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Thema: Der Mongolensturm - Eine neue Zeit

  1. #1
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    Der Mongolensturm - Eine neue Zeit

    Geschichte des mongolischen Reiches in vier Bänden
    Von Prof. Dr. Charles Jacobsen, Universität Cambridge

    Vorwort

    Das Reich der Mongolen, das heute mit Hilfe der Gnade Gottes den Frieden in diese Welt gebracht hat, galt lange Zeit als Geißel der Menschheit, als Strafe für die Sünden des Volkes und als Vorbote des Jüngsten Gerichts. Doch Gott hatte in seiner Barmherzigkeit beschlossen, den Tag des Zorns noch hinauszuschieben, um so seinen Kindern Gelegenheit zur Umkehr und Buße zu geben und sie zur wahren Religion zu führen, da er nach dem Zeugnis der Apostel nicht will, dass eines seiner Geschöpfe verloren geht. Dschingis Khan wurde so gleich dem Perserkönig Cyros oder dem römischen Kaiser Augustus zu einem Werkzeug göttlicher Gnade, ohne selbst davon zu wissen, in wessen Auftrag und im Dienst welcher heiligen Sache er wirkte.

    Dschingis Khan – damals noch Temüdschin genannt – setzte sich bis zum Jahr des Herrn 1206 in mancherlei Kämpfen als oberster Herr der mongolischen Stämme durch und erhielt auf einer Heeresversammlung – dem Kuriltai – den Namen verliehen, unter dem er sich schließlich die Erde unterwerfen sollte. Durch ihre Tapferkeit, ihr Geschick im Umgang mit Pferd und Waffen und im Einklang mit dem Willen Gottes, des Allmächtigen, waren sie allen Feinden überlegen und besiegten die Stämme der Steppe und auch die Zivilisationen in China, in Asien und in Europa. Viele Städte öffneten freiwillig ihre Tore, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt, so dass sie nicht mehr zu kämpfen vermochten.

    So eroberten die Mongolen zuerst Asien, dann auch Europa und Afrika und schließlich alle Welt. Doch die Kultur der Besiegten begann, sich die Sieger zu unterwerfen und ihre Rauheit wich der Erleuchtung, als der Herr ihre Seelen mit seinem Licht erglänzen ließ. So wurde das Reich der Mongolen und ihrer Verbündeten zum wahren Werk Gottes und zu einem Abbild des himmlischen Königreiches.


    Diese Zeilen verfasste der italienische Historiker, Theologe und Astronom Ugo Boncompagni im Jahr 1582. Aus ihnen spricht sicherlich auch der Versuch des Kardinals, sich die Herrscher des mongolischen Weltreiches gewogen zu machen, aber man darf wohl annehmen, dass er tatsächlich überzeugt war, im christlichen Großkhanat verwirkliche sich Gottes Heilswille. Selbst wenn Boncompagnis Hoffnung auf eine ewige Dauer des Reiches sich natürlich nicht erfüllte und Ende des 16. Jh. bereits der Höhepunkt der mongolischen Machtentfaltung überschritten war, handelt es sich bei seiner „Mongolischen Chronik“ doch um eine der wichtigsten Quellen für die Reichsgeschichte vom 13. bis zum 16. Jh., auf deren Grundlage zahllose historische Abhandlungen über das Mongolische Großkhanat beruhen. Auch für das vorliegende Werk wurde die Chronik ausgiebig benutzt, allerdings auch mit anderen Quellen verglichen und kritisch geprüft […]
    Geändert von Jon Snow (24. Januar 2024 um 09:01 Uhr)

  2. #2
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    Einleitung: Kurzchronik des mongolischen Weltreiches von 1206 bis 1700

    Die Chronik umfasst nur die ersten fünf Jahrhunderte, da das mongolische Weltreich danach nicht mehr als Einheit agierte, sondern endgültig in verschiedene regionale Teilstaaten mit eigenen politischen und ökonomischen Prioritäten zerfiel (CJ).

    1206 Die Heeresversammlung der Mongolen (Kuriltai) wählt Temüdschin zum obersten Khan und verleiht ihm den Namen Dschingis Khan.

    1209 Die Uiguren unterwerfen sich der mongolischen Macht und werden in das Reichsheer eingegliedert. Das verfügbare Aufgebot vergrößert sich damit deutlich und wird mit neuen Kampftechniken vertraut gemacht.

    1211-1216 Eroberung des Dschürtschen-Reichs in Nordchina. Die Song-Dynastie, das Jurchen-Reich und Korea zahlen jährliche Tribute.

    1219-1221 Ausgreifen nach Zentralasien, Eroberung Transoxaniens.

    1223 Sieg über ein russisch-kumanisches Heer an der Kalka, Eroberung der südrussischen Steppengebiete.

    1226-1236 Ausgreifen nach Persien, Mesopotamien und Anatolien. Das Abbasidenkalifat und seine Vasallen leisten nur sporadisch effektiven Widerstand, können aber zunächst ihre Unabhängigkeit wahren.

    1227 Tod Dschingis Khans; Nachfolger wird sein Sohn Ögedei, der in der 1220 errichteten Hauptstadt Karakorum residiert. Seine Brüder, Söhne und Neffen führen weitere Eroberungszüge an.

    1235 Vorstoß gegen die Jurchen, der aber nach ersten Erfolgen abgebrochen wird.

    1236-1240 Unterwerfung der meisten russischen Fürstentümer. Sie werden zum Teil direkt in das Reich integriert, zum Teil aber auch als tributpflichtige Vasallenstaaten eng an die mongolische Macht gebunden.

    1237 Tod des seldschukischen Sultans Kai Kobad; teilweise freiwillige Unterwerfung der Rum-Seldschuken und ihrer Vasallen.

    1240/41 Erste Expansion nach Mitteleuropa über Schlesien und Ungarn. Nach Siegen bei Muhi und Liegnitz ziehen sich beide mongolische Heeressäulen aus unbekannten Gründen zunächst wieder zurück. Hintergrund könnte die (falsche) Nachricht vom Tod des Großkhans Ögedei sein, dies ist jedoch umstritten.
    Geändert von Jon Snow (21. Oktober 2023 um 11:27 Uhr)

  3. #3
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    1241 Gerüchte über den Tod Ögedeis verbreiten sich im Reich. Daraufhin versuchen mehrere Heerführer, die Macht an sich zu reißen.

    1242 Ögedei Khan lässt alle Nachkommen Dschingis Khans nach Karakorum kommen und stellt die Nachfolgeordnung auf eine sichere Grundlage: Der Großkhan designiert bereits zu Lebzeiten einen Kronprinzen, der von der Heeresversammlung in Karakorum bestätigt wird, den er aber im Falle eines Fehlverhaltens auch ersetzen kann. Um den Zusammenhalt des Reiches zu stärken, hat jeder Heerführer oder Khan an den nun in festen, zweijährigen Abständen stattfindenden Kuriltai in Karakorum teilzunehmen und dort Rechenschaft abzulegen. Um die Expansion besser zu ordnen, werden vier von Ögedeis Söhnen und ein Bruder mit bestimmten Eroberungszielen betraut. Ziel ist jetzt entweder die Eingliederung in das Großreich oder eine jährliche Tributzahlung.

    1245-1249 Die Expansion wird wieder aufgenommen. Die in Europa und in den Vorderen Orient einfallenden Heere erobern Ungarn, große Teile des Balkans und das zerfallende Abbasidenkalifat. Gegen Ende des Jahrzehnts kann schließlich auch das von türkischen Stämmen bewohnte Kleinasien unterworfen werden, wobei die türkischen Reiter sich größtenteils den Mongolen als Verbündete anschließen. Ein vom unerfahrenen jüngsten Sohn Ögedeis geführter Angriff auf China misslingt jedoch. Diese Niederlage soll den Großkhan angeblich bewogen haben, seinen Neffen Batu zum Nachfolger zu ernennen.

    1249 Tod Ögedei Khans. Gemäß der 1242 beschlossenen Nachfolgeordnung tritt sein Neffe Batu I. die Nachfolge an, ohne dass es zu größeren Problemen kommt.

    1250 Der tatkräftige Batu überträgt weitere Eroberungen im Westen und Süden seinem ältesten Sohn Sartaq und seinen Brüdern Orda, Berke und Shibani, die er durch großzügige Landschenkungen und eine ehrenvolle Behandlung an sich bindet. Er selbst kümmert sich zunächst um die Organisation der bereits unterworfenen Gebiete.

    1250-1258 Shibani Khan rückt mit einer mächtigen Armee über Zentralasien nach Indien vor und plündert die Schätze des Subkontinents. Die verfeindeten Fürstentümer des Landes kommen mit den ungewohnten Kampfmethoden der Mongolen nicht zurecht und strecken meist die Waffen, wenn ihr jeweiliger Herrscher getötet oder gefangen genommen wird. Nordindien wird so recht schnell erobert und von Shibani in über 40 Provinzen aufgeteilt, welche häufig den früheren Fürstenstaaten entsprechen.

    1251-1256 In heftigen Kämpfen gelingt es Sartaq und Berke, die mit zwei Heeressäulen über Südrussland nach Ungarn und Polen einfallen, einen Großteil Europas zu unterwerfen oder tributpflichtig zu machen. Das kaiserlose Heilige Römische Reich findet sich nicht zu einer koordinierten Verteidigung zusammen, so dass Mitteleuropa bereits 1253 zur Gänze besetzt ist. Dabei wird auch die Kaiserkrone erbeutet, woraufhin Großkhan Batu den Kaisertitel selbst übernimmt. Sartaq und Berke entwickeln aber auch zunehmend Respekt vor den kulturellen Leistungen des Westens und empfangen 1254 sogar die Taufe, die ihnen der Bischof von Regensburg – wo sie ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben – spendet.

    1252-1257 Orda Khan unterwirft im Auftrag seines Bruders die Randgebiete der Arabischen Wüste und stößt nach Ägypten vor. Die Kämpfe sind nicht besonders hart, aber das für die Mongolen ungewohnte Klima verlangsamt die Vorstöße deutlich.
    Geändert von Jon Snow (27. September 2023 um 09:20 Uhr)

  4. #4
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    1255 Batu stirbt während der Vorbereitung auf einen neuen Chinafeldzug, der daraufhin um zwei Jahre verschoben wird. Sein Sohn Sartaq I. tritt unangefochten die Nachfolge an.

    1257-1269 Nach der Herrschaftsübernahme beginnt Sartaq mit dem lange erwarteten, gut vorbereiteten Chinafeldzug. Der militärisch mittlerweile sehr erfahrene Großkhan kann mit Hilfe westlicher Belagerungsspezialisten, die er aus Mitteleuropa mitgebracht hat, auch die chinesischen Städte bezwingen, so dass der Vormarsch gut vorangeht und auch den Süden des Landes erfasst. In der traditionsreichen Hauptstadt Kaifeng kann Sartaq schließlich die Huldigung der führenden chinesischen Adligen und der überlebenden Mitglieder der Song-Dynastie entgegennehmen.

    1270-1272 Der „lange“ Kuriltai zum Abschluss einer gewaltigen Eroberungsphase dient einer Neuorganisation des schnell gewachsenen Reiches. Auf Vorschlag eines persischen, aus dem Abbasidenreich übernommenen Schreibers wird das Satrapiesystem eingeführt, um die in den verschiedenen Regionen entstandenen Provinzen zusammenzuführen und militärisch, politisch und wirtschaftlich zu kontrollieren. Sartaq wird in dem Zusammenhang die Aussage zugeschrieben, man müsse die mit Gottes Hilfe erworbene Herde nunmehr hüten und mit allen nötigen Gütern versorgen, wie man es mit Pferden oder Schafen zu tun pflege. Damit endet die Zeit, in der die Versorgung und Belohnung des Heeres aus Beute bestritten wurde, und das Reich beginnt mit der organisierten Erhebung von Steuern und Zöllen. Um sich ihren Ämtern widmen zu können, müssen die Satrapen nicht mehr zu jedem Kuriltai erscheinen, sondern dürfen mit Zustimmung des Großkhans Vertreter entsenden. Ihre Amtszeit ist auf auf sechs Jahre beschränkt, wobei in bestimmten Fällen auch eine Verlängerung gewährt werden kann. Auf diese Weise soll eine Erblichkeit der Ämter vermieden werden.

    1271-1277 Der kampferfahrene Orda Khan erobert von Polen und Kiew aus das Baltikum, die noch bestehenden russischen Fürstentümer und Südfinnland. Dabei geht auch der Rest des Deutschordensstaates in tapferem Kampf unter.

    1274 Satraq, der weiterhin eine enge Bindung zum europäischen Westen pflegt und stets einige Priester in seinem Gefolge hat, entscheidet sich zum Bau einer neuen Hauptstadt. Karakorum eignet sich kaum zur Verwaltung des Reiches, da es recht abgelegen ist und schlecht versorgt werden kann. Das an einem Nebenfluss der Wolga gelegene Sarai ist hingegen von allen Reichsteilen aus gut erreichbar.

    1275-1279 Satraq Khan unternimmt einen weiteren Vorstoß nach Europa, nachdem einige westeuropäische Monarchen sich unter Führung Philipps des Tapferen von Frankreich zu einer antimongolischen Koalition zusammengeschlossen haben. Da der englische König Eduard I. „der Verräter“ während der Kämpfe zu Sartaq überläuft, gelingt es den Truppen des Großkhans, Westeuropa und Oberitalien zu unterwerfen. In Gent wird eine Satrapie eingerichtet, von der aus die Region beherrscht werden soll.

    1277-1288 Während Großkhan Sartaq mit dem älteren Sohn und Thronfolger Tohtu im Westen weilt, beginnt sein jüngerer Sohn Timur „der Seefahrer“ damit, die Inselwelt Südostasiens zu erkunden. Dabei setzt er vor allem südchinesische und koreanische Schiffsbesatzungen und Landungstruppen ein. Die Tributeinnahmen, die Tohtu nach Karakorum und Sarai schicken kann, sind sehr beträchtlich und stärken sein Ansehen.

    1289 Nach Timurs Rückkehr ernennt Sartaq ihn zum Satrapen von Guangzhou und gibt ihm den Auftrag, die Inselwelt weiter zu erkunden und dem Reich einzugliedern. Tohtu hingegen soll in Südindien eigene Eroberungen machen, um Prestige zu gewinnen.

    1290-1302 Die Eroberungszüge Tohtus und Timurs gehen gut voran, und ihre Schiffe treffen schließlich sogar in der Straße von Melaka aufeinander, wo eine chinesische Hafenstadt entdeckt und besetzt wird. In den folgenden Jahrzehnten erobern chinesisch-mongolische Seestreitkräfte schließlich die südostasiatische Inselwelt, Südarabien und die ostafrikanische Küste. Auf Sansibar richtet das mongolische Flottenkommando eine Satrapie mit mächtiger Hafenfestung ein, um die Region kontrollieren zu können.
    Geändert von Jon Snow (16. April 2024 um 21:00 Uhr)

  5. #5
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    1301 Nach langer Herrschaft stirbt der hochbetagte Großkhan. Da seine Söhne noch weit im Süden weilen, übernimmt ein Regentschaftsrat unter Timurs Ehefrau Zarina zunächst die Regierungsgeschäfte. Tohtu I. wird aber bereits zum neuen Herrscher ausgerufen.

    1304 Kurz nach seiner Heimkehr und der Huldigung durch den Kuriltai stirbt Großkhan Tohtu an einer Magenerkrankung. Der von der Heeresversammlung einige Wochen zuvor ernannte Thronfolger Sartaq II. – Timurs ältester Sohn – übernimmt die Herrschaft. Da Tohtus zweite Ehefrau Inara erst kurz zuvor Zwillinge geboren hat und diese in einigen Jahren vielleicht als neue Thronfolger in Frage gekommen wären, werden Gerüchte über einen Giftmord laut, den Zarina verübt haben soll.

    1305-1311 Um die Erfolge seines Vaters und seines Onkels nachzuahmen und vielleicht auch, um den Gerüchten über einen Giftmord bessere Nachrichten entgegenzusetzen, rüstet der neue Großkhan in Ägypten und im Süden Kleinasiens eine Flotte aus, mit welcher er den Mittelmeerraum erobern will. Während Griechenland und Italien, wo im Norden bereits mongolische Provinzen bestehen, schnell erobert werden, ziehen sich die Kämpfe in Spanien, Nordafrika und an der südfranzösischen Küste länger hin. Als Sartaq 1311 überraschend stirbt, sind Spanien und Marokko noch nicht vollständig unterworfen.

    1311 In Sarai wird der gleichnamige Cousin des Verstorbenen als Sartaq III. zum Großkhan ausgerufen. Die Situation in der Hauptstadt ist aber angespannt, da die beiden Zweige des Herrscherhauses – die Tohtuiden und die Timuriden – sich misstrauisch gegenüberstehen. Während Sartaqs Mutter Inara noch immer den Verdacht hegt, ihr Mann sei von Zarina ermordet worden, vermutet diese wiederum, ihre Schwägerin habe ihren Sohn auf dem Gewissen. Sartaq III. ist erst acht Jahre alt, kann die Spannungen also nicht ausgleichen.

    1313 Als Sartaq III. überraschend stirbt, eskaliert die Situation zwischen den „mannhaften Witwen“ und den beiden Familienzweigen endgültig. Die Timuriden verlassen schließlich Sarai, um sich im Osten Hilfe zu holen, während die Tohtuiden vor allem auf die Kämpfer Europas und des Vorderen Orients bauen.

    1313-1322 Der „Krieg der Witwen“ droht das Reich zu spalten, zumal beide Seiten bereits zu Kriegsbeginn eigene Großkhane erheben. Kebek I. – ein Sohn Tohtus und Bruder Sartaqs III. – residiert in Sarai, Timur I. – ein Sohn Timurs des Seefahrers – im chinesischen Guangzhou. Der Kampf tobt zu Lande und zur See, und zahlreiche Provinzen werden verwüstet. An den Rändern beginnen sich Tributstaaten und sogar einzelne Satrapien abzuspalten. Schließlich einigen sich die beiden Familienzweige nach dem Tod der „mannhaften Witwen“ – Inara war Im November 1321 verstorben, Zarina einige Monate später – auf einen Waffenstillstand und die Einberufung eines neuen Kuriltai mit Beteiligung beider Seiten in der traditionellen Hauptstadt Karakorum. Sowohl Kebek I. als auch Timur I. erklären sich bereit, dort ihr Amt niederzulegen, um den Frieden wiederherzustellen.
    Geändert von Jon Snow (29. Oktober 2023 um 09:21 Uhr)

  6. #6
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    1323 Der Reichsadel ruft mit Putraq I. einen Enkel Tohtus I. zum neuen Großkhan aus, der von der mütterlichen Seite her zugleich ein Enkel Timurs Khans ist. Ihm gelingt es schließlich, die zwei Familienzweige wieder zu versöhnen und die Reichseinheit zu sichern.

    1323-1331 In den ersten Jahren von Putraqs Herrschaft erobern seine Armeen abgefallene Provinzen zurück, besetzen säumige Tributstaaten und sorgen für eine weitere Expansion des Reiches. Besonders die Eroberung Japans und Ceylons im Jahr 1324 wird in Sarai mit großer Begeisterung aufgenommen. In Europa und im Nordseeraum verbleiben neben den mongolischen Satrapien hingegen mehrere einheimische Reiche und Staaten, die zwar durch hohe Tributforderungen stark beansprucht werden, dafür aber ihre Unabhängigkeit wahren können. Dies sind die Königreiche England, Schottland, Norwegen, Schweden, Dänemark und Asturien-Irun, die von Zisterzienseräbten geführten Föderationen Orkney und Shetland, die irischen Kleinkönigreiche, das päpstliche Latium, das Kalifat von Cordoba sowie die freie Stadt Lübeck. Europa ist damit in einer weltweit einzigartigen Situation, da die Mongolen dort freie Reiche grundsätzlich bestehen lassen, auch wenn einige von ihnen in besonderen Situationen später doch noch annektiert werden. Spötter sprechen zwar davon, dass dies vor allem mit der wirtschaftlichen und militärischen Rückständigkeit des äußersten Westens zu tun habe, aber es bietet sich damit die Perspektive für eine eigenständige Entwicklung, sollte das Imperium einmal kollabieren. Ganz Asien, die nord- und ostafrikanische Küste, die Inseln des Pazifischen und Indischen Ozeans Arabien und das Mittelmeer bleiben hingegen wie Kontinentaleuropa für drei oder vier Jahrhunderte unter direkter mongolischer Herrschaft.

    1333 Arabische Seefahrer im Dienste des Großkhans umfahren Australien und entdecken die beiden neuseeländischen Inseln und Tasmanien. In den folgenden Jahren beginnen einige nachgeborene mongolische Adlige, dort traditionell geprägte Viehzucht einzuführen und sich Ländereien anzueignen. Putraq I. richtet 1351 schließlich mehrere neue Satrapien für die Inseln im äußersten Süden ein, die auch weitere neuentdeckte Eilande weiter östlich umfassen, selbst wenn diese nur sehr langsam in Besitz genommen werden.

    1342 Eine von den eroberten Putraqineninseln aus nach Osten segelnde Expedition erreicht einen neuen Kontinent, der schließlich nach einem italienische Kartographen und Entdecker aus Sarai „Amerika“ genannt wird. Die Bedeutung dieser Entdeckung wird erst nach einigen Jahren begriffen, als man die Größe und der Ressourcenreichtum des Landes erkennt.

    1343-1393 In zahlreichen Feldzügen erobern mongolische Armeen die neue Welt. Das halbe Jahrhundert der Entdeckung, Besetzung und Ausbeutung ermöglicht es Putraq, loyale Khane zu belohnen, Kritiker in weite Ferne zu verbannen, sich als „neuer Dschingis“ darzustellen und Land zu verteilen. Da einige Lehen in Sibirien wegen Klimaveränderungen ohnehin stark unter Druck geraten sind, wird besonders der Nordteil des neuen Kontinents mit zahlreichen Reiterkriegern neu besiedelt.

    1355-1357 Mit einer Weltumseglung zeigt eine kleine Flottille der Guangzhou-Flotte, dass Amerika und Asien nicht miteinander verbunden sind. Daraufhin entscheidet Putraq, den Osten Amerikas von Europa aus zu kolonisieren. In Narwa, Jaffa, Konstantinopel, Tunis, Neapel, Cádiz, Venedig und auf den Kanaren werden Kriegs- und Handelshäfen errichtet, um den Atlantik zu kontrollieren. Nach einem Konflikt mit Asturien-Irun um einige Inseln vor der iberischen Küste annektiert das Mongolische Reich schließlich Teile Nordwestspaniens.

    1359 Zwei mongolische Flotten umsegeln von Nordwesten und -osten her den afrikanischen Kontinent, um an geeigneter Stelle Stützpunkte zu errichten und Verträge abzuschließen, mit denen man die Versorgung von Schiffen sicherstellen möchte. Im Lauf der nächsten 60 Jahre erobern Abenteurer, Gouverneure und Kaufleute allmählich den gesamten Süden und Osten und die Flussgebiete an der Westküste. Die Sahara und die stark vom Dschungel geprägten Regionen können aber nur unter lose oder sogar bloß nominelle Kontrolle des Reiches gebracht werden.

    1367 Nach einem knappen Jahrhundert verlegt Putraq I. die Hauptstadt ans Schwarze Meer, wo er eine kleine Siedlung namens Dagomys – einen „schattigen Platz“ – zur Stadt erhebt. Das ursprünglich tscherkessische Dorf wird zur neuen Metropole des Reiches ausgebaut und übertrifft bald den Glanz und den Reichtum Sarais, das als Sitz eines Satrapen und später eines Großsatrapen sowie des mongolischen Patriarchen aber dennoch eine bedeutende Rolle behält. Als „Herrin der zehn Welten“ (Westasien, Ostasien, Vorderer Orient, Ost- und Südafrika, Westafrika, Südostasien, Ozeanien, Europa, Nordamerika und Südamerika) ist das mehrfach vergrößerte Dagomys tatsächlich eine Art Welthauptstadt, die im Laufe der Zeit schließlich gut fünf Millionen Einwohner beherbergt. Sie ist aber zugleich auch sehr stark von Lebensmittellieferungen aus Südrussland, dem Niltal und vielen anderen Regionen abhängig, so dass der Seeverkehr im Schwarzen Meer und der Zugang zu den südrussischen Flüssen stets sorgfältig beobachtet und militärisch gesichert werden muss.

    1369 Mit dem Bau des Großkhan-Kanals in Ägypten gelingt es den Mongolen, ihre Provinzen in Asien, Afrika und Europa auf dem Seeweg besser zu verbinden. Die stets unruhigen Berber und die Stämme der arabischen Wüste werden als Vasallen und Verbündete mit Geschenken an das Großreich gebunden, um die wichtige ägyptische Satrapie und die nordafrikanische Küste zu schützen.

    1371-1374 Eine Expedition zu den Nilquellen ermöglicht es mongolischen Gelehrten, Afrikas geographische Verhältnisse besser zu verstehen und mit den bereits bekannten Karten der Küstenregionen zu verbinden. In der Folgezeit werden weitere Erkundungstrupps entsandt, um die großen Flüsse und Seen zu kartographieren und mögliche Wege für den Transport von Gütern und militärischen Einheiten zu entdecken.

    1382 Ein Kanalbau in Zentralamerika, bei dem ein See durchquert wird, gewinnt ebenfalls eine große Bedeutung. Allerdings hat der Kronprinzenkanal – die Idee stammte ursprünglich von Kronprinz Tughluk – immer wieder mit Erdrutschen, Flutwellen vom Meer her und anderen Problemen zu kämpfen, so dass die Landroute durch die Region weiterhin eine wichtige Verbindung zwischen der Ost- und der Westküste Amerikas darstellt. In der Folge entwickeln sich am „Amerikanischen Isthmus“ zahlreiche wohlhabende Hafenstädte, die von Handelsschiffen aus der ganzen Welt angelaufen werden.
    Geändert von Jon Snow (22. Januar 2024 um 22:44 Uhr)

  7. #7
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    1384 Der hochbetagte Großkhan stirbt und wird auf eigenen Wunsch in Jerusalem bestattet, wo viele Christen ihn bald als Heiligen zu verehren beginnen. Nachfolger wird sein Enkel Tughluk I.

    1385 Der sehr fromme Großkhan erlässt auf Wunsch des Papstes ein Gesetz, das den Abfall getaufter Christen mit Vermögensentzug und dem Verlust etwaiger Adelstitel bestraft. Die Dominanz des Christentums bei Hofe nimmt damit deutlich zu.

    1387 Trotz der Proteste mehrerer muslimischer, jüdischer, buddhistischer, konfuzianischer und schamanistischer Khane bestätigt der Kuriltai Tughluks Religionsgesetz. Dies hat sicher auch damit zu tun, dass der christliche Glaube besonders in der Oberschicht viele Anhänger gefunden hat, da eine Heirat mit den verschiedenen Nebenlinien des Herrscherhauses fast nur für christliche Jungen und Mädchen möglich ist. Die einfache Bevölkerung auf dem Land bleibt hingegen vielerorts bei althergebrachten Kulten und Zeremonien, die allenfalls christlich gedeutet oder durch christliche Riten ergänzt werden.

    1391 Auf einem Kuriltai in Dagomys – die Reichsversammlungen tagen schon seit der Zeit Putraqs fest in der Hauptstadt – werden die Satrapien neu geordnet. Da ihre Zahl zunimmt und im 15. Jh. schließlich auf über 500 steigt, entschließt sich Tughluk zur Einrichtung einer neuen Verwaltungsebene, den Großsatrapien. Diese umfassen jeweils 40-50 Satrapien und sind in wichtigen Hafenstädten beheimatet oder liegen direkt an einer Postlinie, um rasch Nachrichten, Gesandte, Waren oder Truppen aus der und in die Hauptstadt transportieren zu können. Diese Gestalt des Weltreiches bleibt nun für über zwei Jahrhunderte erhalten und stellt den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Höhepunkt der mongolischen Herrschaft dar. Dagomys ist nicht nur eine sehr reiche Stadt, sondern wird auch von einer vielfältigen Kultur geprägt, zu der alle Teile des Imperiums beitragen.

    1393 Nach der Unterwerfung mehrerer Karibikinseln nimmt der Großkhan die Huldigung des amerikanischen Kontinents entgegen, die ihm von Vertretern aus allen Regionen von Alaska bis Feuerland in Dagomys entgegengebracht wird. Allerdings dauert die Unterwerfung einiger kriegerischer Stämme noch bis ins 15. Jh. hinein an, und viele unzugängliche Gebiete Südamerikas werden allenfalls einer losen Oberhoheit des fernen Großkhans unterstellt.

    1402 Tughluk Khan stirbt. Sein Sohn Negübei I. tritt ohne Widerstand die Nachfolge an. Auf dem Kuriltai erklärt er sich aber bereit, einige Gesetze seines sehr frommen Vaters etwas zu abmildern, mit denen dieser die Abkehr vom Christentum unter Strafe gestellt hatte. Zwar ist der römische Glaube dank der katholischen Dynastie weiter auf dem Vormarsch, aber der junge Großkhan kann die religiösen Gegensätze teilweise entschärfen. Wirtschaftlich nimmt das Reich im 15. Jh. einen Aufschwung, da der Handel immer sicherer wird und die Seuchen, die sich nach den Entdeckungsfahrten des 14. Jh. ausbreiteten, allmählich unter Kontrolle gebracht werden können. Einige Höflinge rechnen dies vor allem der Frömmigkeit Tughluks, Negübeis und Yunus‘ zu, während manche Gelehrte eine vorteilhafte Veränderung der Miasmen oder der Sternenkonstellation feststellen.

    1407-1409 Großkhan Negübei unternimmt eine Reise durch Asien, Europa und den Vorderen Orient. Sie soll von Dagomys über Sarai und Karakorum nach Nordchina, dann über Japan auf dem Seeweg nach Amerika und von dort über den Atlantik in die Hauptstadt zurückführen. In der Nähe von Taschkent in Zentralasien muss die Reise jedoch Ende 1409 wegen einer schweren Erkrankung des Monarchen unterbrochen werden.
    Geändert von Jon Snow (21. Oktober 2023 um 11:23 Uhr)

  8. #8
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    1410 Als Negübei I. überraschend stirbt, wird sein jüngerer Bruder Yunus I. zum Großkhan ausgerufen. Zum ersten Mal seit fast einem Jahrhundert ist damit eine Regentschaft nötig, die von Yunus‘ Onkel Kabul, seiner Mutter Yasmina Theodora und dem angesehenen und erfahrenen General Marek Khan geführt wird. Dank der stabilen Reichsverwaltung und der unangefochtenen Überlegenheit der mongolischen Streitkräfte bleibt es überall ruhig.

    1411 Ein englischer Angriff auf die irischen Kleinkönige endet nach der Intervention des vom Großkhan entsandten Botschafters mit einem Friedensabkommen. Die irischen Kleinstaaten stellen den Mongolen fünf Häfen zur Verfügung, um den Handel mit Amerika zu erleichtern und schiffbrüchige Seeleute besser retten zu können. Diese Häfen nehmen in der Folge einen deutlichen Aufschwung, so dass Irland sich stark zur See hin orientiert. England kann sein irisches Lehen um Dublin herum halten, der König muss es aber stets einem Bruder, Sohn oder Verwandten als Apanage verleihen und darf es nicht selbst in Besitz nehmen. Zudem wird die Zahl der Männer reglementiert, die der englische Vasall in Irland unter Waffen halten darf.

    1412-1414 In Nordeuropa kommt es zu militärischen Konflikten zwischen den Königen von Dänemark und Schweden auf der einen und der freien Stadt Lübeck auf der anderen Seite. Auch dieser Konflikt kann schließlich von einem hochrangigen mongolischen Gesandten mit einem Kompromiss beigelegt werden. Hauptgewinner sind dabei die Kaufleute der Städte, aber auch des Ostseeraumes allgemein, da ein Zoll nur noch im Hafen und nicht mehr bei der Durchfahrt einer Meerenge erhoben werden darf.

    1413 Ein dritter Konflikt entsteht in Spanien, wo Kalif Muhammad VIII. verkleidete Banditen die eigenen Dörfer angreifen ließ, um gegen den Johanniterorden losschlagen zu können. Die Johanniter waren vom Großkhan mit der Aufsicht über Asturien-Irun betraut worden, um das Land, das 1357 stark verkleinert und unter die Kontrolle eines mongolischen Residenten gestellt worden war, besser beherrschen zu können. Ein Konflikt mit dem Kalifen droht den religiösen Frieden im Reich zu gefährden, so dass die Regentschaft sehr vorsichtig agiert. Die verbliebenen merinidischen Besitztümer in Spanien werden zwar ebenso wie auch der Rest Asturien-Iruns annektiert, der Kalif selbst darf sein Amt aber behalten und es sogar an seinen Sohn vererben. Als Amtssitz wird Konstantinopel bestimmt, wo das geistliche Oberhaupt mehrerer Zweige des Islam leichter kontrolliert werden kann. Das Kalifat verliert so in den folgenden Jahrhunderten stark an religiöser Bedeutung.

    1414-1417 In Finnland und in der Satrapie Nowgorod tobt ein heftiger Aufstand, der anfangs vom Erbfolgekonflikt einer mächtigen Familie ausgeht, sich dann aber auf Adel und Volk der Region ausweitet. Schließlich werden auch der schwedische König und die freie Stadt Lübeck in den Krieg hineingezogen. Es gelingt den Truppen des Großkhans aber, die Rebellion mit einer Strafexpedition zu unterdrücken.

    1415 In Burgund eröffnet der „westlich“ ausgerichtete Satrap Johann Khan, der aus einem französischen Adelsgeschlecht stammt, eine „Ritterakademie“ und stiftet einen Orden, um edles Verhalten bei Adligen zu fördern. Da die Akademie bald große Beliebtheit und hohes Ansehen in Europa gewinnt, entwickelt sich die Region an der deutsch-französischen Sprachgrenze zu einem Zentrum der ritterlichen Lebensart und des Turnierwesens.

    1416-1422 Nach einer Beleidigung berberischer Vasallen durch den ägyptischen Satrapen Mehmed Khan kommt es zu schweren Kämpfen im Niltal, die schließlich in der Plünderung Alexandrias gipfeln. Obwohl Mehmed Khan vom Großsatrapen abgesetzt wird, dauern die Auseinandersetzungen an. Selbst eine in die Region entsandte Armee aus Arabien und dem Zweistromland kann die Angriffe der Berber nur mit größter Mühe zeitweilig unter Kontrolle bringen.

    1417 Das schottische Parlament erlässt ein Verbot für schottische Adlige, dem englischen König zu huldigen. Dadurch müssen sich die Sippen entscheiden, wo sie ihren politischen Schwerpunkt bilden wollen, so dass England und Schottland sich zunehmend voneinander entfernen.
    Geändert von Jon Snow (02. September 2023 um 08:14 Uhr)

  9. #9
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    1418 Yunus I. wird für volljährig erklärt, behält seine bewährten Berater aber bei. Auch die Khaninmutter kann ihre angesehene Position bewahren. Dennoch ergibt sich wegen der besonderen Vertrauensstellung Marek Khans eine gewisse Machtverschiebung bei Hofe.

    1419-1425 In Nordschweden kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern altnordischer Kulte und den Christen der Region, die von einem besonders glaubensstarken Bischof ermutigt werden. Da der schwedische Hof gespalten ist – die Ehefrau des Königs gilt als entschiedene Heidin – muss schließlich ein Kompromiss mit verschiedenen altgläubigen Gruppen gefunden werden. Dadurch bleibt das Heidentum nördlich von Stockholm weit verbreitet.

    1420-1421 Ein schon längere Zeit zwischen dem Satrapen von Innsbruck und dem in Urach residierenden Gouverneur von Schwaben schwelender Streit eskaliert. Der Satrap lässt sogar eine Armee von Söldnern nach Norden marschieren, um das Land seines Kontrahenten zu verwüsten. Die Satrapen von Gent und Frankfurt reagieren aber rasch und bezwingen ihren Amtskollegen militärisch. Der Tiroler Adel, der sich dem Aufruhr größtenteils angeschlossen hatte, verliert danach seinen Besitz, so dass die Güter des Großkhans im Alpenraum deutlich anwachsen. Tirol bleibt damit eine wichtige Stütze der mongolischen Herrschaft und der Machtstellung von Dagomys in Mitteleuropa.

    1421-1434 Mehrere große Expeditionen unter dem Kommando des chinesisch-mongolischen Admirals Zheng He erweitern die Kenntnisse über den südpazifischen Raum und die Winde des indischen Ozeans erheblich. Zudem können zahlreiche Inseln für das Reich in Besitz genommen werden. Zheng He gelingt es auch, ein strategisches Gesamtkonzept für die Verteilung der mongolischen Flotten in aller Welt zu erarbeiten, das für die kommenden Jahrhunderte wegweisend bleibt. Dadurch erleichtert der Admiral nicht bloß die Sicherung der Handelswege, sondern verstärkt auch die militärische Präsenz des Reiches in entlegenen Regionen. Als Zheng He schließlich das Zeitliche segnet, werden seine Neffen und Nichten und sein Adoptivsohn von Yunus Khan in den erblichen Adelsstand erhoben und mit Land belohnt, das größtenteils in der neuen Welt – besonders in der Karibik – liegt. Dort spielt die Zheng-Familie schließlich eine führende Rolle.

    1422 Die junge Anführerin der aufständischen Berberkoalition, die als Kahina bezeichnet und verehrt wird, gerät bei einem Überfall in die Hände der ägyptischen Verteidiger. Der Satrap beeilt sich, sie umgehend zur Aburteilung nach Dagomys zu schicken. Großkhan Yunus ist aber erkennbar von der Kriegerin beeindruckt und entscheidet mit Unterstützung Marek Khans, ihr die Freiheit zu schenken und ein neues Abkommen mit den Berbern zu schließen, das diesen gegen einen Gefolgschaftseid und die dauerhafte Gestellung von Hilfstruppen Subsidien zuspricht. Dadurch gelingt es zwar, Ägyptens Grenzen wieder zu sichern und zusätzliche Truppen für Feldzüge in den Wüsten Arabiens und Nordafrikas anzuwerben, zugleich erleidet der junge Herrscher aber in den Augen vieler Adliger einen Verlust an Prestige. Schließlich ist man es nicht gewohnt, andere Völker für Frieden zu bezahlen.

    1423-1431 In Westeuropa breitet sich die Bewegung der „Lammköpfer“ aus. Hintergrund ist der spöttische Name, den König Heinrich V. bei einem Bankett kurz vor seinem Tod für den jungen Großkhan verwendete und der im Nordseeraum rasch die Runde macht. Es heißt, „Yunus das Lamm“ habe nicht die Standhaftigkeit und den kriegerischen Willen seiner im Steppenkampf gestärkten Vorfahren. Er sei nicht imstande, das Reich zusammenzuhalten und neue Länder zu unterwerfen, wie man in Nordafrika gesehen habe. Die Bewegung bleibt aber weitgehend auf die deutsch- und englischsprachige Oberschicht beschränkt, da echte Revolten kaum erfolgversprechend erscheinen. Einzelne Verschwörungen in Österreich und Böhmen werden rasch aufgedeckt, so dass es nicht zu größeren Problemen kommt. Dennoch hat die Lammköpferbewegung Einfluss auf die Oberschicht Mitteleuropas, die sich so auch unter mongolischer Herrschaft eine gewisse geistige Eigenständigkeit bewahren kann. Auch die Städte der Region behalten häufig eine einheimische kulturelle Prägung.

    1424 Yunus Khan empfängt eine Gesandtschaft des Heiligen Stuhls. Dabei bestätigt er dem Papst den Besitz der Stadt Rom und ihres Umlandes, die dem Heiligen Stuhl von Sartaq I. zugesprochen worden war. Als Gegenleistung erhebt die höchste Autorität der Christenheit die Bischöfe dreier Residenzstädte von Großsatrapien zu Patriarchen. Es handelt sich um die Oberhirten von Melaka, Shikawo und Sansibar. Zugleich wird dem Patriarchen von Sarai die höchste Würde nach dem Papst zuerkannt, was in Konstantinopel zwar Unmut auslöst, aber letztlich überall akzeptiert wird. Auch wenn Papst Siricius II. damit die Herrschaft über Rom und den Jurisdiktionsprimat über die Weltkirche stabilisieren kann, gilt der Großkhan als eigentlicher Gewinner der Vereinbarung. Die Strukturen der Kirche werden mit denjenigen des Imperiums verknüpft, was die Stellung des Herrschers aufwertet. Da Yunus zudem das Recht erhält, die Reichsbischöfe zu designieren, kann er kirchliche Würdenträger in den Provinzen eng an sich binden, was den Zusammenhalt des Großkhanats stärkt.

    1425 Großkhan Yunus stiftet in Dagomys eine eigene Universität, die bald zu einem Zentrum der Gelehrsamkeit wird, auch wenn Sarai weiterhin die führende Position einnehmen kann. Große Aufmerksamkeit finden vor allem die Vorlesungen zum islamischen Recht und zum Koran, die ein Dozent aus Izmir hält und die schließlich wegen des großen Andrangs an den Schwarzmeerstrand verlegt werden müssen. Der aus einem angesehenen Adelsgeschlecht stammende Mufti Osman – wegen seiner aristokratischen Erscheinung häufig „der Sultan“ genannt – vereint in seiner Theologie religiöse, philosophische und sozialkritische Ideen und stiftet sogar eine eigene philosophische Gemeinschaft, den „Phrygierbund“. Besonders Osmans Ablehnung der Sklaverei wird in vielen Regionen des Reiches intensiv diskutiert.

    1426-1427 Ein Aufruhr in Nordwestindien wird vom jungen Gouverneur Bahadur Khan mit Bravour niedergeschlagen. Als er daraufhin aber nicht zum Satrapen ernannt wird, reicht er erbost seinen Abschied aus dem Reichsdienst ein.

  10. #10
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    1429 Yunus Khan legt dem Kuriltai einen Plan vor, wonach die Sklaverei in den nächsten fünf Jahren überall im Reich abzuschaffen ist. Da Osmans Predigten und Vorträge gerade in der Hauptstadt hohe Wellen geschlagen haben, nimmt eine knappe Mehrheit der Versammlung das Gesetz an. Allerdings wird die Frist für die endgültige Freilassung bis 1437 verlängert, um wirtschaftliche Schwierigkeiten zu vermeiden. Dennoch kommt es in den 1440er-Jahren in einigen Regionen zu einer ökonomischen Krise, was die Sklavenbefreiung allerdings nicht aufhält.

    1430-1433 Der unzufriedene indische Khan Bahadur sammelt ehemalige Sklavenhändler, verarmte Adlige und radikale Brahmanen, um sich selbst eine unabhängige Satrapie zu erobern. Dank seiner militärischen Fähigkeiten gelingt es ihm, die Streitmacht des lokalen Satrapen mehrere Jahre lang zu beschäftigen. Schließlich erliegt er aber den von Großkhan Yunus entsandten Verstärkungen. Die aus Ungarn stammende Khanin Sosha wird 1433 zu seiner Nachfolgerin im Gouverneursamt ernannt und übernimmt einen Großteil seines familiären Landbesitzes. Als Christin bringt sie außerdem den Salzburger Diözesanpriester Jeremias von Demmingen als ihren Beichtvater mit. Monsignore Jeremias steigt später zum Erzbischof von Debul auf und errichtet ein päpstliches Missionsgebiet in der Region, die dadurch eine stark christliche Prägung gewinnt.

    1435 In Rom tritt ein römischer Adliger auf, der sich Numa II. Pomilius nennt und offenbar versucht, die altrömische Religion wieder aufleben zu lassen. Die Oberschicht der Ewigen Stadt scheint die neue Bewegung sehr zu schätzen, was vielleicht damit zu tun hat, dass die meisten Päpste mittlerweile aus dem Mongolischen Reich stammen.

    1437-1438 Als der englische König Heinrich VI. einige Ritter aus der Normandie ermutigt, in Schwureinungen mit englischen Standesgenossen einzutreten, um „dem Lamm“ nicht mehr folgen zu müssen, reagiert der Großkhan rasch. Die übriggebliebenen Lehen des Königs auf dem Festland werden eingezogen, zudem muss England fünf Städte für den mongolischen Handel als Freihäfen öffnen. Der junge Monarch wird kurz darauf vom Parlament abgesetzt und flieht nach Schottland.

    1438 Numa II. Pomilius wird aus Rom verbannt und stirbt im Jahr darauf in Neapel. Dennoch breitet sich die vom griechischstämmigen Satrapen Amir Khan unterstützte Bewegung weiter aus und erfasst bald die ganze Satrapie Athen. Diese besteht aus Süditalien und dem alten Hellas und gewinnt so allmählich eine kulturelle Einheit, die sich auf die Antike bezieht, auch wenn der Großteil der Bevölkerung christlich bleibt.

    1439 Ein englischer Angriff auf Schottland endet mit einem Misserfolg. Die geschickte, von der Landeskenntnis der Truppen profitierende Abwehr des größeren Nachbarn stärkt das Ansehen der schottischen Krone. Um sich gegen weitere Feindseligkeiten zu wappnen, schließt König Jakob II. eine Allianz mit der irischen Föderation und dem Königreich Norwegen, die auch den Seehandel der drei Reiche belebt.

    1441 Nach mehreren Scharmützeln zwischen den führenden Baronen ruft das englische Parlament schließlich König Heinrich VI. zurück. Der Monarch muss aber eine neue Charta unterzeichnen, die faktisch die Herrschaft der Barone festschreibt. Da der Großkhan 1438 zudem den Tribut erhöht hat, ist der Handlungsspielraum des Königs künftig sehr gering.

    1442-1451 Kronprinz Nambuq unternimmt als erstes Mitglied der Dynastie eine Reise in die amerikanischen Besitzungen des Reiches. Dazu fährt er mit einer prachtvollen Flotte über das Mittelmeer auf die Kanaren und überquert dann den „westlichen Ozean“. In Amerika besucht er die wichtigsten Städte und reist danach an der Westküste des Kontinents entlang nach Süden. Über die Inseln Ozeaniens kehrt er schließlich auf die Putraqinen und in die alte Welt zurück und bereist die Küstenstädte Chinas, Südostasiens und Indiens. Die Fahrt gilt als Zeichen dafür, dass Yunus I. das ganze Reich im Blick hat und seinen Nachfolger gut auf die Rolle als Weltenlenker vorbereiten möchte.

    1444-1448 In Nordschweden brechen erneut Kämpfe zwischen den Altgläubigen und den Christen aus. Diesmal sind letztere aber deutlich im Vorteil, weil der Deutsche Orden mit Unterstützung der Johanniter ins Land kommt, um den bischöflichen Truppen beizustehen. Nach harten, vierjährigen Kämpfen gelingt es schließlich, den Großen Tempel von Uppsala einzunehmen und in eine Michaelskirche umzuwandeln. Der Sieg der Christen scheint damit vollkommen, doch die heidnische Religion bleibt auf dem Lande und auch in Norwegen und Finnland weiter präsent.

    1451 Großkhan Yunus untersagt auf Wunsch mehrerer Khane die Kastration von Knaben, für welche trotz der Abschaffung der Sklaverei noch immer eine große Nachfrage besteht. Arme Eltern erlauben daher häufig den verstümmelnden Eingriff und geben ihre Söhne zugleich in die Obhut eines Adligen oder eines Chorleiters. Der Heilige Stuhl untermauert das Verbot, indem er den großen Kirchen erlaubt, eigene Mädchenchöre einzurichten, sofern für Schutz und sittliche Reinheit der Kinder beiderlei Geschlechts gesorgt ist. Die Kirchenmusik gewinnt dadurch ebenso neue Impulse wie die Bildung von Mädchen.
    Geändert von Jon Snow (16. November 2023 um 13:59 Uhr)

  11. #11
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    1454 Großkhan Yunus ernennt seinen ältesten Sohn Nambuq zum Mitregenten, um ihn noch stärker auf die Nachfolge im Mongolischen Reich vorzubereiten. Zugleich verleiht der Kuriltai ihm im kommenden Jahr mehrere bedeutende Titel wie das chinesische und das römische Kaisertum. Auch der zweite (Kabul) und dritte Sohn (Yunus) des Großkhans werden mit Ehrungen und Ländereien bedacht, um den Frieden in der Dynastie zu erhalten.

    1457-1464 Eine zweite Reise des Kronprinzen führt durch die Satrapien Asiens und Europas. Dort inspiziert er auch die jeweiligen Heere, die es in den letzten Jahrzehnten vorwiegend mit Banditen zu tun hatten. Ihr Kampfwert gilt aber dennoch weiter als sehr hoch. Nambuq sorgt zudem für eine flächendeckende Ausrüstung mit Feldartillerie, die in Nordeuropa schon seit dem schwedischen Bürgerkrieg verwendet wird und der Reiterei durchaus Schwierigkeiten bereiten kann.

    1468-1474 Ein Krieg zwischen Dänemark und Norwegen um Handelsrechte und die Fischerei dänischer Seeleute in Nordskandinavien endet mit einem Sieg Oslos. Dänemark, das zuletzt als stärkste nordeuropäische Macht gegolten hatte, muss daraufhin auch Lübeck und den schwedischen Kaufleuten zahlreiche Privilegien einräumen.

    1470 Großkhan Yunus begeht sein Diamantenes Thronjubiläum. Die Festlichkeiten werden stark an die Feier von 1383 angelehnt, weil Yunus seinen Urgroßvater Putraq sehr verehrt. Dennoch wird an den technischen Spielereien und den ausgesuchten Speisen aus aller Welt auch deutlich, wie stark sich das Reich in den letzten 90 Jahren entwickelt hat.

    1471 Yunus Khan stirbt friedlich in seinem Palast, kurz nachdem er die Regierungszeit seines Urgroßvaters übertroffen hat. Sein Sohn Nambuq I. tritt unangefochten die Nachfolge an.

    1472 Gleich bei seinem ersten Kuriltai schlägt der neue Großkhan eine Reihe militärischer Reformen vor, um das Reichsheer schlagkräftiger zu machen. Neben die Reiterei und die Aufgebote der lokalen Gemeinen treten nun vermehrt Söldnerregimenter, die moderne Waffen führen und vielseitig einsetzbar sind.

    1475 Als Nambuqs einziger Sohn Timur bei einem Bad im Schwarzen Meer ertrinkt, ernennt der untröstliche Großkhan seinen Bruder Kabul zum designierten Nachfolger.

    1477 Nur zwei Jahre nach seiner Ernennung stirbt Kronprinz Kabul noch vor seinem älteren Bruder. Der Großkhan designiert daraufhin den nächstjüngeren Bruder Yunus, obwohl dieser als leicht behindert gilt. Die Stabilität des Imperiums ist offenbar so groß, dass die Person des Herrschers nicht mehr unbedingt Kraft und kriegerische Tüchtigkeit ausstrahlen muss.

    1479 Nach dem Tod des Großkhans übernimmt sein Bruder als Yunus II. den Thron. In seiner Regierungszeit verlässt er sich in hohem Maße auf Adlige, die schon seit den frühen 1460er-Jahren die Politik des Reiches mitbestimmten. Viele der von Nambuq I. geplanten Reformen bleiben daher Stückwerk. Zugleich wird der Monarch zur Quelle zahlreicher Anekdoten, die seine einfache Weltsicht, aber auch sein liebenswertes Wesen thematisieren. „Ich bin der Großkhan, und ich will jetzt Buuz!“ wird beispielsweise zu einem geflügelten Wort.

    1484 Yunus der Gütige segnet das Zeitliche, und mit Putraq II. übernimmt ein weiterer Sohn von Yunus I. die Regierung. Anders als sein Vorgänger versucht der neue Großkhan durchaus, eigene Akzente zu setzen. Da er aber schon recht betagt und von schlechter Gesundheit ist, bleibt die Macht der „Hofkamarilla“ weitgehend erhalten.

    1487 Mit dem kinderlosen Tod Putraqs wird dessen Neffe Yunus III. neuer Großkhan, der in weiblicher Linie ein Enkel Yunus I. ist. Er besetzt viele Stellen bei Hofe neu und beseitigt so mit Unterstützung aus den Satrapien die Macht der „Hofkamarilla“. Die Machtkämpfe in der Hauptstadt erschweren es aber auch ihm, Reformen anzustoßen. Erst seit Mitte der 1490er-Jahre kommt es hier zu intensiveren Bemühungen, die allerdings nach dem plötzlichen Tod des Großkhans weitgehend enden. Es gehen in der Folge zahlreiche Gerüchte um, Yunus III. sei vergiftet worden, wobei meist ein zurückgesetzter Höfling, ein ehrgeiziger General oder sogar seine eigene Tochter Aynur, die Mutter des Kronprinzen, als Verdächtige genannt werden.
    Geändert von Jon Snow (22. Oktober 2023 um 13:02 Uhr)

  12. #12
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    1498 Nach dem überraschenden Tod seines Großvaters Yunus III. wird dessen erst 17jähriger Enkel Yunus IV. neuer Großkhan. Der englisch-mongolische Historiker Edebek Gibbons nennt die Zeit seiner Herrschaft später die „langweiligste und glücklichste, die es auf Erden jemals gab“. Tatsächlich ist das Reich im 16. Jh. weitgehend saturiert und prosperiert wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell in außergewöhnlicher Weise. Zugleich liegt in dieser Ära auch der Keim des späteren Niedergangs. Eine bereits in den letzten Regierungsjahren Yunus' IV. erkennbare Klimaverschlechterung bringt viele führende Adelsgeschlechter in wirtschaftliche Turbulenzen, während der wohlhabende Bürgerstand an Einfluss gewinnt. Dadurch steigen vielerorts die politischen Spannungen, die schließlich in den großen Aufständen des 17. Jh. kulminieren werden. Zudem wird die Reformunfähigkeit des Reiches, die im Grunde bereits unter Yunus I. einsetzte, zunehmend chronisch. Yunus IV. gilt zwar als unprätentiös und sehr freundlich, so dass es in seinem Umfeld in Dagomys und unter den Großsatrapen nicht zu Verwerfungen kommt. Er neigt aber zu Ruhe und Bequemlichkeit und bald auch zu starkem Übergewicht, und in seiner überlangen Regierungszeit verlässt er nur selten die Paläste und Lustgärten im Schwarzmeerraum, um das Land zu bereisen. Selbst der Niederadel der Alten Welt bekommt den Herrscher daher praktisch nie zu Gesicht. In den Provinzen ist Yunus IV. zwar durch Münzen, Bilder und Statuen allgegenwärtig, bleibt aber letztlich eher ein fernes Symbol des Reiches und keine direkt erfahrbare Macht. Dennoch kommt es zu seiner Zeit kaum zu Revolten oder anderen Schwierigkeiten, zumal die wirtschaftliche Blüte das Los vieler Bürger und Bauern erleichtert.

    1503-1504 Eine Reise in den Norden Westasiens führt den jungen Großkhan zu Reiteradligen und Söldnern, die dort gegen aufrührerische Banditen vorgehen. Dabei gelingt es ihm, die Männer durch motivierende Ansprachen an sich zu binden. Solche Reisen werden aber im Laufe der Jahre immer seltener.

    1507-1510 Mehrere Reformgesetze sollen die Stärke der Reichsarmee und die Effizienz der Verwaltung verbessern, erreichen dieses Ziel aber nur zum Teil. Die Flotte profitiert hingegen sehr von den technischen Entwicklungen des späten 15. und frühen 16. Jh. und den hohen Mitteln, die der Großkhan für eine Modernisierung zur Verfügung stellt.

    1515-1522 In den „Sieben Goldenen Jahren“ entwickelt Großkhan Yunus, von seiner dritten (sehr jungen) Ehefrau gedrängt und ermutigt, nochmals starke Reformideen und feiert in der Residenz zugleich rauschende Feste. Vor allem der Kontakt zu jungen Adligen wird dadurch enger, was die Position des Monarchen in den nächsten Jahren bedeutend stärkt. Diese Zeit endet allerdings abrupt, als die junge Gemahlin des Herrschers im Kindbett stirbt.

    1523 Zum Silbernen Thronjubiläum wird von den Höflingen eine große Feier geplant, um den Monarchen aufzumuntern. Dies gelingt besser als erwartet, zumal Yunus sich sogar verliebt und alsbald zum vierten Mal heiratet. Da es sich um eine Bürgerliche aus dem Stadtpatriziat von Dagomys handelt, sucht der Großkhan allerdings die Zustimmung des Kuriltai.

    1524 Der Kuriltai befürwortet einmütig die neue Ehe des Großkhans und stimmt zugleich auch der Erbberechtigung von Kindern aus der nicht standesgemäßen Beziehung zu. Yunus hat noch keine Söhne, so dass ein Cousin als Thronfolger bestimmt worden ist.

    1525 Die Großkhanin bringt einen Sohn zur Welt, der auf den Namen Putraq getauft wird. In der Folge werden zahlreiche Prophezeiungen ausgesprochen, wonach dieser ein weiteres Goldenes Zeitalter des Friedens gleich dem seines Vaters prägen werde.

    1527 Der junge Augustinermönch Martin Luther aus der Satrapie Breslau übernimmt das Amt des Hofpredigers in Dagomys. Seine maßvollen Reformvorschläge werden in den kommenden Jahren zum Teil vom Heiligen Stuhl verwirklicht, zum Teil aber auch auf ein künftiges Konzil verschoben, das schließlich im Jahr von Luthers Tod 1546 eröffnet wird.

    1528 Nachdem auch seine vierte Frau verstorben ist, bleibt Yunus IV. künftig unverheiratet. Da ein Sohn und mehrere Cousins und Neffen zur Verfügung stehen, gilt die Zukunft der sartaqidischen Dynastie als gesichert, so dass der Großkhan nicht zu einer neuen Vermählung gedrängt wird.

    1531 Der kleine Putraq wird vom Kuriltai als neuer Kronprinz bestätigt, nachdem Yunus den bisherigen designierten Nachfolger abgesetzt hat. Da dieser – ein Cousin des Herrschers – sich keiner Vergehen schuldig gemacht hat, verleiht der Großkhan ihm zum Trost reiche Ländereien im Süden Chinas und auf den Gewürzinseln.
    Geändert von Jon Snow (12. April 2024 um 21:46 Uhr)

  13. #13
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    1542-1547 In England und Schottland brechen Bürgerkriege aus, da beide Reiche nach dem Tod aller männlichen Prätendenten an die neugeborene schottische Königstochter Maria Stuart fallen. Mehrere Barone beider Länder versuchen, den Thron selbst zu erringen oder zumindest die Regentschaft zu übernehmen. 1547 rufen schließlich beide Parlamente Großkhan Yunus als Schlichter an.

    1546-1549 Ein in Dagomys eröffnetes Konzil bleibt ohne konkrete Ergebnisse und klärt nur einige theologische Spezialfragen. Auch die römische Kirche scheint von Reformunfähigkeit befallen zu sein, die das Reich seit Jahren prägt. Mehrere radikale Anhänger Martin Luthers predigen daraufhin gegen die Dominanz des Papstes und des Patriarchen von Sarai. Beiden wird vorgeworfen, sich von den Wurzeln des Glaubens entfernt zu haben.

    1549 Großkhan Yunus entscheidet den englisch-schottischen Bürgerkrieg mit einer von den Hofdichtern als „salomonisch“ gepriesenen Lösung. Maria übernimmt bis zu ihrem Tod den Thron beider Reiche. Als Regenten werden jeweils vier Barone, vier Kleriker und drei Bürger eingesetzt, die ihr Land separat im Einvernehmen mit dem nationalen Parlament verwalten. Zudem wird Maria mit einem auswärtigen Prinzen – einem erst achtjährigen Großneffen des Großkhans – vermählt. Das erste überlebende Kind des Paares soll nach Marias Tod einmal den englischen, das zweite den schottischen Thron erben. Es gilt in den freien europäischen Ländern als Zeichen der gütigen mongolischen Herrschaft, dass Yunus IV. sogar ein Mitglied der Dynastie für den Frieden auf den britischen Inseln zur Verfügung stellt und zeigt zudem deutlich das Prestige, das die früheren Eroberer in Europa gewonnen haben.

    1551-1556 In mehreren mongolischen Städten erteilen die Behörden den „Lutheranern“ ein Predigtverbot. Da die Reichsgesetze eigentlich kein Eingreifen gegen Häresien vorsehen, ist die Begründung meist, dass eine radikale Auslegung der Bibel zu Aufruhr und Umsturz der gottgewollten Herrschaft anstacheln könnte.

    1558 Großkhan Yunus feiert wie seine Vorfahren Putraq I. und Yunus I. das Diamantene Thronjubiläum. Die Feierlichkeiten übertreffen alles bisher Dagewesene und zeigen, wie beeindruckend die technischen Errungenschaften der mongolischen Ära sind.

    1561 Wenige Jahre nach diesem Höhepunkt der Regierungszeit Yunus' IV. stirbt vollkommen überraschend Kronprinz Putraq und lässt eine kleine Tochter zurück. Diese wächst dem Herrscher schließlich besonders ans Herz und wird später auch den Thronfolger des Großkhans zur Welt bringen.

    1563 Das Eiserne Thronjubiläum, das Yunus IV. als erster Großkhan erreicht, wird mit stark eingeschränktem Aufwand gefeiert, da der Herrscher noch in Trauer ist. Erst allmählich findet der Hochbetagte schließlich seine Lebensfreude wieder.

    1574-1579 Im Kaukasus versucht ein junger Ingenieur, Dampfkraft zur Bewegung von Loren zu nutzen. Trotz einiger Anfangserfolge wird das Projekt aber nach einem schweren Unglück aufgegeben. Das späte 16. Jh. gilt gerade in wissenschaftlicher Hinsicht als Wendepunkt der mongolischen Geschichte. Nach der Jahrhundertwende geht wegen der zahlreichen Krisen und des Konservativismus in der Gesellschaft der Stand der Technik allmählich zurück.

    1577 Im Alter von erst 18 Jahren bringt Yunus‘ Enkelin Tsvellma Amira einen Knaben zur Welt. Der Großkhan lässt den Jungen bereits auf dem Kuriltai des Folgejahres zum neuen Kronprinzen designieren, auch wenn dies im Reichsadel zu Kritik führt. Schließlich ist der Herrscher bereits weit über 90 Jahre alt und könnte bald das Zeitliche segnen.
    Geändert von Jon Snow (31. März 2024 um 20:09 Uhr)

  14. #14
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    1582 Die lange – aus Sicht vieler Historiker sogar überlange – Herrschaft Yunus' IV. endet, als der Großkhan friedlich in seinem Palast entschläft. Yunus‘ Urenkel Sartaq IV. wird unter der Regentschaft seiner Mutter und dreier Verwandter zum neuen Großkhan erhoben.

    1582-1591 Während der Regentschaftszeit kommt es in mehreren Provinzen zu Revolten der städtischen Unterschichten, die aber ohne größere Probleme niedergeschlagen werden. In der Folge zerstreiten sich die Regenten aber über mögliche Gegenmaßnahmen, bis Tsvellma Amira ihre Konkurrenten schließlich mit Hilfe der konservativen Hofpartei entmachten kann. Zwischen 1587 und 1591 führt sie die Regierung daraufhin allein.

    1587 Königin Maria Stuart von England und Schottland segnet das Zeitliche. Wie festgelegt übernimmt ihr ältester noch lebender Sohn Jakob den englischen Thron, während der nächstjüngere Robert schottischer Monarch wird.

    1591 Großkhan Sartaq wird ein Jahr früher als üblich für volljährig erklärt und übernimmt offiziell die Herrschaft. Faktisch bleibt Tsvellma Amira aber die entscheidende Macht bei Hofe und kontrolliert weitgehend die Politik des Reiches.

    1594 Bei einem Putsch reformorientierter Offiziere wird Khaninmutter Tsvellma Amira in ihrem Gemach ermordet. Sartaq IV. – den die Rebellen eigentlich so „in Freiheit setzen“ wollten – rächt sich unbarmherzig an den Mördern seiner Mutter und ihren Familien, die zumindest den Besitz, häufig aber sogar das Leben verlieren. Die Bestrafung von teils nur entfernten Angehörigen sorgt im Reichsadel für regelrechten Hass auf den Herrscher.

    1596 Ein zweiter Mordversuch richtet sich schließlich gegen das Leben des Großkhans selbst. Während eines Bades versuchen mehrere Adlige, den jungen Monarchen unter Wasser zu drücken und zu ertränken. Die Leibwache greift jedoch gerade noch rechtzeitig ein, um den Herrscher zu retten. Das Regiment Sartaqs artet nun in eine regelrechte Terrorherrschaft gegen den Adel aus, welcher sich überwiegend aufs Land zu retten versucht. Es gelingt dem Großkhan aber, mit Hilfe von Söldnertruppen und eines verstärkten Geheimdienstes – den „Augen des Reiches“ – seine Feinde größtenteils ihrer Strafe zuzuführen. Nur in den Weiten Nordamerikas bleibt der Arm des Herrschers meist zu kurz.

    1602 Die Terrorherrschaft Sartaqs IV. endet mit der Ermordung des Großkhans durch einige Mitglieder der Palastgarde, die selbst ins Visier der „Augen“ geraten waren und ihrem Tod durch diese Tat zuvorkommen wollten. Als neuer Herrscher wird von den Truppen in der Hauptstadt Tohtu II. ausgerufen, der sieben Jahre alt ist und deshalb eine Regentschaft benötigt. Viele Adlige lehnen den Sohn des „Terrorkhans“ zwar ab, letztlich geben sie dem Ansinnen des Heeres aber nach. Zudem hatte der Kuriltai den Knaben 1597 als Kronprinz bestätigt, was andere Prätendenten rein rechtlich zu bloßen Usurpatoren gemacht hätte.

    1602-1607 Die ersten Jahre der Regentschaft stehen unter der vorsichtigen Leitung des hoch angesehenen Patriarchen von Sarai, der für sein Bischofsamt einen Vikar ernennt und in die Hauptstadt kommt. Nach seinem Tod übernimmt eine kleine Adelsclique aus Freunden des verstorbenen Herrschers die Regierung, um Tohtu zur Rache für seinen Vater anzustacheln.

    1610 Tohtu II. wird für volljährig erklärt und versucht bereits beim ersten Kuriltai, die Feinde seines Vaters gefangen nehmen zu lassen. Diesmal gelingt das Vorhaben aber nicht, sondern es kommt zu einer regelrechten Schlacht im Sommerpalast der Hauptstadt. Im Verlauf der Gefechte werden der Großkhan und die meisten Mitglieder der Adelsclique getötet, auch der von Tohtu ausgewählte Kronprinz. Zum ersten Mal seit 1242 besteht damit keine klare Regelung, mit der man den neuen Herrscher hätte einvernehmlich bestimmen können.
    Geändert von Jon Snow (31. März 2024 um 20:10 Uhr)

  15. #15
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    1610 Als erste Prätendenten lassen sich zwei Großsatrapen in Nordamerika und Ozeanien und ein Cousin Sartaqs IV. aus dessen engem Umfeld zu Großkhanen ausrufen. Sie nehmen die Namen Dschingis II., Nambuq II. und Sartaq V. an. Noch im Herbst folgen mit Yunus V. (Sarai), Putraq III. (Quito) und Batu II. (Melaka) drei weitere Khane aus der Dynastie, die den höchsten mongolischen Titel beanspruchen. Das „Sechskhanejahr“ markiert den Übergang zum allmählichen Zerfall des Reiches, zumal sich nach 1610 in rascher Folge Territorien in Indien, China, Europa, Mittelamerika und der Karibik für unabhängig erklären, teils als Khanate, teils auch als Reiche mit anderen Herrschertiteln.

    1611-1619 In den ersten Jahren der Reichsteilung bemühen sich die jeweiligen Prätendenten zunächst, ihr unmittelbares Umfeld politisch und militärisch zu sichern und nahe gelegene Satrapien zur Huldigung zu bewegen. Dschingis II. und Putraq III. verzichten dabei auf eine Kontrolle Mittelamerikas, wo mehrere Zweige der Zheng-Dynastie faktisch unabhängige, meist von starken Flotten geschützte Fürstentümer bilden. Die Satrapen des Nordens und Südens müssen sich daher rasch den jeweiligen Großkhanen unterwerfen, so dass es in der Region weitgehend friedlich bleibt. Anders sieht die Sache in Ozeanien, Südostasien, Indien und in den südrussischen Kerngebieten des Reiches aus. Dort sind die Grenzen unklar, und Satrapen und Gouverneure haben vielfach eine bedeutende Entscheidungsfreiheit, was bis zum Ende des Jahrzehnts für zahlreiche militärische Auseinandersetzungen sorgt.

    1612 Die erste große Schlacht zwischen den Großkhanen findet im Kernland des Reiches auf halbem Wege zwischen Sarai und Dagomys statt. Da Sartaq V. und Yunus V. sich auf seit der Terrorherrschaft zutiefst verfeindete Adelsgruppen stützen, aber dieselben Satrapen auf ihre Seite zu ziehen hoffen, suchen beide Parteien rasch die Entscheidung. Der vollständige Sieg des Großkhans aus Sarai und der Tod Sartaqs auf dem Schlachtfeld sorgen dafür, dass der Großteil des Reichsadels in Asien und Europa zu ihm übergeht. Ein Kuriltai soll daraufhin nach Yunus‘ Willen die übrigen Prätendenten feierlich absetzen.

    1613 Der Kuriltai in der Hauptstadt Dagomys bestätigt Yunus V. als legitimen Großkhan und ruft die Anhänger der „Usurpatoren“ dazu auf, sich ihm zu unterwerfen. Es ist aber auffällig, dass die Khane, die Yunus unterstützen, fast ausschließlich aus Europa, Asien, dem Vorderen Orient und Ostafrika stammen. Neben den Kernländern der übrigen Prätendenten sind auch aus Indien, Südchina und den übrigen afrikanischen Provinzen kaum Adlige erschienen.

    1614-1618 In Indien, Südchina, Afrika und Mitteleuropa erklären sich die meisten Satrapen und Gouverneure für neutral, während einige einheimische Herrscher sogar versuchen, sich ganz unabhängig zu machen. Die fünf verbliebenen Großkhane lehnen dieses Ansinnen zwar ab, verzichten aber wegen ihrer eigenen Probleme zunächst auf größere Feldzüge.

    1615-1619 Zwischen den beiden Prätendenten Nambuq II. und Batu II., die beide mächtige Flotten kontrollieren, kommt es zu mehreren Seeschlachten, die aber letztlich keine klare Entscheidung bringen. Schließlich stimmen beide Seiten einem zweijährigen Waffenstillstand zu, der später mehrfach verlängert wird.

    1617 Der Satrap von Burgund, der Gouverneur von Paris und der Kommandeur des in Reims stationierten Tumen erklären in einem offenbar abgestimmten Schritt ihre Unabhängigkeit. Yunus V. verzichtet zunächst auf eine Intervention und setzt die Amtsträger bloß formell ab, ohne dass dies weitere Folgen hat.

    1620 Während die fünf Großkhane zu Beginn des neuen Jahrzehnts untereinander faktisch keine Kämpfe mehr austragen, drohen ihre Machtbereiche an den Rändern zu erodieren. Während in Amerika weiterhin eine stabile Koexistenz dreier Blöcke besteht, kommt es besonders in Südostasien, Indien und Südchina zu Kämpfen. In Europa wählen weitere regionale Machthaber die Unabhängigkeit, worauf Yunus V. nur mit verbalen Protesten reagiert. Das zweite Jahrzehnt der Reichsteilung beginnt daher mit zahlreichen lokalen Auseinandersetzungen.

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