Dies änderte sich allerdings ab der Herrschaft von König Philipp II. Augustus (1180–1223), ab dem das Königtum den Feudalismus zu überwinden und ihn durch den Gedanken an eine zentralistische auf den König zugeschnittene Staatsidee, der Monarchie, zu ersetzen begann. Fortgeführt und gefestigt wurde das Wirken Philipps II. durch seine unmittelbaren Nachfolger, worin besonders Ludwig IX. der Heilige (1226–1270) und Philipp IV. der Schöne (1285–1314) herausragen. Die Etablierung des königlichen Zentralstaates förderte zugleich die frühe Herausbildung eines französischen Nationalbewusstseins, Philipp II. Augustus war der erste, der sich „König von Frankreich“ nennen ließ, sein Sieg in der Schlacht von Bouvines 1214 wurde von zeitgenössischen Autoren zu einem Sieg des französischen Volkes über Engländer und Teutonen stilisiert. Auch in ihrer Akzeptanz als legitimes französisches Königshaus erfuhren die Kapetinger im 13. Jahrhundert den ideologischen Durchbruch, indem sie eine dynastische Kontinuität zu den Karolingern beanspruchten, die sie auf einer legendenhaften Prophezeiung des heiligen Walarich begründeten. Dieser soll Hugo Capet einst vorausgesagt haben, dass sein Haus für sieben Generationen herrschen, worauf im Anschluss der Stamm Karls des Großen auf den Thron der Franken zurückkehren werde (Reditus regni Francorum ad stirpem Karoli Magni). Philipp II. Augustus war der siebte Kapetingerkönig und bereits er hatte eine Aszendenz zu den Karolingern über seine Mutter Adela von Champagne beansprucht.[3] Aber erst in der Genealogie Ludwigs VIII. des Löwen (1223–1226) wurde der Prophezeiung ein erfolgreicher Beweis durch den Abt der Benediktiner von Marchiennes erbracht.[4] Der sah diese Voraussage in dem Umstand bestätigt, dass Ludwig VIII. der Sohn der Isabella von Hennegau war, deren Familie angeblich in direkter Linie von dem großen Kaiser abstammte.
Durch die dynastische Anknüpfung an die Karolinger, die sich ironischerweise auf eine weibliche Erbfolge stützte, sollte ihnen damit nicht nur die Rechtfertigung ihrer Legitimität gegeben, sondern auch ein Anspruch auf eine universelle Königsgewalt eingeräumt werden, so wie sie die Karolinger einst innegehabt hätten.