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Thema: [CK2/EU4] Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt

  1. #181
    Hamburg! Avatar von [DM]
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    Hier lernt man einiges.
    Danke für deine Mühe nochmals.
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    Make Byzantium even greater!
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    Imperium first, Bedenken second!

  2. #182
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Habt Ihr eventuell Wünsche, wer zwischenzeitlich mit einem Kapitel drankommen sollte? Ich denke, zum EU4-Startjahr 1444 wäre ein ausführlicher Rundblick gut.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  3. #183
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Duell: Barbarossa und der Löwe

    Heinrich der Löwe machte nun seinen nächsten Schachzug und vermählte seine Tochter Gertrud, die aus seiner ersten Ehe mit Clementia von Zähringen stammte, mit dem Schwabenherzog Friedrich, dem eben erwähnten Sohn des früheren Königs Konrad. Die Ehe sollte den Clinch zwischen Welfen, Staufer und Zähringer in Süddeutschland mildern, war aber nicht von langer Dauer.



    Im Herbst brach Barbarossa zu seinem vierten Italienzug auf – enttäuscht darüber, dass sein Vetter Heinrich ihm wieder keinen Beistand leistete. Der Kaiser musste erstmals mit einer größeren Zahl von Söldnern nach Italien ziehen, was ihn Unsummen kostete. Das Jahr 1167 brach an und brachte Heinrich dem Löwen einige eigene Probleme. Sein alter Widersacher Albrecht der Bär hatte mit dem Erzbischof von Magdeburg und dem Landgraf von Thüringen eine Fraktion gebildet, ihr gemeinsames Heer erschien vor der ihnen verhassten Festung Haldensleben und belagerten sie. Gleichzeitig zerstörte der Oldenburger Graf Christian eine von Heinrichs Burgen und zog mit seinen friesischen Soldaten nach Bremen, wo ihn die Bürger freudig als Befreier von dem unbeliebten Welfen begrüßten.



    Der Löwe musste jetzt schnell reagieren. Die Wenden befriede er, indem er seinen dort verhassten Präfekten zurückberief und den Fürsten Pribislaw mit dem Land seines Vaters Niklot belehnte. Nur das Gebiet um Schwerin nahm er davon aus, das er seinem getreuen Grafen Gunzelin gab. Das war für den Herzog ein Rückschlag, doch nur so konnte er den Zweifrontenkrieg entschärfen. So im Osten abgeschirmt, wendete sich Heinrich zunächst seinem Gegner, dem Erzbischof von Magdeburg, zu. Dort marschierte er ein und ließ schlimme Verwüstungen in den Dörfern und Feldern anrichten. Wichmann von Magdeburg ließ sich davon nicht abbringen, Haldensleben zu belagern, also ging der Herzog daran, seine eingeschlossene Garnison zu entsetzen. Da gelang es aber einigen geistlichen Herren, dem Kampf Einhalt zu gebieten und eine Vereinbarung zustande zu bringen, wonach der Herzog die Festung nach Ostern 1167 während eines Fürstentages dem Erzbischof übergeben sollte.

    Das verschaffte dem Welfen Zeit, die er nutzte, um weiter nach Bremen zu ziehen. Zunächst standen sich die Gegner dort vier Tage lang nur auf Distanz gegenüber, denn jeder wollte erst einmal seine Siegchancen erkunden. Währenddessen hatte Heinrich Verstärkungen herangeholt, das zwang die Oldenburger zum Verlassen von Bremen. Sie zogen sich in die heimischen Festungen zurück, die inmitten der friesischen Sümpfe lagen und nur schwer anzugreifen waren (Sümpfe kommen in CK2 als Terrain leider gar nicht vor). Der Herzog ließ das abtrünnige Bremen plündern und erklärte über die Einwohner die Acht. Viele der Bremer flohen vor der Rache des Welfen in Scharen nach Friesland. Gegen Zahlung von 1000 Mark Silber nahm der Herzog die Bremer aber wieder in seine Gnade auf.

    Nun sollte der Herzog Haldensleben dem Magdeburger Erzbischof übergeben. Aber Heinrich bereute diese Zusage längst, schließlich fühlte er sich jetzt wieder stark genug, um allen Attacken widerstehen zu können. Die Reaktion kam prompt, die gegen ihn gerichtete Koalition vergrößerte sich um den Markgraf von Meißen, außerdem erklärte das Kölner Erzbistum seine Solidarität mit den Empörern. Da war sie wieder, die Rivalität zwischen dem Welfen Heinrich und dem Kölner Rainald von Dassel. Die Situation war für Heinrich erst recht gefährlich geworden. Die Streitkräfte der vereinigten Fürsten zogen gegen Goslar und verwüsteten es samt ihrer Pfalz. Die Goslarer, die immer schon lieber königlich, also eine freie Reichsstadt gewesen wären, als dem Herzog zu unterstehen, erhoben sich nun ebenso wie einige Monate zuvor die Bremer, um die Herrschaft des Welfen abzuschütteln. Aber es nützte den Golarern ebenso wenig wie den Bremern, denn auch hier war der Löwe rasch zur Stelle und zeigte den Abtrünnigen, dass er nach wie vor der Herr war. Dem ebenfalls aufständischen Hildesheim ging es nicht anders. „Durch ganz Sachsen brauste der wilde Sturm des Aufstandes, weil alle Fürsten gegen den Herzog kämpften. Krieger wurden gefangen und verstümmelt, Burgen und Häuser zerstört und Städte eingeäschert“, schreibt Helmold von Bosau. In dem Karussell der gegenseitigen Verwüstungen, Plünderungen und Annexionen gelang es dem Magdeburger Erzbischof, die für uneinnehmbar gehaltene Festung Haldensleben zu zerstören. Nun schlug sich auch der Lübecker Bischof Konrad, den Heinrich erst drei Jahre zuvor selbst eingesetzt hatte, auch auf die Seite seiner Gegner. Der Herzog schlug zurück und konfiszierte den Lübecker Besitz, außerdem riss er die Verwaltung der Bremer Münze an sich. Wenn die sächsischen Fürsten geglaubt hatten, dank ihrer Überzahl in Abwesenheit des Kaisers mit dem Löwen leichtes Spiel zu haben, so sahen sie sich darin bald getäuscht, denn der Welfe wusste sich hartnäckig zu wehren und schlug unerbittlich zurück.

    Von dem allgemeinen Aufruhr in Sachsen hatte auch der Kaiser in Italien erfahren und zwei Abgesandte dorthin losgeschickt, Erzbischof Christian von Mainz und Berthold von Zähringen. Den beiden kaiserlichen Beauftragten gelang es, das sächsische Chaos im Herbst 1167 zum Stillstand zu bringen und eine allgemeine Waffenruhe durchzusetzen.

    Aus Italien, von wo aus die beiden Gesandten geschickt worden waren, gab es viel zu berichten. Kaiser Friedrich Barbarossa hatte es geschafft, Rom einzunehmen und seinen Gegenpapst Paschalis III. zu inthronisieren. Papst Alexander hatte die Stadt fluchtartig, als Pilger verkleidet, verlassen müssen. Der Staufer schien auf dem Höhepunkt seiner Macht zu stehen. Da machte in der Augusthitze 1167 ein über Rom hereinströmender Wolkenbruch die Stadt zu einer einzigen Kloake, in der sich die Malaria mit rasender Schnelligkeit ausbreitete. Einige tausend Deutsche wurden in wenigen Tagen dahingerafft, unter ihnen nicht wenige kirchliche und weltliche Fürsten, vor allem: der Kölner Erzbischof und Kanzler Rainald von Dassel, sowie der Schwiegersohn des Löwen Herzog Friedrich IV. von Schwaben.



    Mit den siechen Resten des Heeres konnte der Kaiser unmöglich einen weiteren Marsch nach Süden, gegen Sizilien, wagen. Selbst der Heimmarsch geriet zum Debakel, weil sich die lombardischen Streitkräfte den Deutschen in den Weg stellten. Barbarossa musste Italien im März 1168 schließlich mit einer kleinen Schar von Getreuen und als Knecht verkleidet, über den Umweg Piemont verlassen. Der direkte Weg nach Norden war ihm versperrt.

    Nach dem vermittelten Waffenstillstand befand sich auch Heinrich der Löwe weiterhin in einer schwierigen Lage – und dachte ans Heiraten. Aber gut, es ging um die ihm anverlobte Tochter des englischen Königs. Die Aufbesserung seines Prestiges sowie die stattliche Mitgift der Braut konnten dem Welfen in seinen Kriegsbemühungen nur helfen. Außerdem war es Zeit, einen Sohn zu bekommen. Heinrich hatte noch keinen Erben und der einzige Spross seines Onkels Welf war in Rom an der scheußlichen Malaria gestorben. Die Hochzeit zwischen Heinrich und Matilda am 1. Februar 1168 in Minden war ein Gesellschaftsereignis. Das eigentliche Hochzeitsfest und das Beilager, mit dem die Ehe erst vollzogen wurde, feierte man in Braunschweig mit großem Gepränge. Auf dem folgenden Bild von 1172 ist Matilda im Alter von 16 Jahren zu sehen, bei der Hochzeit war sie, na ja, zwölf Jahre alt.



    Die Kämpfe in Sachsen brachen im Frühjahr 1168 erneut aus, aber dieses Mal war der Kaiser zurück im Lande. Er berief die sächsischen Fürsten für den 5. Mai zu einem Hoftag nach Würzburg – aber sie kamen nicht. Auch einen zweiten Termin im Laufe des Mai 1168 ließen sie verstreichen, ja setzten die Verwüstungen in den Gebieten des Herzogs nach Kräften fort. Das war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Autorität des Kaisers arg gelitten hatte. Erst nach dem dritten Anlauf kam es Ende Juni 1168 zu dem Reichstag, bei dem sich alle Kontrahenten persönlich gegenüber saßen.

    Friedrich Barbarossa nahm seinen Vetter gegen die Anklagen der Fürsten in Schutz und versuchte, Frieden zu stiften. Der Kaiser brauchte Ruhe in Sachsen, wenn er noch einmal mit Macht in Italien auftreten wollte. Die Gegner des Löwen bezichtigte er daher, Unruhe gestiftet und damit seinen Italienzug von 1166 geschwächt zu haben. Das war ein schwerer Vorwurf, darauf standen harte Strafen. Barbarossa machte damit aber nicht Ernst, das hätte nur Öl ins Feuer gegossen. Murrend versprachen die sächsischen Fürsten, Heinrich in Ruhe zu lassen. Der Kaiser war nicht gerade überparteilich aufgetreten, zu offenbar war seine Nähe zu dem Welfen. Heinrich war durch die Fürsprache des Kaisers in der Tat günstig davongekommen. Und daher verlangte Barbarossa nun eine Gefälligkeit dafür – die Rückgabe von Goslar. Dem musste Heinrich nachgeben, es war ein herber Verlust für ihn. Goslar war strategisch wichtig gelegen und mit seinen Silberbergwerken wirtschaftlich bedeutend. Heinrich der Löwe beschloss, dass sein Vetter dafür einen Dämpfer verdiente.

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  4. #184
    Legion Doge Avatar von Zplash
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    Die frühen Habsburger bzw Österreich bissl ?
    Zitat Zitat von Paidos Beitrag anzeigen
    Die Legende besagt, dass Zplash noch immer Steinhagel einsetzt
    Zitat Zitat von Fimi Beitrag anzeigen
    Wer Raucht, gehört eh vom Balkon geworfen
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  5. #185
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    Zitat Zitat von Zplash Beitrag anzeigen
    Die frühen Habsburger bzw Österreich bissl ?
    Passt! Habe mir just Rudolf von Habsburg als nächsten vorgenommen, bin mit dem Schreiben gerade im späten 13. Jahrhundert.
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  6. #186
    Legion Doge Avatar von Zplash
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    Zitat Zitat von Mark Beitrag anzeigen
    Passt! Habe mir just Rudolf von Habsburg als nächsten vorgenommen, bin mit dem Schreiben gerade im späten 13. Jahrhundert.
    freu mich schon, hörte von dem schon lange nichts mehr
    Zitat Zitat von Paidos Beitrag anzeigen
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    Zitat Zitat von Fimi Beitrag anzeigen
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  7. #187
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Der ist ja auch schon länger tot.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  8. #188
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    Aber wenigstens anrufen könnt' er ja trotzdem mal!
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  9. #189
    Legion Doge Avatar von Zplash
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    Zitat Zitat von Fimi Beitrag anzeigen
    Der ist ja auch schon länger tot.
    Dann müsst man von STS-Großvater auch bezweifeln

    b2t: Ich meinte der Geschichtsunterricht is schon lange her

    Ich weiß nur, dass er das Babenberger Reich bekam und Tirol&Kärnten(was er vorher schon besaß?) so nach Österreich brachte, oder so
    Zitat Zitat von Paidos Beitrag anzeigen
    Die Legende besagt, dass Zplash noch immer Steinhagel einsetzt
    Zitat Zitat von Fimi Beitrag anzeigen
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  10. #190
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Dann sag doch einfach, was du meinst
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    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  11. #191
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    Duell: Barbarossa und der Löwe

    Der Herzog nutzte die familiäre Bande, die er zu Englands Henry II. geknüpft hatte. Der Plantagenet war ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass der Macht der Staufer Einhalt geboten werden müsse. Der im Exil weilende Papst Alexander bot sich da als geeignetes Gegengewicht zum Kaiser. Um das Schisma waren jüngst erhebliche Ungewissheiten entstanden. Im zehnten Jahr des Kirchenstreits starb der Gegenpapst Paschalis in Rom und wieder wurde Barbarossa von der schnellen Nachfolgewahl eines nächsten Gegenpapstes, Calixt III. sein Name, überrumpelt.

    Auch in Sachsen starb jemand, und zwar der Bremer Erzbischof Hartwig, ein alter Gegner des Welfen. Sofort bildete sich eine Fraktion in Bremen, um Siegfried, den Sohn von Albrecht dem Bären, als Nachfolger auf den Erzbischofsstuhl zu wählen. Das war gefährlich für Heinrich, denn Bremen hätte dann mit der Macht des Brandenburger Markgrafen zusammengestanden. Und wieder war der Herzog entschlossener und grimmiger in seinen Handlungen, er unterband mit harter Hand die Wahl von Siegfried. Wieder musste der Kaiser einen Reichstag einberufen, um über die Streitigkeiten in Sachsen zu richten.



    Nur der kaiserlichen Autorität war es zuzuschreiben, dass sowohl Heinrich der Löwe als auch seine Gegner, der Erzbischof von Magdeburg sowie die Markgrafen von Brandenburg, Meißen und der Lausitz wie auch der Landgraf von Thüringen und andere Herren im Juni 1169 nach Bamberg kamen. Man kann sich vorstellen, mit welch mühsam verhaltenem Grimm sich diese Widersacher dort begegneten und gegenüber saßen, da sie sich doch sonst bei einem Treffen auf freiem Felde unweigerlich auf Leben und Tod bekämpft hätten. Und wieder hielt der Kaiser zu seinem Vetter, in Bremen sollte Heinrichs früherer Kaplan Balduin Erzbischof werden. Für die große Zahl der sächsischen Fürsten, die zum Askanier Siegfried hielten, war das eine bittere Enttäuschung.

    Wieder verlangte der Kaiser für seine Parteinahme von dem Welfen eine Gegenleistung. Heinrich hatte zu unterstützen, dass Friedrichs vierjähriger Sohn Heinrich (VI.) zu seinem Nachfolger gewählt wird. Für den Welfen war das das Ende seiner Ambitionen, später einmal selber Nachfolger des Staufers auf dem Thron zu werden. Der Junge wurde im August 1169 dann auch in Aachen zum König gekrönt. Seinen erstgeborenen Sohn Friedrich überging Barbarossa. Das mag politisch begründet gewesen sein, denn nach dem Tod des Herzogs Friedrich IV. (die Malaria-Geschichte in Rom) war der kleine Friedrich der neue Herzog von Schwaben geworden. Von manchem Fürsten wäre Widerstand gegen eine solche Machtzusammenballung zu erwarten gewesen, wenn dieser Junge dann auch noch die Krone hätte erben sollen. Barbarossa hat seinen Erstgeborenen aber wohl auch übergangen, weil dieser vermutlich ein Gebrechen hatte, dass ihn für den Vater als Monarchen nicht für geeignet erscheinen ließ. Und in der Tat, der kleine Friedrich starb noch im selben Jahr. An seine Position als Herzog von Schwaben rückte nun Barbarossas dritter Sohn Konrad, der von nun an den staufischen Leitnamen Friedrich erhielt.



    Heinrich der Löwe musste zusehen, dass er beim nächsten Aufstand seiner sächsischen Fürsten nicht wieder alleine dastehen würde. In den Jahren 1170 und 1171 arrangierte er deshalb für zwei seiner Töchter politische Ehen. Zunächst gab er die unehelich geborene Mathilde dem Sohn des Wendenfürsten Pribislaw zur Frau, dann verhandelte er mit dem dänischen König Waldemar die Ehe zwischen dessen Sohn, dem Prinzen Knud, mit Gertrud. Die war vorher ja die Frau des Staufers Friedrich IV. von Schwaben gewesen (der mit der Malaria), nun also Witwe. Okay, Knud war erst acht Jahre alt, die Vermählung musste also später stattfinden. Aber Gertrud zog bald an den dänischen Königshof. Dem dänischen König gestand der Welfe eigenen Einfluss auf das Land der Wenden zu, es war eine Aufteilung der Beute. Heinrich der Löwe sicherte mit der zweifachen Heiratspolitik seine Grenzen ab.




    d) Heinrichs Pilgerfahrt

    Als dann noch am 18. November 1170 sein alter Widersacher Albrecht der Bär starb, bedeutete das für den Herzog eine erhebliche Entspannung der Lage. Von Albrechts Söhnen und insbesondere von seinem Nachfolger Otto erwartete Heinrich offenbar keinen Angriff. Nach den Wenden und den Dänen waren nun auch die sächsischen Fürsten zu einem dauerhaften Frieden bereit. Die Voraussetzungen waren günstig, Heinrich der Löwe änderte seinen Fokus auf Frömmigkeit.



    Eine Pilgerreise in das Heilige Land gehörte zum guten Ton, in ritterlichen Kreisen allemal. Dem Welfen war es wohl nachträglich nur recht, dass er nicht 1147 mit dem großen Haufen des misslungenen zweiten Kreuzzugs ins Morgenland aufgebrochen war (er hatte ja damals seinen „eigenen“ Kreuzzug gegen die Wenden geführt). Jetzt hatte Heinrich eine bessere Gelegenheit, als Einzelreisender vor aller Welt seine Würde und seinen Reichtum zu präsentieren. Erzbischof Wichmann von Magdeburg, mit dem er noch vor kurzem im Krieg gelegen hatte, konnte kaum anders, als den Herzog für ein so frommes Unterfangen freizustellen. Der Kirchenfürst war sogar bereit, Heinrich während dessen Abwesenheit zu vertreten, und er gab damit die beste Versicherung für die Einhaltung des Friedens ab.

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  12. #192
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    Duell: Barbarossa und der Löwe

    Mit rund 500 Rittern brach der Löwe mitten im Winter, im Januar 1172, in Braunschweig auf, begleitet von Bischof Konrad von Lübeck, mit dem er sich wieder ausgesöhnt hatte. Auch die Äbte von Braunschweig und Lüneburg, Fürst Pribislaw und Graf Gunzelin waren dabei. Es ging zunächst über Baiern, wo Heinrich einige örtliche Angelegenheiten regelte. Weiter ging es nach Österreich, wo er von Herzog Heinrich II. Jasomirgott begrüßt wurde. Gut, die beiden hatten sich früher wegen des Herzogtums Baiern ordentlich gezankt, inzwischen war ihr Verhältnis aber ganz gut. Jedenfalls bereitete der Babenberger dem Welfen in Wien einen glänzenden Empfang, und der Löwe nutzte wohl die Gelegenheit, das nahegelegene Grab seiner Mutter zu besuchen.

    Über die Donau ging es weiter nach Ungarn. Als Heinrich am 4. März 1172 Gran, die damalige Hauptstadt des Landes, erreichte, trafen sie auf die beginnenden Trauerfeierlichkeiten für den plötzlich völlig unerwartet verstorbenen König Stephan III. - konnte man unter diesen Umständen die Reise einfach fortsetzen? Nach Beratungen mit den ungarischen Fürsten und Versicherungen, dass man die Weiterreise nicht übelnehme, begaben sich die Wallfahrer wieder auf ihre Schiffe. Vor Belgrad gab es einen Schiffbruch, aber dem Welfen passierte dabei nichts. Hinter Belgrad musste die Reise zu Land fortgesetzt werden, die Stromschnellen des so genannten Eisernen Tores in den Karpaten waren zu heikel. Die Serben waren den Durchreisenden weniger gut gesonnen als die Ungarn, denn sie waren kurz zuvor vom byzantinischen Kaiser gedemütigt worden, nachdem sie einen Aufstand gewagt hatten. Die Reisegesellschaft war aber nicht unbewaffnet, man konnte sich nächtlicher Übergriffe erwehren. In erstaunlichem Tempo kam man voran und erreichte am 14. April 1172 Konstantinopel, die Kaiserstadt.



    Der byzantinische Kaiser Manuel I. war seit 1143 an der Macht und ein gebildeter Mann, dem Westen durchaus zugeneigt. Seine Gäste empfing er mit allem orientalischen Prunk, der die Besucher aus Sachsen tief beeindruckte. Es war Ostern und die Deutschen nahmen am Gottesdienst der Ostkirche teil, der fremdartig auf sie gewirkt haben muss. Manuel wollte die Spaltung der Kirche, die seit 1054 bestand, überwinden und dem römischen Papst unterstellen, mit sich selbst als den weltlichen Herrscher dieser vereinigten Christenheit. Deshalb sah Manuel in Friedrich Barbarossa stets einen Rivalen, mit dem er besonders wegen der Vorherrschaft über Italien aneinandergeriet.

    Als die Pilger schließlich ihre Weiterreise antraten, beschenkte Manuel sie reichlich und gab ihnen ein voll ausgestattetes Schiff mit. Damit ging es auf dem Seeweg weiter nach Akkon, wo man wieder an Land ging. Dort kamen ihnen bereits Männer der Templer- und Johanniterorden entgegen. Unter Lobgesängen und Hymnen wurden die Pilger in die Stadt geleitet.



    Herzog Heinrich blieb mit den Seinen zunächst drei Tage in Jerusalem. Er stiftete unter anderem dem Heiligen Grab einen großen Geldbetrag und der Auferstehungskirche drei prunkvolle Ewige Lampen, zu deren Unterhalt er die Einkünfte von zwei Häusern bestimmte, die er in Jerusalem kaufte. Besucht hat der Welfe Bethlehem, den Ölberg, den Jordan und jene Stelle in der Wüste, wo Christus der Überlieferung nach vom Teufel in Versuchung geführt worden ist.



    Die Rückreise trat Heinrich über den Landweg an, während ein Teil seines Gefolges mit dem byzantinischen Schiff den Seeweg wählte. Von den Schiffsreisenden starben unterwegs der Bischof von Lübeck und der Abt von Lüneburg. Der Herzog besuchte währenddessen etwa Anfang Juli 1172 Antiochia. Auf der Weiterreise begrüßte auch der Sultan von Ikonium herzlich: Er hatte eine Christin unter seinen Vorfahren und empfand eine Geistesverwandtschaft mit dem Welfen. Das hatte eine gewisse Ironie, war doch hier 25 Jahre zuvor der zweite Kreuzzug gescheitert. Zwar wollte Sultan Arslan II. sich nicht taufen lassen, aber Heinrich konnte bei ihm die Freilassung von christlichen Gefangenen erreichen. Erneut mit Geschenken überhäuft, konnten die Pilger mit Geleitschutz weiterreisen. Westlich des Bosporus traf Heinrich erneut den byzantinischen Kaiser, und wieder gab es Geschenke. Die weitere Heimreise legten die Pilger ohne Zwischenfälle auf dem gleichen Weg zurück, den sie im Frühjahr auf der Hinreise genommen hatten. In Ungarn begrüßte der neue König Bela III. den Welfen und gab ihm eine Eskorte bis zur Grenze nach Österreich mit.

    Der Herzog ritt sogleich nach Augsburg, wo der Kaiser zusammen mit vielen Fürsten Weihnachten feierte und seinen Vetter freudig begrüßte. Natürlich ließ er sich ausführlich über die Ereignisse der Reise berichten, zumal er ja einen Teil der Orte von seiner Teilnahme am zweiten Kreuzzug her kannte. Gemeinsam zogen der Staufer und der Welfe gegen die Polen, die militärisch an ihre pünktlichen Tributzahlungen erinnert werden mussten.

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  13. #193
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  14. #194
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  15. #195
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    Duell: Barbarossa und der Löwe

    Anschließend hielt sich Barbarossa eine Weile in Sachsen auf, wo ihm die dortige Aristokratie huldigte – mit Ausnahme der Söhne des verstorbenen Markgrafen Albrecht von Brandenburg. Der Kaiser wollte ihnen nämlich einen Teil ihres väterlichen Erbes wegnehmen und damit erwarb er sich natürlich keineswegs deren Sympathie. Heinrich der Löwe beäugte das Handeln seines Vetters mit Argwohn: Wollte Barbarossa in sein Einflussgebiet eindringen? Und was hatte der Kaiser während seiner Pilgerreise womöglich mit seinen sächsischen Fürsten besprochen? Womöglich waren seine Ländereien für den Fall seines Todes während der Pilgerreise verabredet worden, um seine Familie um ihr Erbe zu bringen. Aber Heinrich war wohlbehalten zurückgekehrt und eilte nach Braunschweig. In der Zwischenzeit war der erwartete Nachwuchs angekommen, allerdings war es zu seinem Leidwesen wieder eine Tochter.

    Das änderte sich pünktlich neun Monate nach Heinrichs Eintreffen in Braunschweig, seine Frau Matilda brachte um die Jahreswende 1173/74 einen Sohn zur Welt. Der Junge wurde natürlich Heinrich genannt und dürfte den Herzog sehr froh gemacht haben. Immerhin war der Löwe bereits 44 Jahre alt. Danach kamen rasch zwei weitere Söhne: Wohl im Jahre 1175 oder 1177 kamen – die Reihenfolge ist unklar – der nachmalige König Otto IV. und der bereits 1190 verstorbene Lothar zur Welt. Vermutlich war Lothar der ältere der beiden, denn ihm hatte Heinrich den Namen seines kaiserlichen Großvaters Lothar III. gegeben.



    Auf dem Bild ist rechts Heinrichs Onkel Welf VI. zu sehen, der 1191 sterben sollte. Der hatte ja in Italien die Mathildischen Güter erhalten und ging inzwischen auf die sechzig Jahre zu. Weil er einen aufwendigen Lebensstil pflegte und keine Nachkommen hatte, ereignete sich 1174 etwas Außergewöhnliches: Welf ging auf den Kaiser zu mit dem Angebot, ihm die Verfügungsrechte über sein Lehen zu verkaufen – er war halt pleite und brauchte keine Rücksicht auf die Erbansprüche von Söhnen zu nehmen. Für Heinrich den Löwen war es bestimmt eine herbe Enttäuschung, denn es handelte sich um Gebiete, mit denen sein Vater Heinrich der Stolze 1137 von seinem Großvater Lothar III. belehnt worden war: Tuszien, Spoleto, Sardinien und Korsika. Welf hatte kein Interesse daran, sich damit an seinen Neffen Heinrich zu wenden, die beiden verband so ziemlich gar nichts. Barbarossa griff zu und versprach Welf das Geld.

    Mit einigen politischen Schachzügen weitete der Kaiser das Gebiet der Staufer dann auch noch nach Franken aus und damit war klar, dass Heinrich der Löwe seine Herzogtümer Sachsen und Baiern nicht miteinander würde verbinden können. Der Welfe geriet ins Abseits gegenüber seinem Vetter, der seinen nächsten Italienzug plante, um endlich die Lombarden zu unterwerfen und das Problem der Kirchenspaltung – auch mit Gewalt – zu lösen. Es lag also Stunk in der Luft im Verhältnis zwischen Heinrich und Friedrich.




    e) Die Unterredung von Chiavenna

    Anfang des Jahres 1176. Heinrich der Löwe hat sich nach Baiern begeben, da erreicht ihn die Nachricht des Kaisers mit der Aufforderung zu einer Unterredung. Ort des Treffens soll der Ort Chiavenna nördlich des Comer Sees sein.

    Barbarossa befand sich in einer sehr misslichen Situation. Nach einer monatelangen opferreichen und schließlich doch vergeblichen Belagerung der ihm verhassten Stadt Alessandria während des ganzen Winters 1174/75 hatte er zwar mit den Lombarden im April 1175 einen Vorfrieden geschlossen. Er hatte aber keinen Keil in das Bündnis zwischen Norditalien und Papst Alexander III. treiben können. Inzwischen konnte der Kaiser seine Söldner nicht mehr bezahlen und musste sie ziehen lassen. Nun konnte er die erneut ausbrechenden Attacken der Lombarden kaum abwehren. Barbarossa hatte im Herbst 1175 bereits den Kölner Erzbischof Philipp in die Heimat entsandt, damit dieser dort neue Streitkräfte mobil machte.

    Mit seinem Vetter wollte der Kaiser offenbar selber reden. Ende Februar 1176 trafen die beiden wie verabredet zusammen. Der Staufer machte Heinrich dann Elogen, dass er ohne dessen persönliches Mitwirken gegen die Lombarden nichts ausrichten könne. Der Welfe stellte sich daraufhin wegen der Strapazen der bisherigen Feldzüge als ausgezehrt an Soldaten und Kräften dar, der 47jährige bezeichnete sich sogar selbst als einen Greis. Anstandshalber bot Heinrich stattdessen Geld an.

    Der Kaiser antwortete darauf: „Der Herr des Himmels hat Dich erhöht unter den Fürsten und Dich vor allem mit Reichtum und Ehren begnadet. Die ganze Stärke des Reiches beruht auf Dir. So ist es billig, dass Du, um die Armee aller zu diesem Werk zu kräftigen, Dich an die Spitze stellst, damit das Reich, welches jetzt zu wanken beginnt, durch Dich, der bisher anerkanntermaßen dessen vorzüglichste Stütze war, sich wieder kräftig erhebe. Wir bitten Dich, daran zu denken, dass wir Dir nie einen Wunsch abgeschlagen haben und stets bereit gewesen sind, Dich in allen Deinen Ehren und Würden zu fördern; dass wir Deinen Feinden stets feind waren und keinen Dir gegenüber mächtig werden ließen. Ohne also Deines Wortes und Deiner Eide zu gedenken, welche Du dem Reiche geschworen hast, wollen wir Dich jetzt nur an unsere Verwandtschaft, wodurch Du uns vor allen nahestehst, erinnern, damit Du in der gegenwärtigen Not uns, der wir zugleich Dein Vetter, Dein Herr und Dein Freund sind, zu Hilfe kommen, und dafür in Zukunft in allem, was Du wünschest, unseres Wohlwollens Dich versichert halten mögest.“

    Friedrich muss seine Lage wirklich in den düstersten Farben gesehen haben, wenn er davon sprach, dass das Reich zu wanken beginne. Wo war sein sonst stets spürbarer Stolz geblieben? Aber Heinrich ließ sich nicht durch solch unterwürfige, bittende Worte des Kaisers umstimmen. Zwar bot er Barbarossa jegliche Dienstleistung an, wies aber auf die Rechtslage hin, wonach er außerhalb der deutschen Lande und ohne allgemeines Aufgebot zu keiner Unterstützung des Kaisers verpflichtet sei.

    Angesichts solch hartnäckiger Weigerung und seiner Notlage scheint der Kaiser alle Beherrschung und allen Stolz verloren zu haben und er fiel vor dem Welfen auf die Knie und bat ihn flehentlich um seine Hilfe.



    Über die unmittelbaren Reaktionen auf diesen Kniefall wird verschiedenes berichtet. Einer schreibt, dass Heinrich bestürzt seinen Vetter so schnell wie möglich wieder aufgerichtet habe. Nach einer anderen Version hat der Truchsess des Herzogs seinen Herrn zurückgehalten mit den Worten: „Lasst die Krone des Reiches jetzt nur zu Euren Füßen liegen, Herr, sie wird bald auf Euer Haupt kommen!“ Die anwesende Kaiserin Beatrix dagegen soll ihren Gemahl aufgefordert haben: „Erhebe Dich, mein Herr, und gedenke dieses Falles, an den sich auch Gott erinnern möge!“ Vielleicht haben sich diese unterschiedlichen Darstellungen auch zugleich ereignet und Heinrich hat den Kaiser erst nach einigen Momenten des Zögerns aufgehoben. Es gibt auch einen Bericht, nach dem der Welfe es nicht für der Mühe wert erachtet habe, Friedrich aus seiner demütigen Geste zu befreien.

    Eines ist klar – der Löwe verlangte im Anschluss an diese Szene für seine Unterstützung vom Kaiser die neuerliche Belehnung mit Goslar, der reichsten Stadt Sachsens. Der Kaiser aber hielt es für schmachvoll, sich ein solches Lehen gegen seinen Willen abpressen zu lassen und verweigerte seine Einwilligung. Wenn es stimmt, dass die beiden einst die Aufteilung des Reiches in eine nördliche und eine südliche Interessensphäre verabredet hatten, dann hat der Löwe Goslar mit Recht zurückgefordert. Das Band zwischen den beiden Vettern war damit jedenfalls zerschnitten. Heinrich verließ Chiavenna voller Zorn über die verweigerte Belehnung und ritt zurück nach Baiern.

    Jetzt führte Heinrich eine Politik, die sich gegen den Kaiser richtete. Mit dem Österreicher Jasomirgott ordnete er einige Ansprüche im Süden und gewann damit mehr Kontrolle über den Alpenübergang am Brenner – für den Kaiser eine strategisch wichtige Route nach Italien. Und seinen Onkel Welf VI. umwarb er so lange, bis dieser ihm statt dem Kaiser den Verkauf der Mathildischen Güter zusagte. Auf das zugesagte Geld von Barbarossa wartete Welf nämlich noch immer und hatte keine Geduld mehr. Verständlich, denn er wollte über die Mittel naturgemäß zu seinen Lebzeiten verfügen. Für den Löwen eine gute Wendung – aber er spekulierte wohl ebenso auf den baldigen Tod seines Onkels, der ihn dann der vereinbarten finanziellen Gegenleistung entheben würde. Und so ließ er sich mit der Bezahlung auch Zeit und zögerte sie mehrere Jahre hinaus.

    Barbarossa erlitt unterdessen im Mai 1176 mit seinen viel zu wenigen Rittern in der Schlacht von Legnano nahe Mailand eine militärische Niederlage gegen mailändisches Fußvolk. Militärisch war die Niederlage nicht sehr bedeutend, aber politisch hatte es doch weitreichende Konsequenzen. Barbarossa musste Verhandlungen mit Mailand und Papst Alexander aufnehmen. Diese Verhandlungen führte der Kaiser zäh und mit Geschick und kam mit verhältnismäßig gutem Ergebnis durch. Im Frieden von Venedig 1177 schloss er zum einen mit den Lombarden einen sechsjährigen Waffenstillstand und mit dem Papst ein separates Abkommen. Die Kirchenspaltung wurde nach 18 Jahren beendet, denn Barbarossa erkannte Alexander III. nun als allein rechtmäßigen Papst an und leistete mal wieder den Stratordienst. Der Gegenpapst wurde abgesetzt.

    Das Ende des Schisma bedeutete eine „Umorganisation“ der Kirche. Immerhin hatte der Gegenpapst, dessen Herrschaft nun offiziell als nichtig angesehen wurde, zahlreiche Geistliche in ihren Stand geweiht. Diese Weihen galten jetzt als ungültig. Der Staufer ließ so manchen deutschen Kirchenfürsten, der wie er selbst gegen Alexander III. gestanden hatte, aus seinem Amt entfernen – und zwar bevorzugt jene, die Heinrich dem Löwen nahestanden. Gegner des Welfen, wie Erzbischof Philipp von Köln, erhielten von Papst Alexander eine neue Ernennung für ihr Amt und wurden vom Kaiser nicht länger zurückgehalten, gegen Heinrich loszuschlagen.

    Heinrich der Löwe glaubte sich zu dieser Zeit wieder einmal berechtigt, sich in zwei Fällen Erbschaften anzueignen, bei denen nur unmündige oder weibliche Nachkommen vorhanden waren (im Spiel sind das die Gründe, bei denen man schwache Ansprüche erheben kann). In einem Fall handelte es sich um die Erbschaft des Grafen von Oldenburg, wo er die Ansprüche von dessen kleinen Söhne überging. Im zweiten Fall ging es um Güter des Grafen von Assel, die eigentlich dessen Tochter zustanden. Und welch Zufall: In beiden Fällen handelte es sich um Verwandte des Erzbischofs Philipp von Köln. Der forderte vom Löwen die Rückgabe der Erbschaften an seine Familie, natürlich ohne Erfolg. Mit Ermunterung des Kaisers rüstete Philipp von Köln zum Krieg gegen Heinrich. Mit Mainz schloss Philipp einen Bund und stellte ein Heer auf, mit dem er in Westfalen einbrach.



    Sengend und brennend durchzog der Erzbischof mit seinen Truppen das Gebiet des Herzogs. Nicht nur Burgen wurden mit wildem Drang verwüstet, auch Kirchen und Klöster verschonten die Erzbischöflichen keineswegs. Heinrich musste sich angesichts dieses Sturms zurückziehen. Als bereits Hameln und Höxter verwüstet waren, gelang es Erzbischof von Magdeburg, den wütenden Philipp von Köln mit vielen guten Worten zum Stehen zu bringen. Heinrich der Löwe war offenbar so angeschlagen, dass er einem brüchigen Waffenstillstand mit vielen Zugeständnissen zustimmen musste. Philipp zog sich mit seinen Männer wieder über den Rhein zurück. Die Entscheidung über die Fehde sollte der Kaiser fällen, sobald er aus Italien zurückgekehrt war.

    Der führte zunächst eine mehrmonatige Inspektion von Burgund durch und ließ sich im Dom von Arles am 30. Juli 1178 zum König von Burgund krönen. Damit war er auch formell der König aller drei Reichsteile Deutschland, Italien und Burgund. Tatsächlich herrschte er schon seit der Aachener Krönung von 1152 über das ganze Reich, weil es für die italienischen und burgundischen Fürsten nach damaligen Recht keine Einspruchsmöglichkeit gab, den gewählten und gekrönten deutschen König für ihren Reichsteil abzulehnen.

    Im Oktober 1178 traf Barbarossa in Speyer ein, wo die Streithähne ihn erwarteten. Auch Herzog Heinrich ritt dorthin und beschwerte sich bei seinem Vetter über die Angriffe der anderen Fürsten gegen ihn. Natürlich stellte Philipp von Köln die Sache sogleich von der anderen Seite dar. Es stand Aussage gegen Aussage. Barbarossa überlegte – und vertagte die Angelegenheit auf einen Reichstag Mitte Januar in Worms, zu dem er beide Parteien lud.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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