits 80 Jahre alt, während sein einziger noch lebender Sohn als kränklich und wenig tatkräftig galt. Besonders in Nordamerika forderten die führenden Familien eine abgesprochene, friedliche Reichsteilung, wie sie bereits 1658 vollzogen worden war. Schließlich schlossen sich auch die übrigen Großsatrapien Shikawo an, und 1697 fiel die nordamerikanische Kronprinzenwürde dann an Tohtu, der als Enkel Putraqs V. und Spross einer führenden Adelsfamilie des Reichsteiles für beide Seiten akzeptabel erschien.
    Geändert von Jon Snow (14. November 2023 um 13:46 Uhr)

  4. #4
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    Kabul I. (*1673) ist in weiblicher Linie ein Urenkel des früheren Großkhans Yunus VII. und ein Urgroßneffe Putraqs V. Als Sohn einer Enkeltochter des damaligen Herrschers wuchs er sehr behütet und in großem Wohlstand auf, was ihn angeblich stark prägte. Es heißt, er habe im Knabenalter bereits auf golddurchwirkte Seidengewänder und edles Schuhwerk bestanden und sich gern in einer gepolsterten Sänfte tragen lassen. Seine Mutter soll ihn und seine drei Jahre ältere Schwester regelrecht verwöhnt haben, was ein Bericht aus dieser Zeit bestätigt, den ein Gesandter des Königreichs Schweden über eine Mission in Dagomys verfasste und in dem er von einer Begegnung mit Kabuls Familie berichtet.

    1691 trat dann Tohtu IV. die Herrschaft an, ohne sofort einen Kronprinzen zu benennen, weil er keine eigenen Kinder hatte und die möglichen Kandidaten vor einer Entscheidung genauer überprüfen wollte. So sprach der Großkhan auch mit seiner jüngeren Schwester Iolani über ihren Enkelsohn, den damals 18jährigen Kabul. Iolani hielt ihn zwar durchaus für geeignet, fürchtete aber, eine zu schnelle Designation könnte die Prunksucht des Jungen noch weiter verstärken. Daher schlug sie vor, ihn zunächst mit einer verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen. 1693 ernannte ihn der Großkhan zum Satrapen von Isfahan, gab ihm aber eine kleine Gruppe erfahrener Höflinge mit, die ihn unterstützen sollte. Kabul fand sich in seinem neuen Amt nur schwer zurecht und vernachlässigte seine Pflichten vom ersten Tag an. Der Gouverneur von Schiras, der dringend militärische Hilfe benötigte, erreichte Anfang 1694 seinen Vorgesetzten mehrere Wochen lang nicht, weil dieser die kalte Jahreszeit lieber am Persischen Golf verbrachte. Die Kritik kam auch Großkhan Tohtu zu Ohren, der aber wenige Tage später von unzufriedenen Adligen ermordet wurde. Auf die Todesnachricht hin verließ Kabul seinen Amtssitz endgültig und kehrte nach Dagomys zurück.

    Mittlerweile hatte ein hastig einberufener Kuriltai den hochbetagten Putraq V. zum neuen Herrscher gewählt, und dieser versprach eine Teilung des Großreiches. Iolani setzte sich mit Hilfe der verbliebenen Familie Yunus‘ VII. vehement dafür ein, Kabul ein eigenes Großkhanat zu übertragen. Zwar galt der Prinz weiterhin als wenig verantwortungsbewusst, aber es gab in dem Familienzweig sonst keine erwachsenen männlichen Prätendenten mehr, und Iolani hoffte offenbar auch, Kabul werde sich mit den Jahren und der Verantwortung noch ändern. Da man dem Sohn Putraqs V. kaum das mächtigste Teilreich streitig machen konnte, konzentrierten sich die Nachkommen Yunus‘ VII. auf die südamerikanische Großsatrapie. Viele Adlige aus Quito baten den Herrscher in den folgenden Jahren darum, ihnen den Prinzen Kabul zu schicken, da sie von ihm so viel Gutes gehört hätten. Man darf wohl annehmen, dass hier nicht zum Wenigsten das Geld der reichen Familie einen Beitrag leistete, denn viele der Petenten waren zuvor verarmt und konnten hernach ihre Schulden begleichen.

    Doch wie auch immer es geschah, Iolani, Kabul und ihre Familie setzten sich durch. Der junge Khan erhielt auf dem Kuriltai von 1697 die Kronprinzenwürde des zweitmächtigsten, sich auf vier Kontinente erstreckenden Teilreiches Quito. Bereits im Frühjahr 1698 traf er dort ein. Im Palast des Großsatrapen fand er zunächst eine Bleibe, die er aber für unangemessen hielt. So begann noch im Herbst desselben Jahres der Bau einer neuen Residenz auf einer Anhöhe am Nordrand der Stadt. Kabul lieh sich in dieser Zeit sehr viel Geld von einigen Bankhäusern aus Dagomys, doch die Güter des Familienzweigs sicherten dies ab. 1699 trafen schließlich auch die Mutter und Großmutter des neuen Großkhans dort ein, die beide verwitwet waren, aber ihr Grundeigentum in der Alten Welt behielten. Kabuls ältere Schwester ist mittlerweile mit der Verwaltung des dortigen Familienbesitzes betraut worden.
    Geändert von Jon Snow (10. Dezember 2023 um 11:53 Uhr)

  5. #5
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    Jagun Khan (*1643) entstammt einer hochadligen, in der Ukraine reich begüterten Familie, die entfernt mit den Großkhanen verwandt ist und sich auf einen legitimierten Sohn Timurs des Seefahrers zurückführen kann. Sein Großvater Salim war ein Jugendfreund Kebeks II., dem er während der Kriege nach der dritten Reichsteilung stets zur Seite stand. So waren auch die Töchter der beiden – Khagana Börte und Jaguns Mutter Ojuna – eng miteinander verbunden. Börte schätze den jungen Jagun sehr und sorgte schließlich dafür, dass seine älteste Enkelin Sitria ihn 1677 nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete. Die von Börte arrangierte Ehe war, wie man den Memoiren der Gräfin Alexandra entnehmen kann, von Beginn an glücklich. Ein gutes Jahr nach der Vermählung kam Anfang 1679 der spätere Großkhan Batu zur Welt, 1680 folgte die nach der Großmutter benannte Tochter Ojuna, 1681 der zweite Sohn Paschwar. Zwischen 1683 und 1696 wurden ihnen sechs weitere Kinder geboren, von denen aber nur die Töchter Beryl (*1683), Amina (*1687) und Malika (*1694) das erste Lebensjahr überstanden. Die junge Familie lebte meist in einem Anwesen am Schwarzen Meer, das Börte ihrer Enkeltochter zur Hochzeit geschenkt hatte.

    Als Putraq V. nach dem Tod seines Neffen zum neuen Großkhan erhoben wurde und dabei dem Kuriltai zusagte, er werde mehrere Nachfolger für die Großsatrapien benennen, stand zunächst nur fest, dass sein gleichnamiger Sohn das mächtigste Teilreich Dagomys erben würde. Die nordamerikanischen Satrapien legten sich rasch auf einen von Putraqs Enkeln fest, der als Sohn eines einheimischen Khans in der Region über großes Ansehen verfügte. Da auch die Nachfahren des früheren Großkhans (und älteren Bruders Putraqs und Börtes) Yunus VII. ein Teilreich beanspruchten, versprach der letzte Weltenherrscher, dessen 1673 geborenen Urenkel Kabul für das Großkhanat Quito zu designieren. Nun nutzte auch Börte ihre Chance. Als einzige Schwester Yunus‘ VII. und Putraqs V. bat sie ihren Bruder, auch ihre Linie zu bedenken. Da sie Jagun sehr schätzte und sein ältester Sohn zugleich als einziger ihrer Urenkel schon die Volljährigkeit erreicht hatte, fiel die Wahl der betagten Geschwister schließlich auf den jungen Batu, dem Melaka zugesprochen wurde. Das fünfte Großkhanat Negübeihafen ging dann an einen weiteren Enkel Putraqs V., das erst sehr spät geschaffene indische Teilreich Debul an einen nur entfernt mit dem Herrscherhaus verwandten, in der Region begüterten und gut vernetzten Hochadligen. Als der Kuriltai des Gesamtreiches die Erbfolgeregelung des Herrschers 1697 bestätigte, war Jagun Khan der Vater des künftigen Großkhans von Melaka.

    Sitria bestand daher darauf, rasch in die wichtige Hafenstadt umzuziehen und das verfügbare Krongut sofort in Anspruch zu nehmen. Da die älteste Tochter Ojuna aber verlobt war und im Herbst 1698 den anatolischen Khan Elkim heiraten sollte, verzögerte sich die Abreise um ein gutes Jahr. Erst 1699 machte man sich auf den Weg, musste dann aber in einem Schloss bei Basra den Winter und das Frühjahr verbringen, weil Ojuna niederkommen sollte. So kam es, dass Batu und seine Familie erst im Spätsommer 1700 in Melaka eintrafen. Schon einige Wochen danach musste der mittlerweile 21jährige das Teilreich als Großkhan regieren, weil Putraq V. das Zeitliche segnete. Der jüngste der sechs Großkhane strebte bereits Mitte 1701 die militärische Unterwerfung aller Regionen seines Herrschaftsgebietes an, die ihn nicht als Autorität anerkannten. Dabei neigte er allerdings zu übertriebener Härte gegenüber seinen eigenen Untergebenen und überschätzte die Ressourcen Melakas. Der alternde Jagun, der Sitria und seinen Kindern schon früher kaum einen Wunsch abgeschlagen hatte, findet nun offenbar nicht mehr die Kraft, Batu von seinem riskanten Kurs abzuhalten.
    Geändert von Jon Snow (22. November 2023 um 15:18 Uhr)

  6. #6
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    Ashoka I. wurde 1635 auf der Festung Ulm geboren, wo sein Vater Bulat als letzter Satrap von Tirol während eines gewaltigen Aufstandes (der ihn dann auch das Leben kosten sollte) seine Kinder aus erster und zweiter Ehe und seine junge dritte Frau Nayanatara, die bereits guter Hoffnung war, untergebracht und dem Schutz eines bairischen Regiments anvertraut hatte. Als Bulat dann tatsächlich zwei Jahre später in einer Schlacht gegen süddeutsche und ungarische Streitkräfte fiel, übernahmen die älteren, bereits volljährigen Kinder aus erster und zweiter Ehe rasch die Kontrolle über den Familienbesitz. Nayanatara musste sich fast mittellos in ihre indische Heimat zurückziehen. Sie hatte aber das Glück, dass Großkhan Yunus V. von einem sehr starken Gerechtigkeitsgefühl erfüllt war und die Ehefrau seines treuen Satrapen nicht vergaß. Die älteren Halbbrüder Ashokas (der damals noch den eher klassisch-mongolischen Namen Seged trug) mussten der jungen Witwe eine beträchtliche jährliche Leibrente auszahlen. Zudem erhielt sie etwas Besitz aus dem Krongut der Satrapie Surat. Nayanatara war damit finanziell abgesichert, und sie erwies sich außerdem als sehr begabte Geschäftsfrau. Auf ihren Gütern ließ sie seltene Gewürze anbauen und beteiligte sich schließlich auch an einigen Manufakturen in Indrapura, wo das Großreich Geschütze und Musketen, aber auch Kleidung und andere Gebrauchswaren für die Armee herstellte. Außerdem gelang es ihr in den gerade in Indien sehr unruhigen Jahren um die Mitte des Jahrhunderts herum, Güter von auswärtigen Familien günstig zu erwerben, die sich auf andere Gebiete des Großkhanats konzentrieren und ihre indischen Besitztümer deshalb rasch veräußern wollten. Als der junge Seged 1653 für volljährig erklärt wurde, war seine Mutter bereits eine der reichsten Frauen Indiens.

    1658 verstarb Nayanatara überraschend an einer leichten Verletzung, die sich beim Ausritt zugezogen hatte und die sich später unglücklich entzündete. Seged musste daraufhin ohne größere Vorkenntnisse die Leitung der weitgespannten Handels- und Plantagengeschäfte übernehmen, was ihm dank einiger erfahrener Verwalter recht gut gelang. Es wurde aber rasch deutlich, dass er eher an der Politik als am Geschäftsleben Gefallen fand. Dank seines großen Vermögens spielte er in Nordindien bald eine wichtige Rolle und versuchte, zwischen den Interessen des Großreiches und des Adels vor Ort zu vermitteln. Dadurch blieb die enge Bindung der indischen Satrapien auch nach Auflösung der Großsatrapien unter Yunus VI. erhalten. Während der Bahadur-Kriege warb Seged auf eigene Kosten Söldner an, um den Großkhan zu unterstützen und erhielt daraufhin den Rang eines Satrapen verliehen, ohne einen eigenen Amtsbezirk übernehmen zu müssen. Nach dem Sieg von 1681 stand der mittlerweile 46jährige dann auf dem Höhepunkt seines Einflusses in Nordindien. Er erhielt weitläufige Ländereien übertragen und amtierte zweimal als Satrap von Surat (1683-1689, 1694-1700). Als die indischen Khane bei der Aufteilung der Kronprinzenwürde 1697 nach zähem Ringen mit den regionalen Kuriltai ein eigenes Großkhanat durchsetzen konnten, erschien Seged beiden Seiten als geeigneter Kandidat: Putraq V. schätzte die Treue des Khans gegenüber seinem Bruder, die indischen Adligen lobten seine Vermittlungstätigkeit zum Wohle aller. Als im Herbst 1700 schließlich der letzte Herrscher des Gesamtreiches das Zeitliche segnete, übernahm Seged unangefochten das indische Großkhanat. Um seine Verbindung zum Subkontinent deutlich zu zeigen, änderte er zudem seinen Namen in Ashoka, was Anfang 1701 vom Kuriltai auch offiziell bestätigt wurde.

  7. #7
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    Berke I. kam 1664 als Urenkel Kebeks II. zur Welt, der damals als Großkhan von Dagomys im wichtigsten Teilreich regierte, aber kurz darauf verstarb. Es gibt ein Gemälde aus dieser Zeit, auf dem die Familie des Herrschers zusammen mit ihm abgebildet ist und auf welchem auch der Säugling in einer Wiege zu sehen ist. Berkes Mutter Zilana war die jüngste Tochter des späteren Großkhans Putraq V., sein Vater Yadigar entstammte einer auf eine Enkeltochter Yunus‘ IV. zurückgehenden Seitenlinie des Herrscherhauses.

    Während Berke aufwuchs, bemühte sich sein Großonkel Yunus VII. bereits, die Reichseinheit wiederherzustellen, was den Knaben sehr beeindruckte. Auf dem Kuriltai in Agra nach dem Sieg über einen indischen Rebellenfürsten wurde Berke für volljährig erklärt und erlebte in den Jahren danach den Erfolg der Bemühungen des Großkhans. 1685/86 begleitete er sogar den Kronprinzen Tohtu, als dieser im Namen seines Vaters die Huldigung der amerikanischen Kuriltai entgegennahm. Der warmherzige Empfang im Süden beeindruckte ihn tief, wie man einem Brief entnehmen kann, den er seinem Großvater nach Dagomys schickte und der im dortigen Geheimarchiv aufbewahrt wird. Daraus lässt sich auch entnehmen, dass er auf eine baldige Vollendung der Reichseinheit hoffte – ein Wunsch, der bereits 1687 in Erfüllung ging. Man darf Berke also wohl als eines der Mitglieder des Herrscherhauses ansehen, für die das eine Mongolische Reich in sechs Großkhanaten noch von Bedeutung ist.

    Der junge, lebenslustige und gutaussehende Khan wurde bald zu einem Liebling des Hofes in Dagomys und zu einem der Hoffnungsträger für die Zukunft. Zwar wurde manchmal hinter vorgehaltener Hand über seinen naiven Optimismus gespottet, seine Freundlichkeit und sein heiteres Wesen ließen die meisten Menschen aber darüber hinwegsehen. Tohtu IV. übertrug ihm 1692 sogar das Amt des Satrapen von Guangzhou, das er bis zum Kuriltai von 1697 mit Erfolg ausübte. Die 1697 vereinbarte Teilung der Kronprinzenwürde brachte auch für Berke eine neue Perspektive. Zwar hatte er selbst keine besonderen Ambitionen, doch innerhalb der Familie Putraqs V. war man übereingekommen, drei Großkhanate an Nachfahren des Herrschers zu vergeben und dabei auch die Enkelgeneration zu berücksichtigen. Als jüngster Tochter Putraqs gelang es Zilana aber nur, das kleine und eher unbedeutende ozeanische Teilreich für Berke zu sichern.

    Der frischgebackene Kronprinz war anfangs schockiert, dass er Dagomys bald für immer würde verlassen müssen, doch mit Hilfe seiner Familie – er hatte drei Brüder und sieben Schwestern, die er alle sehr schätzte – fügte er sich rasch in das Unvermeidliche. Sogleich gab er das Amt des Satrapen vorzeitig auf und machte sich auf den Weg in sein künftiges Reich am Ende der Welt. Dort traf er Anfang 1698 ein und erlebte einen wunderschönen Spätsommer, der ja im Süden des Erdenrunds in die ersten Monate des Jahres fällt. Berke war nun regelrecht begeistert von seiner neuen Heimat und bat seine Familie, rasch zu ihm zu kommen. Seine Frau Yildis und seine beiden Töchter hatten ihn bereits begleitet, und in den nächsten drei Jahren folgten ihm auch seine mittlerweile verwitwete Mutter und fast alle Schwestern und Brüder nach.

    Der Adel des ozeanischen Reichsteiles scheint den landesfremden Monarchen offenbar sehr zu schätzen, wie man einer Reiseerzählung entnehmen kann. Auch die Verwalter mehrerer Familiengüter, die Berke und die Seinen in Europa, Afrika, Amerika und Asien noch immer besitzen, berichten von einem guten Beginn seiner Herrschaft. Es heißt aber auch, dass die Flotte Negübeihafens von Melaka und Quito finanziert werden müsse.

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