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Thema: [CK2/EU4] Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt

  1. #571
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    Iwan IV. Grosny

    Seit einiger Zeit war Iwan IV. Witwer und auf der Suche nach einer neuen Braut, er strebte für seine inzwischen achte Ehe eine Verbindung mit England an. Die ganze Zeit während des Livländischen Kriegs wollte der Zar ein Bündnis mit England, auf dass die englische Flotte in der Ostsee eingreift. Dieser Versuch schlug jedoch fehl, weil der Königliche Rat sich weigerte, einen solchen Bündnisvertrag zu unterzeichnen. Iwan schrieb an Elisabeth I. den wenig freundlichen Brief, sie müsse ihre Macht offensichtlich mit „Handelsleuten und Krämern“ teilen: „Du verweilst in Deinem Jungfernstand, bist aber eigentlich ein ordinäres Frauenzimmer“. Dass er die „alte Jungfer“ verachtete, hinderte Iwan IV. nicht daran, Pläne für eine Vermählung mit ihr zu schmieden. Sein Heiratsantrag wurde jedoch abgelehnt. Im zweiten Anlauf warb Russland stattdessen um die Nichte der englischen Königin. Die (ebenfalls erfolglose) Brautwerbung hatte auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil Iwan sich zugleich um Asyl in England bewarb. Das zeigte, wie unsicher sich der Zar seiner Position daheim wähnte. Der Umstand, dass Iwan IV. die Engländer umwarb und in diesem Zusammenhang englischen Kaufleuten großzügigen Zugang zum russischen Markt einräumte, kam bei seinen orthodoxen Landsleuten übrigens nicht gut an. Die vielen Ausländer erhielten am Rand von Moskau die eigene „Deutsche Vorstadt“ (als Deutsch wurde in Russland damals alles bezeichnet, das Westeuropäisch war), das Ausländerviertel. Zur großen Entrüstung des Klerus erlaubte der Zar den aus Livland umsiedelnden Lutheranern, in der Nähe von Moskau ihre eigene Kirche zu errichten. Die Freunde des Zaren waren schließlich protestantische Ketzer! Die Geistlichkeit suchte nach einem Vorwand, mit dem Ausländerviertel Schluss zu machen. Bitte schön: Der Metropolit ermahnte Iwan, dass die Ausländer ihre Privilegien beim Alkoholausschank nutzen würden, um brave russische Dienstleute zum Trinken zu verleiten. Der Klerus veranstaltete einen wütenden Pogrom in der Deutschen Vorstadt. Um die fanatischen Orthodoxen zu beschwichtigen, ließ Iwan IV. schließlich die Kirche, welche die Lutheraner errichtet hatten, niederbrennen.

    Zurück zur allgemeinen außenpolitischen Perspektive. Der Untergang der osmanischen Armee bei Astrachan und die Zerschlagung der Krimhorde bei Moskau hatten die militärische Lage in Osteuropa klar verändert. 1575 war das erste Jahr seit langem, in dem die südlichen Grenzen Russlands nicht von den Tataren überfallen wurden. Zwei Jahre später starb der Khan der Krim, und sein Land fiel in eine lange innenpolitische Fehde. Im Westen stand die Wahl eines neuen polnischen Königs an. Die Orthodoxen setzten sich dafür ein, dass Iwan IV. auf den polnischen Thron gewählt werde, wobei der Zar wenig Ambitionen zeigte, die polnische Krone zu erwerben (er hielt die Idee eines gewählten Königs für Quatsch). Polen zu regieren hätte nur seine absolute Macht eingeschränkt, das Königreich war zudem in einem nicht guten Zustand. Sollten sich die Polen mit sich selber beschäftigen, Iwan IV. wollte die Zeit nutzen, um sich die Schweden vorzuknöpfen. Zwischen 1575 und 1577 gelang den russischen Truppen einige Erfolge im Baltikum, Reval als wichtigste Festung konnte aber nicht genommen werden. Indessen näherte sich das polnische Interregnum seinem Ende. Die Moskauer Diplomaten unterstützten den österreichischen Kandidaten Maximilian II. und führten mit ihnen Geheimgespräche darüber, wie die polnisch-litauische Union zu sprengen sei. Wie wäre es mit einer Aufteilung? Polen an Österreich, Litauen und Livland an Russland. Tatsächlich wurde Maximilian II. auf den Thron gewählt, er konnte ihn aber nicht lange halten: Die Gegner Österreichs wählten den Siebenbürger Stephan Bathory auf den polnischen Thron, und Maximilian II. starb im bald darauf Oktober 1576.

    Bathory dachte nicht daran, solange untätig zu bleiben, bis die Russen Riga, Reval und Kurland eingesackt haben würden. Es gelang ihm nicht nur, seine innenpolitische Stellung abzusichern, Bathory schloss Ende 1577 auch einen Waffenstillstand mit den Türken, um die Hände freizubekommen gegen Russland. Er wollte als erstes Ziel die einst verlorene Festung Polozk zurückerobern. In Moskau nahm man die polnischen Kriegsvorbereitungen zwar wahr, unterschätzte sie aber. Iwan IV. beschloss, die Initiative bei sich zu behalten und griff mit einem Teil des russischen Heeres Kurland an. Diese Offensive würde die Polen zwingen, von ihrem eigenen Vorstoß abzulassen. Das war ein strategischer Fehler, Iwan IV. hatte seine militärischen Kräfte gespalten, so dass die Polen (die ihren Angriff gut vorbereitet hatten) im August 1579 Polozk erobern konnten. So was ist mir auch schon passiert, wenn ich zu siegessicher mehrere Festungen zugleich belagern wollte.



    Das polnische Heer war 41.000 Mann stark und für sich bereits ein ernstzunehmender Gegner für die Russen. Zugleich traten nun auch die Schweden mit 17.000 Mann auf den Plan. Iwan IV. war reichlich unter Druck. Ihm fiel nichts besseres ein, als sich zunächst im strategisch wichtigen Narva einzuigeln. Was fehlte da noch zum Glück? Ganz klar: Im Frühjahr 1580 tauchten die Tataren wieder im Süden Russlands auf und plünderten das Land ungehemmt. Was für eine Scheiße – Iwan IV. machte seinen Gegnern im Westen hektisch ein Friedensangebot, das aber zurückgewiesen wurde. Obwohl Iwan den Polen anbot, das Baltikum mit Ausnahme von Narva abzutreten, bestand Bathory auf eben dieses Narva. Zar Iwan wurde nun richtig stinkig und drohte dem polnischen König: „Solltest Du aber nicht willens sein, Gutes zu tun, und schickst Du unsere Gesandten zurück, dann werden vierzig oder gar fünfzig Jahre lang keine Gesandtschaften und Eilboten mehr zwischen uns verkehren.“



    Das nächste Ziel des polnischen Vorstoßes war jetzt Pskow. Wenn diese Festung fiel, wäre der russische Einfluss auf das Baltikum erledigt. Dort also musste die Schlacht entbrennen, von dessen Ausgang das Schicksal des Landes abhing. Erst im September 1581 begann Bathorys Armee mit der Belagerung der starken Festung. Zwei Monate haute man sich gegenseitig die Schädel ein, aber die resoluten Verteidiger hielten stand. Mit dem Einsetzen des Frostes mussten sich die Polen Ende 1581 zurückziehen. Bathory hatte sich an den Mauern von Pskow eine blutige Nase geholt, seine Streitkräfte waren erschöpft. Polen hatte nun auch Interesse an einem Frieden mit Russland. Iwan IV. verzichtete darauf, dem polnischen Heer nachzustellen, er musste die Schweden aus Nowgorod vertreiben. Die Schweden hatten zuvor bereits die schwachen russischen Garnisonen in Livland und Narva überwältigt und die Provinzen relativ locker in Besitz genommen.

    Militärisch gesehen war die schwedische Kontrolle über Livland und Narva für Russland eine gefährliche Situation. Politisch ergab sich eine günstigere Entwicklung. Die Meinung von Polen über Schweden ging deshalb nämlich in den Keller, in der Form: „Sie begehren folgende Provinzen: Livland, Narva, ...“ In der Konsequenz rangelten sich nun auch Polen und Schweden, statt weiterhin gemeinsam gegen Russland vorzugehen.

    Auf der Suche nach außenpolitischen Freunden führte Iwan IV. nun sogar mit den Katholiken Gespräche. Vielleicht konnte ja der Papst Russland dabei nützlich sein, mit Polen klarzukommen. In Rom hegte man die Hoffnung, Russland würde sich der antitürkischen Liga anschließen. Außerdem gab es noch das Ziel, die katholische und orthodoxe Kirche wieder zu vereinen. Das Gespräch des päpstlichen Legaten mit Iwan IV. in Moskau lief jedoch unglücklich. Vor der versammelten Duma stellte der Zar zunächst klar, er wolle mit dem Legaten nicht über Glaubensfragen reden, damit es nicht zu einem Zwist oder Streit komme. Aber genau für eine solche Diskussion war der Legat doch angereist! Dieser bestand so hartnäckig auf seinem Wunsch, bis Iwan sich bereit erklärte, über „kleine“ Glaubensangelegenheiten zu sprechen. Das ganze führte jedoch nur dazu, dass Iwan IV. höhnische Fragen stellte: Warum der jesuitische Legat sich den Bart schneide, ob es für den Papst angemessen sei, das Kreuz unterhalb der Gürtellinie zu tragen usw. Die darauf folgende Diskussion über die Apostel und die Herkunft der Kirche wurde ziemlich scharf. Der Zar erklärte, die orthodoxe Kirche erkenne die Autorität der ersten Päpste an, die nachfolgenden Päpste hätten jedoch durch ihr unsittliches Leben das Anrecht auf Verehrung verloren. Als Antwort darauf machte der Legat eine indirekte Anspielung auf das ebenfalls nicht makellose Benehmen des Zaren. Wütend sprang Iwan IV. auf und schrie: „Irgendwelche Dörfler vom Markt haben es dir beigebracht, mit mir wie mit deinesgleichen oder wie mit einem Bauern zu reden!“ Iwan war drauf und dran, dem Besucher mit seinem berüchtigten Eisenstab eins über die Rübe zu ziehen, seine Hofleute machten sich schon bereit, den Legaten im Fluss zu ersaufen. Doch der Zar beruhigte sich wieder und zwei Tage später entschuldigte er sich sogar dafür, dass er den Papst ein „Wolf und Raubtier“ genannt habe. Na ja, ein Durchbruch zur Überwindung der Differenzen zwischen den Kirchen war das alles nicht gerade.

    Im Januar 1582 unterzeichneten Polen und Russland einen zehnjährigen Friedensvertrag, bei dem Russland auf seinen Anspruch auf Livland verzichten musste. Die beiden Festungen Pskow und Polozk blieben bei ihren jeweils aktuellen Besitzern. Ausgeklammert wurde die Frage, wem das schwedisch besetzte Narva zusteht. Iwan wollte Narva unbedingt zurückerobern, die Polen (die gerne das gleiche wollten, aber derzeit nicht konnten) ermahnten ihn scharf, davon die Finger zu lassen.



    Schwedens König Johann III. dürfte gelächelt haben über den Zwist seiner Feinde um Narva. Er nahm bereits sehr viel ehrgeizigere Ziel in den Blick, nämlich die Zerschlagung Russlands. Von Finnland aus griff er Ladoga an – und lernte wie Bathory nun auch die russische Entschlossenheit kennen, ihre Festungen zu verteidigen. Schweden war nicht in der Lage, den Kampf gegen Moskau allein zu führen. Aber auch Moskau konnte seine militärische Überlegenheit nicht zur Geltung bringen. Im Süden war Nogai in Russland eingefallen, die Völker des Wolgagebiets hatten sich zu einem grandiosen Aufstand gegen die Zarenherrschaft erhoben, der sich zehn Jahre lang hinziehen sollte. Zwischen Russland und Schweden war eine Patt-Situation entstanden. Notgedrungen schlossen beide Seiten 1583 einen Friedensvertrag, der im Wesentlichen den Status quo abbildete. Russland musste seine Träume von der Dominanz an der Ostsee begraben.

    Das war es mit den Ambitionen im Westen unter Iwan den Schrecklichen. Zig Jahre hatte man Krieg geführt, der Durchbruch zur Ostsee blieb Russland trotzdem verwehrt. Aber es gab ja noch eine weitere Möglichkeit zur Expansion, auch wenn die nicht so spektakulär daherkam. Die Rede ist von der Erschließung des sibirischen Osten.



    Ich steige im Oktober 1582 ein, da besiegte eine kleine Abteilung von Tataren unter der Führung von Jermak den Herrscher des sibirischen Khanats. Dieser Khan hieß Kutschum und war ein Erbe der Goldenen Horde. In Sibirien war nicht besonders viel los. Die Bevölkerung lebte halbnomadisch in Stämmen, ging der Fischerei und der Jagd nach. Viehzucht und Ackerbau gab es hier nur in kleinem Umfang. Die Russen hatten sich bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts in diese Gegend vorgeschoben, die Grenze zwischen dem Zarenreich und dem Khanat Sibir bildete die Gebirgskette des Ural. Treiber der russischen Expansion waren die Kaufleute, besonders die Familie der Stroganow. Die hatte es mit dem Salzhandel zu Reichtum gebracht. Beim Zaren baten die Stroganows um die Erlaubnis, in der sibirischen Wildnis Wald abzuholzen und Bauern anzusiedeln. In Moskau ahnte man bereits, welche Reichtümer Sibirien bereithielt. Wenn Kaufleute die Kolonisationsarbeit übernehmen wollten, konnte das nur recht sein. Natürlich ließ Iwan IV. deutlich niederschreiben, welche Abgaben die Stroganows dabei an ihn abzudrücken hatten.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #572
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    Iwan IV. Grosny

    Stroganow hatte die Erlaubnis, seine eigene Expedition auszustatten, um seinen (und somit den russischen ) Einfluss weiter in den Osten vorzuschieben. Den militärischen Part sollte besagter Tatar Jermak übernehmen, den Stroganow als Söldner unter Vertrag nahm. So ein Geschäft war dem Kaufmann eigentlich untersagt, aber Moskau war ja weit weg. Im September 1582 machte sich Jermak mit seinen Kosaken auf den beschwerlichen Weg. Und sie waren erfolgreich: Noch bevor der Winter anbrach und die Flüsse zufroren, nahmen die Kosaken Kutschums Residenz ein und schickten im Frühjahr 1583 ihre Boten nach Moskau. Mit anderen Worten, sie benötigten nur wenige Monate, um das Sibirische Reich zu besiegen. Jermak fuhr auf selbstgebauten Booten den Fluss hinab mitten in das Zentrum des Khanats (Kaschlyk, 700 Kilometer östlich von Perm) und eroberte es. Möglich war das, weil die übrige Bevölkerung von Sibirien unter dem Joch des Khans litt und Jermak kaum feindselig gegenübertrat. Und weil sich die Stämme anschließend als wenig kriegserfahren erwiesen. Der Grund dafür ist simpel: Die Menschen in Sibirien hatten bei den harten Umweltbedingungen genug damit zu tun, ihr Überleben zu sichern, als dass sie Zeit und Muße zum Kriegsführen gehabt hätten. Noch dazu waren sie lediglich mit Bögen und Speeren bewaffnet. In EU4 haben die Einheimischen entsprechend geringe Aggressionswerte, wenn es um das Kolonisieren geht. Die Kosaken hingegen waren nicht nur Entbehrungen gewohnt, sie waren auch jahrelang im Kampf gegen die Osmanen gestählt worden. Nach dem Sieg von Kaschlyk schlug Jermak vor Ort sein Winterlager auf und verteilte die Beute – vor allem wertvolle Pelze – unter seinen Leuten.



    Jermak schickte eine reich Ladung Pelze auch zu Iwan IV. nach Moskau, um dessen Wohlwollen zu erlangen. Denn noch war der Kampf um Sibirien nicht gewonnen. Kutschum hatte sich zurückgezogen und beauftragte seinen Neffen Mametkul mit der Vorbereitung eines Gegenangriffs auf Kaschlyk. Jermak musste also zusehen, dass er Unterstützung aus Moskau erhielt, bevor es im Frühjahr 1584 in die nächste Runde ging. Ein glücklicher Handstreich spielte Jermak einige Zeit darauf in die Karten: Bei einem Überfall des sibirischen Heerlagers wurde Mametkul von Jermaks Leuten gefangen genommen. Dieser Erfolg war dringend notwendig, weil die Zahl der Kosaken während des harten Winters geschrumpft war und ihnen die Munitionsvorräte ausgingen. Zeitweise sanken die Temperaturen bis auf minus 47 Grad, eisige Nordwinde wehten, tiefer Schnee machte die Jagd in der Taiga unmöglich. In der winterlichen Hungerzeit rotteten sich die Wölfe zu Rudeln zusammen und trieben sich bei den Siedlungen herum.

    Das Eintreffen von 300 russischen Strelitzen zur Verstärkung half eigentlich nichts, denn die Kosaken hatten nur genügend Nahrung für sich selbst bevorratet. Die Strelitzen überstanden den Winter nicht. Sie starben einer nach dem anderen, ohne überhaupt an dem Kampf gegen Kutschum teilgenommen zu haben. Nur die hartgesottenen Kosaken um Jermik überstanden zwei harte Jahre, aber sie nahmen – angeschlagen, wie sie waren - gerne ein Waffenstillstandsangebot von Kutschum an. Dummerweise hatten Jermaks Kosaken keine Ahnung von Diplomatie: naiverweise ließen sie sich vom Khan keine Geiseln stellen, die für die Einhaltung der Absprachen zu bürgen hatten. Böser Fehler! So kam es, dass Jermak im Sommer 1585 in einen Hinterhalt geraten und getötet werden konnte. Die überlebenden Kosaken, nun ohne ihren Anführer, beschlossen aus Kaschlyk abzuhauen, bevor es spät war. Von den einst 540 Kosaken, mit denen Jermak nach Sibirien aufgebrochen war, kehrten nur 90 nach Hause zurück.

    Doch die Kosaken hatten mit ihrer Expedition den Weg nach Kaschlyk quasi freigemacht. Die gleiche Route wie Jermak benutzte anschließend der Woiwode Manssurow, der mit 700 Mann nach Sibirien kam. Die Formation war mit allem Notwendigen ausgestattet und traf bald nach Jermaks Tod in Kaschlyk ein. Er begutachtete die Gegend und entschied sich zum Bau einer günstiger gelegenen Festung, die den Namen Tobolsk erhielt. Sie wurde zur neuen Hauptstadt der Region Sibirien. Von hier aus fassten die Russen allmählich Fuß in der Gegend. Doch es sollten noch 13 Jahre vergehen, bis die Kutschum-Armee besiegt werden konnte (Kutschum selbst wurde 1598 auf der Flucht von Nogaiern ermordet). Jermaks Kosaken aber hatten den ersten Schritt in den Osten getan, ihren Spuren folgten später russische Bauern, Jäger und Dienstmannen. Im Kampf mit der rauen Natur rangen sie der Taiga Boden ab, bauten Dörfer, entwickelten den Ackerbau und bahnten Wege bis in die entlegensten Winkel Sibiriens.



    Keine Biographie einer historischen Persönlichkeit wäre vollständig ohne einen Abschnitt zu deren Lebensende. Machen wir es also komplett: In seinen letzten Jahren kämpfte Zar Iwan IV. ständig mit Angstgefühlen. Obwohl er ein geborener Schauspieler war, vermochte er seine Emotionen zuletzt nicht mehr zu verbergen. Im Frühjahr 1579 befiel ihn eine schwere Krankheit. Da Iwan nicht mehr auf seine Genesung hoffte, bestellte er die Bojaren und Kirchenfürsten zu sich, erklärte seinen älteren Sohn Iwan zu seinem Nachfolger und ermahnte die Anwesenden, dem zukünftigen Zaren treu zu dienen. Der nahende Tod des Zaren verhieß große Veränderungen. Alle Blicke wandten sich dem Thronfolger zu, sein Hof wurde zum Mittelpunkt komplizierter politischer Spiele. Die Hoffnung auf Wandlung erwies sich aber als verfrüht, denn Iwan IV. wurde wieder gesund. Neidisch und misstrauisch blickte der alte Zar auf seinen beliebten und fähigen Sohn. Der hatte durchaus seine eigenen Ansichten, wie Russland geführt werden sollte. Und gab es da nicht diese Gerüchte, dass einige unzufriedene Bojaren mit dem Thronfolger gemeinsame Sache machten, heimlich bereits Truppen sammelten, um ihn, den Zaren, vom Thron zu putschen?

    Der Zar duldete keinerlei Ungehorsam oder Selbständigkeit seitens seines erwachsenen Sohnes und griff immer wieder zu seinen bewährten „Hausmitteln“, er schlug ihn oft mit seinem Eisenstock. Außerdem mischte sich der Zar despotisch in das Familienleben des Thronfolgers ein. Zweimal hatte er ihn mit einer Frau seiner Wahl verheiratet, war dann aber mit diesen Schwiegertöchtern unzufrieden gewesen und hatte sie in ein Kloster verbannt. Die dritte Ehe musste der Thronfolger mit Jelena Scheremetjewa eingehen. Auch hier gab es Probleme, weil der Zar ihrer Familie misstraute und einige von Jelenas Brüdern hinrichten oder verbannen ließ. Normalerweise hätte Iwan IV. auch diese Schwiegertochter in ein Kloster abgeschoben, aber das ging in diesem Fall nicht – Jelena war nämlich bereits schwanger vom Thronfolger. Der Zar hatte wiederholt mit seinem Sohn wegen dessen Frau gestritten. Der letzte Zank am 9. November 1581 endete auf tragische Weise.

    Am Tag der Tragödie betrat Zar Iwan die Gemächer des Sohnes, traf dort auf dessen Gattin, die auf einer Bank lag, nur mit einem Unterrock bekleidet. Nach den damaligen Begriffen galt eine Frau nur dann als bekleidet, wenn sie mindestens drei Kleider übereinander trug. Iwan IV. war außer sich vor Wut über das unziemliche Verhalten seiner Schwiegertochter und verprügelte die schwangere Jelena mit seinem Stab. Von dem Lärm alarmiert, stürmte Sohn Iwan hinzu und überschüttete den Zaren mit Vorwürfen: „Du hast ohne jeglichen Grund meine ersten Frauen ins Kloster geworfen, und nun prügelst du auch die dritte, um meinen Sohn zu töten, den sie im Schoße trägt!“ Iwan IV. wollte nicht, dass die Scheremetjewa einen neuen Thronfolger zur Welt brachte, und erreichte sein Ziel. Aufgrund der Schläge erlitt Jelena in der folgenden Nacht eine Fehlgeburt. Der einzige Enkel des Zaren wurde tot geboren. Gleichzeitig verprügelte Iwan IV. auch seinen Sohn, der seine Frau zu schützen versuchte. Dabei fügte der Zar ihm eine schwere Kopfverletzung zu, dicht an der Schläfe, an der der junge Iwan fünf Tage später starb.



    (Angemerkt sei, dass zeitgenössische russische Quellen von einer kurzen, heftigen Krankheit sprachen. Moderne Untersuchungen des Leichnams brachte eine hohe Konzentration von Quecksilber, Arsen und Blei in den Knochen zu Tage. Es kann also auch sein, dass der Thronfolger in Wahrheit an einer Vergiftung gestorben war.)

    Das familiäre Drama ließ sich nicht geheim halten. In diplomatischen Kreisen wusste man zumindest zu berichten, der Thronfolger sei „durch väterliche Prügel ums Leben gekommen, als er den Vater von irgendeiner irdischen Unsitte zurückhalten wollte.“ Der Tod des Erben erschütterte den Zaren körperlich und geistig. Iwan IV. war so voller Reue über seine Unbeherrschtheit, dass die Diplomaten mutmaßten, dieser Monarch habe nicht mehr lange zu leben. Sie hatten recht, Iwan IV. überlebte seinen Sohn nur um zwei Jahre. Alle, die den Tod Iwans IV. erwarteten, stellten sich dieselbe Frage: Wer würde den Thron besteigen? Der Zar hatte in seinem Leben zwar fünf Söhne geschenkt bekommen, nur: Der älteste ertrank als Säugling auf einer Pilgerreise, den zweiten hatte der Zar nunmehr erschlagen, der dritte war schwachsinnig, der vierte starb als Baby, der fünfte war ebenfalls früh gestorben, vermutlich an einer Krankheit. Uneheliche Kinder hatte der Zar übrigens keine, denn Iwan pflegte seine Bastarde gleich nach ihrer Geburt eigenhändig zu erwürgen, da Gott sie nicht gewollt haben konnte. Die 300jährige Dynastie der Rurikiden stand jetzt vor dem Aus, denn der nächste in der Thronfolge war Fjodor, ein geistesschwacher und kränklicher Mann, der nie auf die Rolle des Herrschers vorbereitet worden war. Er war völlig unfähig für die Regierung Russlands.



    In seiner Reue spendete Iwan IV. allen russischen Klöstern riesige Summen für Seelenmessen zum Gedächtnis seines Sohnes und der Opfer seiner bisherigen Gewaltherrschaft. Aus diesen Namenslisten lässt sich heute nachvollziehen, wen und zu welchem ungefähren Zeitpunkt der Terror z.B. der Opritschnina getroffen hatte. Iwan, der den Hochadel aus tiefster Seele verabscheut und Hunderte von dessen Angehörigen exekutiert hatte, lebte nun in dem Wissen, dass sein eigener Sohn und damit die Zukunft seiner Dynastie eben diesen Bojaren ausgeliefert sein würde. Der Zar hatte nicht einmal mehr die Zeit, den Thronwechsel sorgfältig vorzubereiten, es ging gesundheitlich bergab mit ihm.

    Ende Februar 1584 war der nahende Tod des Zaren augenscheinlich. In seiner Umgebung fürchtete man sich vor letzten Säuberungen, die Iwan IV. womöglich noch befehlen konnte. Und was sollte nach seinem Tod geschehen? Die Zukunft war ungewiss, und sie versprach nichts Gutes für Russland. Der Zar ließ einen Astrologen nach Moskau bringen, dieser prophezeite aber nicht nach Iwans Geschmack – er sagte dem Zaren seinen Tod für den 18. März voraus. Iwan geriet in Wut und sagte, er werde die Zauberer in Russland allesamt verbrennen lassen. An besagtem 18. März 1584 ließ sich der Zar sein Testament vorlesen und wusch sich lange im Bad. Er erinnerte an die Weissagung des karelischen Astrologen und drohte, er werde ihn am folgenden Tag wegen seiner Lüge entweder verbrennen oder lebendig begraben lassen, denn er fühle sich gesünder als je zuvor. Daraufhin ließ der Wahrsager dem Zaren ausrichten, die Sonne sei noch nicht untergegangen und somit der Tag noch nicht zu Ende. Nach dem Bad begann der Zar ein Schachbrett aufzubauen. Beim Spiel fiel er jedoch rücklings zu Boden und hauchte sein Leben aus. Im Kreml entstand ein Durcheinander. Rasch ließen die Bojaren die Tore der Festung schließen und sagten dem Volk – aus Sorge vor Unruhen - es bestehe noch Hoffnung auf Genesung. In der Tat ging Russland nach dem Tod Iwans IV. in schwere Zeiten.

    Das Vermächtnis von Iwan IV. ist wahrhaft zwiegespalten, so wie seine Persönlichkeit furchtbare Grausamkeit und tiefe Frömmigkeit in sich vereinte. Er hat als Herrscher den Beinamen „Grosny“ erhalten, eine ebenfalls zweideutige Bezeichnung. Im Westen wird er als „der Schreckliche“ übersetzt. Während der zweiten Hälfte seiner Herrschaft hat er Adel und Kirche in Russland regelrecht enthauptet. In totalen Zahlen liest sich sein Wüten eigentlich „gewöhnlich“ für diese Zeit, es waren etwa viertausend Hingerichtete. Einen höheren Blutzoll forderte alleine die Pariser Bartholomäusnacht von 1572, die im nächsten Kapitel ein Thema sein wird. Moderne Psychiater mutmaßen, dass Iwan IV. eine sadistische Genugtuung beim Foltern und Hinrichten seiner vermeintlichen Gegner empfand. Ungewöhnlich waren die Hinrichtungen unter Iwan IV. auch deshalb, weil sie meistens die hohen Herren trafen, deren Macht und Fähigkeit zu jeglicher Opposition er brechen wollte. Iwans Morde konnte jeden jederzeit treffen, an jedem Ort und ohne ersichtlichen Grund. Anderenorts wurden Menschen Opfer ihrer Religion oder Volkszugehörigkeit. Im Zarenreich traf es nicht die Feinde jenseits der Grenzen, sondern die eigenen Untertanen. Und nicht nur die Feinde des Herrschers, sondern schließlich auch seine Freunde. Weder Eroberungsdrang noch Missionierungseifer trieb ihn dabei an, sondern allein das Ziel, den Willen anderer zu brechen.

    Das mag zugleich eine Erklärung dafür sein, dass Iwans Beiname bei der einfachen Bevölkerung mit „der Strenge“ übersetzt wird. Iwan IV. war es gewesen, der vor allem in den ersten Jahren seiner Regierung die Tataren schlug und die korrupten russischen Eliten zur Rechenschaft zog. Trotzdem, im Grunde hinterließ dieser Zar Russland als Trümmerhaufen. Ohne seine Eliten war es nicht fähig zu einem erfolgreichen Krieg gegen Polen, Schweden oder die Osmanen. Wirtschaftlich war Russland zugrunde gerichtet worden. Und dann noch die Sache mit dem erschlagenen Thronfolger, der das Zeug zu einem fähigen Herrscher gehabt hätte. Egal, um welche Herausforderung es ging, Iwan IV. hatte stets versucht, sie mit Härte und Gewalt zu lösen. Kein Wunder, dass später ausgerechnet der „rote Zar“ Josef Stalin ein Bewunderer von Iwan Grosny wurde. Auch dem wird in der heutigen russischen Bevölkerung eine ähnliche Mischung aus Abscheu und Bewunderung zuteil. Im Gegensatz zu Stalin hat Iwan IV. immerhin zuletzt seine Taten bereut.


    … und wie ging es weiter?

    Wie befürchtet wurde der zurückgebliebene Fjodor I. zum Spielball von Hofintrigen, seine Herrschaft von 1584 bis 1598 war völlig unbedeutend. Mit Russland ging es wirtschaftlich und militärisch steil bergab. Die grassierende Landflucht der Bevölkerung beantwortete man mit der Verschärfung der Leibeigenschaft, die Russlands Verharren im Mittelalter zementierte. Zwar ging es mit der Besiedelung Sibiriens weiter, auch am Kaukasus konnte Russland Fuß fassen. Doch die Konflikte mit Polen-Litauen, Schweden, dem Krim-Khanat und dem Osmanischen Reich verschärften sich ebenso weiter wie die sozialen Spannungen im Land. Nach Fjodors Tod brachen sie um 1600 vollends auf. Weil Fjodor I. im Jahre 1598 ohne Kinder starb, bestieg sein früherer Regent und späterer Schwager Boris Godunow den Zarenthron. Mit dem Tod von Boris fiel Russland endgültig in die „Zeit der Wirren“, in der verschiedene Personen auftauchten, die von sich behaupteten, einst versteckte Söhne von Zar Iwan IV. zu sein. Erst 1613 gelang eine neue Dynastie auf den russischen Thron, die Kontinuität aufbauen konnte: Die Romanows.

    Verwendete Literatur:

    • Skrynnikow: Iwan der Schreckliche und seine Zeit (eher zäh zu lesen, da der sowjetische Autor in der Chronologie ziemlich hin- und herspringt und den Leser mit einer Vielzahl von Namen erschlägt)
    • GEO Epoche: Im Reich der Zaren
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  3. #573
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Tja, so kann man seine eigene Dynastie auch auslöschen

    Wie immer spannend bis zum geht nicht mehr geschrieben.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  4. #574
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    Henri IV. und sein Großer Plan



    Henri IV. und sein Großer Plan

    Henri IV. von Bourbon (lebte 1553 bis 1610)
    König von Frankreich von 1589 bis 1610
    Startdatum: 1. Januar 1558




    Frankreich im Jahre 1558. Seit Generationen beherrschen die Valois das Land und stellen seine Könige. Elf Jahre lang ist nun Henri II. auf dem Thron, der Sohn von Francois I., dem Gegenspieler von Karl V. im vorigen Kapitel über den Habsburger Universalmonarchen. An der Seite von Henri II. steht seine Frau Caterina de Medici, eine Meisterin des Strippenziehens am Hof in Paris. Sie ist diejenige, die die Politik ihres Mannes aus dem Hintergrund lenkt und dies später auch bei ihren Söhnen so halten würde. Henri II. und Caterina hatten vier Söhne (im folgenden Bild die unterste Reihe, von links nach rechts): 1. Francois, ein schwacher und kränklicher Junge, 2. der Heißsporn Charles, 3. der Lieblingssohn Alexander, der später in Henri umgetauft wurde, 4. Herkules, ein nichtsnutziger Knirps, der sich später den Namen Francois zulegte. Vier Söhne – die Valois standen also auf sicherem Boden, wenn es um die Erbfolge ging.



    Es war deshalb ziemlich unwahrscheinlich, dass in Frankreich ein sogenannter „Prinz des Ersten Geblüts“ bei der Thronfolge gebraucht werden würde, das galt nur für den Fall, dass die Dynastie der Valois erlischt. Einer dieser Kandidaten war Antoine Bourbon, der Herzog von Vendome. Verheiratet war dieser Bourbon mit Jeanne d' Albret, der Königin von Navarra. Dieses kleine Königreich lag in den Pyrenäen und war sowohl geographisch wie politisch zwischen Frankreich und Spanien eingeklemmt. In EU4 umfasst Navarra nur eine Provinz und wird rasch von einer der beiden Großmächte diplovasssaliert. Historisch aber existierte es Mitte des 16. Jahrhunderts noch. Navarra und die d'Albret fanden in der Story einmal Erwähnung, weil Cesare Borgia (der verschlagene Sohn des unheimlichen Papstes Alexander VI.) hierher flüchtete und bei einem Scharmützel im Jahre 1506 den Tod fand.

    Königin Jeanne von Navarra war nicht nur religiös, sie war auch wissbegierig. Das hatte sie offenbar von ihrer Mutter geerbt. Die interessierte sich zum Beispiel dafür, das Entweichen der Seele beim Tod eines Menschen zu beobachten, sie hielt dazu Wache am Bett ihrer alten Dienerin. Beim Dahinscheiden der Dienerin war außer einem Seufzer jedoch nichts Besonderes zu vernehmen. Erkenntnisse wie diese brachten Jeannes Mutter stets ins Grübeln, sie wollte den Sachen auf den Grund gehen. Ihren Mann, den König, führte das zu der Bemerkung: „Madame, Sie wollen zu viel wissen.“ Tochter Jeanne war aus dem gleichen Holz geschnitzt. Sie konnte so einige der traditionellen Auffassungen der römisch-katholischen Kirche nicht nachvollziehen und wendete sich der neuen reformatorischen Lehre eines gewissen Johannes Calvin aus Genf zu. Sie überlegte es sich gut, mehrere Jahre lang, bis Jeanne sich im Jahre 1560 entschloss, öffentlich dem Katholizismus zu entsagen und zum Calvinismus überzutreten.

    Im Jahre 1553 hatten Jeanne und Antoine den gemeinsamen Sohn Henri bekommen. Das Ehepaar lebte aber nicht weiter zusammen. Antoine hatte seinen Platz (und seine Mätressen) in Frankreich, Jeanne und der kleine Henri waren in Navarra. Hier achtete die Mutter auf eine bodenständige Erziehung des Knaben. Vom intriganten Hof in Paris hielt Jeanne wenig, das war keine gute Umgebung für das Kind. Alleine schon weil dort die intrigante Caterina de Medici die Fäden lenkte. Die konnte Jeanne gar nicht leiden, sie nannte Caterina nur „Frau Schlange“.



    In Paris dagegen sah man es gar nicht gerne, dass ein Prinz von Erstem Geblüt in der Provinz aufwuchs, womöglich unter dem Einfluss von Calvinisten. Nein, der Platz des Jungen war bei seinem französischen Vater, am Hof von König Henri II. Im Alter von fünf Jahren wurde der Knabe 1558 dem französischen König vorgestellt, der ihn fragte: „Willst Du mein Sohn sein?“ Die Antwort des kleinen d' Albret war entweder kindlich naiv oder besonders kess. Mit einem Blick auf seinen Vater Antoine entgegnete er: „Aber dies ist doch mein Vater!“ Der ganze Hof, auch der sonst ernste König, brach in Lachen aus. So fragte der König weiter: „Also willst Du dann mein Schwiegersohn sein?“ Das Kind, immer noch den Blick auf den Vater gerichtet, bejahte die Frage in dem trockenen und bestimmten Ton, der für ihn charakteristisch bleiben sollte.

    Nicht als ob man seine Zustimmung brauchte. Zwischen den Vätern war längst ausgemacht, dass der Sohn Antoines von Bourbon einmal die jüngste Tochter Henris II. heiraten würde. Das war lediglich eine Episode der üblichen Heiratspolitik zwischen den Fürstenhäusern. Der König gab seinem Herzog eine klare Anweisung: „Vetter, wachen Sie über Ihren Platz in Frankreich!“ Der kleine Henri hatte sich zur weiteren Erziehung nach Frankreich zu begeben. Formell wurde dem Jungen der Titel des Gouverneurs von Guyenne übergeben, aber wegen seiner Jugend ersetzte ihn ein Generalstatthalter namens Montluc auf dem Posten. Montluc war ein beinharter Katholik, der streng gegen die Hugenotten in Guyenne vorging, das war eindeutig gegen den Willen von Henris Mutter im benachbarten Navarra. Aber was galten schon Navarra und Bourbon schon in Frankreich ? Tatsächlich musste Antoine de Bourbon sich hüten, seinen Einfluss in Frankreich nicht an die Familie der Guise zu verlieren. Francois de Guise war der Held des Tages, weil er Calais den Engländern entrissen hatte. Dessen Bruder verfügte als Kardinal von Lothringen über erheblichen Einfluss. Gegen die beiden sah Antoine de Bourbon eher blass aus.

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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Am 30. Juni 1559 ereignete sich bei einer Feier anlässlich eines Friedensvertrags mit den Habsburgern eine Tragödie für Frankreich: König Henri II. selbst trat bei einem Tjost an, also dieses Turnier zu Pferde mit den hölzernen Lanzen. Als beim Zusammenprall mit seinem Gegner dessen Lanze zerbarst, drang ein Splitter durch das geöffnete Visier durch das Auge in das Gehirn des Königs ein und verletzte ihn schwer. Trotz einer Notoperation rang Henri II. tagelang auf schreckliche Weise mit dem Tod, bis er am 10. Juli schließlich starb.

    Dieses Ereignis machte einen Astrologen dieser Zeit zu einer Berühmtheit: Nostradamus. Er hatte im Jahre 1550 folgenden Vers veröffentlicht, der später als Prophezeiung des Todes von Henri II. gedeutet wurde:

    „Der junge Löwe wird den alten besiegen,
    Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:
    Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,
    Zwei Flotten/Armeen einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.“


    Es heißt, Nostradamus habe sich auch zum Schicksal des jungen Henri von Navarra geäußert. Eines Tages habe er sich in dessen Kammer führen lassen, wo Henri nackt dagestanden habe. Der Astrologe betrachtete ihn ernst und erklärte beim Herausgehen dem Hofmeister: „Dieser wird das Erbe antreten, und wenn wir durch Gottes Gnade es noch erleben, werden wir einen König von Frankreich und Navarra haben.“



    Einstweilen war der Thron nicht die Sache des kleinen Henri, er ging nach dem Tod Henris II. auf dessen ältesten Sohn Francois über. Die festlichen Tribünen mussten unvermittelt schwarz ausgeschlagen werden, der König musste in die Gruft von Saint-Denis getragen werden. Wegen des jähen Unfalltods des Königs war es nun an dem schwachen, kränklichen Francois, die Krone zu tragen. Der 15jährige Junge war nicht geeignet für diese Bürde, er war wenig intelligent und unkonzentriert. Eine dankbare Marionette für den mächtigen Francois de Guise, der schon bald quasi die gesamte Regierungsgewalt in seinen Händen hielt. Caterina de Medici war damit natürlich nicht einverstanden und trachtete danach, selber die Macht in ihre Hände zu bekommen. Natürlich nur im Interesse ihres Sohnes.



    Der hielt das politische Gewicht der Krone auf seinem Haupt offenbar nicht gut aus. Kaum ein Jahr nach seiner Thronbesteigung hatte es Francois II. mit einer Verschwörung adeliger Hugenotten zu tun, so nannte man hier die Protestanten. Okay, es war bekannt, dass der junge König eine leidliche Gesundheit hatte, aber sein früher Tod im Jahre 1560 kam doch überraschend. Es war wohl die Folge eines Ohrenleidens oder schlicht der Aufregungen. Der verstorbene Francois II. war siebzehn Jahre alt, der nächste Thronfolger – sein aufbrausender Bruder Charles – noch jünger: Ein zehnjähriges Kind. Mutter Caterina de Medici war als Regentin gefragt, die Herrschaft ihres dritten Sohnes Charles IX. zu stützen.



    Das Risiko eines Bürgerkriegs zwischen Hugenotten und Katholiken in Frankreich war damit natürlich nicht gebannt. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte einige Jahre zuvor für sich den „Augsburger Religionsfrieden“ geschlossen, der den Protestanten immerhin zugestand, neben den Katholiken zu existieren. Eine solche Einigung fehlte in Frankreich.

    Am 1. März 1562 ereignete sich in der Stadt Vassy der Funkenschlag, der das Feuer des Religionskriegs erstmals auflodern ließ. Herzog Francois de Guise hatte hier mit einem Gefolge von 600 Mann haltgemacht, um die Messe zu hören. Kein Mensch dachte an Böses, als am gleichen Ort die Hugenotten sich in einer Scheune zu ihrem Gottesdienst versammelten. Die Leute des Guise verhöhnten die Ketzer, es kam zu einer Schlägerei, und ehe man sich versah, hatten die Bewaffneten mit dem Niedermetzeln begonnen und die Scheune in Brand gesteckt. Von allen Seiten umstellt, versuchten die Hugenotten über die Dächer den Flammen zu entkommen und gingen elend zugrunde. Francois de Guise ließ den Dingen ihren Lauf. Man behauptete sogar, dass er seelenruhig dem Massaker zugesehen und sich dabei den Bart gestrichen habe.

    Aber der Mord schrie nach Rache, der Bürgerkrieg brach aus. Die Hugenotten nahmen Orleans, Francois de Guise belagerte sie. Orleans wurde vom Admiral Coligny, dem Heiligen der Reformierten, verteidigt.



    Coligny hatte nur eine Handvoll Leute, und die Stadt war voller Katholiken, so dass Herzog Francois hoffte, ihn als leichte Beute nach Paris zu bringen. Da traf ihn beim Durchreiten eines Hohlwegs ein Schuss aus dem Hinterhalt und verletzte ihn tödlich an der Schulter. Am Sterbebett des Vaters schwor sein 13jähriger Sohn Henri Rache an Coligny. Der Mord an dem Herzog befeuerte den Konflikt zwischen Katholiken und Hugenotten. Caterina de Medici wurde bestürmt, sie dürfe es nicht weiter dulden, dass sich die hugenottischen Ketzer in Frankreich aufhielten. Die Königinmutter hatte diesbezüglich Gesprächsbedarf mit Spanien. Es lag auf der Hand, dass Spaniens König Felipe II. seine Frau Elisabeth zu den Gesprächen nach Bayonne schickte, die war nämlich niemand anderes als die Tochter von Caterina de Medici. Im Gefolge der spanischen Königin befand sich der Herzog von Alba, er war bekannt als „Henker der flandrischen Hugenotten“. Ohne Zweifel duldete der spanische König keine Hugenottennester an seiner Grenze. Offenbar riet der Herzog von Alba dazu, die hugenottischen Führer gezielt auszuschalten, denn ohne sie gebe es bald keine rebellische Partei mehr: „Ein fetter Lachs ist mehr wert als hunderttausend Frösche.“ Wenn Frankreich nicht handelte, so könnte es der König von Spanien im eigenen Interesse tun: Guyenne und Bearn waren als spanische Provinzen nicht zu verachten.

    So weit kam es vorerst nicht. In den folgenden Jahren schwankte der religiöse Konflikt zwischen Waffenstillständen und erneuten Aufflammen der Kämpfe. Die hugenottische Bevölkerung suchte Schutz in jenen Städten, die mehrheitlich protestantisch war. Das war vorneweg La Rochelle an der Atlantikküste, diese Stadt wurde für die Hugenotten zu einem Neuen Jerusalem. Auch Coligny fand sich 1568 hier ein und erreichte, von den protestantischen Glaubensbrüdern in Deutschland militärische Hilfe zu bekommen. Sie schickten einige tausend Reiter von Osten her los, die sich ihren Weg mit Plünderungen bahnen mussten, denn es fehlte ihnen an Geld und Lebensmitteln. In den unwirtlichen Waldgegenden, die sie durchqueren mussten, um den Heerhaufen des französischen Königs zu entgehen, war aber kaum etwas zu finden.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Es herrschte Krieg in Frankreich, kein Zweifel. Sehr verschieden war die Blickweise auf die Situation. Königin Jeanne von Navarra, der es zwischenzeitlich gelungen war, heimlich ihren Sohn Henri aus Paris zu sich zu holen, begrüßte mit Freude die Bildung der hugenottischen Hochburgen in den verschiedenen Städten Frankreichs. Und sie blickte voller Hoffnung nach England, denn dort saß die protestantische Königin Elisabeth I. auf dem Thron. Bei Caterina de Medici rief der Blick nach England Sorgenfalten hervor. Sie schickte im Namen ihres Sohnes Charles IX. einen Vermittler nach London, um Elisabeth I. davon abzuhalten, den Rebellen Hilfe zu leisten.

    Als die deutsche Verstärkung endlich in kleinen Trupps in La Rochelle eintraf, machte sich Ernüchterung breit. Sie waren aufgelöst, erschöpft und halb verhungert. Das also waren die vielgerühmten Söldner. Zunächst einmal mussten sie Speisen und Gewürzwein, Kleidung und Schuhe, vor allem aber den Sold für den Anmarsch erhalten, bevor sie überhaupt zum Kampf bereit waren. Die Hugenotten waren durchaus entschlossen, ihren Platz im katholischen Frankreich zu behaupten. Nur: Mit Glauben alleine gewann man nicht die Schlachten. Charles IX. sammelte schon ein Heer, um die Hugenotten auszurotten, er erhielt dafür Unterstützung in Form spanischer und Schweizer Söldner. Zum Glück schickte Elisabeth I. von England einige Kanonen, Munition und Schiffe. Kühl berechnend verhandelte sie gleichzeitig über ihre Hochzeit ausgerechnet mit Charles IX. Sie hatte keine ernsthafte Absichten, den Valois tatsächlich zu heiraten. Es konnte nicht schaden, zwei Eisen im Feuer zu haben: Als hugenottische Religionsführerin den Glaubensbrüdern in Frankreich Almosen zu spenden und Heiratsanträgen Gehör zu schenken, sich keinem zu geben, aber auch keinem zu versagen. Das genügte, um den Konflikt in Frankreich in der Schwebe zu halten.

    Der Bürgerkrieg bestand nun hauptsächlich aus Plünderungen der Söldner auf beiden Seiten. Mit Psalmgesang begannen sie den Tag, mit Trunkenheit und Metzelei beendeten sie ihn. Wenn beiden Parteien der Atem ausging, schloss man Frieden, der sofort wieder gebrochen wurde. So rieb der Krieg Frankreich allmählich auf. Ab 1570 wurde Henri zum Gegenstand der französischen Politik: Der französische König, hinter ihm seine Mutter, verhandelten mit Navarras Königin Jeanne über eine Eheverbindung der beiden Häuser, um Frankreich Frieden zu bringen. Die katholische Margarete Valois (die Schwester des Königs) sollte den hugenottischen Henri heiraten. Es war ein ungewöhnlicher Schritt, Angehörige verschiedener Konfessionen zu vermählen, aber hier war es eben Sinn der Sache. Man wartete nicht einmal den päpstlichen Dispens zu dem religiös delikaten Eheprojekt ab.



    Der junge Henri wurde dadurch zum Schwager des französischen Königs, ein sozialer Aufstieg. Die Ehepartner waren darüber wenig begeistert: Margarete fand ihren Gatten ungehobelt, hässlich und übelriechend, Henri wollte persönlich gerne Abstand zum Katholizismus halten. Einige Monate vor der Hochzeit starb Henris Mutter Jeanne im April 1572, aber da war der Heiratsvertrag bereits unter Dach und Fach. Man munkelte, katholische Gegner der Verbindung hätten Jeanne vergiftet, um die Aufwertung der Hugenotten innerhalb Frankreichs zu verhindern. Henri war nun der König von Navarra. Im August 1572 fand die Hochzeit mit Margarete dann statt, sie wurde auf dem Vorplatz der Notre Dame in Paris geschlossen, denn Henri wollte der katholischen Messe in der Kathedrale nicht beiwohnen. Während der mehrtägigen Feierlichkeiten war Paris voller hugenottischer Parteigänger, sie wohnten Haus an Haus mit ihren katholischen Widersachern, mit denen sie immer wieder im Bürgerkrieg lagen.

    Die Festlichkeiten fanden nach drei Tagen ein jähes Ende, als in der Stadt ein Attentatsversuch auf den hugenottischen Heerführer Coligny verübt wurde. Katharina de Medici ergriff die Gelegenheit, die katholische Dynastie der Guise als Drahtzieher des Attentats dastehen zu lassen – die Guise waren ihr zu mächtig geworden, und ein Konflikt zwischen ihnen und den Hugenotten sollte die zwei Parteien beidermaßen neutralisieren.



    Im Gefolge von Henri herrschte große Aufregung: Die Katholiken hatten die Hochzeit als Lockmittel missbraucht, um die Hugenotten nach Paris in eine hinterhältige Falle zu locken! Weil die in den Pariser Vorstädten einquartierten Hugenotten den deutschen Truppen entgegeneilten, mutmaßten die Katholiken wiederum, dass diese sich gemeinsam mit nahenden deutschen Truppen plündernd und mordend über Paris hermachen wollten. In dieser verzweifelten Lage, so schlossen die Katholiken, musste man dem Feind zuvorkommen.

    Charles IX. leistete zunächst Widerstand gegen diese Sichtweise, denn er fürchtete die ihre Konsequenzen. Erst schwor er, den verletzten Admiral zu rächen, dann aber ließ er sich von den Horrorgeschichten seiner Mutter Katharina de Medici umstimmen. Das Morden würde so oder so stattfinden: Besser, wäre es, der König würde die Geschicke bestimmen, als dass sich die bedrängten und vom König enttäuschten Katholiken um Guise als ihren Anführer scharen. Schließlich stimmte Charles dem Pogrom zu, unter der Bedingung, dass kein Angehöriger der königlichen Familie zu schaden kommen darf. Die Vorbereitungen konnten beginnen. Die Pariser Katholiken erhielten weiße Armbinden, damit es im Eifer nicht zu blutigen Verwechslungen kommt. Truppen schlossen die Tore zu Paris. Dann brach am 24. August 1572 das Massaker los.

    Mit dem Ruf „Der König will es!“ stürmten katholische Truppen die Häuser und erschossen die hugenottischen Anführer, die sie antrafen. Die Bevölkerung durfte sich ermutigt fühlen, es ihnen gleichzutun und ihre andersgläubigen Nachbarn zu Tausenden zu ermorden. In jeder noch so kleinen Gasse floss Blut, stapelten sich die Leichen. In den kommenden Tagen taten es ihnen andere in ganz Frankreich nach und griffen zu den Waffen. Die Bartholomäusnacht von 1572 war eine Eruption religiöser Gewalt, die das Land erschütterte.



    Der König trat am 26. August vor das Parlament und rechtfertigte das Massaker. Er übernahm die Verantwortung für seine Entscheidung, denn die Hugenotten hätten eine Verschwörung geplant. Umso wichtiger sei es, schlussfolgerte er, dass die Hugenotten - wenn man sie schon in Frankreich dulden musste – unbedingt unbewaffnet bleiben müssten, damit sie Frankreich nicht in Gefahr bringen konnten. Papst Gregor XIII. ließ anlässlich des Pogroms zum Dank ein Te deum singen und eine Gedenkmünze prägen. Es ist kein Wunder, dass die Hugenotten sich nicht dazu veranlasst sahen, die Waffen aus der Hand zu legen. Jetzt erst recht nicht. Für die Protestanten war die Bartholomäusnacht eine schwere Niederlage, und sie verloren einen großen Teil ihrer politischen Führer. Es wurde in den folgenden Jahren klar, dass Paris und Frankreich nicht mehrheitlich für die Reformation zu gewinnen waren, da die Mehrheit der Bevölkerung beim römisch-katholischen Glauben verblieb und die politischen Kräfte der protestantischen Partei nicht ausreichten, den neuen reformierten Glauben mit Gewalt durchzusetzen. Andererseits war die katholische Partei auch nicht stark genug, um die Protestanten vollständig zu besiegen. Die Religionskämpfe in Frankreich gingen daher nach den Ereignissen der Bartholomäusnacht unverändert weiter.



    Auch für Henri wurde es während der Bartholomäusnacht natürlich eng. Der Frischvermählte wurde gefangengenommen und dem König vorgeführt. Charles IX. ließ ihm die Wahl: Entweder Gefangenschaft in der Bastille, Tod durch den Galgen oder Übertreten zum Katholizismus. Henri entschied sich für letzteres und schrieb dem Papst einen Brief, in dem er um Aufnahme in die katholische Kirche bat. Seine Konvertierung bedeutete natürlich nicht, dass man ihm vertraute: Henri wurde unter Hausarrest gestellt und musste so 39 Monate lang in Paris verharren.

    Zwei Jahre vergingen, während der die Hugenotten immer weiter nach La Rochelle zurückgedrängt wurden. Dem zartbesaiteten König gingen die Ereignisse der Bartholomäusnacht offenbar nahe. Charles IX. wurde zunehmend depressiv, zudem litt er unter der Schwindsucht. Es ging zusehend bergab mit ihm, bis er am 30. Mai 1574 im Alter von nur 23 Jahren starb. Die Krone ging an seinen Bruder Henri Valois, weil Charles keinen legitimen Erben hinterließ.

    Dieser Henri, der Lieblingssohn der Strippenzieherin Katharina de Medici, bestieg als Henri III. den französischen Thron. Der junge Mann war etwas obskur. Man munkelte, er habe eine Zeit lang mit dem Protestantismus sympathisiert. Außerdem hatte er ein ausgeprägtes Interesse an Mode, Schmuck, Schoßhündchen und Puppen, was ihm hinter vorgehaltener Hand den Spitznamen „Prinz von Sodom“ eingebracht hatte. Für handfeste Aufgaben war er weniger geeignet, die Belagerung von La Rochelle hatte er 1573 in den Sand gesetzt. Die Thronfolge kam Henri III. übrigens gerade recht, denn er war bereits zum Königingemahl Polens auserkoren worden. Politisch war das keine schlechte Option, denn die polnische Königin Anna war bereits 49 Jahre alt und hatte keine Kinder. Es war also ausgemacht, dass Henri später einmal nach ihrem Tod polnischer König werden würde. Aber er hasste den Hof in Krakau und seine welke Ehefrau (aus Frauen machte er sich sowieso nichts). Kein Wunder, dass Henri III. es persönlich bevorzugte, heimlich nach Paris zurückzukommen, insbesondere weil ihm nun die französische Krone zustand. De facto war er nur ein weiterer König unter der Fuchtel der Medici-Mutter.

    Das unentschlossene Regieren des neuen Königs löste natürlich keine Probleme. Mal kam er den Hugenotten mit Zugeständnissen entgegen, nur um sie auf Druck seiner Mutter sowie der katholischen Liga unter Führung des extremistischen Guise zurückzunehmen. Henri III. fühlte sich eh wohler, wenn er sich im Ballsaal und mit anderen Festlichkeiten beschäftigen konnte. Unser Kapitelheld Henri von Navarra musste derweil in Paris die Füße stillhalten, er wurde natürlich permanent bespitzelt und mit intriganten Spielchen traktiert. Derweil lief ihm sein Schwager, der Herzog von Alencon, den Rang ab als Anführer der Hugenotten. Schwager? Jawohl, Francois-Herkules von Alencon war der Bruder des französischen Königs. Henri von Navarra neidete ihm die Führungsrolle bei den Hugenotten und entschloss sich 1576 zur Flucht aus Paris.

    Kaum hatte Henri es geschafft, sich zum Herzog von Alencon durchzuschlagen, ließ er die Maske fallen und legte den katholischen Glauben zugunsten des Protestantismus wieder ab. Im Triumph konnte er wieder in La Rochelle einziehen, die Leute glaubten Henri, dass er in Paris unter Druck und lediglich vorgeblich zum Katholizismus übergetreten war. Henri war wieder der anerkannte Anführer der Hugenotten Frankreichs. Was folgte, war der so genannte „Krieg der drei Heinriche“: Henri III. von Frankreich, Henri de Guise und Henri von Navarra bestimmten in den folgenden Jahren den Fortlauf des Bürgerkriegs. Genauer betrachtet war König Henri III. wenig daran beteiligt. Der Valois war ein solcher Verschwender, dass sogar die katholische Bevölkerung ihn als Tyrann schmähte, während sie den Hardliner Guise als ihren tatkräftigen Führer feierte.

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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Unter solchen Umständen lud Frankreich ausländische Mächte geradezu ein, sich einzumischen. Spaniens Felipe II. unterstützte natürlich die Katholiken, während die Niederlande und Englands Elisabeth I. sich für die protestantische Seite einsetzten. Die „Virgin Queen“ ging dabei aber nicht soweit, eine Allianz in Form einer Hochzeit mit dem Herzog von Alencon einzugehen, auch wenn Henri von Navarra das wohl gerne vermittelt hätte. Aus dieser Sache wäre, im Nachhinein betrachtet, sowieso nicht viel geworden, weil Francois-Herkules von Alencon im Jahre 1584 starb. Dieser Todesfall war nicht unbedeutend, denn König Henri III. hatte keine Kinder und sein Bruder Alencon war der erste in der Thronfolge gewesen. Weitere Brüder hatte der französische König nicht mehr, die Thronfolge musste also an einen der weiteren Verwandten gehen – und das war kein anderer als Henri von Navarra, immer noch der Schwager des Königs!



    Henri III. fühlte sich von Guise in Paris derart bedrängt, dass er den Schulterschluss zu seinem Schwager Henri suchte: Er solle doch um Gottes Willen wieder zum katholischen Glauben zurückkehren, damit sie vereint gegen Guise stehen könnten. Henri von Navarra lehnte das ab und gab damit seinen Feinden einen guten Grund, ihn als Thronfolger abzulehnen: Papst Sixtus V. exkommunizierte ihn 1585, um einen Hugenotten auf Frankreichs Thron zu verhindern. Henri reagierte cool auf den Bann, er ignorierte ihn einfach.

    Das Verhältnis der beiden Schwager konnte man nur als kompliziert bezeichnen. Einerseits waren sie Gegner, andererseits arbeiteten sie zusammen. Da ließ der König zum Beispiel seine Schwester Margarete, also die Gemahlin Henris, wegen ihrer Liga-Aktivitäten unter Hausarrest stellen. Nicht, dass Henri die Gefangenschaft seiner Frau betrübt hätte, die „hochselige Königin von Navarra“ war für ihn eh nur eine intrigante Spinatwachtel. Für die Liebe hatte Henri seine Mätressen. Trotzdem, König Henri III. musste auch mal mit den Waffen drohen, wenn er in Paris nicht unter die Räder geraten wollte. Das Volk stöhnte unter seinen Steuern, Guise verlangte es nach dem Krieg gegen die Hugenotten. Vor allem, weil Guise sich in die Abstammung von Karl dem Großen stellte und die erste Stelle in der Thronfolge für sich beanspruchte. Henri III. wollte keinesfalls den gefährlichen Guise an die Spitze der königlichen Truppen stellen wollte, da ein Feldzug nun einmal sein musste, übergab er seinen Günstling, den Herzog von Joyeuse, den Oberbefehl über die Truppen.

    Henri von Navarra reagierte auf diese Entscheidung mit beißendem Spott. Als Anführer der Hugenotten war er es, der nun dem Herzog von Joyeuse auf dem Schlachtfeld entgegentrat. „Diese pomadisierten, nach Moschus duftenden Zierpuppen sind sehr viel mehr damit beschäftigt, sich mit Klistieren von ihren schlechten Launen zu purgieren, als bereit und in der Lage, uns zu besiegen“, tönte Henri selbstbewusst. Am 18. Oktober 1587 standen sich die beiden Heere bei Coutras gegenüber. Der Sieg war rasch und entscheidend, Joyeuse blieb tot auf dem Schlachtfeld liegen. Mit Zeilen des Bedauerns schickte Henri den Leichnam an Henri III. zurück, um zu betonen, dass nicht der König, sondern die Liga sein Gegner sei. Mehr noch, die Liga war nach Henris Ansicht ihr gemeinsamer Gegner. Denn plante Guise nicht womöglich, als nächstes Henri III. selbst in den Kampf gegen Henri von Navarra zu hetzen? Auf diese Weise konnte Guise sowohl den schwachen amtierenden König als auch seinen protestantischen Nachfolger aus der Liste der französischen Könige streichen.

    Diese Einschätzung war kein Hirngespinst, wie sich bald zeigen sollte. Guise bekämpfte die Hugenotten zwar zunehmend in eigener Regie, er war dabei aber so erfolgreich, dass er anfangen konnte, dem König Vorschriften zu machen. Im Mai 1588 kehrte Guise nach einem Feldzug im Triumph nach Paris zurück. Der französische König war über die Stimmung zugunsten von Guise so beunruhigt, dass er den Herzog zu sich zitierte und mit Vorhaltungen überschüttete. Die Situation war für beide brenzlig, denn die Pariser Bevölkerung war bereit, für Guise zu den Waffen zu greifen, wenn der König ihn anpacken lassen würde. Und tatsächlich stand das Volk für ihn auf, sei es spontan aus eigenem Antrieb, oder nach der Aufforderung durch Guise. Erschrocken floh der König aus der Stadt. Guise war nun der Herr von Paris.

    Der französische Adel reagierte bald erschrocken auf den Erfolg von Guise. Man lud den König ein, nach Paris zurückzukehren - sofern der einige Anpassungen an seine bisherige Politik vorzunehmen bereit war: die Ausrottung der Ketzerei, Vereinigung aller königlichen Truppen mit den Herren der Liga, sowie die Aberkennung der Thronfolge Henris von Navarra. Außerdem sollte sich der König von seinen Günstlingen trennen. Offenbar sollte er nur als Marionette auf dem Thron sitzen. Henri III. zog es unter diesen Umständen vor, vorerst in Blois zu bleiben.

    Ein halbes Jahr wurde zwischen Paris und Blois verhandelt. Der König war bereit, gegen die Ketzerei zu kämpfen sowie seinen Schwager Henri von der Thronfolge auszuschließen, pochte in anderen Punkten aber auf sein gottgegebenes Recht als König, sich vom Adel nicht an die Leine nehmen zu lassen. Okay, das war für die Adeligen verhandelbar. Artig demonstrierten alle Beteiligten die Versöhnung und den Schulterschluss, selbst Guise wurde in die neu ausgerufene Union eingebunden. Im Dezember desselben Jahres nutzte Henri III. jedoch die Versammlung der Generalstände in Blois, den Herzog von Guise und dessen Bruder, den Kardinal von Lothringen, ermorden zu lassen. Den Sohn des Herzogs ließ er sicherheitshalber gefangen setzen.

    Wenige Tage später starb die kranke Mutter des Königs, Katharina de Medici. Sie hatte die Politik dreier Könige auf dem französischen Thron maßgeblich bestimmt, den Mord an Guise hatte sie wohl nicht gebilligt. Sie ahnte vermutlich, dass es um die Zukunft ihrer Dynastie der Valois nicht gut bestellt war. Der Herzog Guise war sehr populär gewesen; die Bürgerschaft von Paris und anderer Städte erhob sich erneut gegen den König. Auch das Parlament von Paris leitete eine gerichtliche Untersuchung ein, Henri III. musste zum zweiten Mal aus Paris fliehen.

    Auf seiner Flucht führte ihn der Weg zu seinem Schwager Henri von Navarra, mit dem Henri III. nun ein Bündnis einging. Dafür handelte sich der französische König vom Papst die Exkommunikation ein, aber er brauchte diese Unterstützung, wenn er nach Paris zurückkehren wollte. Die Situation war wie auf den Kopf gestellt: Gemeinsam zogen die beiden Henris mit einem hugenottischen Heer vor Paris und belagerten ab Frühjahr 1589 die Stadt. Einige Monate zogen ins Land, in denen man sich allerseits auf den Sturm der Mauern vorbereitete. Da ließ Henri III. am 1. August 1589 einen Mönch vor sich treten, der eine geheimnisvolle Botschaft überbringen wollte. Es war ein klassisches Attentat, denn der Geistliche zückte einen Dolch und verwundete den König tödlich. Im Affekt machten die Leibwachen des Gemeuchelten kurzen Prozess mit dem Mörder. Ärgerlich für alle, die den Mönch gerne auf die Folter gespannt hätten, um etwas über seine Hintermänner zu erfahren.

    Als Henri von Navarra vom Tod des Königs erfuhr, eilte er zum Ort des Geschehens. Die Adeligen, die sich bereits im Sterbezimmer versammelt hatten, quittierten sein Auftauchen mit düsterem Schweigen. Keine katholische Stimme erhob sich, um zu rufen: „Der König ist tot! Lang lebe der König!“ Der verstorbene Henri III. hatte ihn noch ausdrücklich als seinen Bruder und Nachfolger anerkannt, doch ein Protestant auf dem Thron war den Edelleuten unvorstellbar. Solange Henri IV. - so hieß Navarra von nun an – ein vom Papst gebannter Ketzer war, mussten sie gegen ihn kämpfen. Es war Zeit für einen Gegenkönig, wofür die Liga Charles de Bourbon auswählte. Er trug den Namen Charles X., was bedeutungslos war, denn er befand sich von Anfang an in der Gefangenschaft von Henri (in der er 1590 starb). Für einen neuen Gegenkönig aus französischen Reihen fand sich innerhalb der Liga kein anerkannter Kandidat, denn dafür misstrauten die Adeligen sich untereinander zu sehr. Einig waren sie sich nur, dass Henri IV. bekämpft werden musste.



    Der französische Bürgerkrieg fand also kein Ende, er ging noch fünf Jahre weiter. Auf der einen Seite Henri IV. mit seinen Hugenotten, auf der anderen Seite die katholische Liga, die sich nicht mit ihm abfinden wollte. Die Protestanten hatten England auf ihrer Seite, die Katholiken zählten auf den Papst und vor allem auf die militärische Intervention Spaniens. Der Wind drehte sich buchstäblich zugunsten Henris IV., als die spanische Armada – die unbesiegbare Flotte von Felipe II. - während der alles entscheidenden Seeschlacht gegen England von ungünstigen Winden im Ärmelkanal auseinandergetrieben und dann von den englischen Schiffen besiegt wurde. Felipes Traum von einer Invasion Englands, mit der er Elisabeth I. stürzen wollte, war geplatzt.

    Felipe II. konnte nicht mehr nach England greifen, aber er konnte sein Heer nach Frankreich schicken. Dieser Schritt musste diplomatisch mit den französischen Katholiken ausgehandelt und vorbereitet werden. Da gab es Anfang der 1590er die interessante Option, die Tochter des spanischen Königs auf den französischen Thron zu setzen. Die Gesetze untersagten eine Frau als Königin, aber das ließ sich leicht umgehen, indem man ihr den österreichischen Erzherzog Albert, einen Enkel Karls V. und Bruder des Kaisers, an die Seite vermählte. Dieser Vorschlag war den französischen Katholiken dann doch „zu ausländisch“. Sie machten das Gegenangebot, stattdessen den inzwischen 20jährigen Sohn des getöteten Guise mit der spanischen Prinzessin zu verheiraten. Das hatte was. Spaniens Anspruch würde damit Genüge getan werden, und der junge Herzog Guise war ein Mann, hinter dem sich die französischen Katholiken durchaus versammeln konnten.

    Diese Verhandlungen alarmierten Henri IV. zutiefst, auch er erkannte den neuen Guise unter diesen Umständen als große Gefahr. Henri tat 1594 den notwendigen Schritt, den Bürgerkrieg zu beenden: Er konvertierte erneut zum katholischen Glauben. Angeblich soll Henri IV. dazu gesagt haben: „Paris ist eine Messe wert“.



    Und tatsächlich hatte er damit Erfolg, die Liga erlaubte ihm nach sechs Jahren Kampf die offizielle Krönung in Saint-Denis. Jetzt erst riefen sie: „Es lebe der König!“. Der Papst folgte im Chor der Gratulanten und zog 1595 den Bann gegen Henri IV. zurück. Weniger begeistert, eher entgeistert, waren Henris alte Mitstreiter auf hugenottischer Seite. Sie fühlten sich vom König grob im Stich gelassen. Auch Spanien, dessen Heer nun bereit war zum Einmarsch in Frankreich, mochte sich nicht aussperren lassen.

    Noch im Jahr seiner Krönung bestand König Henris erste Handlung deshalb in der Abwehr einer spanischen Invasionsarmee. Er war zwar nun Katholik, in erster Linie aber das Haupt des französischen Königreiches. Um sich innenpolitisch besser mit der Liga auszusöhnen, war er bestrebt, den Jesuitenorden aus Frankreich zu verbannen. Die Jesuiten standen unter Kontrolle vor allem des Papstes und Spanien, also musste die Verbindung zwischen ihnen und der französischen Liga gekappt werden. Ein Attentat unter planerischer Beteiligung der Jesuiten, das im Dezember 1594 auf Henri IV. erfolglos verübt wurde, gab ihm den willkommenen Anlass dazu.



    Felipe II. musste einsehen, dass er Henri IV. nicht mehr einfach vom Thron vertreiben konnte, und versöhnte sich mit ihm. Schwamm drüber, das ist Realpolitik. Unter diesen Umständen fand sich sogar der junge Herzog Guise dazu bereit, vor dem König den Kniefall zu tun, das Risiko eines Alleingangs war ihm zu groß.
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  9. #579
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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Jetzt konnte sich Henri IV. daran machen, Frankreich wieder Frieden zu bringen. Dank seiner Macht stellte er Savoyen und die Bretagne politisch kalt und fand mit dem Edikt von Nantes auch eine Lösung für das Zusammenleben von Hugenotten und Katholiken.



    Zugegebenermaßen ein Kompromiss, der den Hugenotten zwar keine vollständige, aber weitgehende Gleichberechtigung verschaffte. Zu ihrer Sicherheit wurden in Frankreich einhundert Städte benannt, die die Hugenotten für den Fall der Fälle befestigen durften. Obwohl Henri jahrelang ihr Anführer gewesen war, widerstrebte ihm dieser Kompromiss insgeheim, schränkte er doch seine Herrschaft als König ein.



    Seinen wichtigsten Berater von der König in der Person von Maximilian von Bethune, damals Marquis von Rosny, den Henri IV. zum Herzog von Sully erhob und an seinen Hof holte. Sully richtete ab 1597 die Finanzen des Königreichs und verhalf Frankreich zu einem bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung.



    Der Straßenbau und die Landwirtschaft wurden modernisiert, der Staatshaushalt ausgeglichen und die Verwaltung reorganisiert, indem überflüssige königliche Ämter aufgehoben wurden. Sully ließ Kanäle und Häfen anlegen und hob die Zölle für Getreide auf. Ackerbau und Viehhaltung seien die „beiden Brüsten, von denen Frankreich sich nähren solle“. Eine Portion Machtpunkte und ein günstiges Event erhöhten die Stabilität Frankreichs ins Positive.



    Es lief für Henri, selbst gegen die Annullierung seiner kinderlosen Ehe mit der Spinatwachtel Margarete von Valois hatte der Papst nun nichts mehr auszusetzen. Der König konnte Maria de Medici, damals die reichste Erbin des Kontinents, heiraten. So fädelte es zumindest Sully ein, es war eine der üblichen politischen Heiraten. Wirklich geliebt hat Henri IV. allerdings seine Mätresse Gabrielle d'Estrees, mit der er drei Kinder hatte (eines von ihnen, Cesar, wurde später Großadmiral von Frankreich und Begründer der bourbonischen Nebenlinie Vendome). Offenbar plante der König ernsthaft, Gabrielle zu heiraten. Sie starb allerdings im Jahre 1599 unter ungeklärten Umständen, eventuell an einem Gift. So ein trauriger Zufall. Henri IV. heiratete also die Medici. Am 27. September 1601, genau neun Monate nach ihrer ersten Begegnung, schenkte Maria de Medici dem König einen Sohn, der auf den Namen Louis getauft wurde. Frankreich hatte nach so langer Zeit endlich wieder einen Dauphin.

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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Die erste Dekade des 17. Jahrhunderts konnte der französische König anfangen, den Blick mehr auf die Außenpolitik zu richten. Frankreich war nach Jahrzehnten der inneren Unruhen befriedet worden und wieder auf die Beine gekommen. Man konnte wieder im Konzert der großen Mächte mitspielen. Als 1603 Königin Elisabeth I. kinderlos starb, bestieg ihr schottischer Neffe James I. Stuart den englischen Thron. Henri IV. wollte wissen, was von dem neuen Herrscher zu halten sein würde und schickte seinen Gesandten Sully nach London. England hatte in der Vergangenheit Frankreich oft gegen Spanien geholfen, ein regelrechtes Bündnis hatte das Inselreich aber immer abgelehnt. Vielleicht gab es nun die Möglichkeit einer Allianz mit Großbritannien gegen Spanien. Großbritannien, so nannte sich das englische Königreich, weil James I. zugleich schottischer König war und beide Reiche in Personalunion führte.



    Mit einem ähnlichen Ansinnen schickte auch Felipe II. einen Botschafter nach London. Hier war der Gedanke halt, dass Großbritannien und Spanien gemeinsam gut Frankreich gut lahmlegen und zur Beute machen konnten. Die Kraft Madrids war den ungeheuren Kolonien in Amerika und Indien nicht mehr gewachsen. Flotte, Heere und Gouverneure hatten den Staatsschatz erschöpft. Großbritanniens Flotte könnte doch Spanien aushelfen, dann hätte Felipe II. nichts dagegen, wenn James I. den alten englischen Anspruch auf den französischen Thron aufleben ließe (siehe das Kapitel zum Hundertjährigen Krieg).

    Sully war bewusst, dass auch die spanischen Gesandten in London unterwegs waren. Er hatte den Nachteil, dass die Franzosen als solche bei den Engländern noch immer ziemlich unbeliebt waren, alte Tradition. Es war ein ärgerlicher Auftakt der Visite, dass ein Franzose der Gesandtschaft bei einem abendlichen Würfelspiel einen Engländer niedergeschossen hatte. Jetzt schrie draußen die Bevölkerung nach Rache. Sully missachtete alles Ehrgefühl und lieferte den Übeltäter zur richterlichen Verurteilung aus. Offenbar war man auf offizieller britischer Seite nicht an einem Eklat interessiert. Pflichtschuldig verurteilte man den Franzosen zum Tode, damit die Bevölkerung Ruhe gab, und anschließend begnadigten ihn die Richter. Nachdem sie von den Franzosen eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten hatten, versteht sich. Der Weg zur Aufwartung beim König war für Sully kein einfacher. James I. hatte seine Schotten mit an den Londoner Hof gebracht, es konkurrierten drei-vier Parteien um die Oberhand in der Regierung: Neben den Schotten gab es die Frankreichhasser, die auf Spanien setzten. Dann diejenigen, die Großbritannien „neutral“ halten wollten und ein neues Burgund samt Niederlande als neuen Partner auf dem Kontinent auferstehen lassen wollten. Dann gab es noch die Partei der neuen britischen Königin. Sie hasste ihren Mann und versammelte alle um sich, die sich von ihm zurückgesetzt fühlten.

    Die erste Audienz bei James I. lief nicht schlecht für Sully. Höflich zog der König Parallelen zwischen seinem Weg und dem Henris IV., denn er hatte es unerwartet vom schottischen auf den englischen Thron gebracht, genau wie es Henri von Navarra bis zur Spitze Frankreichs geschafft hatte. Beide Monarchen, so führte der Stuart weiter aus, hätten keine Eroberungen im Sinne, England müsste von den Phantastereien von Aquitanien und der Bretagne ablassen. Weitere Gespräche überließ James I. seinen Ministern. Bei ihnen konkretisierte der ermutigte Sully die Pläne Frankreichs. England solle den Niederlanden gegen die Spanier helfen, bevor diese sich auch noch in Holland festsetzten und sowohl Frankreich als auch Großbritannien die Luft abschnüren konnten. Wenn London und Paris erst einmal ein Bündnis unterzeichnen würden, dann würden sich auch Schweden und Dänemark anschließen, denn die sahen sich von der anderen Linie der Habsburger bedroht – den Österreichern, die den Kaiser im Reich stellten.

    Die Briten reagierten kühl auf den französischen Vorschlag. Dänemark und Schweden waren eh zu zerstritten, als dass sie eine funktionierende Achse gegen den Habsburger Kaiser bilden konnten. Und Spanien war nicht mehr so mächtig wie in vergangenen Jahren. 1598 war der energische Felipe II. gestorben, sein kränklicher Sohn Felipe III. war persönlich ebenso mit der Führung Spaniens überfordert, wie Spanien es inzwischen mit der Führung seiner Kolonien war. Das war eine Großmacht auf dem absteigenden Ast. Und das eröffnete England neue Möglichkeiten. Großbritannien, so entgegnete man Sully, könne sich mit Spanien auf ein Ende der Kämpfe um die Seeherrschaft einigen. Gemeinsam würden die beiden Reiche Frankreich fein einschnüren, und Großbritannien hätte die Freiheit, gemütlich seine eigenen Kolonien in Amerika aufzubauen. Diese Ausführungen waren ein ordentlicher Dämpfer für Henris Gesandten Sully.



    Die Bühne war bereitet für eine private Audienz, die James I. Sully in seinen Gemächern gewährte. Das Gespräch dauerte vier Stunden lang und stellte wichtige Weichen der europäischen Politik. James zeigte sich leutselig verwirrt von den Berichten, die seine Minister ihm über ihre Gespräche mit dem Franzosen geschrieben hatten. Höflich forderte der König Sully auf, ganz offen zu erklären, warum man gemeinsam den Niederlanden helfen solle. Denn wenn diese Region tatsächlich von den Spaniern befreit werde, was sollten anschließend die Pläne Frankreichs für die Zukunft Europas sein? Was war mit den spanischen Eroberungen in den anderen Erdteilen? Und wollte Henri IV. Spanien von Frankreichs Grenzen nur im französischen Interesse fernhalten? Bei der letzten Frage geriet Sully ins Stutzen, sie traf den Kern des geheimen Plans, den Henri IV. hatte. Now we talk, könnte man heute zu der Situation sagen.

    Dann begann Sully darzulegen, was in der Geschichte als „der große Plan Henris IV.“ bezeichnet wird: Das religiöse Gleichgewicht, in Frankreich so mühsam hergestellt, könnte ganz Europa zum Segen werden, wenn der Allerchristlichste König und König James gemeinsam das Haus Österreich niederringen. Man musste sich dazu genau den Aufstieg des bescheidenen Hauses Habsburg in den letzten hundert Jahren klar machen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts reichte es über Spanien, das ungeheure Deutschland, Italien und Flandern hinaus, es wollte sich Holland unterwerfen, rühmte sich seiner Königreiche in Amerika und besaß in Ostindien Gebiete, deren Ausdehnung so groß war wie Persien und das Osmanische Reich zusammen. Die Welt, so warnte Sully, werde zum Märchen, in dem der König von Spanien der Riese und die europäischen Souveräne die Zwerge sind. Von hier aus entwickelte Sully dann seine Perspektiven: die Stuarts und die Bourbonen sollten ein enges Bündnis schließen, dem sich die nördlichen Länder sofort anschließen würden. Mit solcher Hilfe konnte sich Holland begeistert befreien, und alle protestantischen oder andersgläubigen Fürstentümer fielen ab. Böhmen, Ungarn, Mähren und Schlesien warteten nur auf ihre Befreier. Das Kaiserreich sollte zerfallen, auf dass die Habsburger sich mit Österreich begnügen mussten. Der französische König, so führte Sully weiter aus, war der Ansicht, die Beziehung zwischen Savoyen und Österreich sei keineswegs innig, Savoyen laufe lediglich dem Erfolgreichen hinterher. Man brauchte den Habsburgern nur Neapel zu nehmen, es Savoyen zu geben, und alles sei in Ordnung. Dem Papst würde es wohl recht sein, wenn der Kirchenstaat, territorial gesehen, nicht mehr von den Habsburgern umklammert sein würde. Unter diesen Umständen wäre Clemens VIII. sicher bereit, wenn den Protestanten in Europa mehr Rechte zugestanden werden, um des liebes Friedens willen. Das Ziel des großen Plans war ein neu austariertes Haus mittlerer Mächte, in dem Frankreich die bedeutende Rolle des Schiedsrichters übernehmen wollte. Für Habsburg gab es darin keinen Platz. Großbritannien sollte dabei die Rolle zufallen, mit seiner Flotte die lebensnotwendigen Seerouten unter Kontrolle zu halten. Frankreich dagegen würde die Landstreitkräfte stellen, über die England nicht verfügte.

    König James I. blickte den französischen Gesandten an. Welches eigene Interesse mochte sein Land daran haben, Frankreichs Vormacht auf dem Kontinent Vorschub zu leisten? Nun, antwortete Sully, der allererste Schritt bei der Durchführung dieses Planes musste darin bestehen, den Spaniern Ostindien wegzunehmen und sich selber dort festzusetzen. In dem engen Bezirk Europas waren genug Kriege geführt worden, ohne einen Erfolg herbeizuführen. Wenn aber die spanische Flotte erst einmal versenkt sei, würde Spaniens Macht mit ihr sinken. Die Zukunft in Form von Märkten, Handel und Reichtum würde dann Großbritannien und Frankreich offenstehen.

    Lange hatte König James den Ausführungen Sullys mit verträumten Blick zugehört. Er umarmte den Gesandten und erklärte sich durchaus einverstanden, den Entwurf eines Bündnisvertrags zu unterzeichnen. Über die Form der gemeinsamen Aktionen sollte darin aber noch nichts festgelegt werden. Denn James I. musste mit Blick auf die innenpolitischen Fraktionen umsichtig agieren, er musste sich alle Wege offenhalten. Kurzfristig konnte da nur ein Vertrag zur gemeinsamen Befreiung Hollands unterzeichnet werden. Unter der Hand und ohne Kriegserklärung sollte dieser kleinen, aber reichen Nation gegen die sie bedrängenden Spanier geholfen werden. Das war alles schön formuliert, der britische König blieb aber im Vagen. Herzlich verabschiedete James den unzufriedenen Sully, der gerne mehr als höflich-unverbindliche Floskeln mit nach Paris zurückgebracht hätte. Noch etwas, ermahnte James I. den scheidenden Sully: Dass ja nicht der König von Frankreich wieder die Jesuiten in sein Land hineinließe! Man behauptete, er trage sich mit dem Gedanken. Sein englischer Vetter würde das nicht als ein Zeichen freundschaftlicher Gesinnung auffassen.

    Das also war er, der Große Plan, den Henri IV. entwickelt hatte. Ein unabhängiges Holland, ein zusammengebrochenes Spanien, ein zerstückeltes Kaiserreich, ein auf Österreich beschränktes Österreich, die Briten auf den Westindischen Inseln, der Herzog von Savoyen als König in Italien und König von Neapel. Wie erwartet blieb das französische Bündnis mit Großbritannien eine Illusion.



    Trotzdem ist die diplomatische Mission Sullys in London erzählenswert, denn die Schilderung des Großen Plans ist durchaus eine Vorwegnahme späterer Entwicklungen im 17. Jahrhundert. Was Henri IV. aufgrund der Reaktion des britischen Königs über die Chancen eines Bündnisses dachte, offenbarte er später mit seiner Entscheidung, die Jesuiten wieder in Frankreich arbeiten zu lassen. Das musste James verärgern, doch Henri wog den französischen Nutzen durch die Jesuiten wohl schwerer. Nun umgab sich der französische König sowohl mit protestantischen als auch katholischen Geistlichen. Es muss zu einigen denkwürdigen Situationen gekommen sein, wenn die Glaubenskontrahenten am Hofe aufeinandertrafen.

    Von den Jesuiten ließ sich Henri über ihre weltweiten Missionierungen berichten. Sie sollten nach dem Willen des Königs den Ruhm Frankreichs in die fernsten Länder tragen. Immerhin waren sie bereits in Amerika tätig, sie waren bis nach Japan und ins Innere Chinas vorgedrungen. In China fanden sie eine zwar erstarrte, aber außerordentlich entwickelte Kultur von höchster geistiger Verfeinerung. Sie entdeckten Analogien zwischen der Lehre des Konfuzius und den christlichen Geboten, sie legten das Gewand der Bonzen an. Die Chinesen befleißigten sich einer Mäßigkeit, die an Askese grenzte, und es gab unter ihnen Künstler von ungewöhnlicher Begabung. Rings um diese Gelehrten, Priester und Künstler wimmelte die ungeheure Masse des Volkes, völlig unwissend nach alten Bräuchen lebend. Ihre ganze Religion lag in der Familie und der Ahnenverehrung. Einige Missionare hatten mit großen Schwierigkeiten die chinesischen Schriftzeichen und einige Dialekte der Sprache erlernt, damit sie sowohl mit den Bonzen verhandeln, als auch das analphabetische Volk missionieren konnten. Bei den Chinesen erregten die Jesuiten Aufsehen mit dem physikalischen Wissen, das sie mitbrachten. Besonders Fernrohre und Astronomen waren ihnen willkommen.



    Auch in Richtung Amerika blickte der König. Wenn er Frankreich den Spaniern den Rang ablaufen wollte, musste es ihren einhundertjährigen Vorsprung bei den Kolonisierungen einholen. Schon in den 1530ern hatte Jaques Cartier das Mündungsgebiet des Sankt-Lorenz-Stroms erkundet. Dort entdeckte er Inseln, Kaps und Flüsse, „die schönsten, die man sich vorstellen kann, breit wie Seen und wärmer als die spanischen, Baumarten wie in Frankreich, Eichen, Pappeln, Birken, Eiben und Zypressen“. Er fand freundliche Eingeborene vor, die Huronen, denen gegenüber Cartier 1534 das Land für die Krone Frankreichs in Besitz genommen hatte: Neufrankreich.

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  11. #581
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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Seitdem war eine lange Zeit verstrichen. Da Henri IV. Frankreich wieder aufrichtete, wollte er den „entlegenen Bauflügel“ nicht vergessen. Ganz war der Kontakt nach Amerika nie abgebrochen, die Nachkommen des Entdeckers Cartier kehrte immer wieder hierher zurück. Die hochgewachsenen, weißhäutigen Wilden hatten regelmäßig Pelze gegen Glaswaren eingetauscht.



    Henri IV. verwarf den ursprünglichen Plan, am Sankt-Lorenz-Strom lediglich ein Handelshaus einzurichten. Neufrankreich war zu wertvoll, um es nur der Familie Cartier zu überlassen. Also öffnete Henri IV. die Gruppe mit den Kolonisationsideen, ließ für Neufrankreich Siedler werben und hinüberschaffen.

    Das alles waren die Stellschrauben, die Henri IV. gemäß seines Großen Plans festziehen wollte, um die Habsburger in Spanien und Österreich unter Druck zu setzen und Frankreich an ihrer Stelle zur tonangebenden Großmacht Europas zu erhöhen. Der Brennpunkt der Auseinandersetzung, das war ihm klar, würde der Kampf um die Niederlande werden. Auch der eskalierende Streit der Konfessionen im Kaiserreich bot eine gute Möglichkeit zum Eingreifen. Deshalb dürfte der französische König es begrüßt haben, als sich 1608 in Deutschland die protestantische Union bildete.



    Der Große Plan bedeutete in der Konsequenz nichts anderes als den großen Krieg. Frankreich war nach Jahren des Wiederaufbaus politisch und militärisch dafür gewappnet. Der unmittelbare Anlass bot sich 1609, als in Jülich-Kleve einer der üblichen Erbfolgestreitigkeiten ausbrach.



    Dieser brach nach dem Tod des letzten, kinderlosen Herzogs von Jülich-Kleve zwischen den Anspruchstellern Brandenburg und Pfalz-Neuburg aus. Neben diesen beiden Hauptkonkurrenten meldeten auch Sachsen und Pfalz-Zweibrücken ihre Ansprüche auf das Erbe an. Das umstrittene Territorium mit Jülich, Kleve, Berg, den Grafschaften Mark, Ravensberg und Ravenstein war wohlhabend und strategisch wichtig für alle Anrainerstaaten. Zunächst sah es so aus, als würden Brandenburg und Pfalz-Neuburg das Land unter sich aufteilen.



    Doch Kaiser Rudolf II. ließ den Erzherzog Leopold mit Söldnern einmarschieren, um selbst die Hand auf das Herzogtum zu legen. Es sollte auf jeden Fall katholisch bleiben. Nun riefen die so genannten Possedierenden Brandenburg und Pfalz-Neuburg beidermaßen nach Unterstützung aus dem Ausland, namentlich England, Frankreich und die Niederlande. Im Reich rüsteten protestantische Union und katholische Liga zum Waffengang. Der Erbfolgestreit um Jülich-Kleve hatte damit das Zeug, zum Zündfunken des großen europäischen Kriegs zu werden.

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  12. #582
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    Henri IV. und sein Großer Plan

    Das war die Stunde, auf die Henri IV. gewartet hatte. Er sagte seine Unterstützung zu, und zwar handfeste, also militärische. Ein Vertrag verpflichtete die Fürsten der Union und Henri IV. zu gegenseitiger Militärhilfe im Fall eines Angriffs durch Spanien oder den Kaiser. Da zudem noch James von England und die Generalstaaten unter Führung von Moritz von Oranien Truppen entsandten, lagen im Sommer 1610 über 30.000 Mann vor Jülich. Zudem wurden von Frankreich große Verbände nach Norden verlegt. Henri IV. und die Possedierenden kamen darin überein, nach der Eroberung Jülichs über die Maas in spanische Gebiete einzufallen. Erzherzog Albrecht stand in Luxemburg mit fast 20.000 Soldaten bereit. Das Herzogtum Mailand, das zweite Ziel der französischen Offensive gegen Spanien, bereitete sich auf eine Belagerung vor. In Spanien wurde die Miliz mobilisiert. Die Katholische Liga formierte sich, indem die geistlichen Kurfürsten ihr beitraten und ein Defensivbündnis mit Spanien geschlossen wurde.



    In dieser angespannten Lage geschah etwas, das den großen Krieg mit einem Mal verhinderte: König Henri IV. wurde am 14. Mai 1610 ermordet. Ein Attentäter sprang auf das Trittbrett seiner Kutsche und erdolchte ihn durch das offene Fenster. Bis heute ist nicht geklärt, wer die Hintermänner des Mordanschlags gewesen sind.

    … und was geschah danach?



    Der große Krieg, den Henri IV. gerade beginnen wollte, wurde umgehend von seiner Witwe Maria de Medici abgesagt. Sie war es, die nach seinem Tod die Regierungsgeschäfte übernahm, denn der Dauphin Louis XIII. war mit neun Jahren noch zu jung dafür. Maria vertrat eine entgegengesetzte Politik als ihr Mann: Sie war überzeugte Katholikin und wollte Freundschaft mit den Habsburgern in Spanien und Österreich halten. Ihr Feind waren vor allem die Hugenotten im eigenen Land. Und so zog sich Frankreich für weitere Jahre ziemlich aus der internationalen Politik zurück.



    Der brisante Streit um Jülich-Kleve wurde 1614 oberflächlich und vorläufig beigelegt. Es blieb bei der Aufteilung des Herzogtums zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg, das Ganze gespickt mit Festungen im Land, die unter spanischen Garnisonen standen. Eigentlich mussten gemäß dem Waffenstillstandsvertrag alle ausländischen Truppen abziehen, aber das machte Spanien einfach nicht. Sie hatten hier nun den Fuß in der Tür, und da sollte er bleiben.

    Im Jahre 1617 „putschte“ sich Louis XIII. im Alter von 16 Jahren an die Macht, indem er den Liebhaber seiner Mutter ermorden ließ und sie selbst aus Frankreich verwies. Eine aktive Außenpolitik nahm Frankreich trotzdem erst 1624 wieder auf, und zwar, als der Kardinal Richelieu als Erster Minister in das Kabinett von Louis XIII. berufen wurde. Der raffinierte Richelieu griff den Großen Plan von Henri IV. auf und realisierte ihn endlich. Der große Krieg, der nun doch geführt werden sollte, war kein anderer als: der Dreißigjährige Krieg.

    Verrat im Namen der Königin: Der Film spielt im Frankreich zu Beginn der 1570er Jahre und dreht sich um die Verhandlungen zwischen den Katholiken und Hugenotten.

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  13. #583
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    Der große Plan, den Henri IV. 1610 verwirklichen wollte, sprich die große kriegerische Auseinandersetzung Frankreichs gegen die Habsburger Umklammerung, wurde durch das Attentat auf ihn... nein, nicht aufgehoben, nur aufgeschoben. So in EU4: Die Mechanik schreibt nicht das Jahr vor, in dem der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten mit Waffen ausgetragen wird. Sicher ist aber, dass er kommt. Damit ist klar, worum es im nächsten Kapitel geht.

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  14. #584
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    Da muss ich immer an folgendes denken:
    ex flammis orior

  15. #585
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    Der Dreißigjährige Krieg



    Mit Gottes Segen in die Hölle – Der Dreißigjährige Krieg
    Kaiser Matthias (1612-1619)
    Kaiser Ferdinand II. (1619-1637)
    Kaiser Ferdinand III. (1637-1657)
    Startdatum: 23. Mai 1618

    Phase Eins: Böhmen und die Pfalz (1618-1623)


    Es begann mit einem Vorfall, der sich am 23. Mai in Prag ereignete. Eine empörte Menschenmenge drang in die Burg Hradschin ein, um die Statthalter des Kaisers zur Rede zu stellen. Diese hatten nämlich den Böhmen verboten, sich zu ihrer Ständeversammlung zusammenzufinden. Das roch nicht nur nach einer Beschneidung der vom Kaiser seit Jahren verbrieften Rechte der Böhmen, die wütenden Prager sahen darin auch eine weitere katholische Anmaßung gegen ihren protestantischen Glauben. An der Spitze des Zugs marschierten die Führer des böhmischen Adels, Joachim Andreas von Schlick sowie Heinrich Matthias von Thurn. Während Schlick ein eher vorsichtig agierender Lutheraner war, vertrat der Calvinist Thurn eine radikalere Position. Das Aufeinandertreffen der beiden mit den kaiserlichen Statthaltern eskalierte, und das war wohl auch so beabsichtigt. Die Menge ergriff die Beamten und warf sie kurzerhand aus dem hohen Burgfenster in die Tiefe.



    Überraschend überlebten die drei Kaiserlichen den Sturz, denn sie stürzten nicht in den harten Burggraben, sondern auf einem Misthaufen, der den Aufprall halbwegs abfing. Die Aufständischen setzten den Statthaltern nicht entschlossen nach, man ließ sie aus Prag entkommen. Offenbar waren die Böhmen der Meinung, dass der Kaiser nach diesem Vorfall nicht mehr wagen würde, sich an den Rechten seiner böhmischen Untertanen zu vergreifen.



    Es war ein banales Ereignis, das sich da 1618 in Prag abspielte, aber es der Funken, der Deutschland für drei Jahrzehnte in Brand setzen sollte. Das wird nur verständlich, wenn man diesen sogenannten „Prager Fenstersturz“ nicht als Ursache, sondern als Auslöser des nun ausbrechenden Krieges versteht.

    Rund hundert Jahre zuvor hatte Martin Luther 1517 mit seinen Thesen die katholische Kirche in seinen Grundfesten erschüttert. Er wollte das korrupte Papsttum reformieren und den Glauben auf das Fundament der biblischen Schriften zurückführen. Das war keine unerhebliche Angelegenheit, denn es war für die Menschen eine Frage des Seelenheils, ob man den Glauben korrekt praktiziert. Und so spaltete sich das abendländische Christentum auf in Katholiken und Protestanten, weil man sich über die Vorschriften zu der Ausgabe des Abendmahls, das Verehren von Heiligen als Mittler zwischen den Menschen und Gott, oder ob auch Laien selber die Bibel studieren dürfen. Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand I. waren aufgrund ihres Amtes dem Katholizismus verpflichtet, aber sie mussten erkennen, dass der Protestantismus nicht einfach wieder verschwinden würde. Sie wollten aber nicht verantworten, dass Christen das Blut anderer Christen vergießen und so war es 1555 zum Augsburger Religionsfrieden gekommen. Darin wurde die friedliche Koexistenz der Konfessionen geregelt. Katholisches Kirchengut in protestantischen Gebieten wurde übertragen, ein handfester Verlust für die Kirche und dem katholischen Teil des Reiches. Offen ließ der Religionsfrieden zudem die Rechte der Calvinisten, eine Art von radikalerer Fraktion innerhalb der Protestanten, die sich von den gemäßigteren Lutheranern abgrenzte. Kein Wunder also, dass auch nach 1555 das Misstrauen untereinander blieb.

    Während in Frankreich der Konfessionsstreit zu einem Bürgerkrieg eskalierte, der unter anderem in dem blutigen Pogrom der Bartholomäusnacht von 1572 gipfelte, blieb es im Heiligen Römischen Reich zunächst bei einer gespannten Ruhe. Doch über die weiteren Jahrzehnte hinweg verblasste die Erinnerung an den Schrecken, der die Deutschen einst davon abgehalten hatte, übereinander herzufallen. Die Hardliner gaben allmählich den Ton in der Politik an, vor allem bei den Katholiken. Die Gegenreformation, die der Papst zum Ziel ausgerufen hatte, war um 1600 der Trend. Neben den theologischen Aspekt trat noch der politische, denn Kirche und Staat waren noch keine getrennten Instanzen. In Frankreich etwa kämpfte der katholische König gegen die protestantischen Hugenotten. Die calvinistischen Niederlande führten einen Unabhängigkeitskrieg gegen das katholische Spanien. Schweden und Dänemark waren protestantisch, Polen katholisch, und alle drei kämpften um die Vorherrschaft in Ostsee und Baltikum.



    Im Heiligen Römischen Reich lag die Entladung der konfessionellen Spannungen schon vor 1618 in der Luft, auch wenn dann der Prager Fenstersturz war, der zum Krieg führte. Der Reichstag war schon seit 1608 politisch lahmgelegt, Protestanten und Katholiken blockierten sich. Der amtierende Kaiser Rudolf II. schob derweil eine ruhige Kugel, er interessierte sie mehr für die schönen Künste. Als fünf Jahre später der nächste Reichstag ebenfalls blockiert wurde und ergebnislos auseinanderging, verabredeten sich die Protestanten am 12. Mai 1613 zu einem Bündnis, der Union, zusammenzuschließen. Darin versprachen sie sich, einander gegen katholische Aggressionen beizustehen. Die Union hatte einen defensiven Charakter und begrenzte sich auf eine Art gemeinsame protestantische Landesverteidigung. Die Reaktion der Gegenseite ließ nicht lange auf sich warten, prompt schlossen sich die katholischen Fürsten zur Liga zusammen. Mit Union und Liga gab es nun zwei politische Blöcke im Reich.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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