Da bin ich kein Experte, aber... Liebt Ihr's auch so, wenn jemand schon so anfängt?
OK, im Ernst, bin ich wirklich nicht, und die Diskussion ist ein nicht ganz kühles Eisen, daher schicke ich das mal voraus.
Aber ein bisschen was hab ich gelesen. Ich hoffe, ich erzähle hier keinen Mist - Muslime unter den Foristen mögen mich korrigieren!
In der klassischen Koranauslegung, der Fiqh, aus den ersten Jh.en nach dem Propheten, wird die Welt in zwei Teile geteilt: Die Dar-al-Islam (überall, wo der Islam das Leben der Gläubigen regelt) und die Dar-al-Harb (das "Haus des Kampfes"). Die beiden waren prinzipiell im dauerhaften Kriegszustand.
Der gläubige muslimische Herrscher des Mittelalters hatte nach dieser Auffassung den Auftrag, die Dar-al-Islam zu beschützen und auszuweiten. Die dazu nötigen (Kampf-)anstrengungen heißen Dschihad. Dieser Dschihad war eine durch die vom Propheten überbrachten Worte auferlegte Pflicht der Gläubigen. Da ist erstmal nix mit soundsovielen Jungfrauen oder was der Klischees mehr sind (das ist Märtyrern vorbehalten). Beim Dschihad musste die islamische Gemeinschaft ran, und eigentlich sollte die Dar-al-Harb jährlich angegriffen werden, um die Dar-al-Islam im Idealfall ständig zu vergrößern.
Waffenstillstände oder gar Bündnisse mit z.B. christlichen Herrschern waren aber nicht verboten. Die Fiqh war da durchaus pragmatisch. Auch wer aus körperlichen Gründen oder aus Geldmangel nicht kämpfen konnte, war vom Dschihad ausgenommen.
Tangent:
Übrigens hieß die Ausweitung der Dar-al-Islam nicht notwendigerweise die Unterdrückung oder Abschaffung aller anderen Glaubensrichtungen. Zentral war, dass die Regierung nach den Gesetzen des Islam und durch Muslims stattfand. Zumal die Religionen des Buches (Juden und Christen) galten als zumindest achtenswert, verehrten sie doch immerhin den richtigen einen Gott, wenn auch auf irregeleitete Weise: Da fehlte das letzte Update durch den Propheten, weil frühere Lehrer wie Moses und Iza/Jesus leider noch die Alpha- und Betaversion hatten. Wenn die Juden und Christen sich an die Regeln hielten, durften sie ihrer Religion unter muslimischer Herrschaft meist ziemlich unbehindert nachgehen, Handel treiben und natürlich sehr gern Steuern zahlen.
Polytheisten hingegen sollten bekehrt werden, Vielgötterei ist nach dem Koran verboten.
Dies alles ist wohlgemerkt Stand der islamischen Rechtslehre im europäischen Hochmittelalter. Inzwischen gibt es eine reiche Rechtslehre zu nichtmilitärischen Auslegungen des Dschihad-Begriffs als (kollektive oder persönliche) äußerste Anstrengung - meist, aber nicht notwendigerweise religiös motiviert - für ein wie auch immer geartetes Ziel.