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Thema: Pflege durch Angehörige

  1. #1
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Pflege durch Angehörige

    Meine Oma wird 96. Sie wirkt teils dement. Mal mehr, mal weniger.

    Momentan steht sie unter emotionalen Stress. Das Resultat: Sie rätselt nicht mehr. Ich fordere sie kognitiv teilweise heraus. Mit Fotos, kleineren Quizzen und ... baldriesken Unsinnigkeiten. Manchmal singe ich und lasse Wörter weg die sie ergänzt.

    Ich möchte mein Repertoir ergänzen. Nicht immer derselbe Käse. Ich helfe ihr beim Rätseln. Allerdings möchte ich, dass sie auch alleine was hat. Rätseln ist gerade nicht so.

    Der in meinem Augen optimalen Lösung, Tagespflege, sperrt sie sich.

    Kennt ihr 2,3 kleinere Übungen?
    Hallo.

  2. #2
    Schatten des Ostens Avatar von Kendogan
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    Alte Bildbänder aus der Stadt/der Landschaft, in der sie Vor/während/nach dem Krieg aufgewachsen ist. Zumindest hat das meiner Uroma in der Zeit zwischen 90-97/98 sehr geholfen, bis sie dann leider vollends dement wurde. Aber auch dann hat sie in klaren Momenten sofort wie ein Wasserfall erzählt, sobald man ihr nur einen Straßennamen genannt hat, die Bilder konnte sie mit ihrem Star schon lange nicht mehr erkennen.

    Das hält die Demenz nicht auf, aber das kann nichts, wenn man so alt ist Aber es sorgt nochmal für schöne Erinnerungen und hält Artikulation und co fit. Braucht natürlich trotzdem jemanden, dem sie es erzählen kann.

  3. #3
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    Ich habe zwar nichts sachliches beizutragen: aber wenn ich 96 Jahre alt werden würde und es noch jemanden geben würde der sich um mich kümmert, würde ich das als 6er im Lotto betrachten.

  4. #4
    Singen Saufen Siegen Avatar von Admiral G
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    Erstmal Respekt.

    Vielleicht nach früher fragen, was hat sie erlebt, wen kannte sie, wohin ist sie gereist...

  5. #5
    ausgetreten
    Gast
    Musik?
    Eventuell klassische Stücke, die sie wiedererkennen kann?

  6. #6
    Registrierter Benutzer Avatar von drdope
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Meine Oma wird 96. Sie wirkt teils dement. Mal mehr, mal weniger.

    Momentan steht sie unter emotionalen Stress. Das Resultat: Sie rätselt nicht mehr.
    Was ist die Stressursache?
    Als ich meinen dementen Opa gepflegt hab, hab' ich immer versucht, den Alltag so gechillt wie möglich zu halten.
    Unter Stress neigen demente Patienten meiner Erfahrung nach zum dekompensieren.

    Demente Patienten haben oftmals das Problem, daß sie sich schlecht an neue Situationen adaptieren können,
    weil oftmals das Kurzzeitgedächtnis stärker betroffen ist als das Langzeitgedächtnis.

    Mein Opa konnte z.B. um 8:00 morgens nicht mehr sagen, was er um 6:30 gefrühstückt hatte,
    aber beim Anblick alter Fotoalben stundenlang Geschichten zu den Bildern erzählen.

    Beim gemeinschaftlichen Kochen, war er mit allen akuten Überfordert (wann muß was bei welcher Hitze in welchen Topd/Pfanne), aber z.B. Gemüse schälen/schneiden klappte super.

    Er konnte keine Wäsche mehr waschen (was muß bei welcher Temp. in die WM/), hat aber Wäsche nach Farben gut vorsortiert und nach dem waschen gefaltet wie Profi.

    Bei der Pflege dementer Pat. gilt ganz allgemein:
    - stress vermeiden
    - vorhandene Ressourcen soweit fördern/nutzen wie möglich

    Literaturempfehlung zu dem Thema:
    --> https://www.deutsche-alzheimer.de/un...eraturhinweise

    Persönlich würde ich den Schwerpunkt weniger auf Gedächtnistraining, sondern in den erhalt körperlicher Fähigkeiten/Mobilität und soziale Interaktion setzen.
    Das kann man imho wunderbar in den Alltag einbauen.
    Geändert von drdope (26. Juli 2023 um 08:36 Uhr)

  7. #7
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Die Stressursache ist der (noch) temporäre Ausfall der Hauptpflegeperson (Familie). Man kann richtig bei zugucken wie das gekoppelt ist. Gerade als diese von der Reha kam muss sie auch schon wieder ins Krankenhaus. Und das mit dem Rätsel raten, das gerade wieder im Aufwand war, versiegt wieder bei Oma. Falls du das mit Dekompensation meinst. Letztens kam ich 2 Minuten zu spät. Das ging aus ihrer Sicht gar nicht.

    Das Kurzzeitgedächtnis überprüfe ich stichprobenartig. Mal besser mal schlechter. Das reicht vermutlich nicht aber ich bin auch kein Experte. Außerdem nervt es sie, verständlicherweise.

    Was aber 1:1 übertragbar ist, ist das kochen. Das ist richtig stressig wenn sie mal wieder will. Meist lasse ich sie gerade nur Anweisung geben. Alles andere ist vermutlich ähnlich wie bei denem Opa. Die Feinmotorik beim Kartoffelschälen ist nicht mehr hinreichend. Ich lasse sie aber mal Kartoffeln schneiden die ich schäle. Das ist eine weitere gute Idee.

    Den Erfolg der allgemeinen Regeln kann ich bestätigen. Man selbst braucht ja nicht mehr Stress als ohnehin vorhanden. Das mit den Ressourcen ist eh gesetzt. Dennoch danke. Das ist ein sehr guter Ratschlag. Imho der wichtigste. Man darf auch nicht abnehmen was noch klappt.

    Zitat Zitat von Admiral G Beitrag anzeigen
    Erstmal Respekt.

    Vielleicht nach früher fragen, was hat sie erlebt, wen kannte sie, wohin ist sie gereist...
    Na klar.
    (Wobei das oft auf die Bombardierung Dresdens hinausläuft. )

    Zitat Zitat von Kendogan Beitrag anzeigen
    Alte Bildbänder aus der Stadt/der Landschaft, in der sie Vor/während/nach dem Krieg aufgewachsen ist. Zumindest hat das meiner Uroma in der Zeit zwischen 90-97/98 sehr geholfen, bis sie dann leider vollends dement wurde. Aber auch dann hat sie in klaren Momenten sofort wie ein Wasserfall erzählt, sobald man ihr nur einen Straßennamen genannt hat, die Bilder konnte sie mit ihrem Star schon lange nicht mehr erkennen.
    Da werde ich mal gucken. Ein Testbalon scheint vielversprechend.

    Zitat Zitat von Erfolgsgarant Beitrag anzeigen
    Musik?
    Eventuell klassische Stücke, die sie wiedererkennen kann?
    Na klar, darum singe ich ja. Klassik ist nicht ihre Welt.
    Hallo.

  8. #8
    Kampfhamster Avatar von BruderJakob
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Na klar, darum singe ich ja.
    Sie steht auf klingonische Opern?! Wow!
    Zitat Zitat von Brabrax Beitrag anzeigen
    In Forenspielen ist "Systeme nicht verstehen" Volkssport.

  9. #9
    The Man behind the Screen Avatar von Empirate
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    Finde das toll, wie Du Dir Gedanken machst! Es gibt ja sehr viele simple Spiele (die auch online gut zu finden sind), die man mit Alten/Demenzkranken spielen kann, mW ist auch motorische Betätigung/Übung wichtig, um geistige Beweglichkeit zu erhalten. Das kann sehr simpel sein, wie Bälle hin- und herrollen, einen Luftballon in der Luft halten etc. Macht Spaß und ist in quasi jedem Alter nett. Besonders, wenn Du Kinder in der Familie hast, die Du dazu bekommen kannst, mit Oma/Uroma/Großtantchen zu spielen.
    Einfache Brettspiele à la Schiffe versenken, Mensch-ärgere-dich-nicht etc. können auch gut sein als geistige Betätigung, die schaffen auch das Miteinander und den persönlichen Austausch, den alte Menschen bitter nötig haben. Wenn sie das mal gelernt hat, wäre sowas wie Skat, Canasta, Doppelkopf natürlich optimal, das fordert das Gedächtnis ordentlich. Oder etwas einfacher, Streit-Patience, spielen meine alten Eltern gerne...

  10. #10
    Spürt Luft Avatar von ttte
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    Zitat Zitat von Erfolgsgarant Beitrag anzeigen
    Musik?
    Eventuell klassische Stücke, die sie wiedererkennen kann?
    Musik ist ne richtig gute Idee in solchen Sachen, glaube ich. Ich meine, gerade Melodien bleiben auch bei Demenz/Alzheimer häufig wesentlich länger im Kopf als Namen und andere Dinge. Zumindest hab ich da schon echt überraschende Dinge erlebt.
    Zitat Zitat von Civmagier Beitrag anzeigen
    Oh ich wuste gar nicht das das Hier ein Deutschlehrerforum ist.
    Da muss mir irgentetwas entfallen sein. :gruebel:
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Da geht er hin, der ttte-ngrabscher :blaw:


  11. #11
    Grünkohlgroßmaul Avatar von Bassewitz
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    baldriesken Unsinnigkeiten.
    Also da hat man einige harte Nüsse, die das Hirn auf Trab und sehr flexibel halten.

    Nee ernsthaft: Ich finde toll, was du da machst. Viel Kraft dabei.
    Zitat Zitat von Azrael Beitrag anzeigen
    Was Basse sagt. :D
    Zitat Zitat von Simato Beitrag anzeigen
    Passe, wenn nicht Basse :schwaerm:
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Jeder mag Basse!

  12. #12
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Zitat Zitat von Empirate Beitrag anzeigen
    Finde das toll, wie Du Dir Gedanken machst! Es gibt ja sehr viele simple Spiele (die auch online gut zu finden sind), die man mit Alten/Demenzkranken spielen kann, mW ist auch motorische Betätigung/Übung wichtig, um geistige Beweglichkeit zu erhalten. Das kann sehr simpel sein, wie Bälle hin- und herrollen, einen Luftballon in der Luft halten etc. Macht Spaß und ist in quasi jedem Alter nett. Besonders, wenn Du Kinder in der Familie hast, die Du dazu bekommen kannst, mit Oma/Uroma/Großtantchen zu spielen.
    Einfache Brettspiele à la Schiffe versenken, Mensch-ärgere-dich-nicht etc. können auch gut sein als geistige Betätigung, die schaffen auch das Miteinander und den persönlichen Austausch, den alte Menschen bitter nötig haben. Wenn sie das mal gelernt hat, wäre sowas wie Skat, Canasta, Doppelkopf natürlich optimal, das fordert das Gedächtnis ordentlich. Oder etwas einfacher, Streit-Patience, spielen meine alten Eltern gerne...
    Schiffe versenken könnte man sogar übers Telefon spielen

  13. #13
    Singen Saufen Siegen Avatar von Admiral G
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    (Wobei das oft auf die Bombardierung Dresdens hinausläuft. )
    Vermutlich eine sehr starke Erinnerung.
    Ich würde versuchen nach Details zu fragen, wer war dabei, was war davor und danach.

  14. #14
    Registrierter Benutzer Avatar von drdope
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Das reicht vermutlich nicht aber ich bin auch kein Experte. Außerdem nervt es sie, verständlicherweise.

    ...

    Das mit den Ressourcen ist eh gesetzt. Dennoch danke. Das ist ein sehr guter Ratschlag. Imho der wichtigste. Man darf auch nicht abnehmen was noch klappt.
    Du mußt kein Experte sein!
    Angehörigenpflege ist was ganz anderes, als professionelle Pflege als Job.
    Als ich Opa gepflegt hab, war das meine härteste Lektion, die ich lernen durfte nach damals ('18) ca. 23 Jahren Krankenpflege.

    Professionelle Pflege:
    Man versorgt 2-3-40 Patienten/Schicht (Spektrum: Intensivstation Krankenhaus bis Altenheim) und hat dann 2/3 des Tages des frei.

    Angehörigenpflege:
    - man arbeitet 24/7/365
    - nebenbei ist man Küche, Wäscherei, Sozialdienst, Einkauf, Transportdienst & Gebäudereinigung in Personalunion (neben der Pflege).
    - Wenn man wegen Krankheit ausfällt, ist man die auch gleich noch die eigene Krankheitsvertretung.
    --> https://www.medical-tribune.de/mediz...enst-in-noeten

    Das hat kaum etwas mit einem Pflegejob zu tuen, sondern ist von der Belastung einfach noch mal zwei bis drei Level drüber.

    Welchen Pflegegrad hat deine Oma?
    Darüber kann man viele Entlastungsleistungen seitens der Krankenkasse finanzieren?
    Geändert von drdope (26. Juli 2023 um 11:30 Uhr)

  15. #15
    esst mehr Teile Avatar von mauz
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    ich hab mal in nem Radiobericht gehört, dass Tanzen noch vor selbst Musik machen der beste "Schutz" vor Demenz sein soll

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