1554 n. Chr.
Die Galeere machte am Kai von Medellin fest. Am Ufer stand schon John Talbot mit einem Begrüßungskommando. Ich schritt unter Marschmusik über die Planke. Der General war ein wenig verwirrt. "Schwester Cathy - was führt Euch hierher?" "Nun, William Brewster hat von dem katastrophalen Verlauf des Venezuela-Feldzugs erfahren und mich als Sonderbeauftragte entsendet, um die im Auge zu behalten, was hier passiert. Das war das einzige Zugeständnis, das ich ihm entlocken konnte, sonst wäre ein Inquisitor an meiner Stelle gekommen. Zum Hauptquartier." Es ging in einem Wagen los. Talbot war immer noch etwas überrumpelt, sollte nicht Oberkommandant Römmel solche Überprüfungen vornehmen? "Madame, Sie sind eine verheiratete Frau. Warum tragen Sie immer noch Nonnentracht?" "Weil das die einzige Kleidung ist, die mich als Teil der Theokratie ausweist - Priesterinnentracht gibt es schließlich nicht." "Nun, ja..."
Talbot zeigte mir das Hauptquartier, wo natürlich nicht die angreifenden Generäle waren, sondern nur er, Buddenbrock und Admiral Muharram Bey, der mit mit gekommen war. Meine Assistentin Theresa von Avila hielt sich im Hintergrund.
"Meine Herren, ehe wir zur militärischen Lage kommen, ein paar Worte zur Gesamtlage." Ich faltete das Papier auseinander.
"Neuportugal hatte die Unverschämtheit, von uns eine kostenlose Ausbildung seiner Athleten - und Soldaten - in der neuenglischen Gymnastik zu fordern. Das wurde natürlich abgelehnt, aber die zunehmende Dreistigkeit der Neuportugiesen macht es vielleicht noch in diesem Jahrhundert nötig, gegen sie vorzugehen. Heißt: In diesem Krieg dürfen wir uns keine Verzögerung mehr erlauben." Das war ein Druckmittel, aber jeder, der Ahnung von Logistik hatte, wusste, dass es eine hohle Drohung war, denn auch wenn wir schnell siegten, würden wir nicht so schnell eine Transportflotte aufstellen können, die nötig war, um Neuportugal anzugreifen. Ich sah, dass zumindest Muharram das selbst wusste, aber nichts sagte, um keinen Ärger zu bekommen. Die anderen Generäle sahen ratlos drein.
"Zweiter Punkt: Hugo Chavez ist vom Glauben angefallen. Damit haben wir einen neuen Kriegsgrund erhalten: Stoppt dem Abfall vom wahren Glauben - den selben Grund könnten wir gegen Grönland geltend machen, aber Grönland wollen wir gar nicht den Krieg erklären. Das bedeutet für unsere Kriegsführung allerdings: Alle Truppen, die als religiöse Eiferer gelten - zum Beispiel Kreuzritter - kämpfen nun besonders erfolgreich gegen die Ungläubigen. Allerdings gibt es noch eine Warnung: Die Kolumbianer haben Zugriff auf die Krähenfüße anderer Zivilisationen und könnten sie gegen unsere Reiter einsetzen.
derzeitige Kriegsgründe:
- Stoppt die Piraterie (Sioux)
- Stoppt die Piraterie (Grönland)
- Verstöße gegen die Verträge gegen Cartagena das Indias (Piraterie) und Guamo (Spionage) gegen Kolumbien (Krieg läuft)
- Eroberung des Kölner Doms (La Plata)
- Stoppt die Piraterie (Neuportugal)
- Gebietsrückforderungen abweisen (Kolumbien)
- Stoppt den Abfall vom Nahuatl-Glauben (Kolumbien)
- Stoppt den Abfall vom Nahuatl-Glauben (Grönland)
La Plata - und mit ihnen die Algonkin und Equador - haben den Krieg gegen Neufrankreich erklärt. Offenbar reicht ihnen ein Krieg gegen die englischen 13 Kolonien nicht - da machen sie auch Fortschritte. Tlalmanalco wurde von ihnen befreit.
Die Maya haben mit Plotin einen neuen Philosophen beschäftigt.
Herzogin Clodia VIII. von den Crow ist jüngst verstorben. Ihre Nachfolgerin, Margarete die Valois, hat dort ein Kastensystem eingeführt.
Die Bukanier verpflegen sich neuerdings mit Getreideflocken aus der Mühle von Peter Kölln.
Wir haben die Inquisition für 80000 Eagle an die Araukaner ausgeliehen, um dort gegen Ketzerei vorzugehen. Die Maya kaufen nun Honig für 1000 Maya-Münzen im Jahr. Sie sehen, wir verdienen nicht viel Geld, also muss der Krieg bald Ergebnisse bringen. Wir können vielleicht noch 6 Jahre durchhalten - aber das erste Ziel ist ja in Caracas schon verfehlt worden. Nun, meine Herren, das war ich, nun zu ihren Berichten?"
John Talbot räusperte sich. "Naram Sin ist in Stellung. Mein Kollege wird Euch nicht enttäuschen, und das Baskenland schon bald Richtung Süden ausweiten." "Wird er das sicher nicht? Wie könnt Ihr Euch sicher sein, dass nicht wieder etwas ungeplant schiefgeht?" "Wir sind nun am Zug, und die Spione haben uns für 305000 Dublonen - aus schwarzen Kassen, nicht aus dem allgemeinen Haushalt - zu 100% einen Aufstand versprochen. In der Stadt stehen 9000 Mann. Es kann nichts mehr schiefgehen."
Das hoffte ich auch, denn weitere Niederlagen würden die Regierung Brester schneller unterminieren als meinem Mann lieb war. "Nun, dann gebt das Signal - die Schlacht um Cucuta möge beginnen."
Neuengland: Naram-Sin, Talbot (Verstärkung)
1 Spionageteam, ca. 1000 Aufständische Bewohner, 400 Bliden (90 beschädigt, 900 Verletzte), 100 schwere Katapulte (10 beschädigt, 100 Verletzte), 600 Mangonelle (120 beschädigt, 600 Verletzte), 700 Katapulte (120 beschädigt, 100 zerstört: Neugranadische Schwere Katapulte, 600 Verletzte, 1000 Tote) , 200 Ballisten (80 beschädigt, 400 Verletzte), 10 Belagerungstürme (7 beschädigt, 700 Verletzte), 8000 Langschwertkämpfer (100 Verletzte), 3000 Schildknappen (700 Verletzte), 2000 Kamelbogenschützen (100 Tote, 1600 Verletzte, davon 900 geflohen)
Total: 27000 Mann (1100 Tote, 5700 Verletzt, 900 desertiert), 2010 Belagerungsgeräte (100 zerstört, 427 beschädigt), 5000 Kamele (100 Tote, 2300 Verletzte)
Kolumbien: Maximilian V Emmanuel von Bayern (geflohen)
Garnison: 1000 Ritter (1000 Tote), 1000 abgesessene Ritter (1000 Tote), 1000 Kriegssensenträger (1000 Tote), 1000 Schildträger (1000 Tote), 1000 Bauernsoldaten (1000 Tote), 2000 schwere Bogenschützen (2000 Tote), 400 Mangonelle (200 zerstört, 200 erobert, 1000 Tote, 1000 Gefangene)
Miliz: 2000 Brabanzonen (1000 Tote), 8000 Kriegsflegelträger (1000 Tote, 2000 Gefangene), unbekannte Anzahl Dschungelkämpfer
Total: 19000 Mann (10000 Tote, 3000 Gefangene), 2000 Pferde (2000 Tote), 400 Kriegsmaschinen (200 zerstört, 200 erobert)
Der Aufstand von unzufriedenen Indios begann wie bestellt, und Naram Sin konnte hier seine große Überlegenheit gegenüber der Garnison voll ausspielen. Insofern war die Zuversicht von Talbot durchaus angebracht, denn Maximilian Emmanuel hatte nur eine sehr kleine Streitmacht, verglichen mit Hugo Chavez in Caracas.
Alleine die 400 Bliden, die Naram-Sin mit sich führte waren von durchschlagender Wirkung. Sie konnten die schweren Bogenschützen fast ohne Gegenwehr und die Ritter und abgesessenen Ritter mit einiger Gegenwehr zurückdrängen und damit die stärksten Verteidiger schon einmal rausnehmen. Die schweren Katapulte beschossen die Schildträger, die Mangonellen die Kriegssensenträger und eine Mangonellenstellung im Nahkampf, schließlich wagten sich sogar 400 unserer Katapulte in den offenen Nahkampf und beschädigten weitere Mangonellen und schwächten die Bauernsoldaten.
Die einzigen Verluste gab es, als wir versuchten, mithilfe von 100 schweren neugranadischen Katapulten eine Mangonellenstellung zu vernichten - diese konnte, auch aufgrund der illoyalen und unerfahrenen Geschützmannschaft (die neugranadischen Träger brauchte irrsinnig lange, ein Katapult zu laden oder neue Munition heranzuholen) durch das Duell zerstört werden. Ein zweites Duell gewannen dagegen die neuenglischen Ballisten, die eine Batterie Mangonelle zerstörte. Sogar unsere alten Belagerungstürme kamen erfolgreich zum Einsatz, als sie die schweren Bogenschützen auf ihren rückwärtigen Stellungen im Lazarett noch einmal angriffen.
Dann begann der Sturm, und angesichts der schwer angeschlagenen Verteidiger hatten Naram-Sin und seine Langschwertkämpfer es sehr leicht. Naram erledigte die angeschlagenen abgesessenen Ritter, danach gingen die anderen Schwertkämpfer durch die Linien der Feinde wie durch Butter. Kriegssensenträger, schwere Bogenschützen, Schildträger, Bauernsoldaten und Ritter wurden nacheinander niedergemacht. Die letzten Langschwertkämpfer brauchten nicht einmal eine Stadtangriffsausbildung, um die verbliebenen Mangonellen - von ihrer Bedienung verlassen - zu erobern und damit unsere Verluste 1:1 zu ersetzen.
Allerdings war damit zwar die Stadt eingenommen, aber noch nicht gesichert. Die Rebellenmiliz, die sich bildete, war alleine größer als die Garnison - 10000 sichtbare Kämpfer, dazu kam noch eine unbekannte Zahl verdeckt operierender Dschungelkämpfer.
Das war nun die Stunde unserer Kavallerie, die zunächst einmal mit ihren Schildknappen östlich der Stadt einen einsame Truppe Brabanzonen - eine brabanter Söldnerbande, die unter schwarzer Flagge kämpfte - die sich erheblich wehrte. Weitere Schildknappen töteten die Hälfte der Dreschflegelkämpfer bei den Tongruben der Stadt, die wir nun erobert hatten. Die übrigen Reiter oder Fußkämpfer sahen gegen diese Truppen kein Land, und so musste Talbot von Bilbao aus 200 Katapulte und 200 Mangonelle als Verstärkung schicken, die sowohl die Hügel im Norden der Armee wie auch die Tongruben beschossen. Talbots Schildknappen eroberten dann auch die Töpfereien und nahmen dort 1000 Dreschflegelträger gefangen. Die Dreschflegelträger in den den Hügeln widerstanden einem ersten Angriff Kamelbogenschützen und schlugen diese in die Flucht, erst ein zweiter Angriff der Lama-Bogenschützen führte zum Erfolg. Gegen die vielen weiteren verstreuten Truppen konnten sie dagegen nicht vorgehen, nur ein Trupp Dreschflegelkämpfer war überhaupt in Reichweite - auf den Hügeln südlich der Stadt, wo selbst bei einem Sieg (der unwahrscheinlich war) die ausfallende Truppe dann Opfer der übrigen Rebellen geworden wäre. So konnte Maximilian Emmanuel im Schutz der Rebellen entkommen.
Inquisitor John Wesley XIII. nahm sich die Anführer der gefangenen Rebellentrupps vor. Statt des erhofften modernen Wissens bekamen wir wenigstens eine Erklärung, warum die Rebellen so zahlreich waren: Kolumbien hatte inzwischen von den Tupi deren indianische Taktiken gelernt, was dazu führte, dass mehr Leute Hinterhalte legten.
So erfuhren wir auch, dass neben den offen formierten Dreschflegelkämpfern und den aus Brabant angeworbenen, unkontrollierbaren Räuber-Armbrustschützen auch einige Indios als Dschungelkämpfer auf Seiten Kolumbiens kämpfte. Diese verdeckten Truppen konnten nur mit Hilfe von Späher und Kundschaftern gefunden werden, was wir bisher versäumt hatten (bei dieser Armee - Barefoot führte einen Trupp Späher mit sich).
Im Hauptquartier wurden vor allem die 6170000 Boliviaros dankend angenommen. Diese reichten für knapp ein halbes Jahr verlängerter Kriegsdauer.
Cucuta wurde einem neuen County, der kolumbischen Tundra, zugeordnet, mit Naram-Sin als Gouverneur. Ihm wurde versprochen, dass er alles Land erhielt, das er erobern konnte. Neuer Verwalter des kolumbianischen Districts wurde dagegen mit Pontius Pilatus XXIV. ein ziviler, verdienter Gouverneur, der endlich belohnt wurde.
Naram Sin richtete seinen Blick daher nach Westen, wohin sein Feind Maximilian Emmanuel geflohen war. Pasto mit 3000 Soldaten sollte sein nächste Ziel sein, was er auch ohne Spion schnell einzunehmen gedachte - vielleicht mit einer leichten Verzögerung, während der ein paar seine Katapulte gewartet wurden und die Rebellen im Umland besiegt wurden.
Danach sollte es nach Ibague gehen, mit 7000 Mann schon stärker verteidigt, und mit einer dann vielleicht schon stärker geschwächten Armee. Hierfür erbat er sich doch mittelfristig Nachschub - und jetzt schon zumindest einen Trupp Kundschafter, um auch Dschungelkrieger zu entdecken.