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Thema: Die wunderbare Welt des Mongke K.

  1. #751
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  2. #752
    Kaktuskiller Avatar von Xenoom
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    Und dann ist es sicher nur ne Plasterose

  3. #753
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Eigentlich wollte ich über die Feiertage bei meinen Eltern über die Rosen schreiben, aber so ziemlich das einzige, was ich zu Hause vergessen hab, sind die Notizen und Bilder dazu
    Ich weiß spontan nur, dass derjenige mit Rose 10 nicht "gewonnen" hat

    Mal sehen, was ich noch auf dem Handy hab. Bis dahin hab ich mich ein anderen kleinen Projekts angenommen, das manche auch schon bemerkt haben, weil ich es gestern hochgeladen hab:



    Ich bin die Tage ein paar Mal mit LoFi-Musik in Berührung gekommen. Im Wesentlichen, weil mir auf der Startseite eines nicht bei YouTube angemeldeten Rechners dieses Anime-Mädchen vom YouTube Channel ChilledCow gezeigt wurde:

    Bild

    Der Kanal ist mir schon ein paar Mal aufgefallen und so, wie der YouTube-Algorithmus nunmal tickt, hat er mir bald die Hintergründe in Form eines Videos von Simplicissimus vorgeschlagen. Das Wichtigste in Kürze:
    • LoFi steht für Low Fidelity und kontrastiert "High Fidelity" Musik (also auf hochglanz polierte und auf makellose Wiedergabequalität ausgelegte) dadurch, dass sie reduzierter ist und bewusst "Fehler" (z.B. das Knacken von Plattenspielern etc.) eingestreut werden
    • Das konnte ich zwar bei den Sachen, die ich mir angehört habe, nicht immer nachweisen, aber diese Art Musik ist auf jeden Fall sehr viel reduzierter. Meist wird nur eine simple Akkordfolge (in der Regel mit einem Piano) gespielt, ein Beat drunter gelegt und gesungen wird nicht.
    • Dadurch entsteht die Atmosphäre einer "digitalen Lounge". Im Video von Simplicissismus wird das sehr schön mit "Musik zum Weghören" beschrieben: LoFi ist Musik, die im Hintergrund vor sich hindudelt und einen nicht weiter ablenkt
    • Der Effekt von Musik z.B. beim Lernen wurde ja ausgiebig untersucht und LoFi soll/ kann hilfreich sein, weil sie eben nicht durch Gesang die Aufmerksam auf sich lenkt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie dadurch ein bisschen wie Weißes Rauschen funktioniert
    • Der Zusammenhang mit Animes kommt daher, dass wohl bei einigen prominenten Anime-Serien früher solche Musik zum Einsatz kam und Nostalgie bei den Hörern weckt.


    Was braucht man also für eine LoFi-Produktion? Da die Musik so einfach ist (ein Beat zum Einschlafen imo ), braucht man:
    • Eine Akkordfolge
    • Einen Beat
    • Ein animiertes Anime-Mädchen


    Ein Piano hab ich nicht und kann ich auch nicht spielen, mein Instrument der Wahl ist die Gitarre. Diese hier:

    Bild

    Müsste ich mal entstauben.

    Beim Herumklimpern bin ich dann über die Akkordfolge C - G - A# - F gestolpert. Nicht sehr verwunderlich, denn in D entspricht das D - A - C - G und das ist die Akkordfolge vom Verse in Comfortably Numb von Pink Floyd, das ich am Tag vorher gehört hab. Ich stelle mir die gerne als I - V - vi - IV Progression vor, bei der die vi durch VI# ersetzt wird.

    Der erste Anlauf klang aber ziemlich bescheiden. Ich hab zuerst die Gitarre aufgenommen, dabei gekonnt am Takt vorbei- oder mich verspielt, mich aufgeregt, es mit schlechter Laune erneut versucht, dann natürlich erst recht Fehler gemacht und am Ende klang es schon nach seeeehr geringer Produktionsqualität
    Auch ein manuell via Midi-Keyboard gesetztes Schlagzeug konnte die Aufnahmen nicht mehr retten.
    Also am nächsten Tag nochmal in Ruhe probiert und diesmal zuerst die Drums eingemidit und etwas Swing eingestellt. Dann den Takt zu halten ging (mir im Vergleich zum Metronom) sehr viel leichter von der Hand. Viel war es ja auch nicht:

    Bild

    Mit der Gitarre hab ich noch eine Bassspur aufgenommen, das sind im Prinzip nur die Grundtöne mit ein paar Zwischentönen, was - auch weil es eine Westerngitarre ist - dem Track ein wenig Country-Flair verleiht.

    In manchen LoFi-Songs (eher Stücke, die für sich stehen und nicht wie in dem Stream in Dauerschleife laufen), werden Auszüge aus Filmen oder Zitate von Prominenten verwurstet (erwähnenswert ist sicherlich Merkel-Wave ). Da ich schon bei so nem Pink-Floyd-Verschnitt gelandet war, hab ich schamlos bei der Doku "The Pink Floyd Story: Which One's Pink?" geklaut (ab Minute 12 ungefähr). Auch wenn es für meinen Song nicht unfassbar viel Sinn macht, klang es schon irgendwie cooler so. Am Anfang des Songs hört man noch Reste von etwas das wie Seemöwen klingt, aber eigentlich eine E-Gitarre ist(?). Um den Mittelteil etwas interessanter zu machen hab ich die Idee aufgegriffen und noch ein wenig Seemöwengekreische unter das Lied gelegt. Dabei war ich aber faul und hab nur ein Sample dreimal genommen.

    Zu guter Letzt kamen noch ein paar Effekte drauf. Dieses "Feintuning" (man nennt es glaub ich Mastering?) macht mir nie sonderlich viel Spaß und das hört man bisher all meinen Sachen auch an. Hauptsächlich hab ich ein paar Spuren ein- und ausfaden lassen und bei Gitarren und Drums die Höhen und Tiefen weggeschnitten:

    Bild

    Und mit einem Plugin den "Alter-Plattenspieler"-Effekt eingebracht:

    Bild

    Das sind die Knackser, das sehr dezente Wobbeln und die kleinen Tonaussetzer, die man hören kann. Richtig schön Vintage Emoticon: alt.

    Für das Video dann noch fix nach "Anime Pink Floyd Girl" gesucht, das Bild rausgesucht und mir die Prisma-Animation von Wikipedia geschnappt. Die Aufnahme erfolgte mittels OBS und Powerpoint, weil mir nichts Besseres eingefallen ist, um das gif zu loopen
    Man sieht im Video auch ein paar Encoding-Fehler, auf die mich OBS während der Aufnahme hingewiesen hat

    Mit dem Ergebnis bin ich trotzdem einigermaßen zufrieden, vor allem, weil ich Versuch 1 noch im Ohr hab. Auch das Feeling, hat so ein bisschen was von Lagerfeuermelancholie am Meer, kommt rüber, finde ich. Trotzdem sind mir ein paar Fehler natürlich aufgefallen:
    • Die Gitarre bräuchte mal neue Saiten, hab ich aber keine hier.
    • Ein paar Mal vergreife ich mich, insbesondere um den A-Akkord, den ich normalerweise nicht so oft benutze
    • Die Dokuteile hab ich in verschiedenen Lautstärken aufgenommen (die Idee mit dem zweiten Teil kam mir erst später), sie dann wieder auf eine Lautstärke zu bringen ist mir nicht ganz gelungen.
    • Der Mittelteil klingt ziemlich langweilig, das zweite Doku-Sample kommt ein bisschen plötzlich.
    • Die Gitarre erklingt immer recht abrupt. Das dürfte daran liegen, dass mein Mikrofon die subtilen und leisen Töne beim Anschlag nicht mitbekommt. Ich hätte auch auf das Plektrum verzichten können (mit Fingern gespielt klingt es viel weicher), dann bin ich für das Mikro aber nicht immer laut genug.


    Es klingt auch nicht so richtig nach LoFi. Das liegt zum einen wohl daran, dass ich auf Saiten und nicht auf Tasten gesetzt hab (alle LoFi-Songs, die ich im Vorfeld angehört hab, basieren auf Keyboards). Zum anderen ist die Musik für mich nicht ganz so "zum Weghören", weil ich direkt Comfortably Numb im Ohr habe und darauf warte, dass es weitergeht. Die Vorlage ist ein bisschen zu interessant
    Fimi hat auch schon angemerkt, dass alles noch "viel zu richtig intoniert" ist. Er hat unter dem Video auch einen Link auf ein Tutorial gepostet, das ich mir mal anschaue. Vielleicht gibt es dann irgendwann Teil 2 hiervon.
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    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  4. #754
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    Der musikalische Teil gefällt mir ziemlich gut. Die Inspiration ist zu erkennen, aber nicht zu offensichtlich. Ich hatte beim Anhören nicht die Erwartungshaltung, dass es gleich weiter gehen muss. Das ist vielleicht nur der Fluch für den Künstler selbst.
    Die Plattenspieler-Artefakte sollten aber etwas dezenter sein damit es sich angenehmer anhören lässt.
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  5. #755
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    Klingt gut, aber mich macht es auch kirre, dass die Melodie auf einen Tonartwechsel hindeutet, der dann nicht kommt

  6. #756
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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  7. #757
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Für eine mögliche Fortsetzung könntest du z.B. die Gitarre absichtlich verstimmen (alte Seiten sind für Lofi schon mal gut ). Es ist sicherlich super Lofi, wenn beim Einspielen eine Saite reißt und du einfach weiterspielst

    Oder halt einfach ein Keyboard nehmen, was du noch zuhause rumliegen hast, schlechter Sound ist hier ja gewünscht.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  8. #758
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Da ich von dem Vinyl-Plugin freundlich darauf hingewiesen wurde, dass ich es nur noch ein paar Tage nutzen darf, hab ich Teil 2 direkt gestern gemacht. Wie von Fimi geraten, hab ich dazu erstmal die Gitarre verstimmt. Mit der "Stimmung" war ich am Ende ganz zufrieden:

    Bild

    Zuerst hatte ich nur die tiefen Saiten verstimmt, das klang aber einfach nur falsch. So klang es eher schief und zumindest das G, genau die Saite, die ich am meisten stimmen muss, was richtig

    Bei der Vorlage hab ich mir aber was anderes ausgesucht. Im Videotitel steht es zwar, aber wenn das jemand überlesen und raten will, verrate ich es an dieser Stelle noch nicht. Ich würde auch sagen, dass ich mich nicht so sehr wie bei Comfortably Numb dran orientiert hab.
    Für die Vorlage hab ich mich aus zwei Gründen entschieden:
    • Am Anfang kommt eine I-I7-IV-iv Folge (in C wäre das C-C7-F-Fm). Fm gehört eigentlich nicht zur Tonleiter, funktioniert aber, weil man so eine fallende Halbtonfolge in den Akkorden hat (oder so ähnlich). Die Akkordfolge klingt für sich schon ein bisschen schief
    • Es folgt im Refrain ein Tonartwechsel(?), in C wäre das A#-D#-F.

    Letzteres ist zwar eigentlich nervig, wenn man es (wie ich, der zu faul ist, vernünftig mit Barré-Akkorden zu arbeiten) mit offenen Akkorden spielen will. Aber ich hab zu Weihnachten dieses tolle Teil hier bekommen:

    Bild

    Ein - laut Eigenbezeichnung - Neckroller, also ein Capo, den man beim Spielen verschieben kann. Also einfach einen Bund höher und aus A#, D# und F werden A, D und E. Einziger Nachteil war, dass ich einen Bund höher als die Vorlage spielen musste

    Wohlweißlich hab ich diesmal mit den Drums angefangen und mir einen etwas abwechslunsgreicheren Beat mit Intro und Fill zusammengeklickt. Dann die Gitarre, wobei der Umgang mit dem Neckroller etwas Übung erfordert hat. Zum Schluss ein bisschen Kram, d.h. vor allem eine Doku (diese hier über Diamanten: https://www.youtube.com/watch?v=Pr760mRwek4). Ich wollte ursprünglich Schnipsel aus dem Original und von dem Song "Diamonds" von Rihanna verwursten. Das hat aber jeweil mit dem Tempo und der Tonart nicht gepasst und wenn ich es angepasst hab, klang's scheiße. In der Doku bin ich allerdings auf einen cal-and-response-haften Part gestoßen (wo es um die Rolle von Russland und Südafrika bei der Diamantenproduktion ging), den ich für den Refrain genommen hab. Dazu noch ein paar Effekte von zersplitterndem Glas (das Diamanten darstellen soll und rückwärts abgespielt cool klang) und am Ende sah es so aus:

    Bild

    Man sieht, dass ich ein bisschen mehr mit Envelopes gemacht hab. Ich fand die Idee ganz lustig, die Gitarre im Verse auf den Basstönen von links nach rechts wandern zu lassen.

    Und so klingt es:



    Das Ergebnis gefällt mir besser, als Versuch 1:
    • Das Call- und Response-Ding im Chorus gefällt mir
    • Auch das wechselnde Panning hat irgendwie was
    • Der Sound ist richtig schön schief
    • Das Lied ist durch die vorher überlegte Struktur etwas interessanter
    • Dass der virtuelle Plattenspieler nicht so stark kratzt (was Shakka angemerkt hat) tut dem Lied gut


    Was mich stört sind hauptsächlich Anfang und Ende. Am Anfang knallen die Drums irgendwie so rein, da hätte ich mehr dran feilen müssen. Die Glas-Effekte sitzen gefühlt nicht immer richtig und sind ein bisschen "scharf" vom Klangeindruck. Außerdem hab ich mit den Fingern gespielt, was zwar imo weicher klingt, aber leiser war und beim Pegeln nervig war. Ich hab zu spät die "Normalize Items" Option gefunden, mit der man die Spuren am Anfang auf ne gleichartige Lautstärke bringen kann(?), das hätte mir die mühsame Arbeit erspart.

    Dafür, dass ich weniger Zeit darauf verwendet hab als beim ersten Mal (das Üben abends während Zurück in die Zukunft, mit dem ich unseren Hunden den Schlaf geraubt habe nicht eingerechnet) bin ich aber zufrieden.

    Jetzt wird aber die Gitarre wieder normal gestimmt und ich such mir was anderes - für dieses Jahr reicht es mir mit schiefen Tönen
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    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  9. #759
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Das klingt schon besser. Also schlechter. Du weißt schon, was ich meine Die Gitarre bringt mich zum Weinen, ein voller Erfolg

    Ich hätte glaube ich nen richtig billigen Drumbeat von nem uralten Drumcomputer genommen, die Drums klingen zusammen mit der Gitarre viel zu gut Und die Glaseffekte sind irgendwie schlecht, aber nicht schlecht genug eingebaut.
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    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  10. #760
    Held der Arbeiterklasse Avatar von Simato
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    Emoticon: simato
    Zitat Zitat von Bassewitz Beitrag anzeigen
    Von Simato lernen heißt Siegen lernen!

  11. #761
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Die Welt des Mongke K. wird wieder etwas wunderbarer

    Ganz wunderbar auch nicht, es gibt ja noch dieses Corona, aber zumindest hab ich jetzt wieder Zeit und Lust häufiger Gschicht'n aus der wunderbaren Welt des Mongke K. zu berichten. Heute: kleine Welten - genauer gesagt: das Small-World-Phänomen.
    Mit dem Thema habe ich mich im Rahmen eines Seminars letztes Semester beschäftigt und mich durch das Aufflammen des Wikipedia-Hotlink-Spiels in der Quecke erinnert. Es hat auch was mit Corona zu tun, aber dazu später mehr.

    In der naiven Formulierung besagt das Small-World-Phänomen, dass Menschen untereinander so stark vernetzt sind, dass man jeden Menschen auf der Welt über 6* Ecken kenne** (Six Degrees of Separation). Das kann man spaßeshalber mal mit sich selbst und Donald Trump ausprobieren. Ich bin mir recht sicher, dass ich über einen Prof -> Dekan -> Bildungsminister BaWü -> Kretschmann -> Merkel -> Trump gehen könnte. Dabei sieht man auch die Parallele zum Wikipedia-Hotlink-Spiel, wo man von einem zufälligen Artikeln mit wenigen (meist weniger als 7) Klicks zu einem anderen zufälligen Artikel gelangt.

    Da die Vermutung sich mit einem Beispiel bestätigen ließ, kann man als Wissenschaftler auf die Idee kommen, ein Experiment zu machen. Das hat Stanley Milgram in den 60ern auch gemacht (der hat recht viele Experimente gemacht ): zufällig ausgewählten Teilnehmern aus den Städten Omaha und Wichita hat er einen Brief gegeben mit der Aufforderung, diesen an eine Person in Boston zu schicken.

    Bild

    Wenn man die Person nicht kannte, sollte man den Brief an jemanden schicken, von dem man glaubte, er kenne die Person. Zusätzlich musste jeder Zwischenknoten, den ein solcher Brief dabei nahm, zwecks Nachvollziehbarkeit dokumentieren, an wen er den Brief geschickt hat. Darauf hatten allerdings nicht alle Teilnehmer Bock: von den 60 Briefen kamen 3 an Emoticon: ugly.
    Immerhin: die durchschnittliche Pfadlänge, also wie viele Zwischenknoten es gab, entsprach mit 5,5 ungefähr dem vermuteten Wert. Außerdem hatte Milgram Personen aus sozial verschiedenen Schichten gewählt, um das Problem aus seiner Sicht schwieriger zu machen (was man natürlich auch anzweifeln kann).

    Nichtsdestotrotz sind 3 Datensätze eher wenig. Da die Teilnehmer nicht zufällig ausgewählt wurden, lässt das Experiment nicht viele Erkenntnisse zu. Das Experiment wurde zwar u.a. von Milgram zwei Jahre später wiederholt (hier das Paper dazu: https://snap.stanford.edu/class/cs22...smallworld.pdf) und mit Aufkommen des Internets und Mailadressen waren Wiederholungen logistisch einfacher, aber mir als Informatiker/ Mathematiker reicht das nicht. Menschen sind zu unzuverlässig.

    Die Idee war daher - um den inneren Informatiker zu befriedigen - eine Simulation durchzuführen. Die kann man mehrmals wiederholen, mitteln und kriegt dann hoffentlich verlässliche Zahlen raus.
    Dafür braucht man natürlich ein geeignetes Modell. Weil ich sowieso schon von Knoten und Pfaden gesprochen habe, bieten sich Graphen an. Und weil sich Bekanntschaften schlecht automatisiert berechnen lassen (ich hätte mal bei facebook fragen können ), mussten es zufällige Graphen sein. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten; die wesentlichen in Kürze:

    Bild


    1. Erdös-Renyi Graphen sind wohl die bekanntesten. Man nehme sich n Knoten (d.h. im Beispiel einen pro Mensch auf der Welt) und werfe für jeden möglichen Kontakt eine Münze, ob sich die Knoten kennen. Falls ja, füge eine Kante ein.
    2. Generalisierte Zufallsgraphen geben den Knoten unterschiedliche Gewichte, welche die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, ob sich zwei Knoten kennen. Anschaulich: Verbindungen zu fetten Knoten sind wahrscheinlicher, als zu dünnen Knoten.
    3. Beim Konfigurationsmodell gibt man vor, wie viele Kontakte jeder Knoten haben soll (der sog. Knotengrad) und versucht, Kanten so zu verteilen, dass es aufgeht. Dabei kann es doppelte Kanten oder Schlaufen geben (wie im Bild) und es ist nicht immer klar, ob man überhaupt genug Kanten findet. Bei ungeradem Gesamtknotengrad etwa ist es nicht möglich.
    4. Das Preferential-Attachment-Modell lässt Graphen "organisch" wachsen, indem Knoten, die schon viele Kontakte haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Kontakte knüpfen (das sollen die fetten Linien darstellen).


    Entschieden habe ich mich für das Konfigurationsmodell, weil es schön anschaulich ist. Ich kann die Knotengrade gemäß einer Verteilung vorgeben, die realen Netzwerken recht nahe kommt.
    Eine solche Verteilung ist die Pareto-Verteilung (hier ein Histogramm mit Parametern, die ich vergessen habe):

    Bild

    Man kennt Pareto-Verteilungen bspw. von der Vermögenverteilung (wenige haben viel, viele haben wenig). Bei Kontakten ist es recht ähnlich: viele Menschen haben relativ wenige Kontakte, wenige Menschen sind super vernetzt (man kann hier im Corona-Kontext an Superspreader denken, das wird aber nicht sein, worauf ich hinaus will). Nach etwas Emoticon: shakka stand eine Implementierung, die weitestgehend*** einem Konfigurationsmodell mit paretoverteilten Knotengraden entsprach.
    Etwas kniffliger war die Frage, wie ich hier einen Eindruck für die durchschnittliche Pfadlänge gewinne, ohne dass mir die Laufzeit um die Ohren fliegt. Mein Ansatz war, zufällig Knoten zu markieren und von diesen Knoten aus zu schauen, wie viele Knoten sie in 1, 2,... Schritten erreichen können. Also ein bisschen wie Milgram, nur mit verlässlichen Teilnehmern und von denen zu allen, statt nur zu einem. Das ist hier schematisch gezeigt:

    Bild

    Der rote ist ein zufällig markierter Knoten. Die dunkelblauen erreicht er alle in einem Schritt. Die mittelblauen zusätzlich in zwei Schritten und die hellblauen zusätzlich in drei Schritten. Für den weißen bräuchte er vier Schritte.

    Ich habe eine Simulation für mein Heimatdorf (n = 3610 Einwohner) 100x (Laufzeit: 20,8s) und für Karlsruhe (n = 313092 Einwohner) 1x (Laufzeit: 5,9h - deshalb auch nur einmal ) durchgeführt. Dabei wurden jeweils 0.06% der Knoten markiert. In der Tabelle steht der Anteil an einzigartigen Knoten, die von irgendeinem der markierten Knoten in 0, 1, ... Schritten erreicht werden können. Das Ergebnis (für n = 3610 gemittelt):

    Schritte
    0
    1
    2
    3
    n = 3610 0,06% 0,46% 17,8% 60%
    n = 313092 0,07% 0,9% 21,4% 73%

    Ab vier waren mir die Laufzeiten zu groß, aber man sieht einen deutlichen Sprung von 2 auf 3. Bei einzelnen Durchläufen habe ich mir es auch für 4 und 5 Schritte angeschaut. Da waren dann >95% der Knoten von min. einem markierten Knoten aus erreichbar.

    All zu verwunderlich ist das Ergebnis nicht: bei paretoverteilten Knotengraden haben die "Superspreaderknoten" relativ viele Kontakte. Von den vielen kontaktarmen Knoten, die wahrscheinlich ausgewählt wurden, finde ich einen kurzen Weg zu den Superspreadern und über diese zu allen anderen. Das lässt sich für eine Vielzahl an zufälligen Graphen auch mathematisch beweisen (und das musste ich für ein Seminar letztes Semester in Teilen tun):
    Der Abstand zwischen zwei zufällig gewählten Knoten in einem zufälligen Graphen konvergiert in Wahrscheinlichkeit gegen etwas, das im Wesentlichen vom Logarithmus der Anzahl Knoten, also log(n) bestimmt wird. Wer keine Vorstellung davon hat, was logarithmische Größenordnungen sind: für den Graphen mit n = 313092 Einwohnern, also das simulierte Karlsruhe, ist log(n) ~ 5.5****. Das passt wieder ganz gut zu den postulierten Six Degrees of Separation.

    Den Beweis kann man über eine obere und untere Schranke führen, d.h. man zeigt, dass der Abstand mindestens logarithmisch ist und dass er höchstens logarithmisch ist. Dann muss er "genau" logarithmisch sein. Das Interessante dabei ist, dass zwei zufällig ausgewählte Menschen sich als nicht nur über höchstens 6 Ecken kennen, sondern sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht über weniger als 6 Ecken kennen. Das merkt man beim Wikipedia-Hotlink-Spiel hin und wieder, wo es nicht möglich zu sein scheint, eine kürzere Link-Kette als 4 oder 5 hinzubekommen.
    Und dieses Paradoxon, wenn man so will, war auch der Grund, warum ich mich überhaupt mit dem Thema beschäftigt habe und wie ich es auf Corona übertragen habe: an diversen Stellen (u.a. hier im Forum, im Internet und im Bekannten- und Familienkreis) habe ich Verwunderung darüber gelesen, dass man kaum Coronatote direkt kenne, aber "ständig" davon geredet würde. Beispielsweise hier:

    Zitat Zitat von Simato Beitrag anzeigen
    Hier auf dem Land ist absolut nichts. Niemand kennt hier irgendwen, der schwer erkrankt ist.
    Und diese Beobachtung muss (sofern die Realität mit dem mathematischen Modell hinreichend gut übereinstimmt) halt so sein. Könnte man als "Bubble" abtun, klingt mir aber zu sehr nach dem Vorwurf, dass sich die in der Bubble nicht für ihre Mitmenschen interessierten.
    Wenn die Toten nicht prominent waren (viele Kontakte hatten), kann nur ein Bruchteil jemanden direkt kennen (z.B. weniger als 1 Prozent). Über 3-4 Indirektionsstufen muss aber quasi jeder einen Toten kennen - da man dann schlicht und ergreifend "alle" Menschen kennt. Die 0,06% in der Modellierung waren deshalb auch nicht zufällig gewählt, sondern der Anteil der Coronatoten in Baden-Württemberg zu dem Zeitpunkt, als ich die Simulationen gemacht habe.

    Wer jetzt mit Soziologenexperimenten und Simulationen nicht so viel anfangen kann, der kann sich gerne die Beweise anschauen (es lässt sich wie gesagt beweisen). Das läuft dann ungefähr so ab:

    Bild







    * Die Idee geht vermutlich auf eine Kurzgeschichte von Frigyes Karinthy von 1929 zurück, dort waren aber noch 5 Ecken vorgesehen. 6 Ecken hat Stanley Milgram in seinem Experiment postuliert. Vielleicht sind es in der Realität 7 oder 8, vielleicht doch 5 - auf jeden Fall verblüffend wenig

    ** für eine hinreichend präzise Definition von "Kennen", z.B. (vor Corona) durch einen Handschlag oder weil man gegenseitig den Namen kennt.

    *** Für jeden Knoten wird gem. Paretoverteilung ausgewürfelt, welchen Grad er haben soll. Da die Paretoverteilung viel Masse auf den Tails hat, kann der Grad beliebig groß sein (also z.B. größer, als es Knoten im Graphen gibt). Daher wird bei zu vielen Kontakten neu gewürfelt. Beim Verbinden der Knoten wird knotenweise versucht, den Zielgrad zu erreichen. Wenn dabei Kanten dupliziert werden oder Schlaufen entstehen, wird es nochmal versucht. Wenn es zu oft nicht klappt, wird der Knotengrad reduziert. Das ist halt das Problem beim Konfigurationsmodell. Bei einem Lauf mit n = 3610 Knoten mit Zielgrad 19730 musste der Grad von zwei Knoten um je 1 reduziert werden. Ich halte das für verkraftbar.

    **** Es kommt natürlich auch auf die Basis an etc. Aber wer regelmäßig mit Logarithmen zu tun hat, weiß sowas auch - das war nur ein Beispiel. Überhaupt bin ich mir bewusst, dass ich viele Sachen vereinfacht habe. Bspw. muss man in den Beweisen voraussetzen, dass man nur eine Zusammenhangskomponente hat, weil der Abstand zu zwei Knoten, für die es keinen verbindenden Pfad gibt, unendlich ist und dann die ganzen Wahrscheinlichkeiten und Erwartungswerte kaputtgehen etc.
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    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  12. #762
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    Der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch, dass ich euch aufgefordert hatte, Nummern/ Rosennamen zu wählen. Das hab ich natürlich nicht vergessen. Das ursprüngliche Experiment sah vor, Rosen in verschieden starke Kaffees zu stellen und zu schauen, welche als erste stirbt.
    Blöderweise hab ich die Notizen dazu verlegt und beim Aufbau des Experiments hab ich ein paar Fehler gemacht (keine sinnvolle Definition von "starker Kaffee", die schon erwähnten verlorenen Notizen, die Blumen nicht beschnitten, keine Hypothese etc.) - daraus wird also nichts mehr.

    Aber Kaffee ist eh langweilig und da ich gerade im Supermarkt war:

    Bild

    Aktuell dürfen die Rosen es sich noch in so ner Nährstofflösung gut gehen lassen (bis 16:00), während die übrigen Getränke auf Zimmertemperatur gebracht werden. Ausgewählt habe ich (beschränkt auf 10, weil ich nur 10 Gläser hab) mit zufällig zugeteilten Patenschaften:

    1. Diese Nährstofflösung (hier erwarte ich die beste Performance) - Thurid
    2. Leitungswasser (als Referenz) - Kendogan
    3. Rotwein - Kantel ("Tamar")
    4. Luft (hier erwarte ich (mit) die schlechteste) - Xenoom
    5. Apfelsaft - ttte ("Rossse")
    6. Vodka - Brandschutzverordnung
    7. Bier (Pils) - Ghaldak
    8. Cola - Fimi
    9. H-Milch - Tohu ("Zorro")
    10. Energy Drink - Shakka ("Rosakka")


    Alle, die noch dabei sind, am besten kurz Bescheid geben. Wäre irgendwie langweilig, wenn eine Rose "gewinnt", aber der User gar nicht mehr mitliest. Ansonsten darf munter getippt werden, welche Rose am längsten überlebt, welche die ersten Blätter/ Blüten verliert, bei welcher es zuerst Schimmel gibt und welche als erste stirbt. Oder sogar ein Ranking, damit wir ne Hypothese haben und uns hinterher schlauer fühlen können.

    Ab 16:00 wird das Experiment scharf gestellt. Mein Plan ist, 3x am Tag (08:00, 16:00, 24:00) Notizen über den Zustand der Rosen zu machen und jede Stunde (von 08:00 bis 24:00) ein Foto zu machen. Mal sehen, wie lange das nötig ist (bei den Kaffeerosen waren es so 5 Tage).
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    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  13. #763
    Registrierter Benutzer Avatar von asdfyxcv
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    Interessant - aber verdunstet nicht der Alkohol im Wodka ziemlich schnell?

  14. #764
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Das kann natürlich passieren, da bin ich überfragt. Die Getränke werdei ch auf jeden Fall alle unangetastet stehen lassen und auch die Pflanzen nicht mehr anrühren, wenn sie drin sind. Man könnte das Experiment vielleicht betiteln mit "Was ist das beste Substitut, wenn man mal keine Nährstofflösung zur Hand hat?" oder so.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  15. #765
    This is the Way Avatar von Mr.Windu
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    Ich bin enttäuscht, dass ich nicht als Namenspate für Energydrink oder Wodka in Betracht gezogen wurde
    Sollte sich einer der beiden also nicht mehr melden

    Ich gehe davon aus, dass Energydrink sogar die Nährstofflösung schlägt, die Blume wird nämlich 5 Tage lang einfach durchfeiern, danach stirbt sie direkt komplett ab.
    Die Wodka-Blume macht zwar auch lange, wenn die Blume Alkholiker ist, aber der Zerfall beginnt schon schleppend früher.
    Der Wein-Blume ergibt sich, sobald es die Pils-Blume sieht.
    Die Cola-Blume behauptet bei der Milch-Blume Nuklearwaffen entdeckt zu haben und invasiert diese und bohrt dort nach Öl.

    Ich bin sehr zuversichtlich bei meinen Prognosen
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