Seite 153 von 236 ErsteErste ... 53103143149150151152153154155156157163203 ... LetzteLetzte
Ergebnis 2.281 bis 2.295 von 3535

Thema: Fragen zur Geschichte

  1. #2281
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.005
    Zunächst einmal verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage erheblich. Rohstoffe und Nahrungsmittel wurden von den Deutschen requiriert, die Demarkationslinie zum "freien" Süden, die Besatzungskosten (fast 300 Milliarden Franc im Jahr nur an Geldzahlungen) und die Rationierung von Lebensmitteln sorgten für steigende Preise und einen stetig größer werdenden Schwarzmarkt und einige Güter waren kaum mehr zu bekommen. Der Lebensmittelhändler musste also vielleicht seinen Lieferwagen stehen lassen, Zoll für einige Waren aus Südfrankreich entrichten und das Sortiment verkleinern. Vor seinem Laden bildeten sich wie überall lange Schlangen, was die Anspannung sicherlich steigen ließ.

    Für die Zukunft konnte man nur schwer planen, weil es sich bei den Modalitäten der Besatzung um provisorische Regelungen handelte und die Deutschen immer wieder damit drohten, sie zu verschärfen, sollte die Bevölkerung sich nicht unterwürfig genug verhalten. Junge Männer wurden als Zwangsarbeiter ins Reich deportiert, was vielleicht den Sohn oder Schwiegersohn des Lebensmittelhändlers betraf. Einige Wehrmachtsoffiziere ließen sich auch Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zuschulden kommen, also sorgte er dafür, dass seine Tochter möglichst im Laden blieb und lieferte selbst aus.

    Das sind jetzt natürlich nur einige Ideen, aber der historische Hintergrund stimmt durchaus, auch wenn man in Frankreich während der Besatzungszeit sicherlich besser leben konnte als in Polen oder der Ukraine.

  2. #2282
    reztuneB retreirtsigeR Avatar von EpicFail
    Registriert seit
    16.11.11
    Beiträge
    3.798
    Danke für die Antwort. Als kleine Folgefrage dann noch, hatten diese Menschen (also jetzt nicht unbedingt Lebensmittelhändler, sondern Menschen die nicht in kriegsrelevanten Berufen arbeiten, Gastronomen zb) dann überhaupt einen Mehrwert für die Deutschen, wenn sie ihren Beruf weiter ausüben durften? Wer nicht direkt etwas mit der Kriegsindustrie am Hut hatte war doch eher Ressourcenverschwendung für die Deutschen (die hatten ja meine ich selbst Probleme alle mit essentiellen Konsumgütern zu versorgen). Wollte man die nicht verhungern lassen, weil man Angst vor Aufständen hatte? Oder hatte das andere Hintergründe?
    Zitat Zitat von Austra Beitrag anzeigen
    Dort herrscht Dauerkrieg zwischen den Feminazi-Ökofaschisten und und Konservativen-FDP-AfD-Nazis

  3. #2283
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.005
    Soweit ich weiß, wurde so etwas im Westen nie ernsthaft erwogen. Am nächsten kam dem wohl die Hungersnot in Holland im letzten Kriegswinter, aber da war dem Regime ja auch das eigene Volk bereits egal. Im Westen wäre es schon propagandistisch eine Katastrophe gewesen, die Franzosen oder andere unterworfene Völker verhungern zu lassen, aber man hätte es auch in den eigenen Reihen nur schwer durchsetzen können. Natürlich gab es unter den führenden Wehrmachtsoffizieren viele Antisemiten und Rassisten, die im Osten zu "schärfsten Maßnahmen" (also im Prinzip zu recht willkürlichen Morden) griffen oder sie geschehen ließen, aber das waren anders als bei den Totenkopfverbänden und in der NS-Führung in der Regel keine gewissenlosen Fanatiker oder Sadisten.

    Die beiden Militärbefehlshaber in Frankreich zwischen 1940 und 1944 (Otto und Carl-Heinrich von Stülpnagel) galten sogar eher als Anhänger einer Versöhnungspolitik, sei es aus taktischen, sei es aus prinzipiellen Gründen. Beide hatten ganz gewiss keine weiße Weste und waren auch für Mordbefehle an Juden mitverantwortlich, aber gegenüber den Franzosen rieten sie (bei aller Härte im Einzelfall) prinzipiell zu einer Kooperation und zu einer Stärkung der Kollaborateure. Otto von Stülpnagel trat dann Anfang 1942 auch im Streit mit Goebbels und Himmler zurück, doch Carl-Heinrich von Stülpnagel (der im Osten die Morde der SS-Einsatzgruppen durchaus billigte) setzte die Politik seines Großcousins (?) eher fort, wenn er auch in Berichten nach Berlin einen etwas schärferen Ton anschlug.

    Wie gesagt, ich will ihnen keinen Kranz flechten, aber die beiden Stülpnagels und viele andere deutsche Besatzungsoffiziere hätten es wohl nicht gebilligt, wenn man die Franzosen so behandelt hätte wie die Polen, Russen oder gar die Juden. Außerdem wäre es für die Außendarstellung des Regimes auch sehr nachteilig gewesen, weil man zu der Zeit versuchte, mit dem (und für den) "europäischen Kreuzzug gegen den Bolschewismus" um Unterstützung bei konservativen und national gesinnten Gruppen der unterworfenen Länder zu werben.

  4. #2284
    Grünkohlgroßmaul Avatar von Bassewitz
    Registriert seit
    03.06.12
    Ort
    Bassenheim
    Beiträge
    44.203
    Die Völker im Westen waren ja auch nach der abartigen Rassenlehre ja auch eher "wertvoll" in deren Augen,oder?

    Setsen findet Versöhnung aber gut.
    Zitat Zitat von Azrael Beitrag anzeigen
    Was Basse sagt. :D
    Zitat Zitat von Simato Beitrag anzeigen
    Passe, wenn nicht Basse :schwaerm:
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Jeder mag Basse!

  5. #2285
    Neigt zur Überreaktion Avatar von DerMonte
    Registriert seit
    21.10.13
    Ort
    Erde-1218
    Beiträge
    5.121
    Mal eine kleine Frage, wegen einer akuten Diskussion in der Zecke:

    Ich liege ja richtig, dass die Idee einer Nation erst gegen ende des 18. Jahrhunderts aufkam. Wie war dann der Rassismus in der frühen Neuzeit/Mittelalter aufgebaut?

  6. #2286
    Earth First! Avatar von Rinz
    Registriert seit
    16.01.13
    Beiträge
    2.212
    Deine Frage impliziert einen bindenden Zusammenhang zwischen Nationalismus und Rassismus, den es so per Definition erstmal nicht gibt. Wenn überhaupt würde ich eher den Kolonialismus per se als strukturellen Rassismus sehen. Nationalistische Bewegungen - insbesondere in ihrer "Blütezeit" des 18.-20. Jahrhundert - grenzen sich gerne auch gegen "Feinde" der eigenen Ethnie ab - Deutsche gegen Franzosen, Franzosen gegen Engländer usw.

    Wobei da z.B. eine interessante Frage wäre, ob bzw. wie sehr die Feindschaft der Engländer bzw. der Angelsachsen mit den Schotten und Iren auch auf dem Hass gegenüber den andersartigen "Redheads", den Rothaarigen keltischen Ursprungs beruhten. Da ich darüber nur flüchtiges Halbwissen habe (wie zB. der irgendwo aufgeschnappten These, dass noch im späten Mittelalter die überwiegende Mehrheit der irischen Bevölkerung rothaarig war) hänge ich diese Frage einfach mal an Montes Frage an - wie belastbar ist die These vom jahrhundertelang ausgeprägten Drang, die Rothaarigen zu bekämpfen und so weit wie es geht zu dezimieren?

    Wenn es aber tatsächlich zutrifft, dass auch in diesem Fall optische Merkmale/Andersartigkeit zu Hass, Blutvergießen und in einem gewissen Anteil sogar zu Kriegen geführt hat, dann würde ich das durchaus als Rassismus definieren, auch wenn es sich strenggenommen nicht um eine andere Ethnie handelte.
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  7. #2287
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.005
    Zitat Zitat von DerMonte Beitrag anzeigen
    Mal eine kleine Frage, wegen einer akuten Diskussion in der Zecke:

    Ich liege ja richtig, dass die Idee einer Nation erst gegen ende des 18. Jahrhunderts aufkam. Wie war dann der Rassismus in der frühen Neuzeit/Mittelalter aufgebaut?
    Die Idee der Nation dürfte aber schon deutlich älter sein. Auch in der Antike und im Mittelalter gab es immer mal wieder Abgrenzungen aufgrund der Sprache, selbst wenn die Idee eines Nationalstaates noch nicht im modernen Sinne existierte. Wie Rinz richtig sagt, kann es Rassismus außerdem ganz unabhängig von nationalen Ideen geben. Viele Europäer der FNZ schrieben etwa den Türken, Indios oder Schwarzafrikanern zahlreiche negative Eigenschaften zu, ganz unabhängig von deren "Nationalität". Selbst wohlmeinende Aufklärer wie Kant waren dagegen nicht immun.

    Es ist aber sicher richtig, dass das Überlegenheitsgefühl in Europa nach 1800 nochmals anwuchs, so dass nun auch vormals als "zivilisiert" geltende Völker wie die Chinesen häufig als "minderwertig" eingeschätzt wurden. Und natürlich gab es auch innerhalb der europäischen Gesellschaften immer wieder rassistische Tendenzen, etwa gegenüber den "Zigeunern" oder auch gegenüber anderen irgendwie erkennbaren Minderheiten.

  8. #2288
    Earth First! Avatar von Rinz
    Registriert seit
    16.01.13
    Beiträge
    2.212
    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Wie Rinz richtig sagt, kann es Rassismus außerdem ganz unabhängig von nationalen Ideen geben.
    Ich meinte es eigentlich andersherum (also dass es Nationalismus ganz unabhängig von Rassismus gegeben hat und noch gibt), aber auch umgekehrt wird gewiss ein Schuh draus.
    Als wesentlichen Schlüssel für Rassismus sehe ich die Unfähigkeit vieler Menschen, mit Anderartigkeiten zu leben - daher mein Impuls, den Rassismusbegriff auszuweiten (z.B. auf Fälle wie obigen Hass auf die Rothaarigen). Alles was irgendwie anders ist, was einem fremd ist, wird kategorisch abgelehnt und konsequent bekämpft - sicher auch ein Relikt aus der Zeit, in der die Menschheit im Stammessystem gelebt hat. Ein Fremder ist ein Eindringling, er gefährdet die eigene mühsam aufgebaute innere Ordnung, er ist mehr Last als vonnutzen, er soll wieder dahingehen wo er herkam und wenn das nicht geht (weil sein Stamm nicht mehr existiert oder weil er wegen Andersartigkeit ausgestoßen wurde), Pech gehabt. Immer ist das "Andersartige" das was trennt.
    Das mag eventuell damals sogar in mancher Hinsicht Sinn gemacht haben, weil die Gruppe als umso stärker erachtet wurde, desto homogener sie war, aber letztlich wissen wir nicht genug über unsere Vorahnen. Rein logisch betrachtet wird es aber wohl einen Nutzen dieses ausgrenzenden - nach heutigen Maßstäben eigennützigem und moralisch verwerflichen - Verhalten gegeben haben.

    Meine These dazu: dadurch dass sich die Menschheit in technologischen Bereichen schneller entwickelt hat als in sozialen Bereichen, schleppen nach wie vor immer noch sehr viele Menschen dieses veraltete (weil heutzutage völlig nutzloses) ausgrenzende (rassistische) Denken mit sich.
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  9. #2289
    Moderator Avatar von Doerky
    Registriert seit
    14.10.15
    Beiträge
    3.749
    Zitat Zitat von Rinz Beitrag anzeigen
    Ich meinte es eigentlich andersherum (also dass es Nationalismus ganz unabhängig von Rassismus gegeben hat und noch gibt), aber auch umgekehrt wird gewiss ein Schuh draus.
    Als wesentlichen Schlüssel für Rassismus sehe ich die Unfähigkeit vieler Menschen, mit Anderartigkeiten zu leben - daher mein Impuls, den Rassismusbegriff auszuweiten (z.B. auf Fälle wie obigen Hass auf die Rothaarigen). Alles was irgendwie anders ist, was einem fremd ist, wird kategorisch abgelehnt und konsequent bekämpft - sicher auch ein Relikt aus der Zeit, in der die Menschheit im Stammessystem gelebt hat. Ein Fremder ist ein Eindringling, er gefährdet die eigene mühsam aufgebaute innere Ordnung, er ist mehr Last als vonnutzen, er soll wieder dahingehen wo er herkam und wenn das nicht geht (weil sein Stamm nicht mehr existiert oder weil er wegen Andersartigkeit ausgestoßen wurde), Pech gehabt. Immer ist das "Andersartige" das was trennt.
    Das mag eventuell damals sogar in mancher Hinsicht Sinn gemacht haben, weil die Gruppe als umso stärker erachtet wurde, desto homogener sie war, aber letztlich wissen wir nicht genug über unsere Vorahnen. Rein logisch betrachtet wird es aber wohl einen Nutzen dieses ausgrenzenden - nach heutigen Maßstäben eigennützigem und moralisch verwerflichen - Verhalten gegeben haben.

    Meine These dazu: dadurch dass sich die Menschheit in technologischen Bereichen schneller entwickelt hat als in sozialen Bereichen, schleppen nach wie vor immer noch sehr viele Menschen dieses veraltete (weil heutzutage völlig nutzloses) ausgrenzende (rassistische) Denken mit sich.
    Warscheinlich liegt das ein meine Prägung und die Pädagogische Richtung die ich eingeschlagen habe.
    Bei den Steinzeit Argumenten streubt sich innerlich viel.
    Diese Argumentenation würden von meinen Profs und Dozenten immer verachtet. Und für Laien oder Westentaschen Pychologie verunglimpft.

    Bitte nicht falsch verstehen ich bin kein Historiker, ich weiß nur das diese Argumentation von vielen Sozial Arbeiter abgelehnt wird.
    Ich weiß nicht mal ob es alle Schulen der Pädergogik/Sozialen Arbeit ablehnen.
    Würde wenn deine Argumentation wahr ist es nicht bedeuten das es in jeder Zeit in jeder Kultur Rasimus vergekommen ist, es sei den die Kultur hat Aktiv dagegen Gekämpft?

    Wo sie dir Recht geben würden ist das Rasisums sachen aufgreift die in der Menscheliche struktur vorhanden sind.
    Aus diesen Grund ist es auch so "erfolgreich".

    Zum einen währe da das Vorurteil, alle Menschen haben Vorurteile, dies hilft unser Gehirn zu Entlasten.

    Wir haben gerne Recht, das hilft unserem Selbstbewusstsein (d.h. fällt es Menschen mit einen gestörten Selbwusssein anfälig für Rassismus und überzeugte Rassisten wirken häufig sehr Selbstbewusst) (kleine Anekdote das ist einer der Gründe warum wir so gerne etwas für das Selbstbewusstsein unsere Klienten machen)

    Menschen wollen teil einer Gruppe sein. Das "Gruppen Ich" wird gestärkt und besser Difinert duch die abrenzung zu anderen (auch das "Ich" erkennen wir erstmal zur abgrenzung zum "Du").


    "Erflogreiche" Rasissten nutzen auch noch gerne den "trick" ihr Gruppe in dem ständigen Gefühl des Kampfes zu schicken. Das sorgt zum einen dafür das sie "Gradlinger Denken" und für Argumente von außen taub sind.
    Außerdem gibt es das Gefühl ein Held zu sein, was das Selbstbewusstsein stäkrt.

    Auch beliebt das versprechen den Einzug in die Rassistische Gruppe mit Macht gewinnt einher geht.

    Nur ein paar auszüge...

    Ich hoffe es war okay wenn ich den Blick meiner Fachrichung auf das Thema hab blicken lassen auch wenn ich das Thema Geschichte verlassen habe.

  10. #2290
    yay! Avatar von Setcab
    Registriert seit
    18.01.09
    Beiträge
    4.699
    Zitat Zitat von Rinz Beitrag anzeigen
    Ich meinte es eigentlich andersherum (also dass es Nationalismus ganz unabhängig von Rassismus gegeben hat und noch gibt), aber auch umgekehrt wird gewiss ein Schuh draus.
    Als wesentlichen Schlüssel für Rassismus sehe ich die Unfähigkeit vieler Menschen, mit Anderartigkeiten zu leben - daher mein Impuls, den Rassismusbegriff auszuweiten (z.B. auf Fälle wie obigen Hass auf die Rothaarigen). Alles was irgendwie anders ist, was einem fremd ist, wird kategorisch abgelehnt und konsequent bekämpft - sicher auch ein Relikt aus der Zeit, in der die Menschheit im Stammessystem gelebt hat. Ein Fremder ist ein Eindringling, er gefährdet die eigene mühsam aufgebaute innere Ordnung, er ist mehr Last als vonnutzen, er soll wieder dahingehen wo er herkam und wenn das nicht geht (weil sein Stamm nicht mehr existiert oder weil er wegen Andersartigkeit ausgestoßen wurde), Pech gehabt. Immer ist das "Andersartige" das was trennt.
    Das mag eventuell damals sogar in mancher Hinsicht Sinn gemacht haben, weil die Gruppe als umso stärker erachtet wurde, desto homogener sie war, aber letztlich wissen wir nicht genug über unsere Vorahnen. Rein logisch betrachtet wird es aber wohl einen Nutzen dieses ausgrenzenden - nach heutigen Maßstäben eigennützigem und moralisch verwerflichen - Verhalten gegeben haben.

    Meine These dazu: dadurch dass sich die Menschheit in technologischen Bereichen schneller entwickelt hat als in sozialen Bereichen, schleppen nach wie vor immer noch sehr viele Menschen dieses veraltete (weil heutzutage völlig nutzloses) ausgrenzende (rassistische) Denken mit sich.
    Ich bin auch kein Historiker, aber die Erklärung finde ich speziell für den Rassismus der frühen Neuzeit etwas wacklig. Es war da ja gerade nicht so, dass plötzlich viele Fremde nach Europa gekommen wären, sondern eher im Gegenteil: Europa ist im Rest der Welt überall eingedrungen. Ich weiß auch nicht, ob die Aufklärer da Urzeit-Instinkten folgen, sie hatten ja schon den Anspruch an sich, wissenschaftlich vorzugehen (auch wenn ihre Schlussfolgerungen natürlich Quatsch waren).

    Meine laienhafte Theorie wäre eher Machtlegitimation: die europäischen Mächte der Zeit haben andere Völker unterdrückt, ausgebeutet und versklavt. Das lässt sich deutlich leichter mit dem eigenen Gewissen vereinbaren, wenn man sich davon überzeugt, den anderen "Rassen" damit etwas gutes zu tun, weil sie Führung durch den weißen Mann brauchen, "zivilisiert" werden müssen oder aus ähnlichen Gründen vom Kolonialismus in Wirklichkeit profitierten.
    Sie/Ihr

    Storys:
    (Civ 4 BASE 5.0): Die Geschichte des römischen Reiches (abgeschlossen)
    (Civ 4 BASE 6.0): Das Reich der Mitte auf dem Weg durch die Geschichte (abgebrochen)

  11. #2291
    Earth First! Avatar von Rinz
    Registriert seit
    16.01.13
    Beiträge
    2.212
    @Doerky: Interessant, das heißt ja, daß meine "Gedanken" so oder so ähnlich als eine ganz bestimmte "Richtung", als ganz bestimmter Erklärungsansatz bereits vorhanden ist und sogar in der Fachwelt der Sozialwissenschaft diskutiert wird. Das sehe ich jetzt eher als Bestätigung, daß dieser Gedanke so völlig abwegig oder so völlig dumm nicht sein kann, wenn er sogar von Professoren aufgegriffen wurde. Dass diese (oder zumindest die, die du als Profs hattest) die These(n) in der Mehrzahl ablehnen, kann ich verkraften (wobei unklar ist, was nun genau daran "abgelehnt" wird?), ich würde mir niemals anmaßen darauf zu bestehen daß ich "recht habe", letztlich gibt es keine Augenzeugen für das was vor hunderten oder gar tausenden von Jahren war, letztlich sind wir auf wenige Informationen sowie unseren logischen Verstand angewiesen, der Rest ist Auslegungssache und auch der wissenschaftliche mainstream ändert sich mit der Zeit.

    Was mir auffällt, du benutzt eher den Begriff "Rassisten" und schaust nach Merkmalen/Motiven/Verhaltensmustern für Rassisten als eine (Täter-)Gruppe, ich dagegen benutze eher das Wort "Rassismus"als Phänomen, als eine Art Krankheit (Relikt aus der Steinzeit scheint mir nach wie vor sehr passend), die viel mit Angst zu tun hat. Ich sehe deinen Punkt und kann dem auch zustimmen, aber aber mein Ansatz ist ein anderer, ich suche nach Erklärungen, wieso auch im 21.Jahrhundert - wo ein solches Verhaltensmuster rational betrachtet eher Nachteile als Vorteíle bietet - rasististisches Denken bzw. rassistische Verhaltensweisen noch nicht ausgestorben sind. Denn der Austausch der Ethnien rund um den Globus ist ja nicht ja erst seit gestern so sehr fortgeschritten, so daß diese (leider wohl menschentypische) Reaktion "Huch, ein Fremder, der macht mir Angst" normalerweise längst sich als gewinnbringender Ansatz disqualifiziert und der Vergangenheit angehört haben sollte.

    Aber gemessen an der gesamten Evolution des Menschen sind die wenigen Hundert Jahre von Beginn der großen Weltentdecker bis zur Jetztzeit dann wohl doch zu kurz und es ist eben auch kein Zufall, daß die Fremdenfeindlichkeit (sehr gut am Beispiel Ostdeutschlands zu sehen) insbesondere in den Regionen nach wie vor am stärksten ausgeprägt ist, wo am wenigsten "fremdartige" Menschen leben.

    Zitat Zitat von Siegfried Beitrag anzeigen
    Ich bin auch kein Historiker, aber die Erklärung finde ich speziell für den Rassismus der frühen Neuzeit etwas wacklig. Es war da ja gerade nicht so, dass plötzlich viele Fremde nach Europa gekommen wären, sondern eher im Gegenteil: Europa ist im Rest der Welt überall eingedrungen. Ich weiß auch nicht, ob die Aufklärer da Urzeit-Instinkten folgen, sie hatten ja schon den Anspruch an sich, wissenschaftlich vorzugehen (auch wenn ihre Schlussfolgerungen natürlich Quatsch waren).

    Meine laienhafte Theorie wäre eher Machtlegitimation: die europäischen Mächte der Zeit haben andere Völker unterdrückt, ausgebeutet und versklavt. Das lässt sich deutlich leichter mit dem eigenen Gewissen vereinbaren, wenn man sich davon überzeugt, den anderen "Rassen" damit etwas gutes zu tun, weil sie Führung durch den weißen Mann brauchen, "zivilisiert" werden müssen oder aus ähnlichen Gründen vom Kolonialismus in Wirklichkeit profitierten.
    Im Grunde gibst du hier meiner Eingangsthese recht, daß der Rassismus der frühen Neuzeit eher ein Merkmal/eine Begleiterscheinung des Kolonialismus war und eben nicht (wie in der Eingansfrage von Monte impliziert) des Nationalismus. Meine These des "Relikts" aus dem Stammessystem steht aber auf einem anderen Blatt und wird davon wenig bis gar nicht berührt.
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  12. #2292
    Moderator Avatar von Doerky
    Registriert seit
    14.10.15
    Beiträge
    3.749
    @Rinz:

    Ich glaube da habe ich mich ungenau ausgedrückt, es ging um alle Theroien die sagen das ist so weil in der Steinzeit...

  13. #2293
    Earth First! Avatar von Rinz
    Registriert seit
    16.01.13
    Beiträge
    2.212
    Stimmt, und dabei hatte ich anfangs gar nicht von der Steinzeit geredet sondern vom Stammessystem - und das hat es in unseren Breitengraden bis weit in die Antike gegeben, im manchen Gebieten existiert es heute noch.
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  14. #2294
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.005
    Zitat Zitat von Siegfried Beitrag anzeigen
    Meine laienhafte Theorie wäre eher Machtlegitimation: die europäischen Mächte der Zeit haben andere Völker unterdrückt, ausgebeutet und versklavt. Das lässt sich deutlich leichter mit dem eigenen Gewissen vereinbaren, wenn man sich davon überzeugt, den anderen "Rassen" damit etwas gutes zu tun, weil sie Führung durch den weißen Mann brauchen, "zivilisiert" werden müssen oder aus ähnlichen Gründen vom Kolonialismus in Wirklichkeit profitierten.
    Das ist sicher ein möglicher Ansatz. Allerdings war der Umgang mit den Unterworfenen im 16., 17. und frühen 18.Jh. eher noch brutaler als später, auch "Mischehen" vielerorts noch akzeptiert wurden. Die meisten Fachleute (etwa Jürgen Osterhammel und Wolfgang Reinhard) gehen deshalb ein wenig stärker von der umgekehrten Sichtweise aus. Demnach hätten die Europäer im Laufe des späten 18. und frühen 19. Jh. ihre eigene Dominanz auf diese Weise zu erklären versucht. In Reinhards Riesenwerk "Die Unterwerfung der Welt" (2016) gibt es dazu sogar ein eigenes Kapitel, wenn ich es recht in Erinnerung habe. Um 1700 erlebte man China beispielsweise als fortschrittlich und in gewisser Weise auch als ebenbürtig, um 1850 war es aus europäischer Sicht rückständig, von albernem Aberglauben erfasst und weit unter den modernen Staaten angesiedelt.

    Osterhammel nannte das meiner Erinnerung nach einmal die Kehrseite der Aufklärung. Man grenzte sich in Europa ja selbst von der eigenen Vergangenheit ab (die meisten populären Mythen über "das Mittelalter" stammen ja auch aus dieser Zeit), denn man hatte das Licht der Vernunft entdeckt - anders als die noch immer im Finsteren vegetierenden außereuropäischen Gesellschaften. Auch wohlmeinende Aufklärer hielten es natürlich nicht für einen Zufall, dass dies gerade in Europa geschehen war, und angesichts der damals üblichen personalisierten Geschichtsschreibung lag es durchaus nahe, den Europäern (und besonders dem jeweils eigenen Volk) besondere kulturelle Leistungen und eine größere Leistungsfähigkeit zuzuschreiben. Ein Afrikaner oder Asiate konnte daher froh sein, von einem weit überlegenen Volk kolonisiert und "emporgehoben" zu werden. Das war gewiss manchmal auch nur Mittel zum Zweck, aber man sollte nicht unterschätzen, wie plausibel das damals erschien.

  15. #2295
    reztuneB retreirtsigeR Avatar von EpicFail
    Registriert seit
    16.11.11
    Beiträge
    3.798
    Gab es während des zweiten Weltkriegs eigentlich in den USA auch eine Nazi Bewegung mit ernstzunehmender Größe? Und war damals die Angst vor dem Kommunismus in den USA auch schon verbreitet oder kam das erst mit dem kalten Krieg? Wenn ersteres der Fall ist; fand es dann eine ernstzunehmende Minderheit dort gut, dass das deutsche Reich die SU angegriffen hat?
    Zitat Zitat von Austra Beitrag anzeigen
    Dort herrscht Dauerkrieg zwischen den Feminazi-Ökofaschisten und und Konservativen-FDP-AfD-Nazis

Seite 153 von 236 ErsteErste ... 53103143149150151152153154155156157163203 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •