PSG hatte (nach einer gefühlten Dekade Dauermeisterschaften von Olympique Lyon) sicher beim Einstieg ihres Scheichs nicht die Umsätze, die ihnen erlaubten, 400 Mio für 2 Spieler auszugeben (plus viel "Kleinvieh" drumherum). Der Fernsehvertrag in Frankreich bot seinerzeit sicher auch nicht die Erlöse, man lag dort glaube ich immer relativ klar hinter England, Spanien und Deutschland. Oder habe ich das falsch in Erinnerung?
Und gut, PSG hat im HF letzte CL-Saison Leipzig klar geschlagen. Dennoch war es auch für PSG das erste HF / Finale in seiner Geschichte. Mit ungleich höherem Mitteleinsatz als bei Leipzig, die dennoch bereits nach 5 Jahren in der BuLi schon das erste CL-Halbfinale erreichten.
Man City hat seinen Sponsor, der das Team sportlich an die Spitze in England gehievt hat, auch schon einiges länger und eine CL-Halbfinalteilnahme können sie nach wie vor nicht vorweisen.
Und unabhängig davon, dass man sich als Nicht-Bayern-Fan darüber wohl diebisch gefreut haben dürfte, war der (einzige) CL-Sieg von Chelsea der sportlich übelste Treppenwitz überhaupt. Sie haben in dieser Saison sowohl im HF als auch im Endspiel (erst eine Milliarde (zum damaligen Zeitpunkt) in den Club pumpen und dann mit einer Truppe, in der durchaus einige sehr gute Fussballer standen, einen derart feigen "alle Mann am eigenen Strafraum Fussball" spielen ) wahnsinnig viel Glück auf ihrer Seite gehabt. Für mich nach wie vor mit einigem Abstand der sportlich unverdienteste CL-Sieg seit es den Wettbewerb unter diesem Namen gibt. Wobei sie den Sieg gegen United 2008 (mit dem "gehimmelten" Elfer von John Terry im letzten Schuss bei "eins vor" nach dem Fehlschuss von CR7) durchaus schon eher verdient gehabt hätten, wie man fairerweise ergänzen muss.
Ich bleibe dabei: "unter dem Strich" ist Leipzig deutlich weniger schlimm als City, Chelsea oder PSG und macht dennoch sehr viel aus ihren gegebenen Möglichkeiten.
Ich habe es jetzt eben nochmal nachgeschlagen, weil ich mir sicher war, was das letzte Bremer Hurra in der CL angeht. Aber Du hast Recht. Werder hat auch nach 2006 noch mehrmals die CL erreicht.
Daran hätte ich mich auch erinnern können, schliesslich hat uns Werder mit seinem Auswärtssieg Auf Schalke 2010 schließlich einen Spieltag vor Schluss (quasi) zum Meister gemacht und war dadurch auch selbst für die CL qualifiziert. An dem Tag war ich gegen Bochum in der Allianz Arena, als Bayern durch 3 Tore von Thomas Müller 3:1 gewann.
Wenn ich meine Aussage oben in "letzte CL K.O.-Runden-Teilnahme" ändern darf, stimmt es hingegen wieder. Danach sind sie immer in der Gruppenphase ausgeschieden.
Das lange Festhalten an Schaaf hat sicher seinen Teil dazu beigetragen, da gebe ich Dir ebenfalls recht. Man war halt nach gefühlten zwanzig Jahren unter König Otto von der Richtigkeit des Bremer Wegs überzeugt. Kann man ihnen grundsätzlich nicht einmal wirklich vorwerfen. Aber da sah man halt auch, dass in Bremen seinerzeit in der Führungsebene absolut keine Leute mit Fussballsachverstand aus eigener Profi-Erfahrung waren. Denen wäre der Stillstand bzw. die Entwicklung in die falsche Richtung sicher aufgefallen und die hätten dann auch entsprechend eingegriffen. Aber hätte, hätte, Fahrradkette.
Dennoch wiederhole ich still und leise die Frage, ob Du die Kritik an den Topclubs so auch äußern würdest, wenn Werder sich seinerzeit nachhaltig (neben der BuLi) auch in Europas Spitze etabliert und zu den Profiteuren des Systems gehört hätte?
Ich hatte neulich schon mal etwas zu der "das System der Topclubs" Thematik geschrieben. Und das am Beispiel Milan festgemacht. In den "0er Jahren" einer der, wenn nicht der erfolgreichste Verein in der CL. Und wie lange haben die jetzt nicht mehr CL gespielt? So ganz von alleine laufen einem da die Taschen also doch nicht wirklich voll. Auch Liverpool, die eindeutig zu den europäischen Topclubs gehören, hat vergleichsweise wenige CL-Teilnahmen vorzuweisen, seit der Wettbewerb 1992 eingeführt wurde (als der VfB Stuttgart seine Teilnahme spektakulär verdaddelt hat - man googele "Christoph Daum" und "Wechselfehler", wenn man sich nicht erinnern kann oder zu jung ist).
Das die weltweit populärste Mannschaftssportart auf irgend eine Weise ähnlich kommerzialisiert werden würde wie es die großen US-Sportarten vorgemacht haben, war allerdings irgendwie immer schon klar. Und dass es im Interesse der UEFA (und der "Traditionsvereine") ist, dass am "Showcase" Wettbewerb auch die bekanntesten Vereine bzw. die mit den größten "Fanbases" in ihren jeweiligen Ländern teilnehmen dürfen, ist rational ebenfalls nachvollziehbar.
Und wenn man ganz ehrlich ist, hat es sowas wie eine Chancengleichheit in den europäischen Wettbewerben selten bis nie wirklich gegeben. Spanien (genauer gesagt, primär Real und Barca, die beide deutlich mehr kassieren als alle anderen Clubs) und vor allem England hatten immer schon deutlich besser dotierte nationale Fernsehverträge als die anderen (incl. BuLi). Da kann man eigentlich sogar eher froh sein, dass es zu Saisonbeginn in der CL nicht nur die Frage gibt, welcher der englischen Clubs denn dieses Jahr wohl gewinnt.
Aber es ist ok, dass Du das als Werderaner wohl jedem, nur nicht dem Erzfeind aus dem Süden gegönnt hättest, der größte Profiteur der CL in Deutschland gewesen zu sein.
Und ja, bei Bayern haben die CL-Einnahmen einen Teil dazu beigetragen, dass sich der FCB wirtschaftlich so weit vom Rest der Liga abgesetzt hat. Das liegt ursächlich aber nicht an der Gelddruckmaschine CL, sondern daran, dass sie es im Gegensatz zu allen, die ihnen in den 80ern, 90ern und 0ern noch die Meistertitel mitunter weggeschnappt haben, geschafft haben, konstant in ihren Leistungen zu sein. Es gab in all den Jahren, die ich den Fussball verfolge, nur eine Saison, in der Bayern nicht den Europapokal erreicht hat. Und früher gab es für die Europapokale keinerlei zentrale Vermarktung, da hat jeder Verein für sich seine Spiele meistbietend verkauft (oder eben nicht, bzw. preiswert wenn es keinen (Fan-)Markt dafür gab).
Aber Bayerns größte Einnahmequelle laut Bilanzen der letzten Jahre war interessanterweise oft genug die Sparte "Merchandising". Irgendwann habe ich mal einen Artikel gelesen (ist ein paar Jahre her, keine Ahnung ob die Aussage heute auch noch stimmt), dass der FC Bayern mehr Trikots verkauft hat als alle anderen Bundesligisten zusammen. Das waren damals schon über eine Million Stück. Um mal nur eine der wesentlichsten Merch-Einnahmequellen zu nennen. Und diese Art der - weder moralisch noch sonst wie verbotenen - Generierung von Einnahmen ist ein Bereich, in dem die Bayern halt immer schon der nationalen Konkurrenz voraus waren. Das war auch lange vor der CL schon so und sie haben diese Position stets weiter ausgebaut. Und das mit einer Quelle, die sehr nah am "Kerngeschäft" ist. Klar kann man mittlerweile auch Toaster und was weiss ich nicht für Zeugs kaufen, aber Trikots bzw. Kits machen hier den Löwenanteil aus, würde ich meinen.
Über Sponsoring-Millionen kann man hingegen sicher streiten. Es ist ein Skandal, dass WOB offiziell 20 Mio als Mittelfluss von der AG an die "Fussball GmbH" angibt, während man sich bei VW hinter gar nicht mal so wirklich vorgehaltener Hand erzählt, dass es in Wirklichkeit eher 100 Mio pro Jahr sind, die da an Subventionen fließen . Und als externer Berater bei der VW FS sitze ich da durchaus "an der Quelle" .
Ich habe mich nie ernsthaft mit der ganzen Katar-Geschichte auseinandergesetzt, ich kann an der Stelle also Deiner Einschätzung überhaupt nichts entgegnen. Ich weiß nicht einmal, wie hoch der Vertrag dotiert ist. Ich weiß nur, dass mir in der Bayern App relativ häufig neue "Premium-Partner" für irgendwas (ob das Solaranlagen oder Kopfhörer oder was weiss ich nicht für Sachen, die nix mit Fuppes zu tun haben sind...) vorgestellt werden. Und das ich das beinahe zu 100% ignoriere. Ich kaufe Apple und würde nie zu Samsung wechseln, da kann Bayern noch 100 Jahre Premiumpartner von Samsung bleiben, um es mal plakativ zu formulieren). Unter dem "Summenstrich" fällt das für mich - moralische Verwerflichkeit eines einzelnen solchen Vertrages hin oder her - unter "da nimmt man halt mit, was man kriegen kann". Als Branchenprimus ist das halt mehr als bei den anderen Vereinen. Liegt in der Natur des "Homo Oeconomicus"
Zum Thema Klose fällt mir die "lass die Finger von Owomoyela" Geschichte ein. Soweit ich das in (der verschwimmenden) Erinnerung habe, war das Verhältnis von Owo zur Frau von Miro ein (wenn auch nicht so offen kommunizierter) Hauptgrund für seinen Wechsel von Werder weg. Und ins Ausland wollte er damals (noch) nicht und da konnte er sich sportlich seinerzeit nur verbessern, indem er zu Bayern geht.
Und unabhängig von Animositäten muss es einem Menschen, ob Sportler oder "normalo" auch zugestanden werden, sich beruflich verbessern zu dürfen.
Man kann bis die Kühe nach Hause kommen wieder die alte Diskussion führen, inwiefern da ein System des "die Gegner schwachkaufens" dahinter steht (und dies dann natürlich auch nur bei den bösen Bayern, Schalke hat bspw. nie Spieler von Werder verpflichtet oder Dortmund aus Gladbach... oh wait...) bzw. stand.
Aber ich kann es unabhängig von "bitte überall hin, aber doch nicht zu Bayern" beim besten Willen niemandem vorwerfen, der bei der Nummer 2 ist, zur Nummer 1 zu wollen. Und zwar weltweit, branchenübergreifend.
In meinen Augen hat dieses "Argument" eine deutlich geringere Wertigkeit als man ihm anderswo beimisst.
Wobei ich wisthler noch am ehesten verstehen könnte, deswegen angep...t zu sein, denn der Zeitraum, innerhalb dessen damals Scholl, Kahn und Kreutzer zum FCB gingen ließe diese Vermutung noch am ehesten zu.
Mehr jedenfalls als die Götze-Nummer mit dem BvB. Lewandowski war zum Zeitpunkt seines ablösefreien Wechsels für den BvB so oder so "weg", ob er da nun zu Bayern oder Real oder sonstwohin geht, mit dieser "Schwächung" hätten sie auch leben müssen, wenn er nicht zu Bayern gegangen wäre. Womit er übrigens, wie sich dann letzte Saison endgültig gezeigt hat, auch alles richtig gemacht hat, denn er ist jetzt an der absoluten Spitze seines Berufes angekommen. Alle Mannschafts- und persönlichen Titel in einer Saison zu gewinnen hat glaube ich außer ihm nur so ein kleiner Argentinier jemals geschafft. Und Dortmund hat auch außer den beiden in den letzten 10 Jahren jede Menge Spieler verkauft. Das "Argument", Bayern hätte die "schwachgekauft" zieht da einfach mal gar nicht, sorry! Die haben selber und freiwillig darüber hinaus alles an überdurchschnittlich guten Leuten verkauft, was sie hatten (Reus ausgenommen). Wie auch in der Nachbetrachtung zum Spiel gestern gilt da "zuerst in den Spiegel schauen" und dann erst darüber nachdenken, ob wirklich (immer) "die anderen" schuld sind...
Was "volle Stadien" angeht, bin ich zu 100% bei wisthler. Die Leute gehen ins Stadion zu "ihrem" Verein völlig unabhängig davon, ob an der Tabellenspitze das Meisterrennen bereits vor der Saison entschieden zu sein scheint. Die Leute gehen ins Stadion, weil sie gerne Fussball schauen. Und genügend unter denen definieren sich dann auch darüber, mit der eigenen Anfeuerung ihren Teil zum Sieg des eigenen Teams beigetragen zu haben. Was glaubst Du, wie ich mir damals im San Siro gegen Valencia die Lunge aus dem Leib gebrüllt habe? Meine Stimme war anschließend jedenfalls tagelang "weg". Frag meine Frau .
Ich habe persönlich eher den Eindruck, dass dieser ja nicht nur von Dir beschriebene Rückgang des persönlichen Interesses bei Fans der Vereine am häufigsten vorkommt, die früher "in der guten alten Zeit" selber Titel geholt bzw. regelmäßig um diese mitgespielt haben.
Kann das vielleicht sogar damit zu tun haben, dass Werder, der VfB, Lautern oder auch der HSV oder Köln dies eben heute nicht mehr leisten wie sie es zu ihren besten Zeiten getan haben? Klar, dass es dann ausgerechnet die allseits von den "Nicht-Fans" nicht eben geliebten Bayern sind, die die Titel in Serie gewinnen, macht es doppelt und dreifach ärgerlich, dass man selber ohne "spannendes" Saisonziel unterwegs ist, das verstehe ich und bestreite ich auch überhaupt nicht. Aber mich würde echt mal interessieren, wer bei dieser Frage sagt "liegt ehrlicherweise primär an Ersterem" und wer "wenn nur noch Bayern Meister wird, ist BuLi doof und unspannend" für das "schlagendere" Argument hält...