Die erste Belastungsprobe für den Frieden im Reich war, nach der Bildung der Union und der Liga, der Erbschaftsstreit um das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg im Jahre 1613. Seit langem war absehbar gewesen, dass Herzog Johann Wilhelm kinderlos sterben würde. Schon 1610 schlitterte Westeuropa wegen dieses Herzogtums nur knapp an einem großen Krieg vorbei. Jeder regionale Konflikt hatte das Zeug, zum Anlass eines ganz Europa erfassenden Konfliktes zu werden. Andererseits verstrichen viele Ereignisse, die den großen Krieg hätten entzünden können, oder sie blieben auf einen lokal geführten Krieg begrenzt. Das absehbar ledig werdende Herzogtum war wegen seiner zentralen Lage zwischen den Staaten sowie wegen seines Wohlstands strategisch attraktiv.
Die Nachfolgefrage war kompliziert, weil das Herzogtum konfessionell zersplittert war, der Herrscher hatte auf eine Konfessionalisierungspolitik verzichtet. Das war nach den Vorgaben des Augsburger Religionsfriedens nämlich möglich – die Konfession des Herrschers galt eigentlich für sein gesamtes Territorium. Deshalb gab es im Reich nebeneinander liegende Gebiete, die hier katholisch, dort lutherisch oder reformiert waren. Vor allem gab es in Jülich-Kleve-Berg einen ganzen Stapel an möglichen Anspruchstellern der verschiedenen Konfessionen, was die Sache spannend machte. Als Herzog Johann Wilhelm im März 1609 in Düsseldorf starb, standen alle Prätendenten bereits in den Startlöchern, und sie hatten jeweils eine Schutzmacht hinter sich. Spanien und die südlichen Niederlande waren an einer katholischen, die nördlichen Niederlande dagegen an einer protestantischen Lösung interessiert. Der Kaiser war Katholik, er musste sich jedoch zurückhalten, damit sich nicht eine in- und ausländische Koalition gegen seine Parteinahme bildet.
Andere schufen vollendete Tatsachen und marschierten kurzerhand in das Herzogtum ein: Sachsen und Pfalz-Neuburg für die protestantische Seite, spanisch-niederländische Truppen sowie ein Heer des österreichischen Erzherzogs Leopold für die katholische Seite. Dort bekämpften sie einander und riefen die Union und die Liga um Unterstützung für ihre jeweilige Seite.
Es war in dieser Situation, da der französische König Henri IV. seinen eigenen Einmarsch in das Herzogtum plante. Beide Seiten hofften auf seine Unterstützung. Frankreich war katholisch, aber Henri IV. wollte sich auf die Seite der Protestanten schlagen, um Spanien zu treffen. Es sollte nach seinem sogenannten „Großen Plan“ die entscheidende Auseinandersetzung Frankreichs mit Spanien um die Vorherrschaft werden. Nur der Zufall vereitelte den Kampf der Titanen: Henri IV. wurde am 14. Mai 1610 durch einen Attentäter getötet. Weil sein Erbe, der neue König Louis XIII. zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig war, brach Frankreich den Einmarsch ab. Im November 1614 einigte man sich auf politischem Weg auf die vorläufige Teilung des Herzogtums, im Wesentlichen gemäß der faktischen militärischen Lage. Diese Krise war damit nicht gelöst, doch zumindest entschärft.
Eine zweite erwähnenswerte Krise war die um die Prozessionen im schwäbischen Donauwörth. Hier lebten damals etwa viertausend Menschen, zum allergrößten Teil Protestanten. Es gab nur noch sechzehn katholische Haushalte, aber die wollten ihren Prozessionsmarsch mitsamt entrollten Fahnen auch durch die protestantischen Stadtteile hindurch durchführen. Eine riesige Provokation für die radikalen Protestanten, doch die Katholiken hatten dafür die Unterstützung des Bischofs von Augsburg. Es kam bei der Prozession zu den vorhersehbaren Tumulten und Schlägereien, was dem Bischof den Anlass gab, die Beeinträchtigung der freien Religionsausübung anzuprangern und den Reichshofrat einzuschalten. Der verurteilte den Pöbel von Donauwörth als Landfriedensbrecher und der Kaiser verhängte schließlich die Reichsacht, was die protestantischen Gemüter aber nicht beruhigte. Die Angelegenheit zog weiter größere Kreise: Für den erzkatholischen Herzog Maximilian von Bayern war das der willkommene Anlass, mit Truppen in das schwäbische Territorium einzudringen und Donauwörth zu besetzen.
Die Militärmacht war nicht gering, Maximilian schickte 6.000 Fußsoldaten und 500 Berittene, um für Ruhe zu sorgen. Das abgekartete an der Sache war, dass Maximilian vom Kaiser die Erstattung der ihm dabei entstandenen Kosten verlangte, immerhin hatte er ja eine Reichsacht des Kaisers vollstreckt. Das Geld brachte natürlich nicht der Kaiser auf, er erlegte die Kosten der Stadt Donauwörth auf, indem er sie an Maximilian verpfändete. Bayern hatte sich damit des schwäbischen Donauwörth bemächtigt. Man kann sich denken, dass dies von vornherein der Plan von Maximilian und Kaiser Rudolf II. gewesen war. Donauwörth wurde einer Rekatholisierung unterworfen.
„Maximilian, Maximilian, ihr kennt nicht die Folgen eures Tuns“, soll Herzog Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg geklagt haben, als er von der Besetzung Donauwörths durch bayerische Truppen erfuhr.
Jetzt also der Fenstersturz in Prag und der protestantische Aufstand in Böhmen. Der katholische Landesherr, den sie konsequenterweise für abgesetzt erklärten, war nicht irgendwer: Es war kein geringerer als der Habsburger Erzherzog Ferdinand, ein radikaler Katholik – und der voraussichtliche Nachfolger von Kaiser Matthias. Den Böhmen war klar, dass Ferdinand seine Absetzung nicht einfach hinnehmen würde, die Aufständischen brauchten Verbündete, um sich gegen seinen Zorn zu wappnen. Dazu gehörte die Überlegung, wem sie eigentlich die böhmische Krone nun anbieten sollten. Am besten einem protestantischen Fürsten, der über genügend Truppen verfügen würde. Ein erster Schritt zur Verteidigung war, die eigenen Reihen zu schließen. Das böhmische Ständeheer wurde aufgeboten und solche Städte, die sich dem Aufstand nicht angeschlossen hatten, wurden niedergeworfen.
Im Gegensatz zum böhmischen Adel hatten die Bürger nämlich keine große Lust darauf, sich mit den Habsburgern anzulegen. Dann richtete man Bündnisangebote an die unmittelbaren Nachbarn. Die reagierten zunächst zögerlich, im Herbst 1618 war lediglich Schlesien mit von der Partie. Das änderte sich dann aber im März 1619, als Kaiser Matthias starb. Da wagten sich auch Mähren und die Lausitz in das Bündnis mit Böhmen, womit sie den Habsburgern ihre Gefolgschaft aufkündigten. So fühlte man sich in Prag gut vorbereitet auf die Verteidigung. Die Aufständischen unterschätzten den Ernst der Lage grob.